To Make Your Heart Remember Me. Isabella Stone. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Isabella Stone
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750271654
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früher Kindheit Entspannungsübungen gelernt hätte. Baldrian tut das Übrige. Ohne diese beiden Helfer, hätte ich vermutlich schon nach dem ersten aufgehört. Selbst Hayley weiß nicht, dass ich so ein Angsthase bin.

      Bei dem Gedanken an meine beste Freundin, überkommt mich die Scham. Es ist nicht meine Art, sie einfach zu ignorieren. Schnell ziehe ich mir etwas über und greife nach meinem Handy.

      „Ich hasse dich!“, ertönt ihre von Tränen erstickte Stimme nach dem ersten Klingeln.

       „Ich weiß.“

       „Einen Scheiß weiß du, Katarzyna!“, schreit meine beste Freundin. „Du bist meine verdammte beste Freundin und ignorierst mich einfach! Ich dachte, du würdest dich von der verfickten Golden Gate Bridge stürzen!“

       „Sei bitte nicht so melodramatisch“, flüstere ich, ernte dafür ein verächtliches Schnauben. „Ehrlich, Hayls, ich habe dich doch nicht aus Böswilligkeit ignoriert. Ich musste doch selbst erst alles schlucken. Man bekommt doch so eine Nachricht nicht jeden Tag, es gibt kein Handbuch, wie man richtig reagiert.“ Langsam wird Hayleys Schnauben zu einer gleichmäßigen Atmung. Mir ist bewusst, dass es ihr ebenso schwer fällt, wie mir, doch wir müssen Ruhe bewahren. So gut es geht. Auch wenn es nicht nur mich betrifft, aber ich kann mir nicht auch noch Gedanken um ihren seelischen Zustand machen. Es soll nicht fies sein, aber es ist, wie es ist. Ich bin krank, ich brauche sie funktionierend.

      „Wann rufst du in der Klinik an?“, will meine Freundin nach ein paar schweigsamen Minuten wissen.

       „Gleich morgen, falls samstags das Büro besetzt ist. Ansonsten Montag“, versichere ich.

       „Du rufst doch wirklich an?“ Ich muss einen lauten Seufzer unterdrücken. „Kasia, ich meine es ernst. Bitte ruf wirklich in der Klinik an“, fleht sie leise. „Soll ich zu dir kommen? Dann kann ich dich begleiten. In ein paar Stunden wäre ich bei dir.“

       „Rede doch nicht so einen Unsinn“, unterbreche ich lächelnd. „Die Prüfungen stehen vor der Tür, dann kommt doch auch bald das große Thanksgiving Treffen deiner Familie, von Weihnachten fange ich gar nicht erst an. Du kannst jetzt unmöglich nach San Francisco kommen.“

       „Du weißt schon, dass mir das alles nichts bedeutet, wenn es dir nicht gut geht, oder? Außerdem würde es wahrscheinlich kaum auffallen.“ Ich höre ihre tief sitzende Enttäuschung über ihre Eltern. Das Verhältnis war nicht immer das Beste, obwohl ich fest davon überzeugt bin, dass ihre Eltern es nicht böse meinen. Hayley ist im Luxus aufgewachsen, ihr Vater ist ein schwer arbeitender Mann, ihre Mutter weiß, wie man große Feste veranstaltet und wie man das Geld mit beiden Händen in die Wirtschaft trägt. Hayley, vom Wesen her eher sparsam und mit wenig zufrieden, kann dem Lebensstil nur wenig abgewinnen. Natürlich, keiner beschwert sich, wenn er sich alles leisten kann, aber Hayley braucht den ganzen Prunk und die Aufmerksamkeit nicht.

       Obwohl aufgewachsen zwischen Geld und keine Sorgen haben müssen, sind wir doch auf dem Boden geblieben – denken wir.

      „Lass uns bei unserem Plan bleiben“, bitte ich. „Du schreibst deine Prüfungen, ich bereite mein erstes Semester vor, du feierst Thanksgiving und Weihnachten zu Hause, Sylvester geht dann die Party bei uns ab. Wir beide bei knapp zwanzig Grad auf der Golden Gate Bridge, wo wir uns das größte Feuerwerk der Westküste anschauen werden.“

       Dieses Vorhaben steht, seit dem ersten Tag in der Abschlussklasse. Damals hatten wir beide noch keine Sorgen. Zumindest keine ernstzunehmenden. Irgendwann haben wir uns dann von einander entfernt, fanden uns wieder und Hayls ging pünktlich zu Semesterbeginn an die renommierteste Schule für junge Musiker in New York, steht vor ihren ersten Prüfungen. Ich, meinerseits, habe mich verstecke. Vor Hayley, vor der Welt und vor ihm. Nein, in diese Richtung dürfen meine Gedanken jetzt auf keinen Fall abdriften. Ich muss im Hier und Jetzt bleiben, darf mich nicht ablenken lassen.

      „Ok, ist gut“, holt Hayley mich aus meinen Erinnerungen zurück. „Fürs erste belassen wir es dabei. Sollte aber irgendetwas sein, steige ich ins nächste Flugzeug und komme zu dir. Du musst da nicht allein durch. Ich erwarte, dass du mich anrufst, wenn sich etwas ändert oder wenn du neue Informationen hats oder wenn du mich einfach brauchst. Ich bin bei dir. Ich bin dein Leben, du meines. Handeln wir danach.“

       „Ich weiß, Hayls“, flüstere ich. Meine Stimme bricht, ich stehe kurz vor einem neuerlichen Zusammenbruch. Ein dicker Kloß bildet sich in meiner Kehle, lässt mich nur schwer schlucken. „Hayley?“ Ein leises Grunzen ist die Antwort. Auch meiner Freundin kämpft mit ihren Gefühlen. „Ich habe Angst, Hayley. Unendliche Angst.“ Erneut laufen mir die Tränen über meine Wangen. Schnell wische ich sie so gut es geht wieder weg. Heute habe ich genug für mindestens drei Wochen geweint.

       „Ich weiß, Kasia. Ich habe auch Angst“, entgegnet sie mir. „Aber wir schaffen das. Davon lassen wir uns nicht unterkriegen. Hast du ihn schon angerufen?“

       „Warum sollte ich?“, gifte ich Hayley an. „Es geht ihn nun wirklich nichts an. Ich brauche seine falsche Freundlichkeit und sein Mitleid nicht.“ Entschieden stampfe ich mit dem Fuß auf. „Bitte erwähne ihn nicht mehr.“

       „In Ordnung“, wispert Hayls. Ich bin am Ende meiner Kräfte.

       „Du solltest endlich schlafen gehen“, bestimme ich sanft. In New York muss es weit nach Mitternacht sein und meine beste Freundin muss morgen ihren Freund im Tattoo Studio unterstützen. So verbringt sie ihre Wochenenden, seit sie und Logan ein Paar sind. Hayley lenkt ein, wir wünschen uns eine Gute Nacht und legen auf.

       Seufzend lasse ich mich auf mein Bett fallen, starre an die weiße, eher graue Decke. In meiner Wohnung fehlt es noch an einigen Dingen, die es zu einem gemütlichen Heim machen. Jetzt frage ich mich, ob eine Veränderung überhaupt noch von Nöten ist.

      Kapitel III - Hayley

      „Da seid ihr ja endlich!“ Logan sitzt vor seinem Laden auf der Fensterbank, in einer Hand hält er eine Zigarette, in der anderen sein Handy. Offensichtlich hat er auf uns gewartet.

      „Mach jetzt bloß kein Drama wegen ein paar Minuten“, winkt meine beste Freundin ab, drückt ihren Tätowierer kurz an sich und betritt den Laden. „Na wird es heute noch was? Immerhin haben wir noch viel vor!“ Wie immer schafft sie es, dass die anderen die Doofen sind.

      „Ich wollte gar kein Drama machen, aber es ist schon spät und ihr habt länger, als gewöhnlich gebraucht. Ich habe mir Sorgen gemacht“, erklärt Logan mir leise, als auch ich ihn kurz zur Begrüßung drücke. Einen Moment halte ich inne, sauge seinen mir so bekannten Duft ein. Wehmütig denke ich daran, wie er mich letzten Sommer noch unbedingt zu einem Date einladen wollte. Nie hätte ich damals damit gerechnet, dass ein Mann wie er, Interesse an mir haben könnte. Natürlich musste ich seine Einladung ausschlagen. Ich war noch siebzehn, er war bereits sechsundzwanzig. Irgendwann hat er aufgehört zu fragen.

       Seither habe ich mich immer wieder gefragt, wie es wohl gewesen wäre, mit ihm auszugehen, vielleicht sogar seine Freundin zu sein. Logan ist ein besonderer Mensch, überhaupt nicht so, wie sich viele einen Tätowierer vorstellen. Nach außen ist er der harte, unnachgiebige Kerl. Doch ich kenne ihn besser, weiß, dass er die Show wegen der Halbstarken abzieht, die immer wieder vor seinem Laden lungern und am Ende doch nicht die Eier haben und ihn auch wirklich betreten.

      „Und, Babe, ziehen wir es heute durch?“ Logan tritt dicht hinter mich, ich kann spüren, wie er atmet. Seine Frage ist mehr als berechtigt, wie er nur zu gut weiß.

      „Keine Ahnung“, gebe ich ehrlich zu. „Was hast du denn heute für mich?“ Jedes Mal, wenn ich wieder einen Rückzieher gemacht habe, hat Logan an seinem Entwurf gefeilt und mir bei jedem neuen Treffen ein neues, perfektes Motiv geboten.

       Logan deutet auf die kleine Sitzgruppe rechts von der Tür, auf dem Beistelltisch liegt bereits seine schwarze Ledermappe. Während ich mich setzte, öffne ich die Mappe, gleich bei dem obersten Entwurf beginnt mein Herz zu klopfen. Ich entnehme das Blatt, lasse mich nach hinten sinken. Logan, der sich neben mich gesetzt hat, legt einen Arm um meine Schultern und schaut sich ebenfalls seinen Entwurf an.

       „Gefällt es dir?“, wispert er direkt an meinem Ohr.