Elfenkind. Daniela Baumann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Daniela Baumann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753166094
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direkt nach dem Kampf vernichtet hatten, diese wären hier sicher hilfreich gewesen. Doch nun hatten sie sie nicht zur Verfügung und mussten ohne Feuerwaffen klar kommen. „Der Vorteil ist, dass diejenigen, die die Kinder befreien, genug Zeit haben, um mit ihnen auch wieder zu verschwinden. Der Nachteil ist, dass wir eine lange Strecke sehr schnell zurücklegen müssen, ohne von den Spinnen erwischt zu werden. Also werden nur die schnellsten Läufer gehen, um die Spinnen weg zu locken. Alle Anderen warten hier und entzünden das Feuer. Wir müssen vorher sichergehen, dass das Feuer auch wirklich brennt, sobald unsere Leute eine gewisse Grenze überschreiten. Nicht auszudenken, wenn eine der Spinnen auf unsere Seite kommt.“

      Die Männer nickten und machten sich daran, eine kleine Schneise zu ziehen. Yas, Jayla und einige der Männer machten sich daran, möglichst trockenes Holz und Moos zu sammeln, damit das Feuer schnell in Gang kam. Sie waren nicht sicher, ob es schnell genug gehen würde, aber sie mussten es versuchen, um der Kinder willen. Die Wölfe übernahmen die Wache, sie patrouillierten zwischen dem Lager der Spinnen und der Baumgruppe und brachten immer neue Bilder von den Spinnen, doch die schienen sich nicht von der Stelle zu rühren. Langsam wurde Gaagi nervös deswegen, es wirkte zu ruhig, als wäre es eine Falle. Dennoch mussten sie nun so schnell wie möglich handeln, um die Kinder zu retten.

      Trotz der Kälte – es war sogar zu kalt für neuen Schnee – schwitzten die Männer, weil sie so schwer schufteten, um an ihr Ziel zu gelangen. Dennoch machte keiner eine Pause, außer um kurz zu trinken. Kurz vor Sonnenuntergang waren sie fertig, zumindest soweit, dass sie bereit waren, es zu versuchen. Yas bestand darauf, mit zu den Kindern zu gehen, sie war ihnen noch am nächsten vom Alter her und könnte außerdem kleinere Verletzungen heilen. Außerdem kam natürlich Elizas Vater, der Kellan hieß, mit. Acron war Halbwaise, seine Mutter im Dorf geblieben, aber Kellan machte sich auch um ihn Gedanken, immerhin war er der Cousin seines verstorbenen Vaters. T'iis, Jack und zwei Männer aus dem Dorf begleiteten sie. Sie mussten schnell sein und am besten waren sie weit weg, wenn die Spinnen zurückkamen. Manaba, Bidziil und K'ai waren gute Kämpfer, sie würden gemeinsam mit Gaagi die Spinnen bekämpfen.

      „Manaba, du kümmerst dich gemeinsam mit Cameron um das Feuer.“, entschied der Häuptling, der beinahe automatisch auch hier das Kommando annahm, obwohl mehr Menschen aus Jacks Dorf mit ihnen unterwegs waren. Dennoch akzeptierten sie alle die Führung des Diné, der bereits eine Menge Erfahrung hatte, trotz seines verhältnismäßig jungen Alters. Auch Manaba nickte nur knapp und schnappte sich Feuerstein und Zunder, ging an eine der Schneisen, in denen sie das trockene Moos angehäuft hatten. Cameron ging an eine andere Schneise, ebenso zwei weitere Männer.

      „Bidziil, K'ai, ihr kommt mit mir, ihr seid schnelle Läufer. Jayla ebenso. Jack, du musst entscheiden, welche deiner Männer schnell und ausdauernd genug sind. Wir sollten nicht zu viele sein, um uns nicht aus den Augen zu verlieren, aber wenn wir zu wenige sind, werden nicht alle Spinnen Jagd auf uns machen.“, bestimmte Gaagi. „Wir suchen unterwegs Steine, um sie auf die Spinnen zu wer f en, außerdem brauchen wir hier noch einige Bogenschützen, die die Spinnen zumindest ein wenig in Bedrängnis bringen können. Wir haben zwar nicht gerade viel Hoffnung, sie wirklich zu verletzen oder auszuschalten, aber das wird uns nicht davon abhalten, sie zu beschießen. Nutzt das Feuer, setzt die Pfeile in Brand.“

      Die Männer nickten und nahmen Stellung, während Jack noch bestimmte, wer mit Gaagi gehen sollte. Yas, Kellan und T'iis standen bereits an der Seite und warteten auf Jack und die beiden anderen Männer, die sie begleiten würden. Jeder von ihnen hatte ein Messer, mit dem sie die Kinder aus dem Netz schneiden konnten. Nur wenige Minuten später waren sie unterwegs. Yas lief leichtfüßig voran, geführt von Yáhzí, die sie begleitete. Die anderen Wölfe standen rund um Gaagi und würden offensichtlich die Gruppe begleiten, die die Spinnen weglocken sollte.

      „Viel Glück!“, wünschten sie einander, bevor sie sich kurz vor dem Lager der Spinnen trennten. Yas nahm Stellung auf einem der Bäume ganz knapp am Rand des Lagers, sie würde den Männern ein Zeichen geben, wenn es losgehen konnte. Sie beobachtete, wie ihr Vater durchs Unterholz schlich und immer wieder innehielt. Wahrscheinlich nahm er da Steine mit. Auch die anderen Männer konnte sie sehen, Jayla hingegen war aus ihrem Versteck nicht zu sehen. Die Elfe verschmolz mit den Bäumen und Büschen.

      Inzwischen war es schon dämmrig, sie hatten nicht mehr besonders viel Zeit, da die Menschen bald nicht mehr gut genug sehen konnten, um durch den Wald zu rennen. Und doch konnten sie nicht warten, wie die Zwölfjährige entsetzt feststellte, denn eine der Spinnen näherte sich den kleinen Paketen im großen Netz in der Mitte der Lichtung. Die Lichtung war vielleicht 150 Schritte im Durchmesser, und das Netz schwebte etwa drei bis fünf Fuß über dem Boden. Es war in mehreren Bäumen rund um die Lichtung verankert und hing in der Mitte ziemlich durch. Die Spinnfäden waren etwa so dick wie einer von Yas‘ Fingern.

      ‚Eigentlich erstaunlich‘, dachte das Mädchen, ‚dass so etwas Zartes eine so riesige Spinne tragen kann.‘ Doch lange konnte sie darüber nicht nachdenken, denn soeben traf der erste Stein eine der Spinnen, genau die, die sich am Netz zu schaffen machte. Mit einem Zischen fuhr sie herum und ihre Augen suchten den Gegner. Ihre Klauen klackten gegeneinander, was unheimlich in der plötzlichen Stille klang. Weitere Steine flogen und trafen nacheinander alle Spinnen, lockten sie ins Freie. Glücklicherweise, es wäre kritisch geworden, wenn sie in die Höhlen gekrochen wären. Doch auf die Idee schienen sie nicht zu kommen.

      Mit einem Mal wimmelte es auf der Lichtung. Zehn Spinnen und deren Beine krabbelten über den Schnee und versuchten, die Angreifer ausfindig zu machen. Gaagis Gruppe hatte sich etwa um die Hälfte der Lichtung verteilt und sie feuerten nun eine regelrechte Salve an Steinen auf die Spinnen. Das Fauchen der riesigen Achtbeiner verstärkte sich, und mit einem Mal – beinahe wie abgesprochen – bewegten sie sich auf ihre Angreifer zu, klackten warnend mit ihren Greifwerkzeugen.

      „Rückzug!“, erscholl Gaagis Stimme, und Yas konnte sehen, wie die Männer in Richtung der Baumgruppe losliefen, zunächst noch etwas langsamer, um die Spinnen zu ermutigen, die Verfolgung aufzunehmen, doch sobald sie dessen sicher waren, deutlich schneller.

      Sobald die letzte Spinne außer Sichtweite war, gab Yas das Zeichen und sprang vom Baum aus direkt auf eines der Halteseile. Sie schnitt es mit einiger Mühe ab, klammerte sich dabei daran fest, sodass sie wie an einer Liane in die Mitte der Lichtung schwingen konnte. Rasch hangelte sie sich nach oben und saß nun auf dem Faden, der nahe an der Mitte und direkt neben einem der Kinder verlief. Mit ihrem Messer schnitt sie das Bündel erst einmal aus dem Netz frei. Die Spinnenfäden waren zäh, selbst mit dem guten Messer ihres Vaters nicht leicht zu durchtrennen. T'iis machte gerade das Gleiche bei dem zweiten Bündel. Ein drittes Bündel, das deutlich größer als eines der Kinder war, wurde von Jack aus dem Netz befreit.

      „Okay, wir haben sie!“ Jack wirkte mehr als erleichtert, aber dennoch angespannt, da sie nicht wussten, wie viel Zeit sie hatten, bevor die Spinnen zurückkamen. „Bringen wir sie aus unmittelbarer Sichtweite, bevor wir sie auspacken.“

      Yas nickte und sie folgten Jack, wobei zwei Männer das größere Bündel und je einer die kleineren trugen. Sie gingen nur wenige hundert Yards, dann machten sie Halt und befreiten die Gefangenen. Eliza und Acron waren blass und schienen zu schlafen, daher legte Yas ihnen nacheinander die Hand auf die Stirn und den Brustkorb, bis sie wieder tiefer atmeten und die Augen aufschlugen. Kellan schlang die Arme um beide Kinder, drückte sie fest an sich. Ihm liefen einige Tränen der Erleichterung über die Wange. Im dritten Bündel entdeckten sie den Grund, warum die Wölfe hier waren, denn ein junger Wolf, ganz in weiß, kam zum Vorschein. Yas nahm sich auch Zeit für ihn und schnell war er wieder auf seinen Beinen. Oder besser sie, denn Yas erkannte schnell, dass es sich um eine junge Wölfin handelte. Sie streichelte beruhigend über das schneeweiße Fell und Yáhzí leckte über den Kopf des Tieres.

      „Du bist wunderschön, kleine Wölfin.“, murmelte Yas leise. „Was hältst du davon, wenn ich dich Akemi, die Schöne, nenne?“ Ein kurzes Wiffen und die Zunge, die über ihre Nase strich, brachten das Mädchen zum Lachen, und sie nahm es als Zustimmung. Plötzlich änderte sich die Stimmung schlagartig, Yas, Akemi und Yáhzí spannten sich an.

      „Verschwindet mit den Kindern, die Spinnen kommen zurück!“, warnte die Halbelfe. „Sie sind bereits auf unserer Fährte!