Der Nerd und sein Prinz. B.G. Thomas. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: B.G. Thomas
Издательство: Bookwire
Серия: BELOVED
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958239203
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sind ja nicht unbedingt literarisch begeistert.«

      Er zuckte mit den Schultern. »Wenn ich schon hier wohne, sollte ich auch etwas tun, das mir Spaß macht.«

      »Aber –«

      »Kein Aber«, rief er und hob eine Hand. »Mein Entschluss steht fest!«

      »Du bist wirklich ein Nerd«, meinte sie lachend.

      »Als hättest du das nicht schon längst festgestellt«, entgegnete er und fiel in ihr Lachen ein.

      Er hatte Glück gehabt, dass ihm sein Nerdtum in der Schule keine Feinde gemacht hatte. Er hatte zwar keine Freunde, wurde aber auch nicht gehasst. Keine Mobber, die ihn terrorisierten oder die Bücher, die er immer mit sich herumtrug, in eine schlammige Pfütze warfen. Keine gefürchteten Hosenzieher.

      Aber eben auch keine Freunde. Tatsächlich war Daphne seine beste Freundin. Natürlich gab es in ihrer kleinen Abschlussklasse auch nicht sonderlich viel Auswahl. Aber seine Liebe zu Büchern hatte ihn nicht zu jemandem gemacht, mit dem alle abhängen wollten.

      Und dann war da noch das Schreiben. Er verspürte den Drang, seine eigenen Geschichten von Leidenschaft und Abenteuern zu erzählen. Über einen Verlag namens New Visions Press hatte er sogar ein paar seiner Gay Romance-Romane veröffentlicht. Er war überrascht und sprachlos gewesen, als er ein paar Wochen nach seiner Bewerbung einen Vertrag für sein erstes Buch unterschrieben hatte. Das zweite hatte sich sogar gut auf Amazon verkauft. Mehr noch: Gail Southgate, die Inhaberin und Geschäftsführerin des Verlages, hatte ihm vor Kurzem geschrieben und gefragt, wann er wieder etwas schreiben würde.

      Ein glücklicher Augenblick.

      Also waren es vier Leidenschaften.

      Kochen, Lesen. Andere zum Lesen bringen. Und Schreiben.

      Halt! Er liebte es auch, andere zum Schreiben zu ermuntern. Einen Stift zur Hand zu nehmen und ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Mehrmals die Woche öffnete The Briar Patch abends seine Tore für Gruppen, die einen Ort brauchten, um sich zu treffen. Eine von ihnen war seine Schreibgruppe, die zweimal im Monat zusammenkam. Das Alter der Mitglieder reichte von sechzehn bis siebenundsechzig und er war froh, dass die Gruppe, die er gegründet hatte, die Leute dazu brachte, ihre Kreativität auszuleben. Im winzig kleinen, langweiligen Städtchen Buckman mit seinen 2.749 Einwohnern, wo kaum etwas passierte.

      Trotz ihrer Größe liebte er diese Stadt. Egal wie klein und entlegen sie war.

      Das bedeutete allerdings nicht, dass er nicht mehr wollte. Sich mehr erträumte. Mehr wünschte.

      Ein Abenteuer. Etwas Aufregenderes als die Kegelhalle der Stadt mit ihren drei Bahnen, die beiden Bars oder das (mehr oder weniger) neue Kino. Verdammt. Sie konnten froh sein, ein Kino zu haben!

      Aber wäre es nicht schön, einige der Orte zu sehen, an die seine Bücher und seine Fantasie ihn brachten? Island oder das Taj Mahal oder die Tempel von Khajuraho in Indien oder die Verbotene Stadt in China oder die Ewige Stadt Rom?

      Italien! Die Heimat der Götter.

      Oder das Parthenon in Griechenland…

      Aber in der Zwischenzeit gab es The Briar Patch.

      An diesem Morgen unterhielten Daphne und er sich nicht lange. Er musste alles für die Frühstücksgäste vorbereiten, aber sie ließ ihn wissen, dass sie vorbeikommen und ihm helfen würde, wenn er öffnete. Nachdem er sie schlauerweise daran erinnert hatte, dass Tom Rucker montags vor seinem wöchentlichen Lauf ins Patch kam. Tom war Fernfahrer und flirtete seit Kurzem mit Daphne und sie, nun ja, sie flirtete zurück. Und das freute Jason. Er konnte sich nicht erinnern, wann sie sich das letzte Mal für einen Mann interessiert hatte.

      Eine Stunde später kümmerte er sich um überraschend viele Gäste.

      Offenbar hatten sich doch einige Leute aufgemacht, um sich den umgestürzten Baum anzusehen – in Buckman konnte man nicht viel unternehmen – und herauszufinden, was sonst noch beschädigt worden war. Abgesehen von ein paar Häusern, die wegen eines weiteren umgestürzten Baumes von der Stromversorgung abgeschnitten waren, war das Glück den Bürgern der Stadt hold gewesen.

      Es gab sogar ein paar Leute, die auf einen freien Tisch warteten. Das löste er, indem er Daphne ein paar Klapptische auf der Veranda aufstellen ließ. Am Ende gingen Jason sogar die Eier und der Speck aus – das war schon lange nicht mehr passiert. Trotzdem waren alle guter Stimmung und nicht ein Gast hatte sich beschwert, dass die Eier falsch zubereitet waren (so lange es noch welche gegeben hatte), die Brötchen zu hart waren, die Maisgrütze nicht buttrig genug (es gab an jedem Tisch ein Stück Butter, also konnte das jeder selbst handhaben) oder der Kaffee zu stark oder nicht stark genug war.

      Wunderbar.

      Und ja, Tom war vorbeigekommen – er war attraktiv und letztes Jahr aus einer nahe gelegenen Stadt nach Buckman gezogen. Er hatte sich einen eigenen Lkw gekauft (oder war dabei, einen zu kaufen) und würde in Zukunft überall Anhänger abholen und sie dahin hinbringen, wo sie eben gebraucht wurden. Es war riskant, sich heutzutage als Trucker selbstständig zu machen, aber Tom versuchte es und das konnte Jason nur respektieren. Und er brachte Daphne zweifellos zum Lachen.

      Umwerfend. Nicht wirklich Jasons Typ – Tom las nicht und liebte Country- und Western-Musik –, aber er war umwerfend. Und wie Jason konnte Daphne etwas Liebe gut gebrauchen. Es war schön zu sehen, dass eine von ihnen sie bekam. Oder zumindest bald bekommen würde.

      Während des Aufräumens – zwei Stunden, in denen die Küche kalt blieb, man aber ein Stück Kuchen bestellen konnte (heute gab es Apfel, Kokos-Sahne und Himbeere) – erschien Jasons liebste Sorte Kunden. In diesem Fall handelte es sich um zwei Jungs von der Highschool, die tatsächlich ein Buch suchten. Na ja, zumindest einer von ihnen. Er hatte im Unterricht Nichts ist okay! von Jason Reynolds und Brendan Kiely gelesen und zu seiner eigenen Überraschung hatte es ihm sogar gefallen. Er wirkte nervös, das zuzugeben, und sein Freund wandte sich betont ein paar Witzbüchern zu, während sie sich unterhielten.

      »Hast du noch was anderes in der Art?«, fragte der Junge. »Das war so echt.«

      Zum Glück glaubte Jason, trotz seiner begrenzten Regalflächen etwas anbieten zu können, und machte ein, zwei Vorschläge. Den preisgekrönten Entwicklungsroman Monster! Monster? von Walter Dean Myers über einen Jungen im Jugendarrest, der vor Gericht stand, und Sprich von Laurie Halse Anderson, obwohl die Hauptfigur weiblich war. Er glaubte, dass der Junge das wohl aushalten würde. Dafür hatte Jason ein gutes Gespür.

      Dann gab zu seiner Überraschung der andere Junge zu, dass ihm Wer die Nachtigall stört gefallen hatte, und wollte wissen, ob von der Autorin noch etwas anderes zu haben sei. Leider musste Jason gestehen, dass Harper Lee sonst nur Gehe hin, stelle einen Wächter geschrieben hatte, was aber eher eine frühe Version der Nachtigall war. Der Junge war trotzdem interessiert, also fasste Jason einen schnellen Entschluss und lief in den ersten Stock, um seine eigene Ausgabe zu holen. Er konnte sich ja eine neue besorgen.

      Und er hatte jemanden zum Lesen gebracht… Diese Neuigkeiten verlangten ein Telefonat mit Daphne.

      »Das ist mein Bruder«, sagte sie. »Bekehrt die Massen zum Nerdtum.«

      »Ich bin einfach nur froh, dass die Leute überhaupt noch Bücher lesen.«

      Das war ihm wichtig. The Briar Patch war anfangs ein Laden für gebrauchte Bücher gewesen. Aber Daphne hatte recht gehabt. Nicht genug Leute in Buckman lasen. Nicht mal in den Nachbargemeinden. Doch Daphne hatte auch vorgeschlagen, dass das Patch ein Teilzeitrestaurant werden könnte. Also hatte er dem Ganzen eine Chance gegeben – schließlich gab es schon eine Küche an der Seite des Ladens und er hatte ohnehin fast mehr Kaffee und Muffins von Wilda verkauft als Bücher. Zu seiner Überraschung kamen die Leute. Die Bücher und das Essen sorgten dafür, dass er seine Rechnungen bezahlen konnte und der Laden geöffnet blieb.

      Die Mittagszeit ging an diesem Tag schnell und problemlos vorüber. Er hatte ja sogar noch seine Schwester losgeschickt, um mehr Eier zu holen.

      Beim Mittagessen fragte ihn Mrs. Halliburton, die locker achtzig Jahre alt war, ob er