Gefangene aus Liebe. Lara Greystone. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lara Greystone
Издательство: Bookwire
Серия: Unsterblich geliebt
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847683582
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heiseres, unverständliches Flüstern.

      Als mit einem Unheil verkündenden, lauten Einrasten der letzte Spalt Licht verschwand, zuckte sie zusammen.

      Nun war sie in der Dunkelheit gefangen.

      Bilder des Tunnels tauchten auf, in dem der schwarze, giftige Qualm ihre Kehle verätzte und sie in die Bewusstlosigkeit zwang. Ersticken, sie würde qualvoll ersticken, wenn nichts geschah …

      ***

      John steckte eine heruntergerutschte Ecke der Fleecedecke wieder fest, während Lara unverständlich murmelnd protestierte.

      Er hatte versprochen, sie zu nichts zu zwingen, doch er würde auf keinen Fall zulassen, dass Lara sich erneut in Lebensgefahr begab, indem sie in ihre Mühle zurückkehrte. Ramón, dieser Teufel, der Lara vor seinen Augen beinahe hatte ertrinken lassen, und das zweimal, wusste nun, wo sie wohnte. Und dort wäre es ihm unmöglich, sie hinreichend zu schützen. Hier, im Hauptquartier der Wächter, gab es hohe Mauern, gekrönt mit Draht, der unter Starkstrom gesetzt werden konnte, dazu ein von ihm ausgeklügeltes Sicherheitssystem samt Infrarot-Überwachungskameras und Bewegungsmeldern. Außerdem kam er in seinem tiefsten Inneren nicht mehr gegen das Bedürfnis an, Lara in seiner Nähe zu halten.

       Das lag nicht zuletzt auch daran, dass sie ihm ihr Blut geschenkt und damit den letzten Schritt der einzigartigen Symbiose zwischen einem Vampir und einer Frau besiegelt hatte. Leider nicht durch eine bewusste Entscheidung aus Liebe, die anschließend im Rausch der Leidenschaft vollzogen wurde. So hätte er sich das zwischen ihnen gewünscht und so entsprach es auch seit Jahrhunderten der Tradition. Nein, sie hatte ihm ihr Blut nur zur Verfügung gestellt, weil es die einzige Alternative zu Folter und Tod als Ramóns Gefangene gewesen war.

      Lara hatte seine Vampirnatur bereits zuvor gefürchtet, doch nun war die junge Pflanze ihrer wachsenden Liebe vermutlich niedergetrampelt worden, als sie seinen brutalen Kampf zu ihrer gemeinsamen Befreiung hautnah miterleben musste.

      Nur durch die neue Kraft aus ihrem Blut war es ihm möglich gewesen, sich den Weg aus dem Kellerloch freizukämpfen, in dem man sie beide gefangen gehalten hatte.

      Das Ergebnis war allerdings ein Blutbad aus toten Körpern, in dessen Mitte Lara halb ohnmächtig, aber unangetastet gelegen hatte. Und jeder, der sie in Zukunft antasten wollte, müsste zuerst an ihm vorbei – besser gesagt über seine Leiche.

      Er brauchte nicht seine Fähigkeit als Taktiker bei den Wächtern, um sich auszurechnen, dass Lara jetzt, nach ihrer Befreiung, versuchen würde, vor ihm zu flüchten – was er unbedingt verhindern musste.

       Ihr Herz, er hatte ihr Herz gewinnen wollen, doch nun fragte sich John, ob sie ihn nicht schon bald hassen würde, weil er sie in einen goldenen Käfig steckte.

      Die unsichtbaren Gitterstäbe würden nur aus Sorge um sie bestehen und alles wäre ausgepolstert mit Liebe und allem, was man für Geld beschaffen konnte. Doch ein goldener Käfig würde dennoch ein Käfig bleiben und Lara war klug genug, um das eher früher als später zu durchschauen.

       Das Schlagen ihres Herzens, das ihm mittlerweile so vertraut war, riss ihn aus seinen Gedanken. Ihr Puls ging auf einmal viel zu schnell und auch ihre Atmung war unnatürlich.

      Er war heilfroh, dass sein übernatürlich rascher Heilungsprozess bereits eingesetzt hatte und seine wahnsinnigen Schmerzen auf ein erträgliches Maß gesunken waren. Erst jetzt hatte er wieder genug Konzentration, um seine Fähigkeiten als Vampir zu nutzen und ihr zu helfen.

      Sanft strich er eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht.

      „Lara, du solltest schlafen, um dich zu erholen. Du hast uns beiden heute das Leben gerettet, das ist mehr als genug für einen Tag.“

      Wie zu einem Gutenachtkuss legte er seine Lippen auf ihre Stirn und ließ sie durch seine Vampirkräfte damit in einen tiefen Schlaf fallen.

      Kapitel 2

       Keiner fehlte in der Tiefgarage, als John mit Lara in seinen Armen aus dem Van stieg. Jeder wollte wohl mit eigenen Augen sehen, dass er am Leben und zurück war. Sie blickten ihn an, als wäre er der Hölle entkommen. So sah er vermutlich auch aus.

      Nicht zum ersten Mal spürte John, wie viel er allen bedeutete. Das hier war seine Familie, sein Zuhause, und er hoffte inständig, dass es auch Laras Zuhause werden würde.

      Zuerst kam Agnus, sein fast zwei Meter großer Anführer, auf ihn zu und legte ihm die Hand auf seine Schulter.

      „Gott sei Dank, du bist wieder bei uns.“

      Das 120 Kilogramm schwere Muskelpaket wirkte mit seinen wilden, rotbraunen Locken wie ein Wikinger, was auch seinen Wurzeln entsprach. Seine Kleidung passte jedoch eher zum Anführer einer Spezialeinheit: schwarze Drillichhose, schwarzes T‑Shirt und Kampfstiefel.

       Hinter Agnus standen die anderen Wächter: Vinz, der Waffenspezialist und italienische Spitzenkoch mit seiner Frau Arabella; Ambrosius, der Biochemiefuzzi; der ständig wettete; Quintus, mit seinen ungebändigten, feuerroten Locken, der einen regelrechten Hass gegenüber Frauen entwickelt hatte. Raven, der sich etwas abseitshielt, nickte ihm schlicht zu, was aber mehr sagte als tausend Worte. Mit der kleinen, quirligen Alice auf den Schultern wirkte er, trotz des abschreckenden Schlangentattoos im Gesicht, gar nicht wie ihr bester und gnadenloser Nahkämpfer. Seine Frau Rose stieg gerade mit ihrem Onkel Walter aus dem Van. Walter war der einzige Mensch unter den Männern und hatte deshalb trotz Tageslicht mit Rose das Haus stürmen können, in dem man Lara und ihn gefangen gehalten hatte. Zu diesem Zeitpunkt waren aber bereits alle Feinde von ihm ins Jenseits befördert worden.

      Gut gelaunt wie immer klopfte ihm sein bester Freund Elia auf die Schulter. „Hey, Kumpel!“

       Offiziell war Elia „nur“ der Schreiber und gleichzeitig noch der Kleinste unter ihnen. Doch hinter den freundlichen, grünen Augen und den dunkelblonden Wuschelhaaren verbarg sich ein wahres Computergenie, das für die Wächter unersetzlich geworden war.

      „Ich wusste, dass Lara es schafft, dich zu finden!“

      „Und das nur mit Niespulver und Zahnstocher“, kommentierte Vinz sarkastisch. Damit meinte er Laras Gaspistole und den scharfen Brieföffner, ihre einzigen Waffen auf der Suche nach John. Dass sie es damit lebend herausgeschafft hatten, konnte er auch jetzt kaum glauben. Gott war an diesem Tag wohl zu Wundern aufgelegt – oder hatte Humor.

      John ignorierte die Krankenliege, die Alva, ihre Ärztin, gerade für Lara heranschob. Walter, der ihm erst vor ein paar Minuten vier Metallspieße mit Widerhaken aus dem Körper gezogen hatte, schüttelte deswegen den Kopf, doch das war ihm egal. Er wollte Lara selbst tragen, und zwar nicht auf die Krankenstation, sondern in sein eigenes Quartier, in seine Nähe. Nach dem, was mit ihr geschehen war, hätte er keine ruhige Minute mehr, wenn sie irgendwo anders wäre.

      Bevor er sich einen Weg durch die anderen bahnte, drückte ihm Arabella noch mit Tränen in den Augen einen lauten Schmatzer auf die Wange. Und während er Lara durch die langen, unterirdischen Flure und dann nach oben zu seinem Quartier trug, gab er Agnus, der ihn begleitete, nebenher eine Zusammenfassung der Ereignisse.

      „Gut gemacht, John. Du hast uns einen entscheidenden Vorteil verschafft, indem du Ramón und seine Leute mit deiner falschen Information zu unserem leer stehenden Beta-Hauptquartier gelockt hast. Während sich die Gesetzlosen auf die Stürmung des Gebäudes konzentrieren, werden wir sie überraschen. Seit du mich über Handy darüber in Kenntnis gesetzt hast, bin ich mit Vinz und Quint bei der Vorbereitung unseres Angriffs heute Abend.“

      Das war der schwerste Bluff in Johns ganzem Leben gewesen, denn Ramón hatte begonnen, Lara langsam vor seinen Augen ertrinken zu lassen, um von ihm den Standort des Wächterhauptquartiers zu erfahren. Dieser Ramón war seines Zeichens Blutfürst und damit brutaler Anführer einer Horde mörderischer Vampire, der sogenannten Gesetzlosen. Der hätte nicht gezögert, das alte Klostergebäude, in dem sie hier alle samt der kleinen Alice lebten, dem Erdboden gleichzumachen.

      Ramón hatte bereits Giftgas in einem italienischen Restaurant eingesetzt,