Sky-Navy 19 - Konfrontation. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753182858
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Zeit entschloss sich die Menschheit zu einer gewaltigen gemeinsamen Anstrengung. Sie forderte alle unsere Kräfte, unsere Ressourcen und Unmengen an Credits. Damals entdeckten wir das nichtmenschliche Volk der Hanari und erkannten, dass es in einigen Jahrzehnten von seiner eigenen Sonne ausgelöscht werden würde. Damals standen wir vor der Frage, ob wir es einfach geschehen lassen. Ob wir die Hanari als eine Lebensform ansehen, die uns nichts angeht, oder ob wir sie als unsere Schwestern und Brüder im All sehen. Wir haben um die Entscheidung gerungen und es gab einige, die meinten, die Fremden gingen uns nichts an. Doch die meisten Menschen waren von der Tatsache fasziniert, dass wir erstmals auf eine intelligente außersolare Lebensform gestoßen waren. Wir entschlossen uns zu helfen. Trotz aller Schwierigkeiten und teilweise terroristischen Widerstands durch die fanatische Organisation der ‚Human Rights‘, erschufen wir eine Flotte und schickten sie auf den langen Weg. Wir konnten die Hanari rechtzeitig retten und heute sind sie unsere Freunde.“

      Zustimmendes Klopfen und Raunen war zu hören, doch die meisten der Ratsmitglieder warteten irritiert, worauf Lambert denn nun hinaus wolle.

      Erneut war es Olsondottir, die mit ihrem Zwischenruf auffiel. „Hört, hört … Falls der ehrenwerte Lambert uns nun erneut auffordert, eine Rettungsflotte zu bauen, so kann er mit den Stimmen der friedlichen Welten rechnen.“ Die Stimme nahm einen ironischen Unterton an. „Allerdings geht es in der Flottennovelle nicht um Rettungsschiffe, sondern um Kriegsschiffe.“

      „Unsere ehrenwerte Olsondottir täuscht sich“, hielt Lambert gelassen dagegen. „Es geht durchaus um die Rettung eines Volkes und zwar diesmal um die Rettung der Menschheit. Ich erinnere die Anwesenden an unsere erste kriegerische Begegnung mit den Norsun auf Regan III. und die blutigen Kämpfe, in denen wir fast unterlegen wären. Die Leben von Menschen und Norsun gingen verloren, da die Kämpfe durch einen Irrtum ausgelöst wurden. Wir können uns glücklich schätzen, dass es uns inzwischen gelungen ist, das Volk der Insektoiden als Verbündete zu gewinnen.“

      „Das muss sich erst noch erweisen!“, rief nun Arnus Magnusson, der für seine kritische Haltung gegenüber allen Fremdwesen bekannt war. „Ich erinnere an die Vorgeschichte dieses brutalen Volkes, welches bislang alle anderen raumfahrenden Völker ausgelöscht oder versklavt hat. Wer kann garantieren, dass wir nicht als Nächstes an der Reihe sind, hat man die Negaruyen erst bezwungen?“

      „Hört, hört.“ Es wurde offensichtlich, dass die Zweifel des hohen Rates von etlichen Angehörigen der Versammlung geteilt wurden.

      „Ein Grund mehr, der Flottennovelle zuzustimmen“, meldete sich ein anderer zu Wort.

      „Die Norsun sind stark genug, um die Negaruyen im Alleingang zu besiegen!“

      „Unsinn, werter Kollege, das versuchen sie schon seit Jahrhunderten ohne Erfolg!“

      „Mehr Schiffe bedeuten mehr Sicherheit!“

      „Mehr Schiffe bedeuten eine Provokation!“

      Mbuto Sangales hob die Hände und seine Stimme wurde verstärkt. „Ich rufe zur Ordnung. Das Wort hat noch immer der ehrenwerte Lambert. Danach mag sich ein jeder zu Wort melden und wird Gehör finden.“

      „Aber erst nach der Mittagspause“, wandte ein Ratsmitglied ein und erntete mehrere Lacher.

      Plötzlich wechselten die Lichtkörper im Raum ihre Farbe und begannen in warnendem Orange zu blinken. Eine angenehme Frauenstimme war zu hören, die jedoch synthetisch erzeugt war. „Achtung, alle Medien werden hiermit für eine Sondermeldung unterbrochen. Live-Schaltung läuft.“ Mitten im Raum entstand eine holografische Kugel, die Oberkörper und Kopf eines Mannes zeigte, der den Overall eines zivilen Controllers und die Mütze des Interstellar Transportation and Safety Board trug. Die Besonderheit der Projektion bestand darin, dass sie aus jedem Blickwinkel ein identisches Bild zeigte.

      „Hier Upper Area Control Mars 2 Süd. Die Raumüberwachung zeigt eine Vielzahl schwacher Echos in Richtung der Jupiterbahn. Wir gehen davon aus, dass …“ Der Kopf des Mannes ruckte zur Seite. „Was? Was sagst du da?“ Nun wurde die Stimme panisch. „Sie schießen. Es müssen Hunderte von Raumtorpe…“

      Das Bild löste sich schlagartig auf und die holografische Kugel zeigte nur noch ein bläuliches Flimmern.

      Lambert sah irritiert um sich. „Was hat das zu bedeuten?“

      Sie alle waren beunruhigt. Seit dem katastrophalen Absturz eines Kreuzfahrtschiffes auf der Kolonialwelt Neijmark waren alle Verkehrsüberwachungsstationen, die Area Controls, mit der Möglichkeit ausgerüstet worden, direkt in alle laufenden Medien einzugreifen und die Bevölkerung vor einer drohenden Gefahr zu warnen. Mars verfügte über zwei Upper Area Controls an seinen beiden Polen, die, jeweils von der Äquatorlinie zu ihrem Pol, für die Raumüberwachung zuständig waren und den dortigen zivilen und militärischen Verkehr koordinierten. Zwei nahezu identische Stationen, die Lower Area Controls, waren für die Überwachung innerhalb der Lufthülle verantwortlich. Nun hatte sich die südliche UAC mit einer alarmierenden Nachricht gemeldet und war mitten im Wort verstummt.

      Eine sanfte Vibration lief durch den Turm des hohen Rates. Wie alle Hochbauten auf dem Mars, so war auch er erdbebensicher konstruiert worden und so musste es eine heftige Erschütterung gegeben haben, wenn sie vom Gebäude abgefedert wurde.

      Einige der Ratsmitglieder eilten an die Panoramascheiben, die sich um die gesamte Ebene der oberen Kugel herum zog und starrten hinaus. Andere folgten und Mbuto schloss sich ihnen an.

      „Da drüben steigt Rauch auf“, meinte Olsondottir schockiert. „Es muss brennen.“

      „Das ist kein Brand“, widersprach ein anderer. „Das sind Rauch und Dreck und da ist eine große Lücke. Grundgütiger, es scheint so, als wären dort mehrere Bauten zusammengestürzt!“

      Jetzt stiegen an mehreren Stellen von Mars-Central mächtige Einschlagfontänen auf. Mbuto sah zufällig zu einem anderen schlanken Turm, der übergangslos auseinanderzuplatzen schien. Trümmer und Einrichtungsteile wurden herausgeschleudert. Der hohe Rat wusste, dass dort Menschen starben, und war für einen Moment dankbar, dies auf die Entfernung nicht sehen zu müssen.

      Die Raumklanganlage, die für die Übertragung menschlicher Stimmen und Musik konzipiert war, gab ein aufdringliches, auf und ab schwellendes Summen von sich. Ein Teil der Beleuchtungskörper blinkte nun in intensivem Rot. Dies geschah nun in allen, an das Warnnetz angeschlossenen, Gebäuden.

      Mbuto Sangales erbleichte, als er nun begriff. „Das … Das ist ein Angriff. Wir werden angegriffen. Der Mars wird angegriffen!“

       Hollmann Constructions Orbital-Werft Mars 1

      Der Konzern Hollmann Constructions war der unbestrittene Marktbeherrscher, wenn es um die Fertigung, Modifikation oder Reparatur ziviler und militärischer Schiffe ging. Einige wurden nach individuellen Plänen gebaut, andere nach standardisierten Konstruktionen in modularer Bauweise erschaffen. Das Direktorat hatte Verträge mit dem Konzern abgeschlossen, so dass dieser Vorrang für Instandsetzung und Neubau von Einheiten der Sky-Navy besaß. Dies hing vornehmlich damit zusammen, dass die meisten Zulieferer wichtiger Komponenten auf dem Mars ansässig waren. Verhüttungsschiffe im Asteroidengürtel steuerten weitere wichtige Ressourcen bei.

      Hollmann Constructions verfügte im Gebiet des Direktorats über insgesamt fünf Werftanlagen, von denen sich drei im Orbit um den Mars befanden. Ebenfalls im Orbit lagen Werft und Dock von Boeing-Jentao Engineering, die auf Neukonstruktionen spezialisiert war. Hier ging gerade der Prototyp einer neuen Klasse von Trägerschlachtschiffen seiner Vollendung entgegen, die D.C.S. Verdun. Auch zwei kleinere Firmen unterhielten Orbitaldocks, waren aber auf Modifikation und Bau interstellarer Langstrecken-FLVs und kleiner Raumfrachter spezialisiert.

      Die größte Werft von Hollmann, Nummer Eins, bestand aus vier Segmenten. Die Mitte bildete eine Konstruktion, die an zwei riesige Teller erinnerte, die man mit den Rändern aufeinandergelegt hatte, wobei die Teller einen Durchmesser von zwei Kilometern aufwiesen und der Rand immerhin fast vierhundert Meter dick war. Hier befanden sich die Lager, Fertigungsräume, Unterkünfte, Aufenthaltsräume, ein kleines Hospital und die Verwaltung. Die drei anderen Segmente