Ich werde mich im Folgenden auf die Darstellung einer östlichen Quelle – den Buddhismus – und einer westlichen – den Existentialismus beschränken, da mir diese Einflüsse besonders wichtig erscheinen.
Der Buddhismus als Inspiration für die geistige und spirituelle Entwicklung des Menschen
Unter den vielen philosophischen Inspirationen, aus denen die moderne Pädagogik schöpfen kann, sollte der Buddhismus besonders erwähnt werden. Die Angabe der Kernbotschaften dieser philosophisch-ethischen Strömung scheint kognitiv wertvoll zu sein. Nun, Buddha bedeutet in Sanskrit „erweckt“, „der den Dharma, d.h. den zur Erleuchtung führenden Weg, entdeckt hat“.
Der Zweck des Dharma ist, den Menschen von Samsara zu befreien - von dem scheinbar objektiven Blick auf die Welt, in der wir leben, da sie voller Chaos, Unfälle, Kriminalität etc. ist, d.h. Ereignissen, auf die wir keinen Einfluss ausüben können. Samsara ist eine subjektiv wahrgenommene Quelle des menschlichen Leidens, und die Botschaft des Buddhismus ist es, dieses Leiden zu überwinden. Dies bedeutet nicht, dass es um eine vollständige Beseitigung des Schmerzes als eines Gefühls geht, denn es bleibt - wie die Freude - immer ein Teil des Lebens. Es geht mehr um die Überwindung des Leidens, um die Befreiung von seinem überwältigenden Einfluss. Der Zweck des Dharma ist in keiner Weise, Leiden zu entfernen, sondern durch spirituelle Praxis die Befreiung von Unwissenheit, die die Quelle dieses Leidens bildet, zu erlangen. Auf der Suche nach dem Pfad zur Erleuchtung haben Buddhisten die so genannten „Vier edlen Wahrheiten“ als wesentlich erkannt:
• Alle Wesen sind Dukkha unterworfen ( Das Leiden ist Teil des Lebens)
• Dukkha entsteht aus Verlangen und Begehren; (Dieses Leiden hat seine Ursache)
• Dukkha kann durch die Aufhebung von Verlangen und Begehren überwunden werden. (Die Ursache können beseitigt werden)
• Es gibt einen Weg, der aus Dukkha hinausführt, nämlich der „Edle achtfache Pfad“. (Der Weg, der zur Beseitigung der Ursache des Leidens führt, ist ein spiritueller Weg zur Erleuchtung).
Das oben erwähnte Leiden bedeutet nicht notwendigerweise Qual, es ist auch keine Quelle des pessimistischen Denkens über die menschliche Existenz, sondern eine Art des Schicksals, bei dem zum Beispiel berücksichtigt wird, dass jeder - vom Moment der Geburt an - zwangsläufig altert und dass auf uns unabwendbar das Ende des Lebens wartet. Buddhisten sagen, dass die Ursache des Leidens Unwissenheit ist. Aber das kann sicherlich nicht mit Dummheit gleichgesetzt werden. Die Unwissenheit ist eher ein Zustand der Illusion, der die Menschen unterliegen, wenn sie nach dem Glück streben, und sich tatsächlich geradewegs zum Leiden hinwenden. Die Sehnsucht nach dem Glück wird oft durch Mangel an Wissen, wie es erreicht werden kann, begleitet. Dies geschieht unter anderem immer dann, wenn wir Glück mit Vergnügen identifizieren, mit Intensität der Empfindungen. Dies ist vergleichbar mit einem Lauf zum Regenbogen, um sich darin zu kleiden. Doch Glück ist eine Art des Daseins, das aus innerer Freiheit, nicht aus der Empfindung der Freude entsteht. Aber von dem Schmerz kann man sich durch kontemplative spirituelle Praxis befreien - durch den Weg zur Erleuchtung, der die Überwindung des Leidens ermöglicht. Wie die Buddhisten behaupten, ist ihr philosophisch-ethisches System eine Lehre vom Zustand des Geistes, die den Weg zu Güte, Demut und zu guten Beziehungen mit allen Lebewesen bestimmt.
In diesem Sinne ist die spirituelle Praxis des Buddhismus nicht so sehr eine Reihe religiöser Praktiken nach einer bestimmten Doktrin, sondern eine Art der Beteiligung an dem Weg spirituellen Suchens. Der Buddhismus ist eine Philosophie, eine Art von Weisheit, und nicht eine Religion, er fordert keinen blinden Glauben an seine Prinzipien oder die Bereitschaft, sie anderen aufzuzwingen. Er zeigt hingegen den Weg zur Umwandlung der menschlichen Seele. Daher beschreibt das Konzept der buddhistischen Lehre einen Zustand des Geistes, seine Erleuchtung und das Erreichen des inneren Friedens. Wie K. Jaspers (2000, S. 66), betonte, im Buddhismus “gab es nie eine Kluft zwischen Philosophie und Theologie, Freiheit des Verstandes und der religiösen Autorität." Nach Glück begehrend und Leiden vermeiden wollend unterliegen die Menschen der Illusion, dass Glück und Leid von der Außenwelt kommen. Es ist so, wie wenn man in den Spiegel blickend versuchte, den Spiegel sauber zu wischen, statt das Gesicht. Nach der buddhistischen Philosophie hängt alles von dem Zustand des menschlichen Geistes ab, und weil der Mensch sich dessen oft nicht bewusst ist, irrt er sich. Wenn ihm bewusst wird, dass die Quelle sowohl des Glückes als auch des Leidens sein Geist ist, dann - die Erleuchtung erreichend - befreit er sich von den negativen Einstellungen. Dann versteht er, dass die Quelle aller Unruhe sein Geist ist und dass paradoxerweise der größte Feind des Menschen nicht die andere Person ist, sondern die innere Unruhe in sich selbst. Man kann also einen wesentlichen Unterschied zwischen der befreienden Erkenntnis des Buddhismus und dem auf den sensorischen Erfahrungen und wissenschaftlichen Forschungen basierenden Wissen nachweisen Wie z. B. K. Jaspers (2000, S. 41-42) behauptet, sei die Quelle der befreienden Erkenntnis überhaupt nicht durch logische Folgerungen und sensorische Wahrnehmung unterstütztes Wissen, sondern das Erfahren des Wechselns von Bewusstsein und der Ebenen der Meditation. Auf dem Weg zur Erleuchtung werden Werkzeuge benötigt, dank derer dieser Zustand zu erreichen ist. Eines der wichtigsten Werkzeuge ist die Meditation, deren Ziel es ist, den Geist zu beruhigen. Der menschliche Geist lässt sich metaphorisch beschreiben als die Oberfläche des Sees bei stürmischem Wind, die es schwierig macht, seinen Boden zu sehen. Der stille See zeigt ein klares Bild davon, was im Inneren und auf seinem Boden ist. So ist es z. B. kein Zufall, dass die sieben Jahre lang tibetische Medizin studierenden Ärzte sich ein Jahr nur der Meditation widmen. Später, nach dem Beginn der selbstständigen Praxis, meditieren sie einen Monat im Jahr. Buddhistische Lehren sind daher ein Teil ihrer beruflichen Kompetenz. Dann wird ein Kontakt eines Arztes mit einem Patienten gleichzeitig zu einem Akt der Meditation und des Mitgefühls.
So meditiert der Mensch, um die wahre Natur des eigenen Geistes zu erkennen. Güte und Mitgefühl allen Wesen gegenüber sind die notwendigen Werkzeuge für die Meditation. Paradoxerweise ist es eine Abkehr von der Fokussierung auf sich selbst, um die Aufmerksamkeit auf alle Lebewesen herum zu richten. Der durchschnittliche Mensch kann eine oberflächliche Kenntnis des Wesens der Meditation besitzen.
Solch ein unvollständiges Wissen basiert auf der Überzeugung, dass der meditierende Mensch in Abgeschiedenheit, glücklich, entspannt, frei von jeglichen Gedanken sitzt. Während dessen soll die Meditation der Beruhigung des Geistes dienen und fördern, dass bewusst werden kann, was im Kopf passiert. Es erscheint dann, dass unser Geist ständig Gedanken in die Vergangenheit oder die Zukunft schafft. Man kann sie mit den Schmetterlingen vergleichen, die ankommen, sich hinsetzen und wegfliegen. Regelmäßige, tägliche Praxis der Meditation, auch nur für kurze Zeit, soll der Beruhigung des Geistes, einem subjektiven Gefühl von Frieden und der Stärkung des Selbstvertrauens dienen. Beispielsweise unterstreicht D.T. Suzuki (1991, S. 68-69), dass die Praxis der Meditation (Zazen) mit keinem religiösen Bekenntnis in Konflikt steht, da sie nicht das Lernen über Zen-Buddhismus ist, sondern das Kennenlernen seiner Selbst.
Können die jahrhundertealten Erfahrungen der buddhistischen spirituellen Praktiken einen erheblichen Einfluss auf das menschliche Leben nehmen? Diese Frage stellten sich Wissenschaftler der University of Wisconsin-Madison. Eine Forschergruppe, von Richard Davidson geleitet, hat mit Hilfe der Enzephalographie, CT und Kernspintomographie Forschungen über die Neurophysiologie der buddhistischen Mönche durchgeführt, um zu sehen, ob die fortgeschrittene Praxis des Kontemplativen wesentlich die Biologie des Gehirns verändert. (siehe U. Kraft - 2005). An der Studie nahmen acht durch den Dalai-Lama vermittelte buddhistische Mönche teil, die mindestens 1000 Stunden der Meditationserfahrungen hinter sich hatten. Einer der Erforschten, Mathieu Ricard - ein buddhistischer Mönch aus dem Kloster in Kathmandu Shechen, war ein ehemaliger Wissenschaftler aus Europa. Die Kontrollgruppe bestand aus 150 Menschen, die über keine Erfahrung mit der Praxis der buddhistischen Meditation verfügten. Die Ergebnisse dieser Studien haben unter anderem eine extrem hohe Aktivität in den Frontallappen von Mönchen gezeigt. Erwähnenswert sind die Gamma Gehirnwellen - die neueste Entdeckung von Neurologen - die Rhythmen mit einer Frequenz von etwa 30 Hz bis sogar wahrscheinlich 200 Hz aufweisen. So hohe Frequenzen wurden