Der Stalker. Eva Markert. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eva Markert
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783847695455
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Ehe sie weiterlernen konnte, musste sie erst ein bisschen durchatmen. Und Nele anrufen.

      Die war ganz begeistert. „He! Super!“, schrie sie. „Wahrscheinlich will er dir doch helfen bei Französisch. Bestimmt ruft er nach dem Training an und dann trefft ihr euch.“

      Oh, wie sehr Lea das hoffte! Französische Vokabeln und Verbformen waren vergessen. Den ganzen Nachmittag wartete, wartete, wartete sie auf den Anruf.

      Bis zum Abendessen hatte er sich noch nicht gemeldet. Dann – endlich! - klingelte das Telefon. Lea stürzte hin. Aber es war anscheinend ein Irrtum, am anderen Ende meldete sich niemand.

      Nach dem Essen klingelte das Telefon erneut. Nele, die hören wollte, was es Neues gab.

      „Nichts“, antwortete Lea kläglich.

      „Ruf ihn doch selbst auf dem Handy an. Ich bleib so lange am Apparat.“

      Nach einigem Hin und Her stimmte Lea zu. Wieder antwortete nur die Mailbox.

      „Komisch!“, sagte Nele. „Kannst du wenigstens Französisch?“

      „Nee.“

      „Ich auch nicht. Schlaf trotzdem gut.“

      Neles Wunsch ging leider nicht in Erfüllung. Die Französischarbeit lag Lea schwer im Magen. Fast noch mehr beschäftigte sie jedoch die Frage, was es mit dem mysteriösen Anruf auf sich hatte.

      Kapitel 6

      „Warum hast du es so eilig?“, erkundigte sich Steffen.

      „Ich muss Marc vor dem Unterricht sprechen.“

      „Weswegen?“

      Gerade hatte sie ihn entdeckt.

      „Ich erzähl‘s dir später. He, Marc!“ Winkend lief sie auf ihn zu. „Ich muss dich was fragen.“

      „Geht es zufällig mal wieder um den Subjonctif?“

      Himmel, die Arbeit! Daran hatte sie im Moment gar nicht mehr gedacht. „Nein“, keuchte sie – sie war zu schnell gelaufen -, „ich ... wollte wissen, ... warum du ...“

      „Immer mit der Ruhe“, warf Marc ein.

      „... mich ... mich gestern ... angerufen hast“, vollendete Lea ihren Satz.

      Er runzelte die Stirn. „Ich habe dich nicht angerufen.“

      „Aber meine Mutter hat gesagt, du wärst am Telefon.“

      „Nee, das war ich nicht. Warum hätte ich dich anrufen sollen?“

      „Ich hab dir auch auf die Mailbox gesprochen.“

      „Oh, tut mir leid, das habe ich noch gar nicht gesehen. Ich war gestern lange mit den Kumpels vom Fußballverein unterwegs, und danach bin ich gleich ins Bett gegangen.“

      Wie ein Schwall kaltes Wasser ergoss sich seine Antwort über Lea. Dazu der befremdete Blick! So was Peinliches war ihr bisher noch nie passiert! „Dann muss meine Mutter sich vertan haben“, murmelte sie.

      „Sie hat sich bestimmt vertan“, erwiderte Marc.

      Steffen kam dazu und Lea war froh, dass sie mit ihm davongehen konnte.

      Er wartete, bis sie von selbst anfing zu erzählen.

      „Arme Lea“, sagte er. „Hoffentlich bildet Marc sich jetzt nicht ein, du würdest ihm hinterherlaufen. Ich an deiner Stelle würde ihn in Zukunft kaum beachten.“

      Auch Nele fand, das wäre eine gute Strategie. Allerdings aus anderen Gründen. „Wenn er denkt, du machst dir nichts aus ihm“, meinte sie, „kriegt er vielleicht Interesse.“

      Später fragte Marc sie, wie es mit der Französischarbeit geklappt hätte. Lea dachte an Steffens und Neles Rat. Kurz angebunden antwortete sie: „Keine Ahnung. Abwarten.“

      Sie konnte tatsächlich nicht sagen, wie es gelaufen war. Sie hatte ein ganz gutes Gefühl, aber was bedeutete das schon?

      Als sie nachmittags von einem Spaziergang mit Chipsy zurückkam, rief ihre Mutter: „Dieser Marc Sarré hat wieder angerufen. Wer ist das überhaupt?“

      Lea blieb einen Augenblick die Luft weg. „Ein Junge, den ich kenne“, antwortete sie so gleichmütig wie möglich.

      „Aha.“ Ihre Mutter lächelte vielsagend.

      „Nein, nicht was du denkst“, setzte Lea schnell hinzu. „Das ist nur einer aus der Schule.“

      Sie rief Marc auf dem Handy zurück. Diesmal meldete er sich nach dem ersten Tuten.

      „Was soll der Quatsch, Lea?“, fragte er unwirsch. „Ich habe dich nicht angerufen. Gestern nicht, heute nicht, und ich habe auch nicht die Absicht, es morgen zu tun.“

      Wut flammte in ihr auf. „Falls du dir einen Spaß mit mir machst“, fauchte sie, „nimm bitte zur Kenntnis, dass ich dich ab jetzt nie mehr zurückrufen werde.“

      „Okay, alles klar.“

      Was klang da in seiner Stimme mit? Ironie? Hohn? Sogar Verachtung? Oder kam es ihr nur so vor?

      „Blödmann!“ Energisch drückte Lea auf die Gespräch-beenden-Taste und warf den Apparat auf den Tisch

      Gemeinsam mit Nele rätselte sie, was diese merkwürdigen Anrufe zu bedeuten hatten.

      „Entweder ist es Marc, der dich hochnehmen will, oder es ist jemand anders“, äußerte Nele.

      „Das hast du messerscharf erkannt“, bemerkte Lea trocken.

      „Falls er es ist: Warum will er dich hochnehmen?“, fuhr Nele unbeeindruckt fort. „Und falls es jemand anders ist: Wer?“

      „Du nimmst mir das Wort aus dem Mund.“

      Sie überlegten. Da leuchtete Leas Handy auf. Gleichzeitig schrillte es in die Stille hinein, sodass beide Mädchen zusammenfuhren.

      Lea schaute auf das Display. „Keine Nummer“, stellte sie fest und meldete sich.

      Schweigen am anderen Ende.

      „Hallo?“

      Keine Antwort.

      Lea lauschte angestrengt. In der Leitung rauschte es. Dann hörte sie ein leises Klicken, die Verbindung war unterbrochen.

      Ratlos blickte sie Nele an.

      „Es muss jemand sein, dem du deine Handynummer gegeben hast“, sagte die. „Soweit ich weiß, kennt Marc sie nicht.“

      „Er könnte sie trotzdem gespeichert haben“, rief Lea. „Ich habe ihn doch zweimal von meinem Handy aus angerufen.“

      „Wirklich sehr geheimnisvoll“, meinte Nele. „Ich bin gespannt, ob wir irgendwann rauskriegen, was dahintersteckt.“

      An diese geheimnisvolle Geschichte musste Lea wieder denken, als sie am nächsten Tag mit Chipsy spazieren ging.

      Da sah sie Marc um die Ecke biegen. Er kam ihr direkt entgegen, es war unmöglich, so zu tun, als hätte sie ihn nicht bemerkt. Wahrscheinlich bildete er sich jetzt wieder wer weiß was ein!

      „Hallo!“, grüßte sie ihn kühl, ohne ihre Schritte zu verlangsamen.

      Sein Blick fiel auf Chipsy. „Hallo“, erwiderte er und wollte hastig weitergehen, aber er hatte die Rechnung ohne den Westie gemacht. Er zerrte an seiner Leine, wedelte wild mit dem Schwanz und wollte unbedingt an ihm hochspringen.

      Marc machte einen Satz nach hinten. „Halt den Hund fest!“, schrie er Lea an.

      Erschrocken nahm sie die Leine kürzer, doch Chipsy schien es sich in den Kopf gesetzt zu haben, an Marcs Hosenbein zu riechen, und zog wie irre.

      Marc wich weiter zurück. „Nimm die Töle da weg!“, schnauzte er.

      „Na