Gefangene aus Liebe. Lara Greystone. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lara Greystone
Издательство: Bookwire
Серия: Unsterblich geliebt
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847683582
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echter Zeitzeuge! Eine bessere Quelle könnte ich gar nicht finden!“

      Kapitel 13

      John freute sich, als Laras Fragen nur so hervorsprudelten. Endlich wurde sie abgelenkt von Pistolen und Gasmasken und der unsichtbar lauernden Gefahr, die ihm selbst keine ruhige Minute gönnen würde, bis sie wieder sicher zurück im Hauptquartier waren.

      Lara blühte geradezu auf, während sie mit Quint sprach. Sprühendes Leben und begeisterte Leidenschaft – sie war wie ausgewechselt. Ihre Arbeit und ihr Zuhause hatte das bewirkt.

      Er war im Begriff, ihr beides zu nehmen.

      Aber Benedikt hatte recht: Er würde Laras Flügel und damit sie selbst zerstören.

      Aber da geschah noch mehr. Es kam ihm so vor, als blühe er durch ihre Nähe auf, als würde ihr sprühendes Leben auf ihn überspringen und frisches, neues Grün auf der verbrannten Erde seines Lebens sprießen lassen. Denn trotz der Normalität des Äußerlichen glich sein Inneres seit Elisabeths Tod genau dem: verbrannter Erde.

       Lara war so guter Laune, dass sie bei der Ankunft auf dem Mühlengelände gar nicht meckerte, weil sie im verriegelten Wagen sitzen bleiben musste, bis er mit Quint alles akribisch überprüft hatte.

       Zum Glück war die Luft rein, und während Quint sofort im Mühlenturm verschwand, zeigte Lara ihm ihr Zuhause.

      Zuerst führte sie ihn über eine Terrasse aus alten Pflastersteinen in den Garten. Hier hatte sie in liebevoller und sicher schweißtreibender Arbeit duftende Kräuter, üppig blühende Stauden und sogar Obstbäume gepflanzt. Der kleine, plätschernde Bachlauf gefiel ihm sofort. Sie hatte ihn sehr harmonisch integriert und seine dezente Beleuchtung brachte den Garten auch nachts wunderbar zur Geltung.

      Dann zeigte Lara ihm die umgebaute Scheune und erzählte ihm etwas zum Originalzustand der Mühle, dem Lagerhaus, dem Wohnhaus der Müller und den Renovierungen, die sie zum Teil sogar eigenhändig vorgenommen hatte.

      Während sie sprach, entdeckte er einen eisernen Ring in der Scheunenwand und spielte gedankenverloren damit. Pferde, hier hatten mal Pferde gestanden.

      Sie blickte auf seine Hand, und als könnte sie seine Gedanken lesen, brach sie ihren Satz ab und sagte: „Ja, hier standen früher mal echte PS. Pferde und Esel. Dieses hintere Scheunentor führt auf die große, ehemalige Weide.“

      Lächelnd wandte sie sich um, schob die großen Eisenriegel auf, öffnete die beiden alten großen Holzflügel und trat dann einladend zur Seite.

      Ein paar Schritte, und er stand in der fast hüfthohen Wiese. Er breitete seine Handflächen aus und ließ sie über die Gräser und Wildblumen gleiten.

      „Ja, mittlerweile ist es eine Naturwiese, aber mir gefällt das so. Ich lasse sie nur einmal im Jahr vom benachbarten Bauern abmähen.“

      Er hob seinen Blick und ließ ihn schweifen. Felder und Wiesen mit Gruppen alter Bäume, so weit er sehen konnte. Durch den stärker werdenden Wind glichen die Wiese und die benachbarten Getreidefelder einem wogenden Meer.

      „Hier kann man sich Pferde halten“, hörte er Lara sagen.

      Keine Häuserschluchten, keine Betonburgen. Ja, hier könnte er im Galopp über die Felder reiten.

      „Ich träume davon, hier im Mondschein stundenlang über die Wiesen zu reiten.“

      Lara klang verträumt. Warum auch nicht? Auch er hatte Träume. Doch als er in der Ferne eine Bewegung sah, war er sofort in Alarmbereitschaft.

      Er fixierte den Punkt in der Ferne, bis drei Rehe ihre Köpfe hoben. Er hatte sich hinreißen lassen und vergessen, dass die Idylle trügerisch war. Das würde er Lara klarmachen müssen – und es würde ihr wehtun.

      Stolz zeigte sie ihm alles und freute sich über sein Interesse. Den kleinen Keller und den Panikraum nahm er dabei ganz genau unter die Lupe.

      Er beglückwünschte Lara zur Wahl der auf antik gestylten, aber hochmodernen Kücheneinrichtung, die perfekt zum renovierten Müllerhaus passte. Im Wohnzimmer ließ er sich auf der Büffelledercouch nieder, die gefiel ihm besonders gut. Doch einen Moment später ergriff sie schon wieder seine Hand und zog ihn hinter sich her, bis sie schließlich ganz oben im Mühlenturm angelangten.

      Vor einem der Fenster stand ein alter, lederbezogener Stuhl und ein Tischchen, gerade groß genug für einen Laptop. Er schmunzelte.

      Lara stellte sich vor das Fenster und winkte ihn zu sich. „Sieh dir diese Aussicht an! Felder und Natur, so weit das Auge reicht, und in der Ferne die Lichter der Stadt.“

      Sie hatte vor, hier noch viele Träume zu verwirklichen, und er merkte natürlich, dass sie versuchte, ihm alles schmackhaft zu machen.

      Er trat hinter sie und legte seine Arme leicht um ihre Taille. „Du hast dir hier mit sehr viel Mühe ein wunderschönes Zuhause geschaffen, Lara, aber …“

      Jetzt sollte er ihr endlich die Gefahr vor Augen führen, doch er brachte es nicht übers Herz und sagte schließlich: „Dieser Ausblick ist großartig. Ich mag es, die Augen weit in die Ferne schweifen zu lassen und dabei nur die Natur zu sehen. Das vermisse ich in den Städten von heute.“ Sie legte ihre Hände auf seine Arme und lehnte sich mit dem Rücken an ihn. „Verstehst du mich jetzt?“

      Er schloss die Augen und blieb ihr die Antwort schuldig. Denn die schöne Aussicht machte ihr Zuhause kein bisschen sicherer und das Gefühl, für ihre Feinde auf dem Präsentierteller zu stehen, nahm von Minute zu Minute zu.

      ***

      Durch die Symbiose spürte Lara seine zunehmende Nervosität. John drängte unterschwellig zum Aufbruch und ging mit ihr zurück zum Wohnhaus der Müller. Während sie die Post durchsah, starrte er immer wieder konzentriert aus den Fenstern.

      Sein Blick schweifte kurz über ihre Unterlagen, als sie von ihrem Schreibtisch alles zusammenpackte, was sie für die nächsten Tage und für England brauchte.

      „Zur Sicherheit solltest du nicht die Adressen deiner Freunde und Verwandten hierlassen, weder auf dem Computer noch in einem Adressbuch.“

      Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare und seufzte, denn mit einem Schlag wurde sie wieder an ihre Situation erinnert. Und jeder, der ihr nahestand, könnte durch sie auch in Gefahr geraten.

      Gerade noch rechtzeitig merkte sie, dass John nach dem Foto ihres Stalkers greifen wollte. Sie war schneller und steckte es hastig zu ihren Unterlagen.

      John hob eine Augenbraue. „Wer ist das?“

      „Nur jemand, der mich schon länger nervt. Aber komm ja nicht auf die Idee, ihn auf die Liste deiner Todeskandidaten zu setzen.“

      „Sollte ich das?“

      Oh nein, jetzt hatte er Blut geleckt! Um ihn zu beruhigen, zog sie aus ihrem Poststapel gelassen ein mit Hand beschriebenes Kuvert heraus.

      „Hier, das ist schon wieder eine Nachricht von ihm. Ich kenne mittlerweile sogar seine Handschrift.“

      Nonchalant öffnete sie den Brief und überflog nebenbei die letzten Sätze: „Du bist vom Schicksal für mich bestimmt und wirst immer die Einzige für mich bleiben. Ich werde dir überall hin folgen, geliebte Marie. Wir werden uns in England wiedersehen, dort wird sich unser Schicksal erfüllen.“

      Oh nein, das durfte John auf keinen Fall erfahren! Er würde Amok laufen und sie nie auf die Burg nach England lassen. Ohne zu zögern, schob sie alles in den Aktenvernichter.

      „Was stand denn drin?“

      War ja klar, dass er nicht lockerließ!

      Und er sah die feinen Papierstreifchen an, als ob er überlegte, sie wieder fein säuberlich zusammenzusetzen. Deshalb erklärte sie hastig: „Das ist einfach nur ein psychisch Gestörter, der sein Glück in einer Fantasie sucht. Außerdem hat Quint ihm schon einen ordentlichen Schrecken eingejagt.“

      Ups