Sky-Navy 19 - Konfrontation. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753182858
Скачать книгу
erkannt und sucht nach uns. Aktiv-Schaltung unserer eigenen Scanner beginnt … jetzt.“

      „Nun werden sie uns orten, aber es ist längst zu spät.“ Desara fühlte sich nun erfrischt und lehnte sich entspannt in die Polster zurück. „Waffen-Wissende?“

      Wie zur Antwort legte sich die halbtransparente taktische Karte über die Front- und Seitenscheiben und zeigte die erfassten Objekte in der jeweiligen Blickrichtung an. Um den Mars herum blinkten immer mehr Echos und zeigten Raumschiffe an, die sich durch den Weltraum bewegten. Dann wurden die ersten Kontakte im Orbit und auf der Oberfläche des Planeten angezeigt.

      „Ziele werden erfasst und zugewiesen“, meldete die Frau an der Waffenkontrolle.

      Desara-dal-Kellon schloss für einen kurzen Moment die Augen und genoss die Bedeutung dieses Augenblicks. Dann sah sie erneut in Richtung des Ziels. „Bin ich aufgeschaltet?“

      „Ja, Herrin, alle Schiffe warten auf deinen Befehl.“

      „Primär-Kommandantin an alle Einheiten der ersten Welle: Feuer!“

      Einen Augenblick später lösten sich hunderte von Raumtorpedos aus ihren Abschussrohren und rasten dem Mars entgegen.

      Kapitel 3 Aus heiterem Himmel

       Mars-Central, Sitz des hohen Rates

      Vor über zweihundert Jahren hatte das Terraforming begonnen. Es war längst nicht beendet und doch war das Bild des einst lebensfeindlichen Planeten vollkommen verändert. Auch jetzt gab es die altbekannten Hügel, Berge und tiefe Schluchten des Mars, aber große Teile der einstigen Öde aus Sand und Steinen wurde zunehmend vom Grün der Pflanzenwelt und dem blau-silbrigen Glitzern offener Gewässer bedeckt. Gräser und Blumen von der Erde trotzten den harten Bedingungen, passten sich an und trugen damit zur Bildung einer atembaren Atmosphäre bei. Es gab inzwischen ganze Wälder der widerstandsfähigen Mars-Kiefern und kleinere Herden von Rindern, die mit den harten und scharfblättrigen Gräsern zurecht kamen.

      Noch immer arbeiteten die mächtigen Terraform-Konverter, denn der niedrige Luftdruck bereitete gelegentlich noch Probleme. Vor allem während der Sturmperioden konnte sich keiner der Marsbewohner ohne Verdichtermaske außerhalb eines Gebäudes aufhalten. Der Mensch passte sich nicht so leicht an wie Pflanzen und Tiere, die er importiert hatte.

      Der Mars bewies zwei wesentliche Fakten: Der Mensch war in der Lage, eine fremde Welt nach seinen Wünschen zu formen, und er hatte aus der Ausbeutung der Erde nicht viel gelernt.

      Die meisten Siedlungen auf dem Mars wurden untermarsianisch angelegt. Sie waren zu einer Zeit entstanden, als die Fluchtwelle eingesetzt hatte und das Terraforming des „roten Planeten“ noch am Anfang stand. Mit der Verbesserung der atmosphärischen Bedingungen waren auch zwei obermarsianische Städte errichtet worden.

      Zu Beginn bestand Mars-Central aus bescheidenen Gebäuden, die innerhalb der Hülle von durchsichtigen Schutzkuppeln erbaut wurden. Die Grenzen dieser Kuppeln waren nun schon lange überschritten. Gewaltige Bauten aus Bauschaum und Klarstahl erhoben sich in den Himmel, mit grazil wirkenden Tunnelbrücken verbunden. Parks und Wasserflächen boten Entspannung und Erholung für die zwei Milliarden Menschen, die hier lebten und arbeiteten. Die Marsianer bevorzugten es bunt und verspielt. Ihre Wohnbauten zeigten sich in verschiedensten Farbkombinationen. Man liebte dekorative Elemente oder das, was die Bewohner darunter verstanden. Es gab Balkone, Erker, Säulen und Figuren, die es leicht machten, die Gebäude zu unterscheiden. Allerdings sorgte diese Vielfalt gelegentlich auch für Verwirrung, vor allem bei jenen Menschen, die nicht ständig in der Stadt lebten. Das tetronische Leitsystem der Stadtverwaltung ermöglichte jedoch eine schnelle Orientierung.

      Im Zentrum der Stadt ragte die öffentliche Zentralbibliothek auf: ein schmucklos erscheinender Turm, der sich nach oben leicht verjüngte und in schlichtem Weiß gehalten war. Ein zartblaues Band zog sich, einer Schlange ähnelnd, um das Bauwerk in die Höhe. Auf ihm war, in schlichten weißen Grafiken und Symbolen, die Geschichte der Menschheit dargestellt. Von Anbeginn bis in die Neuzeit. Wer die Darstellung der gegenwärtigen Epoche studieren wollte, musste allerdings Holografien oder einen Schwebeanzug nutzen, denn hier befand sich das Schlangenband in einer Höhe von knapp zwei Kilometern. Das gesammelte Wissen der Menschheit war hier archiviert. Die meisten Daten wurden in hochmodernen Tetroniken gespeichert. Hier wurden auch die interstellaren Navigationskarten und Sternenkarten aktualisiert. Kurierboote brachten die Dateien zu allen Raumhäfen und Landeplätzen innerhalb des Direktorats, so dass alle Schiffe sie in kurzer Zeit verfügbar hatten.

      Mars-Central entwickelte sich dabei zur neuen Metropole der Menschheit und hätte keinen Vergleich mit den früheren auf der Erde scheuen müssen. Inzwischen war die Stadt das unangefochtene Zentrum der vereinten Menschheit, denn hier befand sich auch der Sitz des hohen Rates, jenes Gremiums aus Vertretern aller von Menschen besiedelten Kolonien, die demokratisch über die Geschicke ihrer Bewohner entschieden.

      Der „Turm des hohen Rates des Direktorats“, wie er offiziell hieß, überragte sogar noch die Bibliothek und wurde im Volksmund schlicht „der Finger“ genannt. Seine Konstruktion ähnelte einem umgekehrten Pilz mit extrem langem Stiel. An seiner Spitze befand sich ein ausladender Diskus, der eine großartige Aussicht bot und als Landemöglichkeit für jene Luftfahrzeuge diente, die den Mitgliedern des hohen Rates vorbehalten waren.

      Es ging auf den Mittag zu und der hohe Rat Mbuto Sangales war erleichtert, dass die Abstimmung zum zweiten Punkt der Tagesordnung rechtzeitig vorüber war. Da es um Änderungen der Direktiven, also der Gesetze des Direktorats, ging, war ein Erscheinen Pflicht und alle zweihundertachtzig hohen Räte waren gekommen, um ihre jeweiligen Welten zu repräsentieren und mit ihrer Stimme zu vertreten.

      Mbuto besaß afrikanische Wurzeln. Wie so oft trug er ein afrikanisches Gewand unter der vorschriftsmäßigen weißen Tunika der Ratsmitglieder. Fast alle hohen Räte trugen eine gefaltete mittelblaue Schärpe von der rechten Schulter zur linken Hüfte, nur bei Mbuto und vier anderen war diese grellrot gefärbt. Sie waren jene fünf „ausführenden Räte“, welche die außergewöhnliche Vollmacht besaßen, eine Direktive des hohen Rates zu erlassen, zu der die Zustimmung der Mehrheit nachträglich erfolgen konnte. Diese Vollmacht galt für alle Situationen, in denen eine rasche Entscheidung getroffen werden musste und in der die Zeit nicht ausreichte, eine Ratsversammlung einzuberufen.

      Mbuto Sangales blickte nochmals auf das Ergebnis, welches für jedes Ratsmitglied auf einem separaten kleinen Holoschirm sichtbar war. „Damit ist die Novelle zu Direktive Drei des Direktorats abgelehnt. Es bleibt dabei, dass Kolonien unterhalb einer Population von hunderttausend Leben durch eine von ihnen bestimmte größere Kolonie im Rat vertreten werden oder andernfalls auf jegliches Stimmrecht verzichten.“ Er blickte kurz auf die Uhr und schlug mit dem verzierten Hammer auf die Holzplatte, die für diesen Zweck und aus traditionellen Gründen auf dem Rednerpult angebracht war. „Der dritte Punkt der Tagesordnung betrifft die Novelle der Direktive Vierzehn und damit das Flottengesetz.“

      Auf allen Bildschirmen wurde das Ergebnis der Vorabstimmung angezeigt. Es ging um den deutlichen Ausbau der Streitkräfte und welche Meinung die einzelnen Räte derzeit hierzu vertraten. Eine große Mehrheit war für die Novelle, doch das konnte sich ändern, da es Wortmeldungen und einen möglichen Stimmungsumschwung gab. Entscheidend würde also die abschließende Abstimmung sein.

      Mbuto Sangales, der an diesem Tag den Vorsitz innehatte, räusperte sich. „Der hohe Rat Lambert hat um Erteilung des Wortes gebeten, dass ich hiermit erteile.“

      „Hört, hört, was mich das verwundert.“ Die spöttische Stimme gehörte zu Hildrun Olsondottir, einer erklärten Gegnerin der Streitkräfte. Der hohe Rat Lambert war stiller Teilhaber jenes großen Rüstungsbetriebes, dem sein Bruder vorstand. Es konnte also nicht verwundern, wenn sich der hohe Rat für die Novelle aussprach.

      Ratsmitglied Lambert nickte Mbuto zu und trat an dessen Stelle am Pult. In den vergangenen zwei Wochen waren sie beide und das Ratsmitglied Kenduke immer wieder in den Medien aufgetaucht. Wohl jeder im Direktorat kannte inzwischen die Geschichte ihrer Entführung und was sie als Gefangene der Negaruyen erlebt hatten.