Der Stalker. Eva Markert. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eva Markert
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783847695455
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schweigend zu. Es war fast dunkel, sie konnte sein Gesicht kaum erkennen. „Was meinst du?“, hakte sie nach.

      „Ich frage mich gerade, warum du dich immer dagegen wehrst, dass ich dir bei Französisch helfe.“

      „Im Prinzip hätte ich nichts dagegen, bloß - du kannst nicht gut erklären. Wenn ich dich was frage, bin ich hinterher noch mehr durcheinander als vorher.“

      „Französisch ist Marcs Muttersprache“, wandte Steffen ein. „Das heißt, Grammatikregeln kennt der auch nicht. Genauso wenig wie du weißt, wie man einen deutschen Satz bildet.“

      „Darum geht es doch im Grunde gar nicht. Ich will nur einen Vorwand haben, damit ich mich mal mit ihm treffen kann.“

      „Na dann, viel Glück.“ Steffen sprang auf und eilte ins Haus.

      Kapitel 4

      Am Montag klingelte Lea bei Steffen, um ihn wie jeden Morgen abzuholen. „Steffen ist schon früher los“, erklärte seine Mutter. „Er muss vor dem Unterricht noch was Dringendes erledigen.“

      „Nanu?“, dachte Lea verwundert, „davon hat er mir gestern gar nichts gesagt.“

      Sie stieg auf ihr Rad und fuhr allein los. Schweren Herzens hatte sie sich entschlossen, Neles Rat anzunehmen. Während sie in die Pedale trat, überlegte sie, wann sie Marc ansprechen sollte. Vor Französisch? Danach? Vor der ersten Stunde? In der Pause? Mal sehen, ob sich eine günstige Gelegenheit ergab.

      Als sie in den Schulhof einbog, sah sie ihn gleich. Er stand bei den Fahrradständern und redete mit Steffen. Lea hielt hinter ihnen und sprang vom Rad. „Hi!“, rief sie.

      Steffen zuckte zusammen.

      Marc drehte sich um. „Hi“, antwortete er. „Ich geh schon mal rein. Bis später.“

      Das war ihre Chance! „Ich komme mit“, rief sie.

      Steffen hielt sie am Arm fest. „Nein, warte“, sagte er, „ich muss dir was Wichtiges sagen.“

      „Bis später.“ Marc machte sich auf den Weg.

      „Mann! Hatte das nicht noch Zeit?“, fragte Lea Steffen gereizt.

      „Nein. Hör zu! Du solltest Marc nicht fragen, ob er dir Nachhilfe geben kann. Gerade eben hat er mir in den höchsten Tönen von seiner Freundin vorgeschwärmt.“

      Lea holte tief Luft. „Wie kam er dazu?“, fragte sie. „So gut kennt ihr euch doch gar nicht.“

      Steffen zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Es hat sich irgendwie ergeben. Ich habe gefragt, was er in den Osterferien macht. Da fing er an, von ihr zu sprechen.“

      Leas Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Trotzdem fragte sie weiter. „Und was hat er genau gesagt?“

      „Dass sie so hübsch ist. Und richtig cool. Dass er sich unheimlich darauf freut, sie bald wiederzusehen.“

      Lea presste die Lippen aufeinander.

      Steffen legte ihr die Hand auf den Arm. „Es tut mir leid für dich. Aber ich muss dir das erzählen, um dir Schlimmeres zu ersparen.“

      Lea schüttelte seine Hand ab. Obwohl sie wusste, dass es ungerecht, dass es vollkommen unsinnig war, erfüllte sie heiße Wut auf Steffen. „Wieso bist du heute überhaupt früher zur Schule gefahren?“, fauchte sie ihn an.

      „Ich habe Französisch vergessen und muss die Hausaufgaben abschreiben. Deshalb habe ich Marc angesprochen.“

      Lea schaute auf das Heft in seiner Hand. Auf die steilen, eckigen Buchstaben, mit schwarzem Filzstift geschrieben. Marcs Schrift.

      „Huhu, Lea!“

      Das war Nele. Sie merkte gleich, dass etwas nicht stimmte. „Du machst ein Gesicht, als ob der Weltuntergang kurz bevorstehen würde“, sagte sie. „Hat’s nicht geklappt mit unserem Trick?“

      Lea schüttelte stumm den Kopf.

      „Hast du ihn gefragt?“

      Wieder schüttelte Lea den Kopf.

      „Warum nicht? Mensch, Lea! Lass dir doch nicht die Würmer einzeln aus der Nase ziehen!“

      „Er hat Steffen von Amélie vorgeschwärmt“, presste Lea hervor.

      „Warum regt dich das auf? Wir wissen doch, dass er eine Freundin hat.“

      „Er findet sie hübsch und cool“, fügte Lea leise hinzu.

      „Na und? Das ist doch normal! Jeder findet seine Freundin am Anfang nett. Du darfst nicht so schnell aufgeben!“

      Es klingelte.

      „Lass uns über was anderes reden“, bat Lea. „Es hat sowieso keinen Sinn. Ich muss ihn mir aus dem Kopf schlagen.“

      „Da bin ich absolut anderer Meinung.“

      Nele entdeckte Kevin, der gerade mit Philipp ankam, und lief zu den beiden hinüber.

      Lea schaute ihr nachdenklich hinterher. Sie selbst wollte möglichst wenig mit Philipp zu tun haben. Nele war da großzügiger. Auch Kevin hatte stets zu seinem Freund gehalten. Es kümmerte ihn nicht, dass Philipp wahrscheinlich Leas Portemonnaie gestohlen hatte. „Philipp ist ein anständiger Kerl“, behauptete er immer. Lea hoffte sehr für ihn, dass er sich nicht täuschte.

      „Merkwürdig“, sinnierte sie während der ersten Stunde, „je hoffnungsloser die Sache wird, desto mehr wünsche ich mir, dass Marc und ich zusammenkommen.“

      Geschichte, Mathematik rauschten an ihr vorbei. In der großen Pause hielt sie ständig nach Marc Ausschau. „Lass das bleiben!“, befahl sie sich selbst. Trotzdem suchte sie weiter den Schulhof mit den Augen ab, bis ihr klar wurde, dass Marc gar nicht auftauchen konnte. Die 9 b hatte nämlich im Mittelblock Sport in der Schwimmhalle. Ein Bus brachte die Schüler in der Pause dorthin.

      Als sie vor der fünften Stunde mit Nele zum Klassenraum der 9 a ging, wo die Schüler gemeinsam mit Schülern der 9 b Französisch hatten, war es mit ihrer inneren Ruhe ganz und gar vorbei.

      „Da ist Marc“, zischte Nele ihr zu.

      Er kam ihnen auf dem langen Gang entgegen.

      Nele winkte ihm zu. „He, Marc! Hör mal!“ Sie beschleunigte ihre Schritte und zog Lea mit. „Wir haben da ein Problem. Vielleicht kannst du uns helfen.“

      Marc schaute erst sie und dann Lea an. „Was gibt‘s?“, fragte er.

      „Wir schreiben doch morgen die Klassenarbeit“, hob Nele an. „Und wir haben beide den Subjonctif nicht verstanden. Kannst du Lea heute Nachmittag helfen? Ich hab leider keine Zeit. Aber Lea kann mir abends das Wichtigste erklären.“

      Marc antwortete nicht sofort. Sein Blick ruhte noch immer auf Lea.

      Deren Herz fing wie wild an zu klopfen.

      „Tut mir leid“, sagte er dann. „Ich kann heute nicht. Ich habe Fußballtraining für ein wichtiges Spiel am Samstag. Aber wir könnten uns nach der sechsten Stunde noch mal kurz zusammensetzen.“

      Ehe Nele ihr zuvorkommen konnte, erwiderte Lea: „Danke, nach der sechsten muss ich schnell nach Hause.“

      „Wieso das denn?“, protestierte Nele. Sie war einfach unmöglich!

      „Du kennst meine Mutter. Sie macht sich Sorgen, wenn ich nicht pünktlich bin.“

      Nele gab anscheinend nie auf. „Steffen kann ihr doch Bescheid sagen.“

      Marc betrachtete Lea unverwandt. Die merkte, wie ihr heiße Röte in die Wangen stieg.

      Der Französischlehrer erschien und damit war das Gespräch beendet. Ehe der Unterricht begann, flüsterte Nele Lea ins Ohr: „Du bist dein Unglück wirklich selbst schuld. Mehr kann ich echt nicht für dich tun.“

      „Tu