Durchgeknallte Weihnachten. Katie Volckx. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Katie Volckx
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737566186
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gut sein, ich lade dich ein.«

      »Himmel nein, das musst du nicht tun.« Demonstrativ klimperte ich durch mein Hartgeld.

      »Es ist mir ernst! Bei all den Schwierigkeiten, von denen du offenbar zurzeit mehr als genug befallen bist, brauchst du definitiv eine kleine Aufmunterung.« Seine Züge deuteten darauf hin, dass er es weder ironisch noch anderweitig boshaft meinte, sondern meine Lage einfach nur aufrichtig bedauerte.

      »Oh danke!« Ich war wirklich dankbar.

      »Hey-hey, komm schon, wir stecken mitten in der Weihnachtszeit.«

      Auf halbem Wege nach Hause war mir eingefallen, dass ich das Tagesblatt des Barkeepers hätte mitnehmen können. Ich war der festen Überzeugung, dass er es nicht mehr gebraucht hätte. Da ich zu faul gewesen war, noch einmal zur Bar zurückzukehren, hatte ich an einer Tankstelle Halt gemacht, die ohnehin auf meinem Weg gelegen war, mit dem Fünkchen Hoffnung, dass ich um diese Tageszeit (es war so gut wie 21 Uhr 30 gewesen) noch eine Zeitung bekäme. Und das Glück war mit mir gewesen.

      Nun saß ich hier auf meinem Sofa mit sogenanntem Tagesblatt im Schoß und wartete mit wippendem Bein ungeduldig darauf, dass Matz nach Hause kam. Ich hielt die Zeitung eingerollt, als wäre ich entschlossen, eine Maus zu vertreiben oder sie Matz direkt über den Schädel zu ziehen, sobald er in die Tür hereinkommen würde.

      Wer hätte gedacht, dass der Abend so enden würde? Ich meine, ich war in diese Bar gegangen, um mir einen schönen Abend zu machen, bevor ich zu Hause versauert wäre. Matz hatte Pläne mit seinen Jungs gehabt, hasste es, mit seinen Eltern einen auf happy family zu machen und hatte deshalb nicht eingesehen, an diesem dritten Advent dorthin zu gehen. Er hatte aber auch nicht eingesehen, den Tag mit mir zu verbringen, denn das Wochenende widmete er ausschließlich seinen Jungs. Was konnte er auch schon dafür, dass einmal im Jahr Weihnachten war und die vier Adventssonntage ausgerechnet immer auf sein geehrtes Wochenende fielen?

      Und dann fiel mir der Fremdling wieder ein. War er ebenso einsam wie ich? Ich dachte nur an mich, aber wie erging es ihm? Doch wohl nicht besser als mir, oder warum war er allein in der Bar gewesen?

      Ich versuchte, mir sein Gesicht ins Gedächtnis zu rufen. Würde ich ihn wiedererkennen, wenn ich ihm zufällig auf der Straße begegnen würde? Ich meine, die Wahrscheinlichkeit war groß, dass es dazu käme, sollte er in der gleichen Stadt wie ich leben. Da war es wichtig, sich zu erinnern. Doch egal, wie sehr ich mich anstrengte, mich zu erinnern, ich landete immer wieder bei seiner Sturmfrisur und diesem würzig-penetranten Aftershave.

      Warum tat ich das überhaupt? Warum grübelte ich über diesen Fremdling nach? Wenn er wichtig gewesen wäre, dann hätte ich mir doch sein Gesicht eingeprägt, oder? Ich konnte nicht einmal ausmachen, was ihn auf einmal derart interessant für mich machte. Ich hatte das Gefühl, je mehr Zeit über das Zusammentreffen in der Bar wuchs, er sich desto mehr in ein Phantom verwandelte. Irgendwann würde ich nicht einmal mehr wissen, wie das Aftershave gerochen hatte. Es war unlogisch, dass ich ihn scheinbar mit jeder schwindenden Stunde interessanter und interessanter fand, während ich seine Nähe total unerträglich gefunden hatte, als wir noch beieinander saßen.

      Dann vernahm ich den Schlüssel im Haustürschloss.

      Gott sei Dank, dachte ich, nun hat das Warten endlich ein Ende. Und außerdem führte es mich von den sinnlosen Gedanken weg und ließ mich zum wesentlichen Teil meines Lebens übergehen.

      Im hohen Bogen sprang ich vom Sofa, dabei fiel mir die Zeitung vom Schoß. Ich bückte mich schnell, um sie wieder aufzuheben und zusammenzurollen, und sauste in den Korridor, um ihn des Artikels wegen zur Rede zu stellen. Da rannte ich Etienne blind in die Arme.

      Ich schrie vor Schreck. »Eeetienne!«

      Auch er schrie: »Scheiße, Leonie!«

      Wir scherten zwei Schritte nach hinten aus, um uns wieder voneinander zu lösen, während Matz sich halb totlachte. Doch ich dachte: Dir wird schon noch das Lachen vergehen, Freundchen.

      »Was machst du hier? Etienne?« Seinen Namen sprach ich immer wieder gern aus, da er so eigentümlich klang. Ich würde mich wohl niemals an ihn gewöhnen – also an den Namen, nicht an Etienne selbst. Der war nämlich schwer in Ordnung. Zu naiv, um zu begreifen, wer Matz war und was er im Schilde führte.

      »A-a-ach na ja ...«, stammelte er. Etienne war nicht nur naiv, er war auch unsicher und hatte in Augenblicken wie diesem immer das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. »Matz ha-a-at ...«

      »Ich habe ihn auf ein Bierchen eingeladen, Schatz.« Er streichelte meinen Oberarm, während er die Worte sprach. Das tat er nur, wenn er sich bei mir einschmeicheln wollte.

      »Etienne, du weißt, ich habe dich wirklich gern, aber ich möchte heute meine Ruhe haben.« Ich drängte ihn zur Haustür, was nicht schwierig war, denn er hatte einen Riesenrespekt vor mir und vor der Tatsache, dass dies mein Haus war und ich damit noch immer das letzte Wort hatte.

      Matz kam Etienne zu Hilfe. »Was soll das, Leonie? Muss ich mir jetzt von dir sagen lassen, wen ich mit nach Hause bringen darf?«

      »Wo du es gerade ansprichst: ich denke nicht, dass das hier noch länger dein Zuhause ist.« Ich schlug die eingerollte Zeitung einige Male in meine andere Hand, um ihn auf sie, die Zeitung, aufmerksam zu machen. Also, wenn er diesen Wink mit dem Zaunpfahl nicht verstand und immer noch wollte, dass Etienne hierblieb und Zeuge einer für Matz recht unangenehmen Diskussion würde, musste ich ihn endgültig für verrückt erklären.

      Doch ich machte mir entschieden zu viele Sorgen. Flugs landete Etienne nämlich im Vorgarten, bekam einen feuchten Handschlag und die Haustür vor der Nase zugeknallt.

      Geht doch, dachte ich und grinste in mich hinein. »Was? Dachtest? Du dir? Dabei?« Ich unterdrückte meine Wut und hielt ihm die Zeitung ins Gesicht. Dann ließ ich sie einfach fallen. Dabei stellte ich fest, dass die Druckerschwärze auf meine Handinnenfläche abgefärbt war.

      »Ich dachte nur, wir könnten etwas Geld aus der Geschichte rausholen.« Er schien überhaupt nicht verstehen zu können, warum ich deshalb so ein Fass aufmachte, schließlich war es doch nur zu unserem Vorteil.

      Vor Empörung quietschte ich kurz auf. »Wir? Matz, als technische Zeichnerin verdiene ich genug Geld und bin in der Lage, mein Leben bestens zu bestreiten. Daher muss ich keine linken Touren abziehen. Also rede nicht von WIR!«

      »Herrje, was machst du für einen Stress?« Genervt wandte er sich von mir ab und ging ins Schlafzimmer hinauf, wohin ich ihm natürlich folgte.

      »Und warum läufst du jetzt weg? Wir haben etwas zu klären, oder erwartest du wirklich, dass ich es mir gefallen lasse, dass du dich mit dieser Überfallgeschichte an die Zeitung gewandt und all diese Lügen erzählt hast? Warum willst du dich so profilieren?«

      »Meine Güte«, stöhnte er und begann damit, ein Kleidungsstück nach dem anderen abzustreifen. Anscheinend wollte er ein Duschbad nehmen. Verständlich, denn er stank nach zu viel Alkohol und zu viel Nikotin. »Übertreib doch nicht so maßlos, nur weil ich vorgegeben habe, uns sei ein bisschen Geld geklaut worden.«

      Allmählich stellte ich mir die Frage, wie ich das all die Zeit mit ihm aushalten konnte. Ich schien ganz vergessen zu haben, dass er nicht von Anfang an so kindisch war und an meinen letzten Kräften zehrte.

      »Ein bisschen? Zwanzigtausend Euro nennst du ein bisschen??« Angespannt und mit aufgerissenen Augen stand ich da und warf dramatisch die Arme in die Höhe. »Ein bisschen???«

      Wieder stöhnte er. Doch dieses Mal erwiderte er nichts. Schweren Herzens musste er sich eingestehen, dass er wohl gerade derjenige war, der übertrieben hatte.

      »Außerdem rede ich nicht von dem Tresor-Märchen, ich rede von dem ganzen Artikel.« Ich wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte. »Da wäre zunächst einmal das Bild von mir. Was fällt dir ein, denen ein Bild zu geben, auf dem ich vierundzwanzig bin?« Inzwischen hatte ich mich von meinen blonden Haaren verabschiedet und trug sie brünett. Deshalb konnte ich mir schon denken, was ihn dazu veranlasst hatte. Er hatte