Das Nibelungenlied. Группа авторов. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Группа авторов
Издательство: Bookwire
Серия: Reclams Universal-Bibliothek
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783159619088
Скачать книгу
Zeiten da sie sollten kommen,da hatte die Frau Kriemhild die Kunde wohl vernommen,er plane Festlichkeiten für Mage und Mann.Da ward mit großem Eifer von schönen Frauen viel getan.

       268 Mit Kleidern und mit Bändern, die sie da wollten tragen.Ute, die reiche, hörte die Kunde sagenvon den stolzen Degen, die da sollten kommen.Da ward aus seinen Hüllen manches gute Kleid genommen.

       269 Ihrem Kinde zuliebe ließ sie schneiden manches Kleid,womit sich da zierte manche Frau und manche Maidund viele junge Recken aus Burgundenland.Da ward auch vielen Fremden bereitet herrliches Gewand.

      Fünftes Abenteuer

      Wie Sigfrid Kriemhild zum ersten Male sah

       270 Man sah sie nun alltäglich reiten an den Rhein,die bei den Festlichkeiten gerne wollten sein,die den Königen zuliebe kamen in das Land.Man gab da ihrer vielen beides, Ross und Gewand.

       271 Da war auch das Gestühle für alle wohl bereit,die höchsten und die besten, wie man uns gab Bescheid:zweiunddreißig Fürsten da zum Festgelag.Da schmückte sich voll Eifers gar manche Jungfrau für den Tag.

       272 Da war auch gar geschäftig Giselher, das Kind:die Fremden und ihre Magen, gar gütig gesinnt,empfingen er und Gernot und beider Mannen da.Sie begrüßten die Degen, wie es in Ehren stets geschah.

       273 Die goldfarbnen Sättel brachten sie ins Land,die gezierten Schilde und herrlich Gewanddem König zuliebe für die Festlichkeit.Mancher wunde Kranke war zur Freude da bereit.

       274 Die in den Betten lagen und litten an Wunden und Not,die mussten es vergessen, wie bitter sei der Tod;die Siechen und die Kranken gab man auf zu beklagen.Sie freuten sich der Kunde von der Festlichkeiten Tagen,

       275 wie sie leben wollten da beim Festesmahl.Wonnen ohne Maßen, der Freuden Überzahlhatten all die Leute, so viel man ihrer fand.Da hob sich große Freude über Gunthers ganzes Land.

       276 An einem Pfingstmorgen sah man sie gehn hinan,wonniglich gekleidet, so manchen kühnen Mann,fünftausend oder mehr noch da zur Festlichkeit.Hohen Ruhm erwarben die Burgunden allezeit.

       277 Der König hatt im Sinne – er hatt es wohl erkannt –,wie von ganzem Herzen der Held von Niederlandseine Schwester liebte, die man nie ihn sehen ließ,deren große Schönheit vor allen Jungfraun jeder pries.

       278 Er sprach: »Nun rate jeder, Mage mein und Mann,wie das Fest so rühmlich gestaltet werden kann,dass man uns nicht schelte je nach dieser Zeit.Jeder sei zu rühmen uns für unser Werk bereit.«

       279 Aus Metz da sagte der Degen Ortwein:»Soll voller Ehren die Festlichkeit sein,so lasst bei dieser Feier die schönen Frauen sehn,denen so viele Ehren in Burgundenland geschehn.

       280 Was wäre Mannes Wonne, was freut er sich zu schaun,wärens nicht schöne Maiden und herrliche Fraun?Lasset Eure Schwester zu Euerm Feste gehn!«Der Rat war zur Freude so manchem Degen geschehn.

       281 »Das will ich gern befolgen.« Der König sprach also.Alle, die es erfuhren, waren von Herzen froh.Man sagte es auch Frau Uten und ihrer Tochter schön,dass sie mit ihren Jungfraun hin zum Feste sollte gehn.

       282 Da ward aus den Truhen gesucht manch gut Gewand,so viel man in den Hüllen an glänzender Kleidung fand.An Borten und Ringen war da viel bereit.Minniglich sich schmückte da manche herrliche Maid.

       283 Gar mancher junge Recke richtete drauf den Mut,dass er anzuschauen schiene den Frauen gut,weil dafür er nähme keines Königs Land.Sie sahen die mit Freuden, die ihnen vordem nie bekannt.

       284 Da wies der reiche König seine Schwester an,dass ihr folgen sollten wohl hundert Mann,ihr und seiner Mutter, das Schwert in der Hand.Dies war das Hofgefolge aus der Burgunden Land.

       285 Ute, die reiche, die sah man mit ihr kommen;sie hatte schöne Frauen sich zum Geleit genommen.Hundert oder mehr noch, geziert mit reichem Kleid.Nun ging auch mit Kriemhild gar manche wohlgeschmückte Maid.

       286 Aus einer Kemenate man alle kommen sah;ein eifriges Schauen der Recken gab es da,die die Hoffnung hatten, es könnte das geschehn,dass sie Kriemhilde voller Freude könnten sehn.

       287 Nun kam die Minnigliche, wie das Morgenrotscheint aus trüben Wolken. Da schied von jeder Not,wer sie trug im Herzen, so lange es auch geschehn:er sah die Minnigliche nun gar herrlich vor ihm stehn.

       288 Von ihrem Kleide strahlte so mancher Edelstein;ihre rosige Farbe gab minniglichen Schein.Was jemand wünschen mochte, er musste doch gestehn,dass er auf dieser Erde etwas Schöneres nie gesehn.

       289 Wie der lichte Vollmond vor den Sternen steht,dessen Schein so lauter durch die Wolken geht,dem stand sie nun gleichend vor mancher Fraue gut;da ward wohl gehoben den schmucken Helden der Mut.

       290 Die reichen Kammerherren, die sah man vor ihr gehn.Die hochgemuten Degen ließen das nicht geschehn,sie drängten, da sie sahen die minnigliche Maid.Sigfrid, dem edeln, schuf es beides, Freude und Leid.

       291 Er dacht in seinem Mute: Wie stellt ich das wohl dar,dass ich dich minnen sollte, wie meine Hoffnung war?Sollt ich dich aber missen, so wär ich lieber tot.Er fühlt um ihretwillen heimlich Freude sowie Not.

       292 So minniglich stand Sigfrid, von Kriemhild getrennt,als wäre er entworfen auf ein Pergamentdurch guter Meister Künste; man musste zugestehn,man hätte noch nirgends so schmucken Helden je gesehn.

       293 Die mit Kriemhild gingen, die hießen allerwegenweichen die Männer; dem folgten viele Degen.Stolz im Herzen tragend, erfreute sie Seele und Leib.In Züchten sah man gehen so manches herrliche Weib.

       294 Da sprach von Burgunden der Herr Gernot:»Der Euch seine Dienste so liebevoll bot,Gunther, lieber Bruder, lohn ihm seine Treuvor allen diesen Degen! Den Rat ich nimmermehr bereu.

       295 Heiße nun Sigfrid, König Sigmunds Sohn,zu Kriemhilden gehen! Das wäre der rechte Lohn.Die Recken niemals grüßte, ihn begrüßen soll,damit den schmucken Degen als Freund wir gewinnen wohl.«

       296 Hin gingen Gunthers Mannen, wo man den Recken fand.Sie sagten es dem König aus dem Niederland:»Erlaubt hat Euch der Herrscher, Ihr sollt zu Hofe gehn.Seine Schwester Euch begrüße; das ist zu Ehren Euch geschehn.«

       297 Durch diese Botschaft wurde der Degen hoch erfreut.Er fühlte im Gemüte Freude ohne Leid,dass der Wonniglichen Anblick er gewann.In minniglicher Tugend begrüßte Sigfrid sie sodann.

       298 Als sie den Hochgemuten vor sich stehen sah,erblühte ihre Farbe. Die schöne Maid sprach da:»Willkommen seid, Herr Sigfrid, edler Ritter gut!«Da ward ihm von dem Gruße gar erhoben sein Mut.

       299 Er neigte sich in Züchten; sie fasst ihn an der Hand.Wie minniglich zu schauen, der Recke bei ihr stand!Mit liebevollen Blicken sahn sie einander an,der Herr und die Fraue; doch ward es heimlich nur getan.

       300 Ob ihr zärtlich wurde gedrückt die weiße Handin herzlieber Minne, das ist mir unbekannt.Doch kann ich auch nicht glauben, dass es unterblieb.Sie ließ es klar erkennen, dass er ihr war von Herzen lieb.

       301 Zu des Sommers Zeiten und in des Maien Tagenkonnt er in seinem Herzen nimmermehr wohl tragenan minniglichen Freuden, als er da gewann,da die ihm ging so nahe, die zu erwerben Sigfrid sann.

       302 Da dachte mancher Recke: Wäre mir so geschehn,dass ich Hand in Hand mit ihr ginge, wie ichs bei ihm gesehn,oder bei ihr läge, das nähme ich freudig hin.Es diente noch kein Recke besser einer Königin.

       303 Von welcher Könige Landen ein Gast auch war gekommen,die haben einmütig die beiden wahrgenommen;ihr ward erlaubt zu küssen den stattlichen Mann.Ihm ward in seinem Leben noch nie so Liebes angetan.

       304 Von Dänemark der König sprach da zur Stund:»Wegen des hohen Grußes liegt mancher Degen wund –des muss ich wohl gedenken – von Sigfrids starker Hand.Gott gebe, dass nie wieder er komme in mein Fürstenland!«

       305