Lethal Vacation. Josephine Lessmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Josephine Lessmann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753132730
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musterte Ivy mit strengem Blick. »Wenn du jetzt aufgibst, werde ich dir mit voller Wucht in den Hintern treten!«, drohte er ihr mit erhobenem Finger.

      Ivy begann herzlich zu kichern. Du kriegst dein Bein gar nicht so hoch.

      »Schön, dass du mich auslachst«, grinste er und Ivy schüttelte lächelnd den Kopf. »Also, atme tief durch und erzähl mir, wie dein Plan aussieht.«

      Sie schloss die Augen, atmete tief ein und aus und stemmte die Arme in die Hüfte.

      »Hailey und Konrad waren bei meinen Eltern und ich bat sie, sich mit meinen Schwiegereltern zusammenzuschließen. Ich wäre zu ihnen gefahren«, erklärte sie zögerlich.

      »Na siehst du! Du hast einen Plan. Und so werden wir es auch machen. Fertig.«

      Mutmachend strich er ihr über den Rücken, doch ihre Begeisterung hielt sich in Grenzen.

      »Das wird ein verdammt langer Weg ohne Auto. Keiner versteckt seinen Ersatzschlüssel in der Sonnenblende, wenn du verstehst, was ich meine, Rupert.«

      Zustimmend nickte er und verzog den Mund zu einer kurzweiligen Fratze. »Aber auch das kriegen wir hin. Und jetzt nehmen wir uns einen edlen Tropfen und stoßen darauf an, dass wir lebend angekommen sind. So viel Zeit muss sein.«

      Der Doktor schlängelte sich zwischen den Regalen entlang zur Sektabteilung und suchte mit strengem Blick nach einem edlen Tropfen. Er griff eine schwarze, edelverzierte Flasche und begutachtete sie kritisch. »Evi wollte den schon immer mal trinken«, verkündete er und hielt ihr das Gefäß hin. »Aber ich vermute eher, dass es um die Verzierung an sich ging. Der Name ist mit kleinen Brilliantsteinen verziert.«

      Behutsam legte er die Flasche in die Armbeuge, als wäre es ein Säugling.

      »Mac ist Alkoholiker«, platzte es aus Ivy heraus und sah in das wenig verblüffte Gesicht des Arztes.

      Nickend schritt Rupert mit einer weiteren Flasche auf sie zu und blickte ihr in die Augen. »Es war ein paar Tage, nachdem er bei uns eingezogen war. Ich ging mit Alice spazieren und fand seinen … naja … Flaschencontainer … Er entsorgte seine Reste in einem Schacht unterhalb der Mauer.«

      »Meinst du, dass das zum Problem werden könnte?«

      Rupert zuckte mit den Schultern. »Er ist teils sehr labil. Ich könnte für ihn nicht die Hand ins Feuer legen. Solange er die Trinkerei unter Kontrolle hat, billige ich das. Was anderes bleibt uns eh nicht übrig.«

      Ivy nickte und legte eine Packung Kekse, Kaugummis und Zigaretten in den Einkaufskorb, der an der Kasse stand.

      Gemeinsam schlenderten sie zurück zu den anderen, die auf sie warteten.

      *

      Rupert präsentierte die Sektflaschen und stellte sie auf einen kleinen Tisch.

      Argwöhnisch sahen Elmar, Klaas, Alice und Mac den Doktor an.

      »Auch wenn es sich komisch anhört, sollten wir darauf anstoßen, dass wir heil gelandet sind und denen gedenken, die dabei leider Gottes drauf gegangen sind«, verkündete Rupert etwas schnippisch und fummelte das Papier vom Flaschenhals.

      Verwundert beobachteten die anderen den Doktor.

      »Wissen wir jetzt, wie es weiter geht?«, hakte Klaas nach.

      »Wir werden zu mir nach Hause gehen«, antwortete Ivy und setzte sich auf die Sitzreihe.

      »Fahren«, schnippte Mac dazwischen.

      »Nein. Gehen«, erwiderte Ivy bestimmend. »Die Chancen stehen echt schlecht, einen fahrbaren Untersatz zu finden.«

      »Mit viel Glück finden wir ein älteres Modell, das könnten wir kurzschließen«, überlegte Klaas.

      »Ja, Vincent hat uns das gezeigt«, bestätigte Elmar nickend.

      Mit einem lauten Knall schoss Rupert den Korken an die Decke, versetzte die anderen in Schrecken und schenkte zufrieden jedem einen Schluck in die Plastikbecher ein.

      Zögernd sahen sie sich gegenseitig an und erhoben langsam die Becher. Rupert erhob sein Gefäß und trank einen Schluck. Das prickelnde Gesöff schmeckte nicht so verheißungsvoll, wie er erwartet hatte. Eher muffig und pelzig auf der Zunge. Er verzog sein Gesicht zu einer angewiderten Fratze. Die Mienen der restlichen Gruppen taten es ihm gleich.

      Ivy stellte ihr Getränk auf den Boden. Was für ein ekelhaftes Gesöff. Wer gibt für so was Geld aus?

      »Teilen wir uns auf und suchen Autos«, schlug Klaas vor und schüttete die Tasse im Mülleimer aus.

      Schnaufend erhob sich Mac aus dem Sitz, griff gezielt in den Waffenseesack und zog seine Sniper heraus. Nach Überprüfung des Magazins nickte er Ivy bereitwillig zu. »Lasst uns loslegen. Ich möchte ungern hier schlafen. Es ist kalt und der Tag hat erst begonnen.«

      Stumm nickte sie und verteilte die Waffen.

      ***

       Kapitel 2

      Berlin Schönefeld, Terminal A

      20. November 2014, 9:00 Uhr

      Die Gruppe lief durch den langen, teils verwinkelten Gang in Richtung Sicherheitskontrolle. Über den Duty-Free Shop gelangten sie zu einer Rolltreppe, die am unteren Ende zu den Kontrollen führte. Doch die Fahrtreppe war außer Betrieb und der Raum darunter finster.

      Mit langsamen Schritten stiegen sie die Stufen herab und leuchteten den kurzen Weg aus. Ruben blieb derweil oben stehen und zögerte. Er kläffte von der oberen Stufe aus nach Ivy.

      »Na, komm runter!«, rief sie und klopfte sich auf die Oberschenkel.

      Wieder kläffte er schwanzwedelnd und tippelte nervös auf der Stelle.

      Grinsend erbarmte sich Mac, die beschwerlich langen Rolltreppenstufen erneut hoch zu steigen. Schwanzwedelnd sah der Hund ihn an. Mac nahm das schwere Tier auf den Arm und stieg vorsichtig die Stufen hinab. Seine Beine schmerzten unter dem zusätzlichen Gewicht.

      Dankend lächelte Ivy den Amerikaner an, als er den Vierbeiner nach unten ließ.

      Auf den Förderbändern standen die Kisten, in denen die Passagiere das Handgepäck legen mussten. Die Gepäckwagen waren voller Koffer, die auf ihre Besitzer warteten.

      »Wir sollten nicht durch die Sicherheitsschleusen gehen. Nicht, dass der Alarm losgeht«, warnte Rupert und schlängelte sich zwischen den Gängen hindurch.

      »Ist euch schon aufgefallen, dass es hier keine Infizierten gibt?«, bemerkte Alice und stieg über Taschen.

      »Das stimmt. Wer weiß, wo die alle sind?«, wunderte sich Klaas und sah die große Tür, die zum Check In führte.

      Wieder folgten sie einem kleinen Gang und blieben vor einer Fensterfront stehen, von der aus sie auf den Parkplatz sehen konnten.

      Einige Autos standen auf den Stellplätzen. Transferbusse, die die Passagiere zum Flughafen brachten, warteten in den Einbuchtungen.

      »Mit viel Glück können wir mit einem der Busse von hier verschwinden«, hoffte Elmar und sah sich um.

      Gemeinsam liefen sie an den Check Ins der verschiedenen Airlines vorbei. Die Absperrstangen lagen vor den Schaltern verstreut auf den dreckigen Fliesen. Auf den Förderbändern lagen Gepäckstücke. Die Wechselstuben und Automaten waren versperrt und geschlossen. Selbst der einst prunkvolle Kaffeeladen hatte schon lange keine koffeinhaltigen Köstlichkeiten mehr hergestellt.

      Plötzlich spürten sie eine Detonation, die den breiten Gang erschütterte. Dreck rieselte von der Decke herunter.

      »Was war das?«, wunderte sich Alice.

      »Das Flugzeug. Vielleicht sind die Tanks explodiert«, mutmaßte Ivy gleichgültig und stand vor dem zertrümmerten Fenster der automatischen Eingangstür.