Sky-Navy 11 - Unter falscher Flagge. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748589877
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auf und nahmen die Sicht. Die Scanner des Schiffes übermittelten jedoch ein plastisches Bild der Oberfläche, an dem sich der Pilot orientierte.

      „Hand des Schiffes an das Hoch-Wort: Bodenkontakt erfolgt… Jetzt!“

      Ein Ruck ging durch das Hantelschiff und presste die Norsun in der Zentrale in ihre Sitzschalen. Tenador-Sentos, der hinter dem Kommandantensitz stand, ging leicht in die Knie, blieb jedoch auf den Beinen, da er sich an der Rückenlehne festhielt.

      Obwohl die Auflageteller der Landebeine maximal ausgefahren waren, sanken sie, aufgrund der Masse des Schiffes, mehrere Meter in den Untergrund.

      „Schiff hat Kontakt“, meldete die Hand des Schiffes. „Triebwerke abgeschaltet.“

      Das Hantelschiff kam zur Ruhe.

      „Lagemeldung der Sektionen einfordern“, befahl der Kommandant, dessen Pheromone Erleichterung ausdrückten. „Ich spreche das Wort: Alle Besatzungsmitglieder bleiben gesichert, bis wir verankert sind.“

      Meldungen der verschiedenen Abteilungen trafen bei der Hand des Sprechens ein und wurden an den Kommandanten weitergeleitet. Dieser hörte kaum zu. Er erwartete keine Schäden an Norsun oder Ausrüstung und eines der wichtigsten Manöver stand noch bevor: Aus dem Hantelschiff musste ein stationäres Gebäude werden.

      „Hand der Seher an das Hochwort: Die beiden anderen Schiffe setzen auf.“

      Tenador-Sentos sah angespannt auf den Bildschirm. Die Direktsicht war noch immer nicht möglich. Er musterte die Zahlen, die in das Bild eingeblendet wurden. Die beiden anderen kamen gut herunter und hielten die geplante Landeposition ein. Die drei Schiffe würden ein enges gleichschenkliges Dreieck und damit das Zentrum der neuen Kolonie bilden. Die kleinen Lücken zwischen den Rümpfen konnten mit wenig Aufwand gesichert werden, wenn die Hanteln erst verankert waren.

      Die Verankerung war eine Besonderheit jener Schiffe, die den Grundstock jeder neuen Kolonie bildeten, sobald sie ihren Bestimmungsort erreicht hatten.

      „Hand der Sprecher, schalte mich auf Rundruf.“ Der Kommandant wartete bis der Funker bestätigte. „Hier ist das Hoch-Wort. Ich spreche das Wort: Alle bleiben auf Station, da wir nun mit der Verankerung beginnen. Eventuelle Schäden sind sofort an mich zu melden.“ Er wandte sich an den Piloten, der nun seine letzte Handlung als Angehöriger einer Raumschiffbesatzung durchzuführen hatte.

      „Ankermanöver ausführen.“

      „Meine Hand folgt deinem Willen.“

      Kraftvolle Hydrauliken und Motoren verringerten nun langsam den Querschnitt der Landeteller. Je geringer die Auflagefläche wurde, desto stärker machte sich das Gewicht des Schiffes auf dem Boden bemerkbar. Allmählich sank die Hantel tiefer. Der Untergrund wurde immer stärker zusammengepresst. Die unteren Polkuppeln berührten den Boden, gruben sich förmlich in ihn hinein. Schließlich erreichten die Landeteller ihren geringsten Umfang und der Boden war so verdichtet, dass er das Gewicht der Hantel trug. Die beiden Kugeln waren zu einem guten Viertel eingesunken und der Mittelteil befand sich nur noch wenige Meter über dem Boden.

      „Verankerung vollzogen“, meldete der Pilot.

      Der Kommandant knickte zustimmend die Kopffühler nach vorne. „Hand der Seher, wie ist der Status der anderen Schiffe?“

      „Das zweite Schiff ist verankert, Herr. Das dritte Schiff sinkt noch ein… Ist jetzt zum Stillstand gekommen. Alle Verankerungen vollzogen, Hoch-Wort.“

      Der Kommandant spürte, dass ihn die Anrede als Hoch-Wort plötzlich schmerzte. Die drei Schiffe waren nun verankert, waren der Kern der Kolonie von Kell´Nar und damit ein Bestandteil dieser Welt. Sie waren jetzt keine Raumschiffe mehr, kein Bestandteil der Kolonisationsflotte und er selbst war nun kein Schiffsführer mehr, sondern ein Kolonist, auch wenn er als Wort der Siedler zu ihrem Anführer wurde. Die kommende Verantwortung bedrückte ihn und er war glücklich, dass Hoch-Meister Tenador-Sentos vorerst die letzten Entscheidungen treffen musste.

      Voller innerer Zweifel schwangen seine beiden Fühler zur Seite, als er sich an Tenador-Sentos wandte. „Hoch-Meister, ich gebe unser aller Schicksal nun in deine bewährten Hände.“

      Tenador knickte zustimmend die Fühler nach vorne und gab der Hand des Sprechens ein Zeichen. Diese schaltete erneut die Rundrufanlage ein. „Hier spricht der Hoch-Meister Tenador-Sentos. Wir alle sind nun Bewohner der neuen Welt Kell´Nar und unsere Aufgabe ist es, sie zur Blüte zu bringen. Die Große Mutter aller Stämme und die kleine Mutter unseres Stammes wünschen, dass uns das Schicksal gewogen ist. Gemeinsam werden wir, mit dem Fleiß unserer Hände, unsere erste Siedlung erschaffen und diese Welt in unseren Besitz nehmen. Die Dunkelperiode wird bald hereinbrechen. Wir werden diese in den einstigen Schiffen verbringen. Mit dem ersten Tageslicht gehen wir hinaus. Die Worte der einzelnen Sektionen werden euch eure Aufgaben zuteilen. Die Hoch-Worte der Siedler, der Wissenden, der Heiler und der Stecher werden sich nun sofort mit mir beraten. Nochmals willkommen, neue Siedler, und möge das Schicksal uns gewogen sein.“

      Während Tenador auf das Eintreffen der Befehlshaber der verschiedenen Bereiche wartete, wandte er sich nochmals an den Norsun, der für die Ortung verantwortlich war. „Hand der Seher, steht die Verbindung zu den Fernaugen?“

      Vor dem Landemanöver hatte man fünf Satelliten ausgesetzt, die sich mit Hilfe ihrer Triebwerke in geostationäre Positionen manövrierten. Von dort konnte die gesamte Oberfläche mit Optiken, Scannern und Sensoren beobachtet werden. Zudem tasteten die Scanner in den Weltraum hinaus und dienten der Kommunikationsübertragung.

      „Alle fünf Augen stehen in Position. Kopplung der Systeme wird gerade abgeschlossen. Erste Daten werden übertragen. Keine verdächtigen Objekte im näheren Weltraum feststellbar. Keine verdächtigen Objekte am Boden feststellbar. Ein Sturm wird angemessen, der in großer Entfernung an uns vorüberzieht.“

      Tenador blickte das einstige Hoch-Wort des Schiffes an. „Du bist nun das Wort der Siedler von Kell´Nar. Als Hoch-Meister spreche ich nun das Wort: Du wirst dafür sorgen, dass die einstige Zentrale immer besetzt ist. Von nun an ist sie das Kontrollzentrum unserer Siedlung.“

      „Meine Hand folgt deinem Willen, Hoch-Meister.“

      Die anderen Worte trafen ein. Tenador-Sentos hätte sie in einem der bequemeren Beratungsräume versammeln können, doch es war spät, es gab viel zu bereden und der Hoch-Meister fand es nicht angemessen, der Bequemlichkeit nachzugeben.

      Im Grunde kannten die Verantwortlichen der verschiedenen Bereiche ihre Aufgaben. Sie waren sorgfältig ausgebildet und hypnotisch geschult worden. Die Ergebnisse der ersten Forscher, Daten und holografische Aufnahmen lagen vor. Tenador war jedoch der Überzeugung, dass eine letzte Unterweisung die Sinne und das Verantwortungsbewusstsein seiner Untergebenen schärfen würde. Die Versammlung dauerte lange Stunden, während deren sich die übrigen Siedler ihren eigenen Gedanken hingaben. Nur wenige fanden in dieser Nacht den erforderlichen Schlaf. Die Aufregung, was sie in ihrer neuen Welt wohl erleben würden, war bei den meisten einfach zu groß.

      Pünktlich mit dem ersten Licht des neuen Tages öffneten sich die großen Schleusen der drei Hanteln. Scharen von Norsun verließen sie, bepackt mit Werkzeugen und Instrumenten und dem festen Willen, sich und ihren Nachkommen ein Heim zu erschaffen. Begleitet wurden sie von einer Hundertschaft von Bions, die für ihren Schutz verantwortlich waren. Fast Zwanzigtausend neue Siedler verließen die metallenen Hüllen und es gab kaum zwei Dutzend schwerer Maschinen oder Fahrzeuge, die sie benutzen konnten.

      Das den Neusiedlern so wenig Technik verfügbar war, hatte gleich mehrere Gründe. Was die Siedler mit ihrer Hände Kraft und Geschicklichkeit bewerkstelligen konnten benötigte keine Maschinen und sparte Laderaum für andere wichtige Ausrüstung. Alle Siedler waren auf irgendeine Weise in die Arbeiten eingebunden und wenn alle arbeiteten, so förderte dies, nach den Regeln der Großen Mutter, das Gemeinschaftsgefühl. Zudem würden die Norsun Stolz über das empfinden, was sie selbst erschufen.

      Zwei große Gruppen widmeten sich dem eigentlichen Siedlungsplatz und einem der großen Kakteenwälder, eine kleinere wandte sich dem Ufer des Sees zu. Dort beabsichtigte man ein kleines, aber effektives Wasserkraftwerk an