Elfenkind. Daniela Baumann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Daniela Baumann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753166094
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nach den Kindern und rannten los. Yas, T'iis und die beiden Wölfe wandten sich in die andere Richtung, entschlossen, die Spinnen aufzuhalten. Tatsächlich dauerte es nicht einmal eine Minute, bis die erste Spinne auftauchte. Auf einem Hügel zeigten sich zuerst die Vorderbeine einer Spinne, die immer größer wurden, und schließlich schob sich der massige Leib über die Kante. Sie wurde flankiert von zwei weiteren Spinnen, die ein wenig hinter ihr auftauchten.

      Hastig blickten die beiden Zweibeiner herum, aber es schienen nur die drei Spinnen zu sein, nicht mehr. Trotzdem mehr als genug für sie, waren sich Yas und T'iis sehr bewusst. Sie zogen ihre Messer und stellten sich nebeneinander, entschlossen, nicht nachzugeben. Knurrend standen die beiden Wölfe rechts und links von ihnen, das Fell aufgestellt und die Lefzen zurückgezogen, die Ohren angelegt und die Rute drohend lang nach hinten gestreckt, mit gesträubtem Fell.

      Langsam näherten sich die Spinnen und sie wirkten nicht im Geringsten eingeschüchtert. Entschlossen richteten sich Yas und T'iis auf, die Messer in Angriffsstellung. Sie würden hier durchhalten, um diejenigen zu schützen, die sich auf sie verließen. Sicher waren Gaagi und einige der Diné auf dem Weg zu ihnen, sobald sie erkannten, dass nicht alle Spinnen in die Falle gingen. Doch bis dahin mussten sie aushalten.

      Verzweifelt versuchte Yas, die Wurzeln der Bäume um sie herum zu beeinflussen, um die Spinnen zu Fall zu bringen oder aufzuhalten, doch es war wirkungslos, sie war einfach zu jung dafür. T'iis holte seinen Bogen vom Rücken und schoss Pfeil um Pfeil, versuchte dabei, die Augen der Spinnen zu treffen. Zwar landete er mehrere Treffer, aber die Spinnen wurden deshalb nicht langsamer. Als sie zu nahe waren, um den Bogen noch einsetzen zu können, schwang er ihn zurück auf seinen Rücken, zog das Messer aus dem Gürtel.

      Yas verteidigte sich bereits gegen eine der Spinnen, während die Wölfe mit ihren scharfen Zähnen eine weitere Spinne an zwei gegenüberliegenden Beinen gepackt hatten und nun daran zerrten. Die Zwölfjährige schaffte es, eines der Beine am Gelenk abzutrennen, doch die Spinne ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern versuchte, Yas mit ihren Greifwerkzeugen zu packen. Mit dem Messer stach das Mädchen immer weiter auf die Spinne ein, glitt jedoch an der gepanzerten Haut ab und musste aufpassen, sich dabei nicht versehentlich selbst zu verletzen. Die Spinne schaffte es, ihr eine kleinere Verletzung am Arm zuzufügen, doch Yas ließ ihr Messer nicht los, stach weiter zu.

      T'iis hingegen hatte es geschafft, die Spinne zu blenden, indem er ihr in die Augen stach. Dabei war er allerdings einen Moment unaufmerksam gewesen, sodass die Spinne ihn zu Fall brachte. Hastig rollte er sich herum und stieß mit dem Messer nach oben, da er sich daran erinnerte, dass der Bauch weniger geschützt war. Doch die Spinne ließ das natürlich nicht einfach so geschehen und versuchte, ihn mit den Greifwerkzeugen vor ihrem Maul zu erwischen.

      Immer wieder musste T'iis sich auf die andere Seite rollen und kam dabei ziemlich außer Atem, obwohl er eigentlich recht fit war. Doch mit einem Mal bot sich ihm die Gelegenheit. Unten am Bauch der Spinne erkannte er, dass in der Mitte des Leibes eine Art Naht zwischen zwei Platten verlief. Er sprang auf, ignorierte den brennenden Schmerz in seiner Wade, wo sich eine der Klauen der Spinne hinein grub, und steckte das Messer bis zum Heft in den schmalen Spalt. Mit Gewalt zog er es bis zum Hinterleib der Spinne. Eine ekelerregende Mischung aus Körperflüssigkeiten quoll aus dem Schnitt und T'iis musste die Luft anhalten, um den Gestank nicht einzuatmen, sonst würde er möglicherweise bewusstlos. Einen Moment stand die Spinne vollkommen still, dann durchlief ein Zittern den riesigen Leib und sie brach zusammen.

      T'iis blickte sich nach den Wölfen und Yas um, erkannte, dass das Mädchen in Gefahr war. Hastig schüttelte er den Kopf, um die Benommenheit loszuwerden, und sprang ihr zu Hilfe. Die beiden Wölfe schienen die Spinne tatsächlich zu Boden ringen zu können und waren für den Moment in der besseren Position. Yas hingegen war in die Defensive gedrängt worden. Der Diné täuschte einen Angriff an und rollte sich in dem Moment, als die Spinne zurückschlagen wollte, unter ihren Körper. Den kurzen Moment der Verwirrung nutzte er, um sein Messer genau wie bei der ersten Spinne in den Spalt zwischen den beiden Platten zu stoßen und den gesamten Leib aufzuschneiden.

      Diesmal hatte er vorher tief Luft geholt und hielt sofort den Atem an, als das Messer in das Gewebe eindrang. Am hinteren Ende angekommen zog er das Messer zurück und sprang zwischen zwei Beine n zur Seite, um nicht von dem riesigen Körper zermalmt zu werden. Als die Spinne zusammenbrach, erlaubte auch er sich, auf den Boden zu sinken. Akemi und Yáhzí kamen zu ihm, die dritte Spinne schien geflohen zu sein.

      „T'iis? Bist du verletzt?“, hörte er Yas‘ Stimme aus weiter Ferne. Eine Antwort schaffte er nicht mehr.

      Yas war erschrocken, als T'iis zusammenbrach und nicht mehr reagierte. Schnell sah sie die blutgetränkte Kleidung an seinem Bein und riss das Leder beiseite. Die Wunde war tief, aber scheinbar nicht vergiftet. Sie setzte sich neben den Mann, legte ihre Hand auf die Wade und begann, leise zu singen in der Sprache der Elfen. Man konnte zusehen, wie die Wunde heilte. Den Blutverlust konnte sie aber auch nicht ausgleichen. Ihre eigenen kleinen Verletzungen waren bereits fast verheilt, sie hatte nicht viel geblutet.

      Da die beiden Wölfe wachsam neben ihr standen, konzentrierte sie sich vollkommen auf den Mann, der für sie zur erweiterten Familie zählte, so wie alle Diné. Als die Wunde am Bein endlich geschlossen war, schloss sie müde die Augen, wehrte sich aber gegen den Schlaf. Sie musste wach bleiben, konnte den Wölfen die Wache nicht alleine überlassen. Sie griff nach dem Bogen von T'iis und lehnte sich an einen Baum, sang leise zu ihm, in der Hoffnung, dass sie es schaffte, Kontakt zu Jayla zu bekommen. Doch noch immer hatte sie den Dreh nicht raus, es klappte einfach nicht.

      Gaagis Gruppe hingegen war schnell zu der Baumgruppe gerannt, als sie sicher waren, dass die Spinnen ihnen folgten. Bis dahin hatte auch alles wie geplant funktioniert. Doch das Feuer hielt die Spinnen kaum zurück. Sie merkten nicht, wie drei der Achtbeiner zurück zu ihrem Lager huschten, da sie zu beschäftigt mit den restlichen neun Spinnen waren. Feuerpfeile trafen, richteten aber bis auf wenige Ausnahmen nichts an. Nur drei der Pfeile bohrten sich in die Spinnenaugen und führten dazu, dass die Spinnen aufgebracht zischten. Manaba hatte getroffen und wagte sich im Schutz des Gebüsches näher an eine heran. Er kämpfte gut mit dem Beil, dafür musste er aber näher hin. Doch die Spinne sah ihn im Licht des Feuers mehr als deutlich und setzte ihr Klauen-bewährtes Vorderbein gegen ihn ein.

      Manaba landete mehrere Treffer an den Beinen, allerdings keine entscheidenden, bis er selbst getroffen wurde. Schmerzerfüllt krümmte er sich zusammen und rollte sich unter den Busch, um wenigstens außer Sicht zu gelangen. Die Klaue hatte ihn am Rücken getroffen und er spürte, dass er blutete.

      Auch die anderen Männer und Jayla kämpften gegen die Ungeheuer, konnten jedoch keinen Vorteil erzielen, im Gegenteil, nach und nach wurden sie zurückgedrängt. Das Feuer beeinträchtigte die Spinnen überhaupt nicht und ging langsam aus, als es keine neue Nahrung bekam. Das hatten eigentlich einige der Männer sicherstellen sollen, doch sie brauchten jede Hand, um den Kampf nicht direkt zu verlieren. Hilflos musste Gaagi beobachten, wie eine der Spinnen Manaba einwickelte, nachdem sie ihn aus dem Busch gezogen hatte. Offensichtlich war er verletzt, doch darauf konnte der Häuptling gerade nicht achten.

      „Zielt auf die weiche Stelle neben den Beißwerkzeugen!“, schrie in dem Moment K'ai, der tatsächlich eine der Spinnen in arge Bedrängnis gebracht hatte. Mit neuem Elan zielten Bidziil und Cameron mit den Bogen auf die Spinnen. Gaagi war zu nah an einem der Tiere und konnte nicht nach seinem Bogen greifen, doch sein Messer stieß in die gleiche Richtung.

      Manaba fiel aus etwa drei Fuß Höhe auf den Boden und schrie auf, als die Spinne, die ihn gerade einwickelte, von einem Pfeil getroffen wurde. Dennoch blieb die Spinne stehen, gab nicht auf. Langsam aber sicher kreisten die Spinnen ihre Opfer ein, fiel Gaagi auf. Sie handelten zu intelligent für Tiere. Egal wie groß sie waren, es waren nur Spinnen. Selbst die alten Elfen hatten nie etwas Derartiges berichtet, er hatte den Rat der Ältesten danach gefragt, kurz nachdem sie sich hier niedergelassen hatten. Immerhin lebten sie nahe am Wald der Spinnen. Aber hier zeigte sich ein Verhalten, das auf Intelligenz schließen ließ. Da steckte offenbar mehr dahinter, doch darüber konnte der Häuptling gerade nicht weiter nachdenken, ihr aller Leben war in Gefahr und das war nun dringender.

      „Lasst nicht zu, dass sie uns einkreisen!“,