Sky-Navy 12 - Die Maske fällt. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748599319
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       Norsun-Schlachtschiff Nendahir

      „Die ausführende Hand der Seher an das ausführende Wort“, wandte sich der Ortungstechniker an den diensthabenden Offizier in der Bugzentrale des riesigen Hantelschiffes, „keine unbekannten Objekte in Reichweite unserer Fernaugen.“

      Der Norsun im Kommandosessel blickte auf den großen Panoramaschirm an der Frontseite der Zentrale. Er hatte Mühe seine Frustration zu verbergen und konnte nicht ganz verhindern, dass der Stachel an seinem Hinterleib Duftmoleküle der Enttäuschung absonderte. Zwar trug er den an Bord vorgeschriebenen Druckanzug, doch das Schutzfutteral über dem Stachel war geöffnet, da er diesen in die Aufnahme des Sitzes eingeführt hatte. Zwar dienten die hornigen Stacheln längst nicht mehr als Waffe, doch sie waren ein fester Bestandteil der Kommunikation der Norsun untereinander oder mit den eTronischen Steuerungen ihrer Systeme. Der Informationsaustausch erfolgte über das akustische Idiom, die mechanische Bedienung von Steuerelementen und die Interpretation der Pheromone.

      „Beim Feuerfall von Istwagh“, fluchte das ausführende Wort leise. „Nun haben wir zum dreiundsechzigsten Mal die Schwingung passiert und jede Fernsicht ergibt dasselbe Ergebnis: Nichts. Als seien die Menschen von den Sternen verschlungen worden.“

      Dreiundsechzig Stürze durch die Nullzeit und jeder Fern-Scan war ohne Ergebnis verlaufen. Die Suche nach dem mörderischen Schiff der Menschen blieb auch diesmal ohne Erfolg.

      Die ausführende Hand der Sprecher blickte von ihren Kommunikationsgeräten auf. „Statt nach einem einzelnen Schiff der Langnasen in unserem Hoheitsgebiet zu suchen, sollten die große Mutter und die kleinen Mütter einfach die Schlachtflotte entsenden und die Welten der mordgierigen Menschen in Asche verwandeln.“

      Im Grunde stimmte der Diensthabende dieser Meinung zu, dennoch widersprach er. „Die große Mutter und die kleinen Mütter werden in ihrer Weisheit ihre Gründe haben, wenn sie mit dem Vernichtungsschlag noch warten. Ich werde das Hoch-Wort und das Höchst-Wort verständigen, dass wir noch immer keinen Erfolg haben. Sie werden nicht erfreut sein.“

      Der Norsun-Offizier hatte recht. Der Kommandant des Schlachtschiffes und der Befehlshaber des Geschwaders saßen in der kleinen Offiziersmesse der Bugkugel, als sie die Nachricht erhielten.

      Höchst-Wort Ter-Ankor befehligte ein Geschwader aus inzwischen elf Hantelschiffen. Nach dem Kampf um Kell´Nar und dem Verlust eines Schlachtkreuzers hatte die große Mutter ihm Verstärkungen geschickt. Er kommandierte nun zwei Schlachtschiffe, vier Schlachtkreuzer und vier Kreuzer, die allesamt der Zweier-Serie angehörten. Hanteln mit je zwei Kugeln und einem Mittelteil. Hinzu kam ein Schiff der Dreier-Serie, dessen zusätzliche mittlere Kugel mit Beibooten und Truppen vollgestopft war. Die Kugel eines Kreuzers besaß einen Durchmesser von 200 Meter, die eines Schlachtkreuzers 400 Meter und ein Schlachtschiff, wie die Nendahir, verfügte über Kugeln von 600 Metern. Die insgesamt 1.800 Meter langen Riesen bildeten das Rückrat der Flotte der Norsun. Die Dreier-Hantel besaß ebensolche Ausmaße, ihre Bewaffnung war allerdings deutlich schwächer, da sie als Truppentransporter eingesetzt wurde.

      Ter-Ankor hatte, als einer der jüngsten Höchst-Worte der Norsun, nicht nur Verstärkung von der großen Mutter erhalten, sondern auch eine demütigende Rüge, da es ihm nicht gelungen war, das Menschenschiff auf Kell´Nar zu vernichten. Immerhin hatte er den Beweis erbringen können, dass das dortige Massaker an friedlichen Kolonisten von Menschen verübt worden war. Das Hoch-Wort der Menschen hatte sein Schiff mit großem Können und der erforderlichen Portion Glück geführt, so dass es entkommen war. Nun war die Warnung vor den Menschen an alle Einheiten der Flotte, alle Handelsschiffe und alle besiedelten Welten ergangen. Aufgrund der Ausdehnung des Norsun-Reiches würde diese Warnung, trotz der vielfach überlichtschnellen Kommunikation, die entfernten Norsun erst in Tagen erreichen.

      Ter-Ankor tauchte seinen Nasenrüssel in die Schüssel mit gewürztem Nährbrei und verbarg seine düsteren Gedanken. Die Kritik der großen Mutter war zwar kein direkter Vorwurf seines Versagens, doch es war eine Warnung, dass er sich keinen Fehler erlauben durfte, wollte er nicht zum einfachen Wort erniedrigt werden. Dabei spürte er die Zufriedenheit von Hoch-Wort Nesor. Der Kommandant der Nendahir sah vielleicht seine Chance nahen, bald selbst in der Hierarchie aufzusteigen.

      „Ich halte es für überlegt und angemessen, dass die Menschen zurück in ihr erbärmliches kleines Sternenreich geflohen sind“, meinte Nesor. Seine Kopffühler bewegten sich hin und her und zeigten, dass der Kommandant unsicher darüber war, wie er auf die Nachricht reagieren sollte. Auch wenn es ihn persönlich danach drängte die Menschen zu vernichten, so würde er seinem Gegenüber jedoch die Schlappe gönnen, wenn das Schiff entkam. „Jedes Schiff der großen Mutter und alle Schiffe der kleinen Mütter sind auf der Suche nach ihm.“

      „Jedes Schiff der großen Mutter und alle Schiffe der kleinen Mütter suchen auch schon seit Jahrhunderten nach der verborgenen Welt der Flachschlitznasen“, erwiderte Ter-Ankor grimmig. „Dennoch ist es uns bislang nicht gelungen, die geheime Basis der Negaruyen zu entdecken. Nein, Nesor, ich denke nicht, dass das Menschenschiff geflohen ist. An Bord sind blutrünstige Bestien, die irgendwo da Draußen lauern und auf die Gelegenheit hoffen, erneut morden zu können. Uns bleibt keine Wahl, als sie zu finden und zu stechen, damit sie kein erneutes Unheil über eine friedliche Welt bringen können.“

      „Dann gehen wir in die nächste Schwingung und setzen unsere Suche fort?“

      „Daran kann es keinen Zweifel geben.“

      Kapitel 6 Schleichfahrt

       D.S. Nanjing, APS-Kreuzer, Beuteschiff der Negaruyen

      Die Nanjing und die Sirandaar waren vor vielen Stunden aus der Schwingung gekommen. Die Berechnungen von Nargon waren perfekt gewesen. Die Schiffe erschienen jenseits des vierten Planeten, der ihnen Ortungsschutz zum dritten bot. Sie hatten sich im Schleichmodus treiben lassen und verbargen sich nun in der Deckung eines kleinen Asteroidenfeldes, welches sich zwischen den Planeten befand.

      Liu-dal-Mandar hatte der Bitte der Primär-Kommandantin entsprochen, nochmals an Bord des Menschenschiffes zu kommen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

      Desara-dal-Kellon musterte die Sternenkarte, die auf den Holoschirm vor ihrem Kommandosessel abgebildet war. Die Karte der Negaruyen war sehr detailliert und zeigte alle Welten des Feindes, die man in achthundert Jahren Krieg ausfindig gemacht hatte. Nur die eigene verborgene Welt war nicht eingetragen. Man fand sie auf keiner einzigen Sternenkarte, damit die Koordinaten den Norsun nicht in die Hände fallen konnten und die Offiziere und Navigatoren der Negaruyen kannten sie auswendig,. Natürlich waren nicht alle Stammwelten, Kolonien und Einrichtungen der Eierlinge verzeichnet, denn manche waren neu und noch nicht entdeckt worden, aber die immer wieder aktualisierten Karten halfen der verborgenen Welt ganz erheblich, die Schachzüge gegen den Feind zu planen.

      „Das Sorrosan-System“, sinnierte die Primär-Kommandantin. „Planet Drei wird von den Eierlingen Narret genannt.“

      Kommandantin Liu-dal-Mandar saß auf dem Klappsitz neben ihr. „Natürlich Narret. Eierlinge sind so schrecklich einfallslos. Alle Welten, auf denen sie eine kleine Mutter mit ihrem Stamm angesiedelt haben, benennen sie nach dieser Mutter. Ebenso wie die Hauptstadt des Planeten und das Flaggschiff von dessen Schutzflotte.“

      „Vielleicht sind die Eierlinge auch so zahlreich, dass ihnen einfach keine Namen mehr einfallen“, spottete Ontra. „Sie sollten ihre Welten durchnumerieren.“

      „Nun, wie dem auch sei… Jedenfalls ist Sorrosan Drei unser Ziel. Narret, die Residenz der kleinen Mutter Narret.“ Desara strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Als Sitz einer kleinen Mutter wird diese Welt gut geschützt sein. Doch darauf sind wir, dank der modifizierten Torpedos, welche die Sirandaar mitgebracht hat, vorbereitet. Wir können ihre Verteidigung zerschlagen, bevor wir mit der Nanjing angreifen. Doch zuvor müssen wir die Anlagen auf Narret erkunden, damit unsere Bodenflugkörper ihre Ziele finden.“

      „Mit der getarnten Sirandaar kann ich sehr nahe an den Planeten