Der Nerd und sein Prinz. B.G. Thomas. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: B.G. Thomas
Издательство: Bookwire
Серия: BELOVED
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958239203
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wette, sie kennt dieses Geräusch, Timmy. Wenn sie gut genug ist, dich dieses Geräusch machen zu lassen, natürlich…« Das war gemein, gemeiner als er normalerweise zu sein pflegte, aber er war verdammt wütend.

      »Du… das würdest du nicht tun.«

      »Und wenn doch?«

      Timmy ließ es nicht drauf ankommen.

      Jason war sich ziemlich sicher, dass er in Tim verliebt gewesen war. Und er war dämlich genug gewesen zu glauben, dass er kein Geheimnis mehr sein müsste, sobald Tim aufs College ging. Dass Tim einsehen würde, dass es keine große Sache war, schwul zu sein, und dass sie ein Paar sein könnten.

      Dazu kam es nicht.

      Und jetzt war Jason einfach nur einsam.

      Er wusste, dass es noch andere Schwule in der Stadt gab. Und Junggesellen, die zusammenlebten, aber nie öffentlich Zuneigung zeigten. Alle wussten Bescheid, aber abgesehen von vereinzeltem Tuscheln sagte niemand etwas. In Buckman wurden in niemandes Vorgarten Kreuze verbrannt, und das war einer der Gründe, warum Jason seine Heimatstadt liebte. Obwohl die Stadt so klein war, waren ihre Bewohner relativ weltoffen und die meisten von ihnen hatten sogar für Obama gestimmt, auch wenn sie bezüglich Clintons Kandidatur zur Präsidentin – einer Frau – noch unentschlossen waren.

      Jasons Einsamkeit war das Schlimmste. Er konnte sich damit zufriedengeben, das Parthenon nur auf dem Poster über seinem Bett zu sehen. Er konnte Rom einen geheimen Wunsch bleiben lassen, konnte den Rest seines Lebens in Buckman verbringen. Aber er wollte so sehr geliebt werden.

      Nach seinem Bad versuchte er, noch ein wenig zu lesen, und dann kamen ihm Gail Southgates Worte wieder in den Sinn, wie sie es in letzter Zeit öfter taten. »Wann schreibst du mal wieder etwas für uns? Deine Geschichten sind genau das, was wir suchen. Du bist ein echter Romantiker.«

      Ein echter Romantiker. Wie auch immer ihm das dabei geholfen hatte, selbst die Liebe zu finden.

      Aber vielleicht waren seine Bücher genau dafür da. Vielleicht lebte er indirekt durch sie? Er dachte an Sam Eldridge, den stattlichen Helden seines letzten Buchs. Ein Museumskurator, der dabei gewesen war, neue Exponate aus Rom auszupacken, als plötzlich eine Mars-Statue zum Leben erwachte. Die Geschichte war humorvoll, hoffte er, und sexy, auch das hoffte er. Mars verstand nicht, dass er nicht jeden nach Belieben zerschmettern konnte, und die moderne Technologie ließ ihn trauern, denn er sah eine Welt, die keine Götter mehr brauchte. Warum nicht…?

      Jason fuhr gerade seinen Computer hoch, als sein Blick zu der einzigen Statue in seinem Haus schweifte, der eines jungen Mannes, der sich in den Schwingen eines außergewöhnlich großen Adlers zurücklehnte. Dabei handelte es sich natürlich um Ganymed. Und der Adler war Zeus, der sich in einen Sterblichen verliebt hatte und vom Olymp geflogen kam, um Ganymed ins Zuhause der Götter zu bringen, damit er sein Mundschenk und ewiger Liebhaber wurde. Diese Geschichte würde Jason immer zum Seufzen bringen.

      Aber dann erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit.

      Ein Licht.

      Er stand auf, näherte sich der Kommode mit der Statue und blickte aus dem hinteren Fenster. Dann keuchte er leise auf. Oder seufzte eher. Es kam aus dem kleinen Haus hinter seinem. Im Küchenfenster brannte Licht.

      Ein Licht!

      Es war also wirklich jemand im Haus.

      Jason erschauerte. Er wusste nicht, warum.

      Er lächelte, war sich dessen nur halb bewusst.

      Doch im winzig kleinen, langweiligen Städtchen Buckman mit seinen 2.749 Einwohnern gab es nicht viel Aufregendes.

      In Buckman, wo kaum etwas passierte.

      Danach konnte er nicht mehr über Sam Eldridge oder einen sexy römischen Gott schreiben.

      Seine Fantasie kreiste um die Person in diesem Haus, wer auch immer sie sein mochte.

      Und seine Fantasie war ziemlich lebhaft.

      Kapitel 2

      Das Haus war anders, als Amadeo Montefalcone erwartet hatte.

      Die Fotos aus dem Internet hatten es deutlich hübscher aussehen lassen, sonst hätten sein Bruder und er es nie ausgewählt. Und obwohl er gewusst hatte, dass es nicht groß war, war es doch ein kleiner Schock, dass sein Kinderzimmer größer gewesen war als dieses ganze Haus. Sogar in den Dörfern, die er besucht hatte – das liebten die Leute an ihm –, gab es größere Häuser.

      Wie weit Buckman vom Flughafen in Kansas City entfernt war, hatte er so auch nicht erwartet. Wie weit Buckman von allem entfernt war, eigentlich. All diese amerikanischen Filme ließen es aussehen, als müsste man nur in den praktischen Bus steigen, der in absolut jeder Kleinstadt hielt, und schon wäre man auf dem Weg zu einem Tagesausflug nach New York oder Chicago.

      Aber Gott, Amerika war groß. Das hatte er natürlich gewusst, auf rein intellektueller Ebene. Aber die Realität war beinahe zu überwältigend, um sie zu erfassen. Sein ganzes Land war kleiner als der kleinste Bundesstaat, nicht mal doppelt so groß wie Washington, DC, was gar kein Staat war. Ein Distrikt. Distrikt bedeutete da, wo er aufgewachsen war, auch etwas anderes.

      Die Fahrt vom Flughafen nach Buckman hatte ihn überrascht, obwohl sein Bruder ihm einen detaillierten Plan angefertigt hatte. Er brauchte zwei Stunden auf einer Straße, die einsam in der Dunkelheit dalag. Das Einzige, was er im Mondlicht wirklich erkennen konnte, waren Felder, Äcker und endlose Langeweile.

      Es war die Art von Straße, von der man sich erzählte, es gäbe dort Entführungen von Außerirdischen…

      Zweihundert Kilometer. Das war länger als sein ganzes Land an der längsten Stelle, fast viermal so lang!

      Und sein Land war wunderschön. Die Meilen, die er durchfuhr, glichen einem öden, flachen Nichts!

      Wie zum Hohn hatte sein Bruder einen Wagen für ihn ausgesucht, der sich Toyota Camry nannte. Es war das unscheinbarste Auto, das er in seinem ganzen Leben gesehen hatte. Wie sollte er das von irgendeinem anderen unterscheiden?

      Einen weiteren Kulturschock stellte die Fahrt in die Stadt dar. Erstens war die Hauptstraße breiter als der kleine Highway, auf dem er all diese Kilometer zurückgelegt hatte. Wozu brauchte so eine alte Stadt eine so breite Straße? Man könnte einen Sattelschlepper quer auf der Hauptstraße parken und hätte immer noch genug Platz, um außen herumzufahren. Zumindest hatte er sein neues Zuhause schnell gefunden, auch wenn er es sich im Dunkeln nicht genauer ansehen konnte. Er ließ sich selbst rein – der Schlüssel unter der Matte war schnell gefunden, offenbar eine amerikanische Gepflogenheit – und konnte nicht umhin, sich zu fragen, warum überhaupt jemand seine Tür abschloss, wenn jeder wusste, wo der Schlüssel zu finden war. Das würde er anders machen.

      Der Strom funktionierte glücklicherweise und die Matratzen, wenngleich kein richtiges Bett, waren geliefert worden, was nicht möglich gewesen wäre, wenn der Schlüssel sich nicht am gewohnten Ort befunden hätte. Fließendes Wasser gab es ebenfalls. Alles in bester Ordnung. Aber der Boden…!

      Am nächsten Morgen stellte er fest, dass ihm die Farbe des Hauses so gar nicht zusagte. Er war sich nicht einmal sicher, wie er sie nennen sollte. Lohfarben? Pfirsichfarben? Gelbliches Grau? Das Braun von verblassten Blutflecken? Che schifo! Das musste neu gestrichen werden. Und zwar bald!

      Blau! Blau klang gut. Ein wunderschönes Königsblau vielleicht. Oder ein tiefes Himmelblau. Vielleicht Türkis. Etwas, das ihm Komplimente einbringen würde und…

      »Du musst dich unter die Leute mischen, Amadeo«, sagte Cristiano. »Nicht herausstechen. Du bist es gewohnt aufzufallen, Bruderherz. Wenn du dich vor der Welt verstecken willst, dann richtig. Die Farbe ist vielleicht nicht hübsch, aber die Leute werden einfach daran vorbeifahren und sich keine weiteren Gedanken machen.«

      Cristiano hatte natürlich recht.

      Also würde das Haus vorerst schifo bleiben – scheußlich.

      Aber dann gab’s da noch den Boden im Wohnzimmer. Der