Sky-Navy 11 - Unter falscher Flagge. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748589877
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dass man die neue Welt erst zur Besiedlung freigegeben hatte, nachdem die Forscher die dort festgestellten Pheromone zugeordnet und klassifiziert hatten.

      Der gesamte Leib eines Norsun wurde von einer smaragdgrünen Haut bedeckt, die einen samtenen Schimmer zeigte. Der einst schützende Chitin-Panzer war nahezu vollständig verschwunden. Die Haut war lederartig und die grüne Farbe des Blutes hatte Grün zur Warnfarbe dieses Volkes werden lassen.

      Hoch-Meister Tenador-Sentos war selbst im Volk der Norsun mit seinen zahlreichen Stämmen eine Legende. Er hatte die normale Lebensspanne schon weit überschritten, was sich an der schwarzen Färbung seines Schädeldaches zeigte. Tenador schrieb sein hohes Alter seiner Berufung zu, die ihn körperlich und geistig gleichermaßen beanspruchte. Seine Bestimmung war es neue Kolonien zu erster Blüte zu bringen. Bei fünf Welten war ihm dies, trotz mancher Schwierigkeiten, bereits gelungen. Kell´Nar war der sechste Planet und sollte ein weiterer Erfolg werden.

      Tenador warf einen kurzen Blick auf den Kommandanten des Führungsschiffes. Das Hoch-Wort wirkte ein wenig unruhig. Der Hoch-Meister fand dies nicht verwunderlich, denn die gesamte Besatzung besaß kaum praktische Erfahrung, auch wenn sie in Simulatoren gut geschult worden war. Die drei Mannschaften und ihre Schiffe hatten nur eine einzige Mission zu erfüllen: Neukolonisten aufzunehmen, sie zum Zielplaneten zu transportieren, dort zu landen und nie wieder zu starten, denn die drei Hanteln würden zu den ersten festen „Gebäuden“ der neuen Siedlung werden.

      Die Große Mutter verschwendete keine erfahrene Besatzung für eine solche Aktion. Der Bedarf der Flotte war einfach zu groß. Die Norsun befanden sich seit vielen Jahrhunderten in einem ewig währenden Krieg, in dem es keine Entscheidung zu geben schien. Sie waren als Insektenabkömmlinge äußerst fruchtbar. Ihr Glauben basierte auf dem Verbot jeglicher Vermehrungskontrolle und der Überzeugung ungehemmter Expansion. Als ihre Stämme zwischen den Sternen ausschwärmten kam es zwangsläufig zur Begegnung mit einer ersten intelligenten Fremdrasse, welche ebenfalls die Weltraumfahrt beherrschte. Wer auch immer die folgende Auseinandersetzung begann, die Norsun beendeten sie auf die ihnen eigene Art: Sie vereinten ihre Stämme, bündelten ihre Kräfte und rotteten den Feind gnadenlos aus.

      Die Norsun waren entschlossen kein anderes Volk neben sich zu dulden, es sei denn, es ordnete sich ihnen bedingungslos unter. Zwei Rassen waren versklavt worden, eine dritte ausgelöscht.

      Dann trafen die Norsun auf die Negaruyen.

      Nach vielen Jahren begegneten sie nun einem Volk, welches ihnen technisch überlegen war. Trotz ihrer enormen Überzahl wurden die Norsun zurückgedrängt. Doch das Stammvolk und seine Nester herrschten über viele Welten. Wo ein Nest verloren ging, da vermehrten sich andere. Allmählich machte sich die große Anzahl der Norsun bemerkbar und die Negaruyen wurden ihrerseits zurückgedrängt. Der Krieg war jedoch noch nicht entschieden. Während die Flotte der Großen Mutter nach der verborgenen Welt der Negaruyen suchte, besiedelten ihre Untertanen immer mehr Welten, so dass es keinem Feind mehr möglich sein sollte, die Norsun jemals auszulöschen.

      „Eine sehr schöne Welt“, meinte das Hoch-Wort des Führungsschiffes, als es bemerkte, dass der Hoch-Meister und Herr der künftigen Kolonie ihn beobachtete. „Trocken und heiß, wie wir es lieben. Genug Wasser zum überleben und Gebirge mit reichen Erzvorkommen. Dazu riesige Wälder, die Nahrung und Baumaterial bieten.“

      Tenador-Sentos wusste, dass der Kommandant des Führungsschiffes nur seine Unsicherheit überspielen wollte. Immerhin trug der junge Norsun die Verantwortung für alle drei Hanteln und alles, was sich in ihnen befand. Seit dem Start waren die Schiffe eTronisch gekoppelt und alle Steuerimpulse wurden vom Führungsschiff initiiert. Die Landung auf der neuen Welt war fraglos der schwierigste Teil der Mission. Der geringste Fehler würde fatale Folgen haben. Es war kein Wunder, dass der Kommandant Pheromone absonderte, die an Furcht grenzten. Ein wenig Zuspruch mochte da hilfreich sein.

      „Ja, es ist eine schöne Welt, Hoch-Wort. Du hast uns sicher hierher gebracht und wirst uns ebenso sicher zu Boden bringen. Ich stimme deiner Wahl des Landeplatzes zu. Ein guter Ort für unsere erste Siedlung auf Kell´Nar. Eine Ebene am Ufer eines kleinen Sees und in unmittelbarer Nähe ausgedehnter Kakteen-Wälder.“

      Tatsächlich schien die Nervosität des Hoch-Worts ein wenig nachzulassen. Das Lob aus dem Mund des erfahrenen Meisters, der schon so viele andere Kolonien zum Erfolg geführt hatte, gab ihm Sicherheit.

      „Hand der Sprecher“, wandte sich der Kommandant an den Funker, „wie ist der Stand der Kopplung?“

      „Impulsdifferenz Null, Hoch-Wort. Alle drei Schiffe sind in absoluter Synchronität.“

      „Hand der Seher, wie ist unsere Höhe?“

      „Fünfundzwanzig Tausendlängen über dem Boden, Herr“, kam es vom Norsun, der für Ortung und Navigation verantwortlich war.

      Das Hoch-Wort straffte seine Haltung. „Hand der Sprecher, Befehl an alle Schiffe: Kopplung lösen. Individuelle Steuerung durch die Hände der Schiffe.“

      „Meine Hand folgt deinem Willen“, bestätigte der Funker den Befehl.

      Einige Augenblicke später veränderten sich einige der Anzeigen.

      „Die Hand des Schiffes hat Steuerung übernommen“, meldete der Pilot.

      Hoch-Meister Tenador-Sentos unterdrückte einen erleichterten Laut. Er war nicht für die Schiffsführung verantwortlich und erst recht kein Pilot, doch drei Schiffe von den Steuerimpulsen eines Einzelnen abhängig zu machen, das war im Weltraum hilfreich, innerhalb einer Lufthülle mit ihren Turbulenzen hingegen riskant. Tenador selbst wäre früher auf individuelle Steuerung gegangen, doch er akzeptierte das Verhalten des Kommandanten. Die Hoch-Worte der beiden anderen Schiffe mochten über noch weniger Erfahrung verfügen. Doch jetzt, in der Endphase des Landeanfluges, mussten ihre Hanteln wieder individuell gesteuert werden. Beim Durchfliegen einer Lufthülle traten Turbulenzen und Gefahren auf, bei denen eine gemeinsame Kopplung zum Risiko wurde.

      „Hand des Schiffes, den Bremsschub erhöhen. Bereitmachen für Ausfahren der Landestützen. Hand der Seher, gibt es Abweichungen?“

      „Geplanter Landepunkt liegt genau im Zentrum, Herr. Keine Abweichungen.“

      „Härte der Bodenbeschaffenheit?“

      „Einen Moment, Herr.“ Die Hand der Seher ließ einen starken Radarimpuls gegen den Boden im Landegebiet abstrahlen. „Härtegrad 4,3, Herr.“

      „Ideale Bedingung“, lobte Tenador.

      Auf dem Bildschirm kam der Boden immer näher. Eine glitzernde Wasserfläche, die beschriebene Ebene und die ausgedehnten Wälder, die der Kolonie zu Beginn Nahrung und Baumaterial liefern würden. Der See würde Trinkwasser bieten und es gab Lebewesen in ihm, die man fangen, verflüssigen und als Nahrung nutzen konnte. Die Wälder bestanden aus riesigen Kakteen mit weit gefächerten Auslegern. Ihr Fleisch war nahrhaft, wie die Forscher festgestellt hatten und die Rinde extrem hart. Die aus ihr erbauten ersten Häuser würden robust und Witterungsbeständig sein. Die meterlangen Stacheln konnten hingegen dem Schutz der Siedlung dienen. Es schien nur wenige gefährliche Lebensformen zu geben, doch Tenador durfte in der Gründungsphase kein Risiko eingehen. Bis die erste Generation der Brütlinge schlüpfte war jedes einzelne Leben von Bedeutung. Es gab Waffen und Kampfwesen an Bord, doch ihre Anzahl war begrenzt. Aufbau und Produktion der neuen Siedlung und das hierfür erforderliche Material besaßen absoluten Vorrang beim Platzbedarf.

      „Eintausend Längen zum Boden, Herr“, meldete der Pilot.

      „Endphase einleiten“, befahl das Hoch-Wort.

      „Meine Hand folgt deinem Willen“, kam die Bestätigung. „Maximaler Bremsschub. Landebeine sind ausgefahren, Auflageteller auf Maximum.“

      „Hand der Sprecher an das Hoch-Wort: Ich habe Alarm für die Besatzung ausgelöst.“

      „Ich halte dies für überlegt und angemessen“, stimmte der Kommandant zu, der sich über sein Versäumnis ärgerte. Das Aufsetzen eines Schiffes war stets ein kritischer Zeitpunkt und alle Norsun an Bord mussten, ebenso wie alle losen Teile, festen Halt haben.

      Die