Geldsack. Martin Arz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martin Arz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783940839220
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das Herr Zumboldt bestellt hat. Für das Zelt«, sagte die Sekretärin. »Das wurde vorgestern angeliefert. Der Herr Zumboldt hat es von zwei Mitarbeitern beim Zoll abholen lassen. Mit einem Sprinter von der Firma. So was passt ja nicht in ein normales Auto.«

      »Er bestellt schon lange vor der möglichen Zusage Deko für das Wiesnzelt?«, fragte Yusufoglu.

      Sybille Berger zuckte mit den Schultern. »Er wollte zumindest ein riesiges Portraitgemälde von dem legendären Steyrer Hans bestellen. Ob er es dann gemacht hat, weiß ich nicht. Soll ich es aufmachen?«

      »Nein, lassen Sie nur«, sagte Bella Hemberger. »Wir werden es wohl mitnehmen. Wir müssen ohnehin einiges von hier mitnehmen. Terminkalender et cetera.«

      »Wieso das denn?«, sagte Nolting. »Frau Berger, das müssen Sie sich nicht bieten lassen.«

      »Muss sie doch«, erklärte die Hauptkommissarin ruhig. »Wir ermitteln in einem Mordfall, Herr Nolting.«

      »Graf!«

      »Graf? Ich dachte Sie heißen Nolting?«

      »Douglas Graf von Nolting! Und außerdem – ich bestelle sowieso nichts in China. Schönen Tag noch.« Er drehte sich auf dem Absatz um und rauschte davon.

      Bella Hemberger führte die Sekretärin aus dem Raum.

      »Wie lange arbeiten Sie schon für Zumboldt?«

      »Sieben Jahre«, sagte sie. »Also für die Zumboldts insgesamt. Ich war früher ausschließlich für die Eltern da, seit einem halben Jahr bin ich nun für den Junior abgestellt.«

      »Warum?«

      »Zumboldt Senior wünschte das so.«

      »Weil Sie so zuverlässig sind, nicht wahr? Und sein Sohn eher ein Hallodri?«

      Die Sekretärin nickte.

      »Was wissen Sie denn von diesem Graf von eben und der Beziehung zu Ihrem Chef?«

      »Nichts.« Sybille Berger schnäuzte sich geräuschvoll. »Er war gestern Abend wirklich kurz da. Kam hier mit seiner Aldi-Einkaufstüte reinspaziert und hat dann ein paar Minuten mit dem Chef gesprochen. Mehr weiß ich nicht.« Sie sah kurz auf. »Ist das nicht wieder typisch? Hier großkotzig residieren und dann bei Aldi einkaufen?«

      Nachdem Max Pfeffer sich von Lenz Stockmair verabschiedet hatte und hinaus zur Straße ging, bemerkte er Fiona Zumboldt, die eben den Tower verließ. Als sie den Kriminalrat sah, beschloss sie nach einem kurzen Zögern, selbst die Initiative zu ergreifen. Sie ging auf ihn zu.

      »Herr Pfeffer, begleiten Sie mich ein Stück?«, fragte sie.

      »Gerne. Wohin?«

      »Zum Gärtnerplatz, in die Reichenbachstraße. Da sind lauter so nette kleine Boutiquen«, plauderte sie, während sie nebeneinander die Straße entlangschlenderten. »Die müssten jetzt eigentlich schon offen haben. Ich trage nie Schwarz. Nie! Aber ich brauche ja nun etwas Schwarzes, nicht wahr? Spätestens, wenn die Geier von der Presse anrufen. Da muss ich vorbereitet sein.«

      »Sie sind sehr beherrscht …«

      »Ich brauche Ihnen doch nichts vormachen wie meine Schwiegermutter, oder?«

      Pfeffer nickte.

      »Sie haben die Koffer gesehen. Ich wollte meinen Mann rauswerfen. Ausgerechnet heute! Er hat seine Sekretärin gevögelt. Oh ja, ich weiß, was Sie jetzt bestimmt sagen werden. Männer finden da nichts bei. Er schon mal gleich gar nicht. Sex ist doch nur Sex und hat nichts mit Liebe zu tun. Guido hat sich das bei seinem Vater abgeschaut. Der Alte bespringt seit Jahren alles, was dazu bereit ist. Aber ich bin nicht Hedwig! Ich möchte nicht nur eine Fassadenehe. Ich habe Guido ein Ultimatum gestellt, seine Sekretärin oder ich. Er hat die Sekretärin sofort entlassen. Tja, und dann hat er mit der neuen ebenfalls rumgevögelt. Und mit deren Nachfolgerin. Dreimal hab ich es mitgemacht. Zumindest die dreimal, die ich mitbekommen habe. Dann war Schluss. Ich …« Sie blieb in der Corneliusstraße vor dem Schaufenster eines Handtaschengeschäfts stehen und studierte kurz die Auslage. »Ich bin ganz ehrlich, Herr Pfeffer. Ich liebe meinen Mann längst nicht mehr. Er hat mich zu sehr verletzt. Darum habe ich vorhin so kühl reagiert. Es ist natürlich sehr bedauerlich, wenn ein Mensch ermordet wird. Doch ich trauere nicht um einen geliebten Partner. Ja, das macht mich verdächtig. Ich weiß.«

      »Finden Sie?«, fragte Pfeffer.

      »Natürlich. Ich erbe ja alles. Bei einer Scheidung wäre ich nicht so gut davongekommen. Das heißt, eine Scheidung wäre sicher irgendwie lukrativ für mich gewesen, aber nun bekomme ich viel mehr. Das denken Sie doch, Herr Kriminalkommissar?«

      »Nein.« Pfeffer schmunzelte. »Sie sind clever genug und wissen sicher, dass Sie als Mörderin nicht erbberechtigt sind.«

      »Bin ich nicht?« Sie wirkte ernsthaft überrascht. »Und täuschen Sie sich mal nicht, was mein Motiv angehen könnte … Oh, die dahinten. Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment. Die muss ich haben.« Sie rauschte in das Geschäft hinein und kam kurze Zeit später mit einer neuen dunkelblauen Handtasche heraus. »Die habe ich mir gar nicht erst einpacken lassen. Die nehme ich gleich so. Ich bin gerne mal spontan. Wenn mir was absolut gefällt, kaufe ich es auch sofort.«

      »Nichts gegen entscheidungsfreudige Frauen«, sagte Pfeffer.

      Sie sah ihn kurz verwundert an, dann lächelte sie verschmitzt. »Sie halten mich jetzt echt für völlig durchgeknallt, stimmts? Ist mir ehrlich gesagt wurscht.«

      »Was wollten Sie eigentlich machen, nachdem Sie sich hätten scheiden lassen?«, fragte Pfeffer im Weitergehen. Sie kamen an den Gärtnerplatz.

      »Ich hätte die Finca auf Ibiza behalten und wäre mit den Kindern dorthin gezogen. Das mit der Schule habe ich schon geregelt. Und ich? Mei, ich wäre dann halt Künstlerin geworden.«

      »So was wird man einfach so?«

      »Ich war schon immer kreativ. Ja.«

      »Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu den Schwiegereltern beschreiben?«

      Sie lachte trocken. »Das haben Sie, denke ich, selbst gesehen.«

      »Ich würde es gerne von Ihnen hören.«

      »Wir haben kein Verhältnis. Wir sind angeheiratete Verwandte. Mehr nicht. Und ich kann Ihnen auch verraten, dass das Verhältnis meines verstorbenen Mannes zu seinen Eltern auch kein besonders gutes war.«

      »Dennoch sind Sie in dasselbe Haus gezogen?«

      »Als das in Planung war, gab es tatsächlich noch eine Art Verhältnis zwischen uns allen.«

      »Und das bedeutet?«

      »Mein Mann, das werden Sie ohnehin noch früh genug herausfinden, hatte einige Schwierigkeiten. Er hat leider nicht nur seine Zeit mit Frauen verschwendet, sondern auch sein Geld. Für Frauen und dann für Besuche in Bad Wiessee.«

      »Ihr Mann war also Spieler?«

      »Exakt.«

      »Schulden?«

      »Mit Sicherheit. Aber fragen Sie mich bitte nicht nach Details. Da habe ich keinen Einblick. Bislang! Ich bereite mich seelisch schon auf eine sehr heitere Testamentseröffnung vor. So viel zum Thema, sein Tod macht mich reich! Seine Geschäftsanteile gehen eh direkt an die Kinder, das ist das Einzige, was testamentarisch sicher ist, soweit ich weiß. Geld ist sicher nicht viel da.«

      »Ich habe eine kleine Wochenendbeschäftigung für Sie, Frau Zumboldt. Wie Sie sich denken können, müssen wir auch die Geschäftsunterlagen Ihres Mannes durchgehen. Ich darf Sie bitten, uns eine ungefähre Aufstellung seiner Schulden zu machen, sofern Sie da etwas herausfinden. Was glauben Sie, hat Ihr Mann in aller Herrgottsfrühe denn draußen gewollt?«

      »Den Müll runterbringen? Was weiß ich. Das müssten Sie ihn schon selber fragen. Wir haben getrennte Schlafzimmer. Ich habe nicht gemerkt, dass er gegangen ist. Er war außerdem schon immer ein Frühaufsteher. Der saß manchmal schon um sechs Uhr in seinem Büro.«

      Obwohl