Scheiß die Wand an.... Heike-S. Rogg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Heike-S. Rogg
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847696407
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Ein großes und stolzes, weißes Schiff mit gelbem Schornstein. Man kann es nicht einmal komplett sehen, aber es überragt das Kreuzfahrtterminal um mehrere Stockwerke.

      Die Vorfreude im Bus ist groß. Bevor mein Mann die Koffer ausladen kann, kommt eine Reedereimitarbeiterin in den Bus. In der Hand hält sie einen Stapel Fotokopien und beginnt in bestem Französisch etwas zu erklären.

      Leider versteht keiner ein Wort, denn das das Busunternehmen in Frankreich sitzt, ist der einzige Franzose unser Bus. Dahingehend aufgeklärt, wechseln die Mädels und die ominösen Zettel. Und schon folgt die Aufklärung.

      Das Kreuzfahrtschiff hat seit der letzten Station einen Schaden am Antriebsstrang und nun muss die gebuchte Reise kürzer ausfallen, als geplant. Da der Schaden nicht schnell repariert werden kann, muss der Kapitän mit geringerer Geschwindigkeit fahren und deshalb fällt Madeira, im wahrsten Sinne, ins Wasser. Dafür bekämen die Fahrgäste aber fünfzig Prozent Rabatt auf die nächste Kreuzfahrt mit dieser Reederei und zusätzlich vierhundert Euro Bordguthaben.

      Ratlosigkeit im Bus. Soll man das Angebot annehmen oder nicht? Die ersten Fahrgäste kontaktieren mittels Handy ihre Anwälte und bekommen den Rat, nichts zu unterschreiben oder wenn, nur unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sollen sie an Bord gehen, bevor nicht klar ist, ob sie, ohne das eigentliche Ziel - Madeira, fahren wollen.

      Nach einer längeren Beratungszeit entschließt sich die komplette Gruppe, die Reise nicht anzutreten. Das stellt für meinen Mann keine große Schwierigkeit dar, da er zusammen mit dem zweiten Fahrer sowieso den leeren Bus zurückgefahren hätte.

      Andere Busfahrer, die im Hafen stehen, haben hingegen richtige Probleme. Ein großes Schweizer Busunternehmen hat nämlich nicht nur dreihundert Fahrgäste nach Savona gebracht, es muss auch dreihundert, die von dem Schiff kommen, wieder mitnehmen. Die einen wollen in die Busse, die anderen aber nicht raus. Wie es ausgeht, bekommen wir nicht mehr mit, denn wir begeben uns vorher auf den Heimweg.

      Während der Wartezeit stand Hannes, der ganz gut italienisch spricht, im Hafen und unterhielt sich mit einem Offizier, der von diesem Schiff kam. Dieser erzählte ihm, dass der Dampfer einen Schaden am Antriebsstrang habe. Das sei nicht so einfach zu reparieren. Wenn man Pech hat, müsste das Heck aufgetrennt werden, damit eventuell die Welle getauscht werden kann. Dieses wiederum geht nur im Trockendock und das Schiff ist auf lange Zeit hin ausgebucht.

      In der folgenden Zeit verfolgt mein Mann online die Route, welche das Schiff fortan fährt. Da viele Schiffe mittlerweile über Webcams verfügen, ist das ganz einfach. Die Fahrtstrecke beinhaltet seitdem nur noch die kurze Mittelmeerrunde, was bedeutet, dass der Kreuzfahrer scheinbar nicht repariert wurde. Als größter Dampfer der Flotte war er vorher immer auf der großen Runde eingesetzt.

      Etwa acht Monate später hören wir, dass dieses stolze Schiff gekentert ist. Es gibt Tote und Verletzte. Jetzt stellt sich die Frage, lag es möglicherweise an dem Vorschaden? Ist auch noch der andere Antriebsstrang kaputt gegangen und kann das Schiff dadurch beim Manövrieren Probleme gehabt haben?

      Weil ich wieder mal die Welt retten will, kontaktiere ich die wichtigen Fernsehsendern und Zeitungen, und denke, diese Information lohnt eine Überprüfung. Hat die Reederei aus reiner Profitgier einen weiteren Defekt billigend in Kauf genommen und damit über ein dreiviertel Jahr lang seine Fahrgäste in eine latente Gefahr gebracht?

      Interessanterweise scheine nur mir dieser Gedanken zukommen. Die zuständigen Redakteure fragen zwar höflich nach, aber verfolgen die Sache nicht weiter. So ist das, wenn man eben die Welt retten will. Sie will nicht gerettet werden.

      Eine Fortsetzung hat die Geschichte auch noch. Ziemlich genau ein Jahr später bricht dieselbe Reisegruppe aus dem Saarland wieder auf, um die geplante Kreuzfahrt zu unternehmen. Sie haben ja noch die fünfzig Prozent Ermäßigung vom Vorjahr.

      Wieder bringen wir sie nach Savona und diesmal besteigen sie wirklich ein weißes Schiff mit gelben Schornsteinen. Nur, dass es diesmal ein etwas kleinerer Dampfer ist. Die Kreuzfahrt verläuft wie geplant, und da wir die Fahrgäste wieder abholen, wissen wir sicher, dass alle heil und trocken nach Hause gekommen sind.

      Als ich beim Giro d‘Italia mitfuhr

       Während wir den Radsport gern im Fernsehen verfolgen, gefiel es uns im Sommer gar nicht mehr, als Hannes und ich den Giro d’ Italia live erleben musste. In so einem Moment erfährt man hautnah die Einschränkungen, welche die jeweilige Routenführungen mit sich bringen.

       1.Tag

      Wieder einmal liegt ein Ziel in Italien. Genauer gesagt in Südtirol. Dieser Teil des Landes wird aber nie zu meinen Lieblingszielen gehören. Denn erstens sind mir die Berge zu hoch, zweitens die Wege zu steil und drittens ist es mir dort meistens zu kalt.

      Diesmal führt die Fahrt mit einem Seniorenverein nach Bruneck. Schon am Ortseingang warnt uns ein rosafarbenes Schild, mit der Aufschrift „Giro d’Italia“, vor kommenden Schwierigkeiten. Natürlich haben wir genau die Woche erwischt, in der sich der gesamte Radtross durch Südtirol und die Dolomiten wälzt.

      Zunächst erwischt uns erst einmal ein Regenschauer, der die Temperaturen auf elf Grad absenkt und natürlich nicht aufhört, als wir am Hotel ankommen und die Koffer ausgeladen werden müssen.

      Bereits beim Abendessen hört man erste kritische Stimmen laut werden. Im ganzen Haus funktioniert keine Heizung und das bei dieser Außentemperatur. Die Wirtin beklagt, dass die gesamte Ortschaft ohne Heizung sei, da irgendetwas mit der Fernwärmeleitung nicht stimme. Komisch nur, dass auf der gesamten Strecke seit Brixen über Bruneck nach Reischach, kein Heizkraftwerk zu sehen war.

       2.Tag

      Nach einem gemütlichen Frühstück fahren wir nach Brixen. Mehrfach werden wir angehalten, weil die Kilometerschilder für die erwartete Giroetappe aufgestellt werden. Langsam schwant uns Böses.

      In Brixen angekommen, führt der erste Weg ins örtliche Tourismusbüro. Zwar ist man nicht sonderlich gut informiert, sieht aber sofort im Internet nach und erfährt, dass Brixen spätestens ab vierzehn Uhr komplett gesperrt sein wird. Somit sollte man dann die Stadt bereits verlassen haben. Das funktioniert, denn um dreizehn Uhr geht es weiter Richtung Meran. Unser Programm sieht die Besichtigung von Schloss Trautmannsdorff mit seinen Gärten vor. Auch ich besuche das Schloss, denn immerhin war bereits meine Lieblingskaiserin „Sisi“ dort längere Zeit zu Besuch.

      Zwei Stunden Zeit stehen für Besichtigungen zur Verfügung. Viel zu wenig, für das, was es zu sehen gibt. Ich schaffe gerade mal die leergeräumte Sisi-Etage. Da der Heimweg nahezu zwei Stunden erfordert, reicht die Zeit nicht für einen Meran Bummel.

      Zehn Kilometer vor Bruneck hält uns eine Autoschlange auf. Zwar ist der Giro längst im Ziel angekommen, aber dem abfließenden Verkehr müssen wir Tribut zollen. Kurz vor dem Ziel, schickt uns noch ein Feuerwehrmann zurück, denn auf der Verbindungsstraße von Sankt Lorenzen nach Reischach ist ein LKW umgekippt. Also, wenden und zehn Kilometer Umweg fahren.

      Im Hotel funktioniert die Heizung nach wie vor nicht. Die Stimmung droht zu kippen, denn allen ist kalt. Blöd nur, wenn der Ehemann nicht weiß, was die Entschuldigung der Ehefrau für diesen Mangel war. Nach weiteren Beschwerden erzählt er nämlich, er habe die Heizung jetzt angestellt. Also eher Sparmaßnahme als Kraftwerkspanne. Man sollte über die Aussagen der eigenen Gattin besser informiert sein.

      Trotz endlich funktionierender Heizung, immerhin ist sie lauwarm, werden wieder Jogginghose und Pulli zum Schlafanzug degradiert. Wolldecke drüber und dann geht es einigermaßen.

       3. Tag

      Am Morgen ist es im Hotel immerhin so warm, dass man gefahrlos unter die Dusche gehen kann. Jedenfalls, was die Wärme angeht. Ansonsten droht, wegen des fehlenden Duschvorhangs, Hochwasser im Badezimmer.

      Auf dem Programm steht eine Fahrt durch die Dolomiten. Noch gestern haben wir uns über den heutigen Streckenverlauf des Giros informiert und auch die Reiseleiterin hat Informationen, dass die Fahrt über den Falzarego