Haarsträubende Geschichten. Gunnar G. Schönherr. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gunnar G. Schönherr
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847685531
Скачать книгу
Tür. Über die Türsprechanlage konnte ich feststellen, dass es der Nachbar war. Mich überlief es heiß und kalt. Möglicherweise ging sein Fernseher nicht mehr! Aber völlig falscher Alarm! Lediglich sein neues Telefon knistere etwas, teilte er mir mit und bat mich herzlich, doch mal nachzusehen, was ich auch gerne tat. Ich ging rüber, überprüfte die Sache, ruckelte kurz am Telefonstecker und konnte daraufhin feststellen, dass das Knistern verschwunden war. Ich dankte dem Himmel!

      Das war etwas verfrüht. Denn gut eine Stunde später läutete das Telefon. Ich war im Garten und bin natürlich hektisch ins Büro gehechtet. Bis ich jedoch an den Apparat kam, war die Leitung schon wieder tot. Eine Überprüfung der Anruferliste ergab, dass mein Nachbar vor wenigen Sekunden angerufen haben musste. Ich ignorierte diese Tatsache und begab mich wieder in den Garten, um die Tomaten fertig zu gießen.

      Danach inspizierte ich in der Garage mein neu gefertigtes Gartentürchen, das ich am kommenden Samstag einzubauen gedachte. Kaum hatte ich mit einer gewissen Genugtuung meine Arbeit als „ordentlich“ abgehakt, hielt ein Fahrrad vor meinem Haus. Es war der Nachbar. Er kam auf mich zu und sprach: „Klaus, ebbes Neues, mei Fernseh’ got net“.

      Ich schluckte. Offenbar waren meine Bemühungen vom Vortag nicht ausreichend gewesen. Daher versprach ich spontan schnelle Abhilfe. Ich bat lediglich um etwas Geduld, da ich im Garten noch einige Dinge zu erledigen hätte. Das leuchtete ihm ein.

      Kurze Zeit später suchte ich aus meinem Vorrat ein praktisch neues Verlängerungskabel heraus, das ich nur selten eingesetzt und das sich bis dato als absolut zuverlässig erwiesen hatte. Damit machte ich mich auf den Weg zum Nachbarn.

      Dort angekommen, fragte er mich nach meinen Wünschen. Ich verwies auf das Problem mit dem Fernseher. Er konnte meinen Besuchsgrund nicht recht nachvollziehen und teilte mir mit, dass sein Fernseher stets tadellos funktioniere. Davon konnte ich mir anschließend selbst ein Bild verschaffen. Richtig! Der Fernseher lief und zeigte keinerlei Anzeichen irgendwelcher Schwächen.

      Nun stand ich etwas belämmert mit meinem Kabel in der Hand im Esszimmer und wusste nicht recht, wie ich weiter vorgehen sollte. Schließlich siegte die Vernunft. Ich bat ihn, den Fernseher auszumachen, damit ich das neue Verlängerungskabel anstecken konnte. Das schien ihm zwar überflüssig, denn es war ja alles in bester Ordnung, aber ich konnte mich dann doch durchsetzen. Also habe ich mein Kabel angeschlossen und ihm das alte in die Hand gedrückt, verbunden mit der Bitte, es schnellstens zu entsorgen. Danach haben wir den Fernseher wieder eingeschaltet und siehe da, er ging nicht!

      Allerdings war mir zum Glück noch bewusst, dass ich das Gerät mit der Fernbedienung ausgeschaltet hatte und so probierte ich es nun damit. Tatsächlich! Der Apparat lief wieder. Ein Zusatztest bewies dies ebenfalls. Nachdem ich meine unbefugten Finger von der Fernbedienung genommen hatte, war wieder das gewohnte Ein- und Ausschalten direkt am Gerät möglich. Ein Glück! Leider wusste ich nicht, wie lange es anhalten würde.

      Jedenfalls dankte der Nachbar mir herzlich und stellte in Aussicht, auch meiner Wenigkeit seine Dienste zur Verfügung zu stellen, falls ich einmal Hilfe benötigen würde. Ich versprach, mich in diesem Fall sofort bei ihm zu melden ...

       Auf ein Neues!

       Leider, leider, trotz fehlenden Schnees, brennt immer häufiger ein Lichtlein! Das kann in der Adventszeit ja durchaus mal vorkommen, aber wir hatten ja noch Sommer!

      Ende August wollte ich gerade den Rasenmäher aus dem Gartenhause holen, um die Wiese zu bearbeiten, als ich eine Stimme meinen Namen rufen hörte. Zuerst konnte ich die Rufe nicht recht zuordnen. Aber schließlich kam der Nachbar hinter dem Gebüsch seines Hauses hervor und teilte mir eine Neuigkeit mit:

      „Gunnar“, sagte er, „du hast doch das Lichtlein an meinem Telefon ausgemacht, wie hast du denn das geschafft?“

      Ich war etwas erstaunt, dass er mich mit meinem Namen ansprach und erklärte ihm eindringlich, dass ich das Lichtlein an seinem Telefon noch nie ausgemacht hätte, sondern stets er selbst, zwar aufgrund meiner telefonischen Anweisung, aber immerhin.

      Da ich mit dem Mähen noch nicht begonnen hatte, erklärte ich mich spontan bereit, mitzukommen, um das unsägliche Problem zu lösen. Erst suchte ich die Betriebsanleitung für das Gerät heraus (den Platz wusste ich von der Haushaltshilfe) und studierte das Heftlein. Leider hatte ich meine Brille nicht dabei, sodass ich nicht ganz akkurat lesen konnte. Trotzdem gelang es mir, das Lichtlein auszumachen!

      Sehr zur Freude meines Nachbarn! Und wieder einmal betonte er, dass es ihm leid tue, dass er mich so „plage hot müsse“. Ich entschloss mich daher, die Bedienungsanleitung an mich zu nehmen, um sie zu Hause (mit Brille) in Ruhe studieren zu können. Er willigte gerne ein. Leider erwies sich meine Maßnahme als schwerer Fehler! Kaum war ich wieder zu Hause und ließ den Mäher schnurren, stand der Nachbar schon wieder am Zaun: Ich solle ihm doch bitte wieder das gelbe Heftlein aushändigen, das ich mitgenommen hätte!

      Meine Erklärung, dass die Betriebsanleitung für das Telefon ein weißes Heftlein sei, ließ er nicht gelten und forderte vehement sein gelbes! Leider hatte ich nicht so viel Zeit, um ihm die Farbunterschiede näher zu erläutern und schwor Stein und Bein, dass ich kein gelbes Heftlein hätte. Schließlich wollte ich ja mähen.

      Irgendwie zeigte der Nachbar schließlich Einsicht und ließ mich meiner Tätigkeit nachgehen. Später wollte ich in der Küche mein verdientes Vesper richten. Ich war gerade dabei, mangels Tomaten mein Käsebrot mit Oliven zu verfeinern, als es an der Tür Sturm schellte.

      Eilig rannte ich zur Tür und erblickte zu meinem Erstaunen den Nachbarn. Eigentlich hatte ich noch mit dem Paketdienst gerechnet, da ich letzte Woche eine Leiter bei eBay bestellt hatte. Aber: keine Leiter! Dafür die erneute Forderung nach dem gelben Heftlein!

      Nun war ich wieder ziemlich ratlos. Aber bereitwillig händigte ich ihm die (noch ungelesene) Betriebsanleitung für das Telefon wieder aus. Damit war er jedoch keinesfalls zufrieden!

      „Das gelbe Heftlein“, sagte er, „enthält wichtige Postleitzahlen, die ich dringend benötige!“ Ich war etwas verzweifelt und bot ihm schließlich die „Gelben Seiten“ an, die ja, wenn man genau hinschaut, ebenfalls Postleitzahlen enthalten. Doch damit war er nicht einverstanden. Die hätte er selber, meinte er.

      Mangels Alternativen war ich nun gezwungen, meinen Monolog vom Gartenzaun zu wiederholen und meinen Schwur zu erneuern. Irgendwie habe ich es schließlich geschafft, den guten Mann von meiner Redlichkeit zu überzeugen und er machte sich unzufrieden wieder auf den Heimweg.

      Ich atmete auf und stellte umgehend meine Käsebrote fertig. Mit den Broten machte ich mich auf den Weg zur Terrasse, um endlich das Vesper seinem Zweck zuführen zu können.

      Die ganze Terrasse war frei und leer! Ein Glück! Gerade wollte ich von meinem ersten Brot abbeißen, als es im Gebüsch raschelte. Bruchteile von Sekunden später saß der Schwarzbunte* vor mir auf dem Tisch und machte mir mein Abendbrot streitig! Seufz, ein Hundeleben ..!

      * Mein Kater aus „Schnurremutz und Co.“

       Wenn jemand eine Reise tut

       Die Chronologie einer Geschäftsreise mit elektronischer Navigationsunterstützung

       Die Glocke im Kirchturm schlägt sechsmal. Um zehn Uhr muss ich in Nürnberg sein.

       Ich drehe den Zündschlüssel im Auto, das daraufhin freudig brummend anspringt.

       Ich lenke den Wagen in Richtung der Autobahn nach Stuttgart.

       Ich komme flott voran, bereits um sieben Uhr bin ich fast in Heilbronn.

       Die Autobahn Richtung Nürnberg ist nur mittelstark befahren, auch die Lkw-Menge hält sich in Grenzen.

       Ich entscheide mich für eine benzinsparende Fahrweise, weil ich, was