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Vorwort von André Lüthi
Haben Sie Mut? Es wäre wichtig, denn er scheint zunehmend DIE zum heutigen Überleben notwendige Fähigkeit zu sein. Was gestern noch galt, wird heute in Frage gestellt und ist morgen oft schon Schnee von gestern. Selbst mit großer Neugier, Offenheit und der Bereitschaft, sich immer wieder auf neues, unbekanntes Terrain einzulassen, ist es herausfordernd, dem aktuell vorherrschenden frenetischen Rhythmus zu folgen. Wenn dann außerdem noch eine globale Krise hereinbricht, braucht es umso mehr Mut, um unter den neuen Lebensbedingungen so positiv wie möglich zu agieren. Das gilt für Privatpersonen, Führungspersonen, wie auch für die Politik, Unternehmen und Organisationen gleichermaßen. Wer sich plötzlich im persönlichen wie unternehmerischen Blindflug durch dichten Nebel befindet und die Zukunft nur unklar vor sich sieht, kann durch mutiges Denken und Handeln weiterkommen. Denn je trüber die Sicht am Horizont erscheint, desto wichtiger ist es, Entscheidungen zu fällen. Dazu brauchen wir Vertrauen und – Mut!
Unabhängig von den pandemischen Geschehnissen der letzten Zeit waren Ängste, Risiken und Unsicherheiten schon immer allgegenwärtig und beschäftigten unsere Vorfahren über sämtliche zeitlichen Epochen hinweg. Diese Emotionen stellten über die Jahrhunderte einen wesentlichen Bestandteil der menschlichen Existenz dar und gehören auch heute noch zu unserem Alltag – beruflich und privat. Es liegt an jedem Einzelnen von uns, diese Ängste ernst zu nehmen und zu respektieren, ohne sich jedoch von ihnen jagen, ausbremsen oder gar paralysieren zu lassen. Denn Angst ist definitiv kein guter Ratgeber! Ängste und Krisen wirbeln unser Leben immer wieder auf, zerstören Gewissheiten und konfrontieren uns mit Verlusten. Gerade deshalb ist es wichtig, die Angst durch Respekt zu ersetzen, aber immer voller Mut zuversichtlich in die Zukunft zu blicken und das anzupacken, was uns wirklich wichtig ist, auch wenn es im Moment gerade schwierig oder gar unmöglich erscheint.
In meiner persönlichen Rolle als Unternehmer in einer Branche, die immer noch mit den stärksten Turbulenzen seit ihrem Bestehen konfrontiert ist, konnte ich sehr vieles lernen, das nur außerhalb meines vertrauten Kosmos zu finden war – in unbekannten Ländern, von fremden Kulturen und von neuen Begegnungen. Von den Navajo-Indianern lernte ich den Respekt gegenüber den Natur-Zyklen. In Indien lernte ich, immer das Beste aus der Situation zu machen und das Leben mit jenen Mitteln anzugehen, die einem eben gerade zur Verfügung stehen. Von den tibetischen Nomaden lernte ich, den persönlichen Mut und das Glück ausschließlich bei mir selbst zu finden und der Zukunft respektvoll in die Augen zu blicken. Im Himalaya erkannte ich, was es heißt, ein gemeinsames Ziel zu haben und als Team den Gipfel zu erreichen. Auch wenn diese vielen Reiseabenteuer heute zu meinem Beruf und immer noch zu meiner Berufung gehören, brauchte ich für den ersten Schritt außerhalb meiner vertrauten Gewässer immer auch eine Portion Vertrauen in das Leben und Mut! Das Entdecken von neuen, mir bis dahin unbekannten Gefilden war und ist für mich immer noch die wirksamste Schule des Lebens. Ohne die Neugier, was sich wohl hinter dem Horizont befindet, wäre ich heute weder der, der ich bin, noch da, wo ich heute stehe. Eine offene und neugierige Haltung gegenüber allem Unvertrauten, Neuen und Fremden hat mich dabei getragen. Egal in welchen Ecken und Enden dieser Welt: Schon immer trieb mich die Frage, was wohl hinter dem nächsten Hügel, hinter dem nächsten Wald, hinter dem nächsten Gebäude, hinter dem nächsten Stein verborgen sein könnte. Hatte ich auch Angst? Ja, klar! Aber die Neugierde auf das Unbekannte überwog stets und brachte mich dazu, mutvoll zu neuen Entdeckungen aufzubrechen.
Und genau darum geht es – mit einer mut- und respektvollen Haltung durchs Leben gehen! Auch wenn die Zukunft so ungewiss scheint wie noch nie zuvor: Lasst uns die Ärmel hochkrempeln, anpacken und sie gemeinsam gestalten. Wir sind es nicht nur uns selbst, sondern auch unseren Nachkommen schuldig. Konzentrieren wir uns dabei einfach immer auf den nächsten bevorstehenden Schritt und dann auf den nächsten. Vom Basislager ist der Gipfel auch nicht immer sichtbar! Doch unser unmittelbar nächster Schritt entscheidet darüber, ob wir das Ziel erreichen oder nicht. Ja, für diesen nächsten und auch den übernächsten Schritt braucht es immer wieder Mut, der stets neu aufgebracht werden muss. Es ist nicht einfach, aber es ist möglich! Schreiten wir in diesem Sinne also mutig in die Zukunft. Ich bin auf jeden Fall bereit, dem kraftvollen Ruf von Lorenz Wenger Mehr Mut, Mensch!, zu folgen und alle Herausforderungen, die ganz sicher noch vor mir liegen, vertrauensvoll anzunehmen, einzutauchen und entschlossen durchzutauchen. Sind Sie es auch?
André Lüthi CEO und VR-Präsident Globetrotter Group
Wie ich zum mutigen Angsthasen wurde
Zu jung, um schon so richtig als Erwachsener zu gelten, zu alt, um noch Kind zu sein: Mit 25 Jahren verlor ich innerhalb von fünf Wochen meinen Vater. Schlagartig und auf tragische Art und Weise wurde mir zu diesem Zeitpunkt bewusst: Zeit ist die wertvollste Ressource, über welche wir auf unserem Planeten verfügen. Dies war die wohl schmerzvollste Lebenslektion, die bis heute intensiv nachwirkt und meinen Entscheidungsmuskel nachhaltig geprägt hat. Damals verstand ich abrupt: Wir können Zeit nicht konservieren, nicht ansparen, nicht anlegen, nicht verzinsen, nicht vermehren und nicht verschenken. Auch wissen wir nie, wie viele Einheiten uns davon noch zur Verfügung stehen. Doch wir können Zeit mit anderen teilen und vor allem Zeit für uns selbst einteilen. Mit wem und wofür wir unsere Zeit verbringen, ist eine persönliche Entscheidung, die sorgfältig und bedacht getroffen werden sollte.
Fünf Wochen nach der Todes-Diagnose meines Vaters waren meine Mutter und ich plötzlich nur noch zu zweit. Meine Mutter als unerwartet junge Witwe und ich als nun vaterloses Einzelkind. Ich spürte damals sehr stark, dass es nun an der Zeit war, endlich erwachsen zu werden und die volle Verantwortung für mein eigenes Leben zu übernehmen! Darauf basierend traf ich eine radikale Entscheidung. Von nun an würde ich meine Zeit sorgfältig und bewusst einteilen und mich ausschließlich auf jene Dinge konzentrieren, die mir wirklich wichtig sind. Diese Entscheidung war anders als alle meine bisherigen Entscheidungen. Sie war entschlossen und unwiderrufbar. Im Grunde war es ein Pakt mit mir selbst! Ein Pakt, der mich bis heute begleitet: nämlich darauf zu hören, was mir meine innere Stimme sagt, dorthin zu gehen, wohin mich mein innerer Kompass führt und das umzusetzen, von dem ich intuitiv weiß, dass es schon längst fällig ist. Und zwar mit Herz UND Verstand. Nicht mehr abzuwarten, Dinge auszusitzen,