Gefangene aus Liebe. Lara Greystone. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lara Greystone
Издательство: Bookwire
Серия: Unsterblich geliebt
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847683582
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der Blutfürst sicherstellen, dass seine einträglichen Drogengeschäfte, der Menschenhandel und das mörderische Treiben der Seinen in Zukunft ungestraft blieben.

       Aufgekratzt tigerte John nun schon eine gefühlte Ewigkeit in seiner Wohnung hin und her, denn Alva hatte ihn ins Wohnzimmer verbannt, wo auch ihr Mann Agnus wartete.

       Die Ärztin kümmerte sich inzwischen mit Arabella um Lara. Wegen der großen Menge Blut, die John von ihr hatte nehmen müssen, wurde ihr von Alva zuerst der Blutdruck gemessen und ein Aufbaupräparat gespritzt. Um sie gründlich durchzuchecken, hatte die Ärztin ihn dann, in ihrer typisch vehementen Art, die ihresgleichen suchte, aus seinem eigenen Schlafzimmer geworfen. Aber Alva hatte ja noch nie Probleme damit gehabt, sogar den mächtigsten Vampiren unter ihnen die Stirn zu bieten. Agnus war da keine Ausnahme.

      Dennoch genoss sie Johns Respekt so wie den aller anderen. Das lag sicher auch daran, dass die Ärztin sich nicht nur professionell, sondern stets kompromisslos um ihre Patienten kümmerte, ohne dabei Aufhebens um ihre eigene Person zu machen, und das schätzte er an ihr.

      Weil er wollte, dass Lara von alldem nichts mitbekam, hatte er darauf bestanden, sie im Tiefschlaf zu lassen.

      Erst als Alva genervt die Luft ausstieß, fiel ihm auf, dass er schon wieder im Türrahmen des Schlafzimmers stand.

      „Du bist als Nächster dran auf der Krankenstation.“

      „Unnötig.“

      „Das sehe ich anders.“

      Alva war fertig und räumte ihren Arztkoffer wieder ein.

      Er musste es endlich wissen!

      Was? Was hatte man Lara angetan?

      „Wie geht es Lara? Ist sie auch wirklich in Ordnung?“

      „Ich habe ihr mit Arabella die nassen Kleider ausgezogen, sie gründlich untersucht und anschließend in vorgewärmte Decken gepackt.“

      „Ja – und?“

      Jede weitere Sekunde der Ungewissheit war die reinste Hölle und er glaubte explodieren zu müssen, während Alva in aller Seelenruhe den Koffer zumachte und ihm entgegenkam.

      „Angesichts der Umstände geht es Lara gut. Den Blutverlust wird sie mit genug Essen und Trinken ohne Probleme kompensieren. Dafür sorgt die Symbiose zwischen euch. Sie ist nur etwas unterkühlt und ihre Wangen sind ein wenig geschwollen. Ansonsten habe ich lediglich ein paar blaue Flecke entdeckt.“

      Unwillkürlich drang ein wütendes Knurren aus seiner Kehle, ballten sich seine Hände zu Fäusten und sein Körper spannte sich wie ein Drahtseil.

      „Wo?! Um Gottes willen, wo hat sie diese blauen Flecke?“

      Lara hatte ihm gegenüber nur ein paar Ohrfeigen erwähnt – vielleicht mit Absicht. Es gab schlimme Dinge, die man nur Frauen antun konnte, und das hatte ihm keine Ruhe mehr gelassen. Er war drauf und dran, Alva über den Haufen zu rennen, um selbst nachzusehen. Doch die hob nur eine Augenbraue und blieb unmissverständlich im Türrahmen stehen.

      „Agnus?“ Sie musste nicht laut werden und Agnus wusste wohl sofort Bescheid, denn einen Wimpernschlag später spürte John die mächtigen Hände des Anführers auf seinen Schultern. Nur das hielt ihn davon ab, wie ein wild gewordener Stier das Schlafzimmer zu stürmen.

      „Die Hämatome sind nur auf ihrem Brustkorb, John.“

      „Du hast meine Frau gehört, also beruhige dich wieder.“

      „Beruhigen! Ich beruhige mich erst wieder, wenn Ramón endlich tot ist, weil ich ihm sein schlagendes Herz aus der Brust gerissen habe! Dieser Bastard hat Elisabeth getötet! Und beinahe auch Lara!“

      Alva runzelte die Stirn. „Die Polizei sagte doch damals, Elisabeth sei mit dem Jaguar auf der eisigen Straße ins Schleudern geraten, im Fluss gelandet und dort ertrunken.“

      „Das habe ich auch geglaubt, aber das sogenannte Unglück war eine Falle von Ramón. Und als Elisabeth flüchten wollte, ist sie im reißenden Fluss ertrunken.“

      Agnus fluchte. Alva war sichtlich getroffen.

      „Und ich bin an allem schuld“, ergänzte er.

      Bei seinem letzten Kommentar legte Alva ihre Stirn erneut in Falten.

       „Aber dafür wird Ramón bezahlen! Ich werde ihn mir heute Abend persönlich vornehmen.“

      Bei Sonnenuntergang würden die Wächter aufbrechen, um am Beta-Standort gegen Ramón und seine Mörderbande zu kämpfen.

      „Wann trefft ihr euch zur Einsatzbesprechung? Ich muss mich nur kurz umziehen.“

       Er wollte direkt zum Wandschrank marschieren, doch Agnus’ Hände hielten ihn abermals zurück.

      „Alva?“, fragte Agnus.

       Agnus und Alva waren seit Jahrhunderten ein Paar und wie üblich verstanden die sich auch ohne viele Worte. Alva trat einen Schritt zurück und musterte ihn mit kritischem Blick. Kopfschüttelnd meinte sie schließlich: „Agnus, die haben John dermaßen zugerichtet, dass ich vor lauter getrocknetem Blut und verkohlter Haut noch nicht mal etwas sehen kann.“

      „Ich werde auf keinen Fall die Hände in den Schoß legen, Agnus!“, protestierte er.

       Sein Anführer trat neben ihn, schaute erst seine Frau und dann ihn an. Bei seinem Anblick schüttelte auch Agnus den Kopf.

      „Hör zu, John, es wäre besser …“ Agnus brach ab und atmete tief durch, „Zum Donnerwetter! Ich kann dich verstehen. Dusch dich, iss was und hau dich kurz aufs Ohr. Wenn Alva dann nichts Gravierendes findet, bist du dabei.“

      Als John in frischen Sachen wieder aus der Dusche kam, das Hemd noch offen, den Hosenknopf schließend, ging er zuallererst ins Schlafzimmer, um nach Lara zu sehen. Alle bis auf Arabella waren verschwunden. Das Exmodel hatte es sich in seinem englischen Clubsessel am Bett neben Lara bequem gemacht.

      Da lag Lara nun, still und friedlich, wie bei ihrer ersten, unfreiwilligen Begegnung, nachts am Fluss. Ihr blasses, anmutiges Gesicht mit den kleinen Sommersprossen, die er so liebte, war umrandet von langen, wunderschönen Locken. Ihr seltener Farbton lag zwischen Kastanienbraun und Burgunderrot – wie bei seiner verstorbenen Elisabeth. Hätte man von beiden Frauen einen Scherenschnitt angefertigt, wäre er identisch gewesen. Leider lag genau darin das Problem, denn an dem Morgen, als Lara das entdeckte, glaubte sie, nur ein Ersatz für ihn zu sein, und war nach ihrer ersten, stürmischen Nacht Hals über Kopf vor ihm geflohen.

       Er wünschte sich so sehr, Lara würde ihn mit ihren grünbraunen Augen wieder begehrend ansehen und mit ihren geschwungenen Lippen so leidenschaftlich küssen wie vor ein paar Tagen – in genau diesem Bett.

      Doch seitdem war viel geschehen …

      Die riesige rosafarbene Kaugummiblase, die geräuschvoll vor Arabellas Mund zerplatzte, riss ihn wieder ins Hier und Jetzt.

      „Hey, Großer. Wie du siehst, hab ich das Anstarren und Händchenhalten inzwischen für dich übernommen.“

      „Das ist lieb von dir. Danke, Ara.“

      Ihre sonst so fröhliche Miene wirkte bedrückt, deshalb nahm er einen ihrer Zöpfe und pinselte damit ihre Wange.

      „Na, diese Woche mal schwarz, mit lila Strähnen? Ohne mein gutes Vampirgedächtnis hätte ich längst vergessen, dass du naturblond bist.“

      „Was Ramón mit dir angestellt hat, ist furchtbar.“

      John ließ den Zopf fallen.

      Für einen Moment herrschte Stille.

      „Ich bin ein Vampir. Sieh mich an“, sagte er dann und schob demonstrativ sein Hemd vorn auseinander, blickte an sich hinunter, als müsste er sich selbst auch davon überzeugen. „Ich bin inzwischen fast wie neu, aber dieser Scheißkerl wird heute Nacht tot sein.“

      Er lächelte die besorgte Ara dabei an, hörte jedoch die Bitterkeit in seiner Stimme.