Lk 3,1–6 Johannes der Täufer (Mt 3,1–6; Mk 1,2–6). Vgl. Jos.Ant. 18,116. In der Forschung wird teilweise angenommen, dass die ursprüngliche Version des LkEv hier begann (vgl. die Einleitung sowie Mk 1). 3,1 Tiberius, herrschte von 14–37 u.Z. Pontius Pilatus, der römische Statthalter von Judäa und Idumäa (26–36 u.Z.). Herodes, Herodes Antipas (vgl. Lk 23,6–7) herrschte in Galiläa und Peräea (4 v.u.Z–29 u.Z.). Philippus, herrschte von 4 v.u.Z–34 u.Z.; vgl. Lk 3,19–20. Lysanias, der römische Tetrarch von Abilene (westlich von Damaskus), ca. 25–30 u.Z. 3,2 Hannas, Hohepriester von 6–15 u.Z., dann von Rom abgesetzt. Seine Söhne traten seine Nachfolge an, später sein Schwiegersohn Kaiphas (18–36 u.Z.). Bezüglich der biblischen Datierung aufgrund von herrschenden Mächten vgl. z.B. Jes 6,1; Jer 1,1–3; Ez 1,1–3. Geschah das Wort Gottes, hebr. wajehi dvar JHWH ’el[…] ist eine gängige Formel im Tanach. Zacharias, vgl. Lk 1,5–23.59–80. Wüste, vgl. Anm. zu 1,80. 3,3 Taufe, vom gr. Verb für „eintauchen“, ein rituelles Eintauchen. Anders als die mikwe-Tauchbäder zur rituellen Reinheit, war die Taufe des Johannes scheinbar ein einmaliges Ereignis. Josephus berichtet (Ant. 18,117), dass die Taufe des Johannes keine Sünden abwusch, sondern eher als öffentliches Bekenntnis der Buße diente. Zu Waschungen als Symbol für die Reinigung durch Gott vgl. z.B. Ez 36,25; Ps 51,4; zu Waschungen, die metaphorisch mit der Entfernung des Bösen verbunden sind, vgl. Jes 1,16. In 1QS 5,7–15 fungiert das Untertauchen auch als Initiationsritus; es gibt keinen direkten Beleg einer Verbindung zwischen Johannes und Qumran. „Jüdische Proselytentaufen“ (d.h. ein Tauchbad als Teil des Rituals beim Übertritt zum Judentum) scheinen erst nach 70 u.Z. durchgeführt worden zu sein (bJev 46a). 3,4–6 Vgl. Jes 40,3–5 (vgl. auch 1QS 8,12–16). In Jesaja bedeutet Heil die Rückkehr Israels aus dem Babylonischen Exil in sein Heimatland („Es ruft eine Stimme: ‚In der Wüste bereitet […]’ “). Für Lukas befindet sich Johannes in der Wüste, wo er das eschatologische Heil ankündigt. Die Kantillationszeichen (zum Singen des Textes in der Synagoge) verbinden „in der Wüste“ mit „bereitet den Weg“; die jüdische Tradition übernahm somit eine umfassendere Lesart der ursprünglichen Satzzäsur bei Jesaja. Vgl. auch Mal 3,1.
7 Da sprach Johannes zu der Menge, die hinausging, um sich von ihm taufen zu lassen: Ihr Otterngezücht, wer hat euch gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? 8 Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße; und nehmt euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. 9 Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.
10 Und die Menge fragte ihn und sprach: Was sollen wir nun tun? 11 Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer Speise hat, tue ebenso. 12 Es kamen aber auch Zöllner, um sich taufen zu lassen, und sprachen zu ihm: Meister, was sollen denn wir tun? 13 Er sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als euch vorgeschrieben ist! 14 Da fragten ihn auch Soldaten und sprachen: Was sollen denn wir tun? Und er sprach zu ihnen: Tut niemandem Gewalt noch Unrecht und lasst euch genügen an eurem Sold!
15 Als aber das Volk voll Erwartung war und alle dachten in ihren Herzen, ob Johannes vielleicht der Christus wäre, 16 antwortete Johannes und sprach zu allen: Ich taufe euch mit Wasser; es kommt aber der, der stärker ist als ich; ich bin nicht wert, dass ich ihm die Riemen seiner Schuhe löse; der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. 17 In seiner Hand ist die Worfschaufel, und er wird die Spreu vom Weizen trennen und den Weizen in seine Scheune sammeln, die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen. 18 Und mit vielem andern mehr ermahnte er das Volk und predigte ihm.
Lk 3,7–18 Die Lehre des Johannes 3,7 Menge, Mt 3,7–10 richtet die Drohworte des Johannes gegen die Pharisäer und Sadduzäer. Otterngezücht, bezeichnet bei Matthäus Pharisäer, Schriftgelehrte und Sadduzäer (Mt 3,7; 12,34; 23,33). Eine harsche Beleidigung: Man nahm an, dass Ottern sich ihren Weg durch den Körper ihrer Mutter nach außen fressen und sie dadurch töten. Künftiger Zorn, das endgültige Gericht Gottes. 3,8 Abraham zum Vater, vgl. Jes 51,1–2; Joh 8,33–39. Die jüdische Tradition spricht von der sechut ’avot, übers. das „Verdienst der Väter“ (vgl. z.B. bSchab 55a); vgl. auch Anm. zu 1,72. Steinen Kinder, ein aramäisches (’avnaja […] benaja) und hebräisches (’avanim […] banim) Wortspiel. Johannes lehnt die Vorstellung ab, man könne sich auf die eigene Abstammung als Zeichen göttlicher Gunst verlassen. 3,11 Gebe dem, eine wesentliche Lehre des Judentums ist die Fürsorge für Benachteiligte (vgl. z.B. Jes 1,10–20; 58,6–7; Ez 18,5–9; Tob 1,16–17; 4,16; bBer 5a; BerR 30 u.a.). 3,12 Zöllner, höchstwahrscheinlich Juden, die für Rom arbeiteten; sie wurden als Verräter betrachtet und waren für ihre korrupten Geschäfte bekannt. 3,13 Fordert nicht mehr, verlangt nicht mehr von der Bevölkerung als vorgegeben (Lk 19,8). 3,14