15 Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. 16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. 17 Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. 18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. 19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. 20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.
Lk 2,8–20 Die Verkündigung an die Hirten (Mt 2,1–12) 2,8 Hirten, deutet die zahlreichen positiven Hirtenbilder (Mose und David eingeschlossen) in den Schriften Israels und vielleicht die Verbindung zwischen Schafen und der Ordnung der Opfer an (vgl. Philo spec. 1,133.136). 2,9 Klarheit des Herrn, vgl. hebr. kavod [JHWHs] (Ex 16,7.10; 24,16–17; Jes 40,5 u.a.). 2,10 Große Freude, vgl. Anm. zu 1,19. Allem Volk, hebr. kol ha‘am wäre von einer jüdischen Hörerschaft als „das Volk Israel“ betreffend verstanden worden. 2,11 Stadt Davids, vgl. Anm. zu 2,3–4. Christus, der Herr, vgl. Anm. zu 1,17. In PsSal 17,32 wird „der Gesalbte [des Herrn]“ mit Blick auf einen davidischen König verwendet; vgl. auch „den Gesalbten des Herrn“ in 1Sam 24,7 (in Bezug auf König Saul); Klgl 4,20. 2,12 In Windeln gewickelt, vgl. Weish 7,4–5. Krippe, vgl. Anm. zu 2,7. 2,13 Himmlische Heerscharen, Dtn 4,19; 1Kön 22,19; Jer 8,2; Ps 33,6 u.a.; die Engel, die Gott dienen und Gottes Lobpreis singen (Jes 6,3; Ps 29). 2,19 Vgl. Lk 2,51.
21 Und als acht Tage um waren und er beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, welcher genannt war von dem Engel, ehe er im Mutterleib empfangen war.
22 Und als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz des Mose um waren, brachten sie ihn hinauf nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen, 23 wie geschrieben steht im Gesetz des Herrn (Exodus 13,2; 13,15): »Alles Männliche, das zuerst den Mutterschoß durchbricht, soll dem Herrn geheiligt heißen«, 24 und um das Opfer darzubringen, wie es gesagt ist im Gesetz des Herrn: »ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben« (Levitikus 12,6–8).
Lk 2,21–24 Die Beschneidung und Darstellung Jesu 2,21 Und als acht Tage um waren, wörtl. „erfüllt wurden“; die rituelle Beschneidung findet acht Tage nach der Geburt statt; vgl. Anm. zu 1,59. Gab man ihm den Namen Jesus, vgl. Anm. zu 1,31. 2,22 Ihrer Reinigung, Väter oder Neugeborene mussten sich keinen Reinigungsriten unterziehen. Bei dem Versuch, die Historizität dieser irregulären Praxis zu belegen, wird in der Forschung oft darauf verwiesen, dass Josef bei der Geburt Jesu geholfen habe und folglich auch er rituell unrein gewesen sei: Der Text, der dabei zumeist zitiert wird (z.B. mNid 5,1), untermauert diese Behauptung nicht. Bezüglich der Reinigung der Mutter (vierzig Tage nach der Geburt eines Sohnes) vgl. Lev 12. Gesetz des Mose, der erste von neun Verweisen des Evangeliums auf die Tora. Jerusalem, ein lukanischer Fokus. Ihn darzustellen, möglicherweise eine Anspielung auf die pidijon ha-ben, die „Auslösung des Erstgeborenen“ (Ex 13,2.12.15; Num 18,15–16; Neh 10,36–37); kein Gesetz schreibt diese Darstellung vor. Lukas könnte auf die Darstellung des Samuel (1Sam 2,24) anspielen. 2,23 Eine Paraphrase von Ex 13,2.
25 Und siehe, ein Mensch war in Jerusalem mit Namen Simeon; und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war auf ihm. 26 Und ihm war vom Heiligen Geist geweissagt worden, er sollte den Tod nicht sehen, er habe denn zuvor den Christus des Herrn gesehen. 27 Und er kam vom Geist geführt in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, um mit ihm zu tun, wie es Brauch ist nach dem Gesetz, 28 da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach:
29 Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren,
wie du gesagt hast;
30 denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen,
31 das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern,
32 ein Licht zur Erleuchtung der Heiden
und zum Preis deines Volkes Israel.
33 Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das, was von ihm gesagt wurde. 34 Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass viele in Israel fallen und viele aufstehen, und ist bestimmt zu einem Zeichen, dem widersprochen wird – 35 und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen –, damit aus vielen Herzen die Gedanken offenbar werden.