Die Väter-Casting-Liste. Eva Markert. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eva Markert
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783847661993
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auf Rollen herauskam. Sie warf ihnen einen misstrauischen Blick zu.

      Schnell machten sie sich aus dem Staub.

      Als sie im Treppenhaus ihres Hochhauses ankamen, war der Aufzug unterwegs. „Sollen wir die Treppen rauflaufen?“, schlug Hannah vor.

      „Dafür bin ich nach der anstrengenden Beschatterei zu kaputt.“

      Hannah schnaufte durch die Nase. „Du und deine faulen Ausreden!“

      Man hörte den Aufzug heranrumpeln. Wie gewöhnlich dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis sich die Türen öffneten. Der neue Nachbar trat heraus. „Guten Tag, Herr Fasel“, grüßten sie ihn höflich.

      „Tag, Kinder.“

      Sie schauten ihm nach, bis er auf die Straße trat.

      „Wie findest du ihn?“ Patrick flüsterte, obwohl Herr Fasel außer Sicht- und Hörweite war.

      „Es geht.“

      „Ich fand ihn ganz okay.“

      „Er hat so böse geguckt“, entgegnete Hannah. „Und durch den dunklen Bart sieht er ein bisschen unheimlich aus. Fast wie ein Verbrecher.“

      Patrick tippte sich an die Stirn. „Du spinnst! Nicht jeder, der einen Bart hat, ist deshalb gleich ein Verbrecher. Und nicht jeder Verbrecher hat einen Bart!“

      „Nein“, musste Hannah zugeben. „Trotzdem: Der Mann aus dem Bus gefällt mir besser.“

      „Mir auch. Aber wir dürfen nicht voreilig sein. Möglicherweise sieht er nur nett aus und ist in Wirklichkeit ein A...“

      „Wir müssen sowieso noch mehr über die Kandidaten herausfinden“, fiel ihm Hannah ins Wort. „Aber langsam verliere ich den Überblick.“

      Inzwischen waren sie vor ihrer Wohnungstür angekommen. „Weißt du was?“, rief Patrick. „Wir machen eine Liste. In die tragen wir die Kandidaten ein und was wir über sie wissen. Die, die nicht in Frage kommen, streichen wir wieder aus, bis am Ende nur noch einer übrig bleibt.“

      Selbst wenn Patrick oft blöd war, eins musste man ihm lassen: Ab und zu hatte er ganz brauchbare Ideen.

      Kurz darauf erschien Hannah in seinem Zimmer. Sie hatte ihr allerschönstes Heft mitgebracht, das sie sich für eine besondere Gelegenheit aufgehoben hatte: eins mit roten Herzchen auf dunkelblauem Grund.

      „Ziemlich kitschig“, meinte Patrick abschätzig.

      „Wieso? Herzchen und heiraten – das passt wie geschmiert!“

      „Na ja“, brummte Patrick, „wenn du meinst ...“ Zur Feier des Tages holte er seinen Füller hervor. Auf die erste Seite schrieb er:

       Liste

       für das Väter-Casting

      „Was meinst du mit ‚Casting‘?“, erkundigte sich Hannah.

      „Das kennst du doch, aus dem Fernsehen. Wenn sie jemanden für eine bestimmte Sache suchen, zum Beispiel einen Sänger oder ein Model. Die Kandidaten müssen vorsingen oder sich was anziehen und damit herumlaufen. Und wir suchen eben einen Vater. Deshalb ist das bei uns ein Väter-Casting.“

      „Okay“, erwiderte Hannah. „Und müssen unsere Kandidaten auch was machen, um zu gewinnen? Stellen wir sie auf die Probe oder so?“

      „Das kommt drauf an. Vielleicht, wenn wir uns nicht zwischen ihnen entscheiden können.“

      Patrick wendete das Blatt um. Auf die nächste Seite setzte er:

       Kandidat Nummer 1:

       Der Mann aus dem Bus

      Sie überlegten gemeinsam, was sie über ihn wussten:

       - fährt morgens um 8 Uhr 16 in die Stadt

       - nimmt den 732iger

       - wohnt im Hochhaus Breslauer Straße 12 A

      „Wir müssen noch dazuschreiben, dass er nett ist“, meinte Hannah.

      „Das ist eh klar! Sonst würden wir ihn wohl kaum in unsere Liste aufnehmen.“

      „Gib’s zu: Du bist bloß zu faul zum Schreiben.“

      „Überhaupt nicht! Ich habe nur keine Lust, mir wegen solch einem Mist die Finger wund zu schreiben.“ Patrick schlug die folgende Seite auf und begann mit dem nächsten Eintrag:

       Kandidat Nummer 2:

       Herr Schafmeister

       - Leons Vater

      „Das ist genauso überflüssig“, protestierte Hannah.

      „Soll ich es wegkillern?“

      „Nee, lass es von mir aus stehen“, antwortete sie großzügig. „Sonst sieht es nachher nicht schön aus. Mach weiter.“

      „Was müssen wir denn noch über ihn aufschreiben?“

      „Dass er geschieden ist.“

      „Eigentlich wissen wir das auch“, wandte Patrick ein. „Aber na gut. Damit wir überhaupt was da stehen haben.“ Unter „Leons Vater“ ergänzte er:

       - geschieden

      Auf die nächste Seite schrieb er:

       Kandidat Nummer 3:

       Herr Kirchkamp

       - Herrchen von Mia

      „Du könntest hinzufügen, dass Mia ein Hund ist“, schlug Hannah vor.

      „Das merkt man schon an dem Wort ‚Herrchen‘.“Trotzdem setzte Patrick hinzu:

       (Labrador)

      Und weiter ging es:

       Kandidat Nummer 4:

      Herr Fasel

      Beide glucksten, während Patrick „Fasel“ schrieb, extra klein. Außerdem notierte er:

       - neuer Nachbar, wohnt eine Etage unter uns

      „Schreib auch den Bart auf“, verlangte Hannah.

      „Meinetwegen.“

       - Bart

      fügte Patrick hinzu und blätterte um.

      „Jetzt haben wir alle“, sagte seine Schwester.

      „Einer fehlt noch.“

      „Wer denn?“

      „Guck einfach, was ich schreibe.“

       Kandidat Nr. 5

       Herr Gerhold

       - Englischlehrer

       - sportlich

       - witzig

       - nicht verheiratet

      „Herr Fasel ist übrigens auch nicht verheiratet“, erinnerte Hannah ihn.

      Patrick überlegte. „Eigentlich können wir nur genau sagen, dass er allein wohnt“, wandte er ein.

      „Das ist doch dasselbe.“

      „Nein, du Baby. Möglicherweise ist er verheiratet und hat sich von seiner Frau getrennt. Oder er hat eine Freundin.“

      Deshalb setzte Patrick bei Kandidat 4 hinzu:

      - wohnt allein

      Er pustete über die noch feuchte Schrift, schlug das Heft zu und schob es unter seine Matratze. „Hier ist es