Scheiß die Wand an.... Heike-S. Rogg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Heike-S. Rogg
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847696407
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einer Absperrung. Dabei startet der Giro erst um zwölf Uhr im, etwa hundert Kilometer entfernten, Ort Pfalzen.

      Folglich steht die belgischen Schrankwand, auch Bus genannt, in einer kleinen, kurvigen Straße und ein schicker Carabinieri, der genau neben einer Kamera des RAI steht, ist nicht bereit, die Absperrung etwas zur Seite zu schieben, damit wir wenigstens auf der Hauptstraße wenden können.

      Den „Depp“ meines Mannes bekommt er glücklicherweise nicht mit. Ein anderer italienischer Polizist hatte uns vorher genau in diese Straße geschickt, die für Fahrzeuge über sieben Tonnen gesperrt ist und vor der Absperrung endet. Wir haben ja nur achtzehn Tonnen.

      Beide offensichtlichen Fehlentscheidungen haben zur Folge, dass Hannes jetzt die kleine, kurvige Straße rückwärts zurückfahren muss. Ein mühsames Unterfangen, aber es gelingt. Auch, weil die Reiseleiterin und ich, unter Einsatz unseres Lebens, die italienischen Autofahrer zurückhalten.

      Für unsere alten Krieger ist es eine riesige Enttäuschung. Sie hatten sich vor allem auf den, im Ersten Weltkrieg gesprengten Gipfel des Col di Lana gefreut. Aber so fällt die Fahrt über den Falzarego, vorbei am Col di Lana und Lagazuoi - den beiden Bergen, die während dieses Krieges hart umkämpft waren - und weiter übers Grödnerjoch, aus.

      Kurzerhand wird beschlossen, zurückzufahren und in Antholz Station zu machen. Es gibt bis heute Abend auch keinen anderen Weg in Richtung Bruneck. Leider liegt kein Schnee, so dass wir nicht einmal Biathleten treffen. Die sind wahrscheinlich alle bereits im Sommerurlaub.

      Nicht ganz befriedigt fährt die Gruppe am Nachmittag ins Hotel zurück, wo sie die Einladung des Chefs zu Kaffee und Kuchen erwartet.

       4. Tag

      Heute ist, trotz kurzer Fahrstrecke, Freizeitstress angesagt. Die Fahrt geht zunächst nach Sand in Taufers. Dort wird die Gruppe zu einer Führung auf der Burg Taufers erwartet. Mit der Aussicht auf eine Tasse Kaffee lockt Hannes auch mich den mühsamen Aufstieg hoch. Wie gesagt, ich hasse Berge.

      Oben angekommen, erklärt einer der Führer, die Burgschänke habe erst am Samstag wieder geöffnet. Heute ist natürlich Donnerstag. Den Vorschlag, ins Schlosscafé zu gehen, verwerfen wir, da sich nicht einmal zwei nebeneinander hängende Schilder einig sind, ob es nun fünf oder zehn Minuten Fußweg dorthin sind. Aber es ginge sowieso weiter bergauf. So wird der Weg nach unten zum Bus von uns bevorzugt.

      Die nächste Station ist Luttach. Hier gibt es ein Krippenmuseum, das es zu besichtigen gilt. Die verschiedenen Krippen sind sehr eindrucksvoll, teilweise aus einem einzigen Stück Holz geschnitzt. Dennoch wirken die Motive dreidimensional. Dieses Museum ist ein echtes Highlight, sollte man seinen Urlaub im Pustertal verbringen. Mein Mann bekommt eine Tüte voll mit Infomaterial, DVD und CD. Nicht alle Betriebe in Südtirol sind so großzügig.

      Daraufhin folgt Kasern. Dieser Ort bildet den Abschluss des Ahrntales und besteht aus nur wenigen Häusern. Das Café, in dem Hannes und ich unsere Mittagspause verbringen wollen, ist wie vieles Anfang Mai noch geschlossen. Die Reisegruppe begibt sich auf den Weg in die Kapelle, die einst der Papst besuchte, und isst im Anschluss in einer Hütte am Talschluss.

      Da ein Busfahrer nie weiter läuft, als sein Bus lang ist – außer, er will Kaffee trinken, erspart Hannes uns diese Wanderung und geht mit mir im Dorf auf Nahrungssuche. Dort befindet sich ein ‚Tiroler Berghof‘. An der Tür steht zwar ‚Geschlossen‘, aber sie steht offen. Drinnen sitzen mehrere Arbeiter beim Essen. Demnach stehen die Chancen nicht schlecht. Wir treten ein und erblicken einen kleinen Mann, der sich als Wirt erweist. Auf die Frage, ob hungrige Busfahrer etwas zu essen bekommen können, meint der kleine Mann, ob Saftgulasch mit Nudeln und Salat recht wären, das hätte er heute Mittag.

      Hannes und ich denken, das sei eine Art Mittagstisch zu ermäßigten Preisen, da auch die Arbeiter dort essen, und stimmen zu. Dazu gibt es Kaffee und Latte Macchiato. Als wir zahlen wollen, trifft uns fast der Schlag. Fünfunddreißig Euro verlangt das Männchen für zwei Portionen Nudeln mit Gulasch, die Hannes normalerweise allein gegessen hätte. Naja, dieser Gasthof steht sofort auf unserer roten Liste der Lokalitäten, die nicht mehr angefahren werden.

      Zum Abschluss des Tages wird das Schaubergwerk Prettau besucht. In früheren Zeiten wurde hier Kupfer abgebaut. Heute kann man Exponate aus der Geschichte des Bergbaus besichtigen. Da ein Teil der Gruppe nicht mit einfahren möchte, gehen diese Teilnehmer in das dazugehörige Café. Wir folgen etwas später und stehen plötzlich einem Schwarm Kanarienvögel gegenüber. Es sind unsere Mitfahrer in Schutzkleidung. Knallgelbe lange Wettermäntel und ebensolche gelben Schutzhelme. So verschwinden sie mit einem Grubenbähnchen im Berg. Später spuckt der Berg sie unterkühlt und frierend wieder aus.

       5. Tag

      Am letzten Tag steht das Reinhold-Messner-Museum in der Brunecker Burg auf dem Plan. Vom Parkplatz aus muss die Gruppe einen kurzen, aber steilen Weg zurücklegen. Nach dem Besuch ist Mittagessen und Bummeln geplant. Leider wurde bei der Planung vergessen, dass in Italien zwischen zwölf und fünfzehn Uhr Siesta zur Tradition gehört. Deshalb sind die meisten Geschäfte geschlossen und die Geldbeutel werden geschont.

      Am frühen Nachmittag führt der Weg zu einer Ölmühle mit Kräutergarten am Issinger Weiher. Während unsere Gruppe die dazugehörige Brennerei besichtigt, entscheiden Hannes und ich uns für einen Besuch im gegenüberliegenden Café, direkt an dem kleinen See. Die moderaten Preise dort lassen keine Rückschlüsse auf die wirkliche Größe der Eisbecher zu. Von meinem Bananensplit geht die Hälfte zurück. Und auch die Portion meines Mannes gleicht mehr einem Erdbeerfeld als einem Erdbeerbecher.

      Nach dem Besuch der Ölmühle endet der letzte Abend mit einem sechs-gängigen Überraschungsmenü im Hotel.

       6. Tag

      Entgegen aller Befürchtungen, dass am Wochenende viel Verkehr herrscht, erreichen wir problemlos das Saarland. Die Staus sind zwar lang, aber zum Glück auf der Gegenseite.

      ***

       Die Woche war schön, aber anstrengend. Wenn man als Veranstalter solche Reisen plant, sollte man vielleicht im Vorhinein grundlegende Informationen einholen. So ist es speziell in den Bergen wünschenswert, einen Ausweichtag zu haben. In unserem Fall hätte dadurch die Möglichkeit bestanden, die Dolomitenfahrt an einem Tag ohne Girodurchfahrt durchzuführen. Auch schlechtes Wetter muss immer einkalkuliert werden. Was bringt eine Fahrt durch eindrucksvolle Gebirgsregionen, wenn alles vernebelt ist? Aber die geplanten Programme und gebuchten Führungen sind oftmals dermaßen eng gesteckt, dass der Urlaub schnell in Freizeitstress ausartet. Ich jedenfalls bin weiterhin kein Freund der hohen Berge.

      Als ich auf einer Reise nach Venedig unter die Räuber fiel

       Urlaub in Italien ist etwas Besonderes. Da sich verschiedene italienische Agenturen die Urlaubsgebiete aufgeteilt haben, besteht für viele ausländische Reiseunternehmen nur die Möglichkeit Hotels über diese Agenturen zu buchen. So konnten wir bereits öfter erleben, dass diese zugewiesenen Quartiere ein reines Glücksspiel darstellen.

      Im Mai führt eine Fahrt nach Venedig. ‚Schön‘, ist mein Gedanke, als der Auftrag eingeht. ‚Endlich Wärme und in Venedig war ich bisher noch nicht.

      War bis zu diesem Zeitpunkt klar, die große Mausefalle läge in Paris, muss man ab sofort umdenken. Die Mausfalle gleichen Namens liegt eindeutig in Lido di Jesolo. Aber der Reihe nach:

      Am Donnerstag fahren Hannes und ich von zu Hause an die französische Raststätte bei Saverne. Dorthin soll der vorladende Fahrer unseren Bus mit den Fahrgästen bringen. Wir übernehmen den Bus morgens um acht Uhr in Saverne und starten in Richtung Süden.

      Schon steht der erste Meckerer vor mir. Eine Frau beklagt sich, dass ihr in der letzten Sitzreihe schlecht würde. Es wären doch noch andere Plätze frei. ‚Das Problem kann schnell gelöst werden‘, denke ich und erlaube natürlich ein entsprechendes Umsetzen.

      Die Fahrt geht weiter und der nächste Halt ist die Schweizer Grenze, welche sich wie so