Mein Leben fährt Achterbahn. Andre Dominik Krämer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andre Dominik Krämer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847660330
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sich immer sorgen, dass uns etwas passieren könnte. Ich glaube, deswegen ist sie auch so streng. Sie will wissen, dass es uns gut geht und nichts passiert ist.

      Mit diesen Worten und Gedanken nehme ich mein Zeugnis zurück und gehe in mein Zimmer. Dort lege ich das Zeugnis auf den Schreibtisch und ziehe mir meine alten Straßenschuhe an. Dann gehe ich die Treppen hinunter in den Keller, schließe die Hintertür auf und schiebe mein Fahrrad hinaus. Ich stelle es auf dem Ständer ab und schließe die Tür wieder zu.

      Dann setze ich mich auf das Rad und fahre auf die Straße. Dort biege ich nach links ab und radele in Richtung Wendeplatz. An der Kreuzung, an der ich nach links abbiegen muss, rast Andreas gerade an mir vorbei. Er kommt aus der Gegenrichtung und hätte mich fast über den Haufen gefahren: „Hey. Spinnst du?“ Andreas bremst mit quietschenden Reifen ab und dreht um. Er steht nun vor mir und grinst: „Nö. Wenn du zu langsam bist.“

      Er dreht sich wieder um und radelt los. Ich hinter ihm her. Wir fahren in den Wald und den Waldweg entlang. Am Ende des Waldstücks biegen wir nach links ab und fahren wieder in den Wald hinein. Nach einiger Zeit bergauf kommen wir an einer Lichtung an. Dort steigen wir von den Rädern ab und schieben sie durch den Wald zu unserem Platz. Dort angekommen legen wir die Räder in die Wiese und setzen uns ein Stück weiter auf den warmen Waldboden. Da sitzen wir nun und mir schießt kurz mein Traum durch den Kopf. Ich versuche, ihn schnell wieder loszuwerden und wir beratschlagen, was wir nun tun wollen. Ich frage Andy: „Hast du irgendwas geplant?“ Darauf antwortet er: „Nö. Du? Wir könnten ja einfach hier was sitzen und reden.“ „Ich hab auch nix geplant. Sitzen und reden können wir. Und worüber?“ Andy antwortet: „Ich habe `Akte-X´ gesehen. Neulich kam eine Schlüsselfolge. Die war spannend. Hast du die auch gesehen?“ „Ich darf so spät nicht mehr fernsehen. Um neun Uhr muss ich ins Bett, deswegen habe ich das nicht gesehen. Worum ging es denn?“

      Wir unterhalten uns noch sehr lange über Außerirdische und Ufos. Auch über Geister und was es sonst noch so Übernatürliches gibt. Irgendwann schaue ich auf die Uhr: „Oh es ist ja schon halb sechs. Ich muss gleich nach Hause zum Abendessen. Nächste Woche fahre ich nach Mechernich zu meiner Oma. Wie jedes Jahr in den Sommerferien.“ „Dann sehen wir uns ja gar nicht mehr. Schade“, erwidert Andreas und zieht die Mundwinkel nach unten. „Wann kommst du denn wieder?“ „ Ich bleibe vier Wochen. Und ich fahre ja auch erst nächste Woche. So lange können wir uns ja noch sehen. Jetzt muss ich aber los. Sonst komm ich zu spät und krieg wieder Ärger.“ „Okay. Ich fahr noch mit Dir nach Hause. Zumindest bis zur Kreuzung.“ „Okay“, antworte ich und wir stehen fast zeitgleich auf. Auf die Fahrräder geschwungen radeln wir den Weg wieder zurück bis zur Kreuzung. Andy sagt: „Und nun trennen sich unsere Wege. Sehen wir uns morgen?“ „Ich denke schon. Morgen ist Samstag und da habe ich sonst nichts vor.“ „Also dann, Dennis. Bis morgen. Nach Mittag? Ich warte dann hier auf dich.“ „Okay. Nach Mittag. Ich komm dann hier hin. Tschüss. Bis morgen.“ „Tschüss.“

      Ich fahre nach rechts die Straße hinunter und Andy biegt nach links ab und radelt die Straße hinauf. Wieder zu Hause angekommen stelle ich mein Fahrrad im Keller ab und gehe nach oben in die Küche. Meine Uhr zeigt 19:00 und ich bin pünktlich auf die Minute.

      Das Abendessen ist wie immer. Timo, unsere Mutter und ich sitzen in der Küche am Esstisch und zu Abend gibt es heute Brot. Nichts Besonderes. Ich bin fix und fertig. Der Tag ist lange und anstrengend gewesen.

      Froh bin ich, endlich in meinem Zimmer auf dem Bett zu liegen, leise Musik zu hören und zu träumen bis ich einschlafe. Die Musik läuft noch.

       Ich bin ein Kind der Elektromusik aus den 70ern und 80ern. Ich höre auch Dance, Trance und Techno. Hauptsache, es hört sich gut an. Die Musik, die ich höre, drückt meine Gefühle aus. Wer mich wirklich gut kennt, kann an der Musik leicht sehen, wie es mir geht.

       Leider kenne ich nur einen, dem das gelingt. Meinem besten Freund Dennis, den ich seit zwei Jahren kenne und immer in den Sommerferien sehe. Auch wenn wir uns nur selten sehen so sind wir doch beste Freunde geworden.

       Verwirrung um einen Traum

      Über den Gedanken an Dennis und die Musik schlafe ich ein. Das letzte, was ich mitbekommen habe, ist `Eagle´ von ABBA.

       Eagle... Ein altes Lied. Aus den Siebzigern. Das hört sich so abgedroschen an, aber wenn ich ABBA höre, dann geht es mir nicht so gut. Innerlich zumindest. Ich grübele und denke dann sehr viel über mich nach. Ich bin wohl der letzte Mensch, der sich selbst am besten kennt. So scheint es mir.

      Auch als mir die Augen zufallen, denke ich daran, dass ich mich selbst nicht mehr kenne..:

       Ich liege im Bett. Plötzlich höre ich ein Geräusch und stehe auf. Irgendetwas oder irgendjemand steht unter meinem Fenster. Ich schaue aus dem Fenster nach unten und sehe nichts. Gar nichts. Nur die Dunkelheit. Es ist so dunkel, dass ich meine Hand vor Augen kaum sehen kann. Das kann eigentlich gar nicht sein, denn vor meinem Fenster steht eine Straßenlampe. Die ist aber aus. Ungewöhnlich. Ich gehe nach unten und öffne die Haustür. Wieder nichts. Ich gehe an der Hauswand entlang hinters Haus.

       Plötzlich hält mir eine Hand den Mund zu und die andere Hand hält meinen Arm fest hinter meinem Rücken. Was soll das? Ich will schreien, aber es geht nicht. Ich versuche, mich zu wehren und mich loszureißen. Nach einigen Sekunden kann ich mich mit meinem Arm auf dem Rücken drehen und stehe nun meinem Angreifer hautnah gegenüber.

      „Andreas?!? Was machst du denn mitten in der Nacht hier? Spinnst du? Bist du bescheuert, mich so zu erschrecken?“ „Sorry, Dennis. Aber ich wollte nicht, dass du losbrüllst und alle aufweckst. Ich muss mit dir reden.“ Es hört sich ernst an. Irgendetwas ist nicht in Ordnung. In der Dunkelheit kann ich Andreass Gesicht kaum sehen. Aber seine Stimme hört sich bedrückt an. „Was ist denn los? Hast du was angestellt? Ist was passiert? Nun sag schon.“ „Nein. Nicht direkt. Können wir in dein Zimmer gehen? Dann erkläre ich dir alles.“ „Okay. Komm mit.“ Erst jetzt denke ich darüber nach, mal einen Schritt zurückzutreten, denn ich stehe immer noch sehr nah bei Andreas. Ich gehe voraus an ihm vorbei und er folgt mir. Ich schließe hinter ihm die Haustür zu und gehe voran nach oben. In meinem Zimmer angekommen setze ich mich auf mein Bett und biete Andreas den Platz neben mir auf dem Bett an.

       Er setzt sich sehr dicht neben mich und flüstert: „Weißt du, ich konnte nicht schlafen. Ich musste immer an den Nachmittag denken. Wir lagen da auf der Wiese und haben geredet. Ich konnte schon lange nicht mehr mit jemandem so offen reden.“ „Ich verstehe das. Ich habe auch so meine Geheimnisse.“ „Das verstehst du nicht! Das, was ich zurzeit durchmache, versteht keiner. Nicht mal ich selbst verstehe mich. Weißt du, wie das ist, Dennis, wenn `so etwas´ in einem vorgeht?“

       Ich nicke und will ihm etwas ins Ohr flüstern, aber er dreht den Kopf weiter zu mir und ehe ich noch etwas sagen kann, berühren sich unsere Lippen. Wir küssen uns. Das ist also sein Geheimnis? Etwa, dass er auf mich steht? Ich habe das gleiche Geheimnis wie er? Das kapiert doch kein Mensch...

       Wir küssen uns leidenschaftlich und berühren uns an den Armen und an der Hüfte. Langsam sinken unsere Körper aufs Bett und wir liegen da. Wir liegen auf meinem Bett und küssen uns. Sanft wie eine Feder streicht Andreas mir über die Oberschenkel und über den Bauch. Ich erwidere seine Berührungen und streichle ihm unter dem T-Shirt über die Brust und den Bauch. Ich berühre seine Oberschenkel und seine Arme. Dann bemerke ich etwas an mir. Er drückt seine Hüfte an meine und es berührt sich etwas. Wir küssen und streicheln uns immer noch und plötzlich…

      …werde ich wach. Schweißgebadet und im Zimmer sind es mindestens 40 °C. Meine Decke ist zusammengeknüllt und liegt auf mir. Ich habe meine Decke im Arm und liege auf dem Rücken. Einige Sekunden vergehen, ehe ich merke, dass das nur ein Traum war.

       Ich verstehe jetzt noch weniger als vorher. Am liebsten würde ich schreiend in die Nacht raus rennen. Vor mir selbst flüchten. Aber das geht wohl nicht. Was für ein verrückter Traum. Es ist nicht der erste Traum dieser Art. Ich träume in letzter