Sky-Navy 12 - Die Maske fällt. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748599319
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Remington stand in der zweiten Arbeitsbucht des Hangars. Sie war von Technikern und Geräten umringt, Arbeitsbühnen waren am Rumpf aufgestellt und unter der Decke fuhren zwei Krangondeln emsig vor und zurück. Teile der Hüllenpanzerung waren entfernt worden, hauptsächlich an den Flanken des Schiffes, da man dort an den riesigen Atmosphäretriebwerken arbeitete. Ausrüstung, Vorräte und Munition wurden durch die entsprechenden Luken und Schächte an Bord gebracht, externe Leitungen versorgten das Schiff mit Luft und Energie, damit dessen eigene Anlagen überprüft werden konnten. Zwei gesonderte Kabel verbanden die zentrale Tetronik des Kreuzers mit jener der Basis, so dass Dateien und Sternenkarten aktualisiert werden konnten.

      Wartung und Instandsetzung dauerten nun schon sieben Tage, obwohl man mit Hochdruck daran arbeitete, die Remington wieder startklar zu machen. Doch die Schäden am Schiff waren, aufgrund der erfolgten Überbeanspruchung, nicht unerheblich. Die beiden unteren Atmosphäretriebwerke waren dermaßen in Mitleidenschaft gezogen worden, dass man sie vollständig austauschte. Man hatte die verschiedenen Triebwerksmodule bereits entfernt und brachte nun die neuen in Position.

      Besatzung und Sky-Troopers hatten einige Tage frei bekommen. Die führenden Offiziere, darunter Captain Joe Tangaroa und Chief-Engineer Lieutenant Burns, ließen es sich jedoch nicht nehmen, die Arbeiten mit Argusaugen zu beobachten.

      Der Leiter des Werft-Hangars dirigierte den Führer eines Laufkrans über ihnen, der gerade eine zwanzig Meter lange Hochleistungsturbine in den Rumpf des Kreuzers absenkte und konnte sich eine Kritik nicht verkneifen. „Ein Kreuzer ist für Starts und Landungen von Planeten konstruiert, Captain Tangaroa, aber er ist kein Landungsboot, welches man beliebig im Schwebeflug halten kann. Selbst ein FLV kann nur begrenzte Zeit in der Luft schweben.“ Er warf dem Captain einen vorwurfsvollen Blick zu. „Haben Sie eine Ahnung, wie viel Schubkraft erforderlich ist, um einen Brocken wie die Remington in der Luft zu halten?“ Als Tangaroa prompt die Werte nannte, war der Mann sichtlich überrascht, doch das änderte seine Meinung keineswegs. „Dann wissen Sie ja, was Sie ihren Triebwerken da zugemutet haben.“

      Der Master konnte sich die Kritik durchaus leisten. Er war ein ziviler Angestellter von Hollmann Constructions, die im Orbit um den Mars drei große Werften unterhielt und die, aufgrund des neuen Flottenbauprogramms, hauptsächlich Schiffe der Sky-Navy baute.

      „Es war eine besondere Situation, Master.“ Die Stimme gehörte zu Hoch-Admiral John Redfeather, der in Begleitung seines Adjutanten, Lieutenant Faso, in die Halle gekommen war. Beide hatten die Geräuschdämpfer aufgesetzt, die hier unverzichtbar waren und nur den Klang der menschlichen Stimme und eine bestimmte Warnfrequenz durch die Filter ließen. „Deswegen hat Captain Tangaroa auch keine Verwarnung oder Kritik verdient.“

      „Nun, wenn Sie das sagen, Hoch-Admiral… Aber das alte Atmosphärentriebwerk der Remington wäre da sicher anderer Meinung.“ Er winkte mit einem Arm. „He, Steve, langsam! Du demolierst noch die Außenpanzerung des Triebwerkschachtes!“

      Der Kranführer nickte, machte mit dem Mittelfinger der freien Hand jedoch zugleich ein Zeichen, welches den Master zu einer unfeinen Handlung aufforderte. Der revanchierte sich mit einem breiten Grinsen. Dann wandte sich der Master wieder den Navy-Offizieren zu. „Im benachbarten Hangar arbeiten unsere Jungs übrigens an einem FLV, das ähnlich ramponiert wie dieser Kreuzer ist. Ich glaube, das Ding trägt die Kennungen Ihres Schiffes, Captain Tangaroa.“

      „Nun, Lieutenant Mendez musste ihr Boot auch ziemlich ran nehmen.“

      „Gleich zu Gleich gesellt sich gerne, wie?“

      Redfeather sah den Master freundlich lächelnd an. „Ihre Kritik wäre sicherlich schwerwiegender, wenn Sie über eigene Kampferfahrung verfügten und die schwierige Situation im Gefecht nachvollziehen könnten.“

      Der Master errötete. „Hm, das habe ich wohl verdient, wie? Nichts für ungut, aber es ist ein Haufen Arbeit, die Sachen wieder in Ordnung zu bringen. Und bevor Sie mich jetzt fragen, Hoch-Admiral, der Kreuzer und das FLV werden heute noch fertig. Zumindest die Installationen. Die Testläufe können wir nur simulieren, denn wenn wir die Atmos hier drinnen starten, dann bläst es uns die Einrichtung in Stücke.“

      Redfeather nickte. Natürlich konnte man die Atmosphäre-Triebwerke nicht in der geschlossenen Halle starten. „Sie und Ihre Leute machen hier einen verdammt guten Job, Master. Ich hätte mit mehr Zeit für Reparaturen und Überholung gerechnet.“

      Der Master freute sich über das durchaus gerechtfertigte Lob. „Wir wissen ja, dass die Navy jede Einheit bitter nötig hat, Sir. Ich habe übrigens Verwandte auf Regan III. und die sind beim Angriff der Greens nur knapp mit dem Leben davon gekommen. Ich hoffe, die Navy tritt den Burschen kräftig in den Hintern.“

      „Ich hoffe, dies wird nicht erforderlich sein“, entgegnete Redfeather, „doch wir bereiten uns auf alle Eventualitäten vor.“

      Der Hoch-Admiral hatte nicht die Absicht, mit dem Master ein Gespräch über Strategie und Taktik zu führen. In den Medien gab es reichliche Spekulationen. Der Überfall der Norsun oder „Greens“ auf Regan III. hatte erhebliche Unruhe auf den besiedelten Welten hervorgerufen. Nur Wenige ließ die Vorstellung kalt, ihre Welt könne ebenfalls angegriffen werden. Der hohe Rat des Direktorats hatte verkündet, dass die Streitkräfte vorbereitet seien, man jedoch eine friedliche Lösung anstrebe.

      Diese offizielle Stellungnahme trug nicht unbedingt zur Beruhigung bei, denn wer ein wenig rechnen konnte, der konnte sich auch vorstellen, welches Ungleichgewicht zwischen den Kräften des menschlichen Direktorats und dem gewaltigen Reich der Norsun bestand.

      Die Turbine glitt in ihren Aufnahmeschacht. Ein Schwarm von Technikern machte sich daran die Halterungen des Krans zu lösen und das Triebwerksteil in seinen Lagern zu verankern, Anschlüsse herzustellen und die Außenpanzerung des Schachtes wieder zu schließen.

      „Der Zwischenfall auf Kell´Nar war sehr unerfreulich“, wandte sich Redfeather an Captain Joe Tangaroa.

      Der Maoriabkömmling mit den zahlreichen Tätowierungen, die sich auch über sein Gesicht zogen, nickte. „Dem muss ich leider zustimmen, Sir. Die Nanjing entkam und die Greens hielten uns für die Übeltäter. Wir konnten nur mit Mühe entkommen. Bei der nächsten Begegnung mit einem Navy-Schiff werden die Aliens wohl zuerst schießen, statt zu fragen.“

      „Ich würde mich an ihrer Stelle wohl kaum anders verhalten“, gab der Oberbefehlshaber zu. „Wir müssen also die Norsun unbedingt davon überzeugen, dass das Direktorat nichts mit dem Massaker auf ihrer Welt zu tun hat.“

      „Die Beweislage ist ungünstig, Sir. Wir fanden Beweise dafür, dass es ein APS-Kreuzer war, der die Kolonie angriff. Doch leider keine Belege dafür, dass dessen Besatzung aus Negaruyen besteht.“

      „Ja, eine üble Situation, die es uns nicht gerade leicht macht, mit den Norsun in Verhandlungen zu treten.“

      Lieutenant Faso räusperte sich. „Sir, der Translator und der Überlast-Sender…“

      „Richtig. Danke, Faso, ich hätte das schon nicht vergessen.“ Der Hoch-Admiral strich sich über das Kinn. „Wir haben zwei große Probleme, Captain. Die Verständigung mit den Norsun und das Auffinden der Nanjing. Nun, unsere Hoch-Koordinatorin und ihre wissenschaftliche Abteilung waren nicht untätig und unser besonderer Gast war Ausnahmsweise sehr hilfsbereit.“

      Der besondere Gast war auf der Basis noch immer ein gut gehütetes Geheimnis. Sker-Lotar war ein Norsun und eine Hand des Wissens. Er und die Besatzung seines Schiffes waren von einem Navy-Schiff auf dem Wrack-Planeten vor der Ermordung durch die Negaruyen bewahrt worden. Während der Rest der Besatzung von einem Hantelschiff gerettet wurde, hatte sich Sker-Lotar den Menschen angeschlossen, um mehr über diese zu erfahren. Für die meisten Menschen an Bord der Arcturus-Sky-Base war er ein „Geist“, da er sich nur in Begleitung und in dermaßen bauschiger Kleidung bewegen durfte, dass seine nichtmenschliche Statur im Verborgenen blieb. Der Wissende verfügte über relativ freien Zugriff auf die historischen Dateien der riesigen Datenbank. Redfeather hatte dies in der Hoffnung erlaubt, dass es zwischen beiden Völkern längst zu einem Frieden gekommen sein würde, wenn der Norsun eines Tages wieder zu seinem