Voller Misstrauen geliebt. Lara Greystone. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lara Greystone
Издательство: Bookwire
Серия: Unsterblich geliebt
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742772114
Скачать книгу
tun wir alle, oder nicht?“

      Der Schreiber schwieg für einen weiteren Augenblick, dann fing er an, in einer Geschwindigkeit zu tippen, die selbst Vampiraugen nur noch schwer erfassen.

      „Verwendungszweck?“

      „Schreib Geschäftsabkommen, Datum von heute.“

      Elia schüttelte widerstrebend den Kopf.

      „Quint, wenn ich dich nicht kennen würde …“

      Der Schreiber brach den Satz ab, tat jedoch, was von ihm verlangt wurde.

      „So, erledigt.“

      „Gut, jetzt muss ich zu Agnus rein.“ Und dann zu Jo.

      Bevor Quint zum Thema Gärtnerin kommen konnte, forderte Agnus von ihm einen vollständigen Bericht über seinen letzten Einsatz. Danach brachte er ein Argument nach dem anderen vor, doch Agnus machte seine Entscheidung mit der Gärtnerin nicht rückgängig …

      „Aber sieh doch: Diese Jo hat ihren ganzen Fuhrpark verkauft, alle Arbeiter entlassen und ihre Konten sind seit unserem letzten Check bis zum Limit überzogen! Dabei müsste sie durch die Arbeit im Zoo eigentlich im Geld schwimmen. Entweder gibt sie das Geld schneller aus, als es reinkommt, weil sie spiel- oder drogensüchtig ist, oder jemand erpresst sie und nimmt ihr das ganze Geld ab. So oder so, selbst wenn sie noch keine Spionin von Raúl ist, wäre sie die ideale Kandidatin dafür.“

      Allein dass dieser Headhunter Snake sie auf seiner Liste hatte, sprach bereits Bände. Irgendetwas an ihr musste die Aufmerksamkeit eines Blutfürsten geweckt haben. An einen Zufall glaubte er nicht. Doch bevor er Agnus diese Information gab, würde er bei Jo erst alles in Ordnung bringen müssen. So viele Spuren nicht zu beseitigen, einen Menschen im erzwungenen Tiefschlaf zurückzulassen, das durfte einem erfahrenen Vampir nicht passieren, schon gar nicht einem Wächter.

      „Agnus, in Jos Situation tun die Leute für Geld fast alles. Sie ist ein untragbares Risiko für uns!“

      „Nicht alle Menschen sind bestechlich, Quint. Und wie ich schon sagte: Bei ihr habe ich ein gutes Gefühl. Hab einfach ein Auge auf sie. Mir ist übrigens zu Ohren gekommen, dass du irgendwelche Proben von ihr nehmen willst.“ Agnus sah ihn durchdringend an. „Das wirst du schön bleiben lassen. Das ist ein Befehl. Verstanden? Sie ist kein Versuchskaninchen, sondern unsere Gärtnerin.“

      „Agnus, das kann nicht dein Ernst sein!“

      „Doch. Und mir reicht’s jetzt mit dir! Raus hier!“

      Quint verließ Agnus’ Büro und landete damit automatisch wieder bei Elia. Als er dort durchging und die Tür zum Flur öffnete, frage Elia: „Mich wundert, dass du heute noch keinen Blick auf die Überwachungskameras geworfen hast, um deine mutmaßliche Spionin zu beobachten.“

      „Keine Sorge, die wird heute nicht kommen.“

      „Und ob sie gekommen ist. Gleich morgens hat sie das Wasser im Teich abgelassen, anschließend Unrat und vergammelte Hölzer entfernt und seitdem macht sie alles von Grund auf sauber. Ganz schön schwere Arbeit für eine Frau.“

      „Was?! Gib mir das Kamerabild! Sofort!“

      Elia schüttelte den Kopf, tippte jedoch auf seiner Tastatur herum und drehte ihm dann den Bildschirm zu.

      „Hier, Kamera 21. Josephine von der Linde – im Bikini. Kein schlechter Anblick, wenn du mich fragst.“

      „Das kann nicht sein.“

      Quint traute seinen Augen nicht.

      „Doch, glaub mir, das ist wirklich ein Bikini. Sie hatte vorher aber Arbeitshosen und Tanktop an, ist allerdings einmal in den Teich gerutscht, als noch Wasser drin war. Den Bikini hat sie wohl in weiser Voraussicht darunter getragen.“

      „Ich meine nicht den Bikini! Sondern dass sie heute arbeitet.“

      „Du meinst, weil du ihr gestern zwei Rippen gebrochen hast? Mann, das war echt unter der Gürtellinie, Quint, selbst für dich. Wenn sie heute nicht gekommen wäre, hätte das jeder von uns verstanden und alle wären für die nächsten zehn Jahre auf dich sauer gewesen, das sag ich dir. Aber sie ist wohl härter, als wir alle dachten. Sie schuftet schon die ganze Zeit am Teich, hat nur zum Essen kurz Pause gemacht.“

      Während Elia erzählte, kniff Quint die Augen zusammen, denn er meinte, bei Jo etwas zu sehen, das ihn in höchste Alarmbereitschaft versetzte.

      „Kannst du näher heranzoomen?“

      „Klar. Willst du ihre BH-Größe schätzen?“, scherzte Elia, doch das verging ihm, als man Details erkannte.

      Der Schreiber pfiff durch die Zähne.

      „Mann, das sieht echt übel aus, Quint.“

      „Scheiße! Ich muss sie deswegen zur Rede stellen“, rief Quint und rannte aus dem Büro.

      „Nein! Warte!“, rief Elia ihm nach, doch er ließ sich nicht aufhalten.

      Kapitel 9

      Quints Kiefer mahlten, als er nach draußen lief. Die Sonne war schon untergegangen, einige Minuten früher hätte das Restlicht noch geschmerzt, jetzt ging es gerade so.

      Vor dem Teich blieb er wie angewurzelt stehen.

      Mit eigenen Augen sah es noch schlimmer aus als auf dem herangezoomten Kamerabild. Abgesehen von dem Schlamm auf Jos schöner, sonnengebräunter Haut waren nämlich große, blaue Flecke zu sehen: an den Handgelenken, den Oberarmen und besonders auf ihrem Brustkorb.

      War das das Werk von Snake? Oder hatte der üble Kerl gleich frühmorgens Raúls Leute vorbeigeschickt, um sie zu schlagen und zu misshandeln? Damit sie etwas über die Wächter oder das Hauptquartier preisgab?

      Aber warum war sie dann heute zur Arbeit erschienen? Hatte Raúl sie gezwungen? Musste sie hier etwas für ihn erledigen?

      War das Ganze seine Schuld?

      Hatte Snake ihn doch als Wächter identifiziert?

      War Jo deshalb zur Zielscheibe geworden?

      Man kann eine Erinnerung löschen, aber nicht ein schlechtes Gewissen!, hallte der Appell seines Vaters in seinem Kopf wider.

      Für einen langen Moment stand Quint einfach nur da, und als er Jo schließlich ansprach, kam ihm seine eigene Stimme fremd vor.

      „Was ist passiert? Wer war das?“

      Sie blickte von ihrer Arbeit hoch und die goldenen Strahlen in ihren Augen leuchteten auf wie in der Nacht zuvor. Plötzlich stieg in ihm der Drang auf, den Übeltätern jeden einzelnen Knochen im Leib zu brechen. Er würde sie für das leiden lassen, was sie Jo angetan hatten!

      Jo sah ihn verwirrt an, deshalb deutete er auf ihre blauen Flecke und wiederholte: „Wer war das? Sag es mir!“

      Sie schenkte ihm einen skeptischen Blick und hob dann eine Augenbraue.

      „Mich haben heute Nacht die Heinzelmännchen besucht und grün und blau geschlagen.“

      „Wer sind diese Dreckskerle und wo finde ich sie?!“

      Von denen hatte er noch nie gehört. Vielleicht konnte Rose sie für ihn aufspüren oder Elia die Typen über das Internet finden.

      Wie durch Gedankenübertragung stand der Schreiber plötzlich neben ihm, besser gesagt: auf seinem Fuß. Elia verzog sein Gesicht in merkwürdiger Weise – was Jo nicht sehen und er nicht deuten konnte – und hielt ihm ein Badetuch und einen Eimer Wasser hin.

      „Das wolltest du ihr doch bringen, oder, Quint?“

      Was sollte er denn mit einem Handtuch?

      „Wie Sie zu so tollen Freunden kommen, ist mir fraglich“, sagte Jo, die offensichtlich mehr wusste als er. „Aber um Ihre Frage zu beantworten: Schauen Sie in den Spiegel, dann haben Sie den Kerl