Sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen tangiert Fragen der Macht und rührt an Tabus. Das zeichnet die neue Bewegung im Feminismus aus, und Aufgabe theologischer Arbeit, die diese Bewegung begleitet, ist es, zu dieser Enttabuisierung intellektuell verantwortet beizutragen. Jüngere Frauen lehren die ältere Generation einen entkrampfteren Umgang mit dem Begriff Feminismus. Sie machen auf humorvolle und ironische Weise deutlich, dass wohl die meisten der aktuellen Debatten dem Kampf von Don Quijote mit den Windmühlen gleichen, ein Bild, mit dem Miguel Cervantes (1547–1616) auf unvergleichliche Weise den Abschied von einer Zeit des Feudalismus und den Beginn der Moderne gezeichnet hat. Die neue Bewegung im kirchlichen Feminismus ist ein Zeichen der Hoffnung, dass der Aufbruch, den das 2. Vatikanische Konzil für die katholische Kirche und ihr „Ankommen“ in der Moderne bedeutet hat, nicht abzubrechen ist: Frauen – und Männer – haben ihre „Macht“ entdeckt, ihre je eigenen Vermögen und Charismen, zu denen Gott sie ermächtigt hat, um so für eine moderne Kirche als Teil wie Korrektiv einer modernen Gesellschaft zu streiten. Genau das bedeutet ein Ende des Klerikalismus und einen Weg, einen neuen Umgang mit Macht zu finden. So wirkt in der aktuellen Bewegung, im „neuen“ kirchlichen Feminismus, Gottes Geist. Die „Frauenfrage“ – um den „alten“ Begriff aufzugreifen – ist auch heute ein „Zeichen der Zeit“, in dem es um die Zukunft von Kirche geht. Das Verhältnis der Kirche zur Welt ist nicht „beliebig“, sondern die Zeichen der Zeit wirken als Zeichen der Zeit Gottes immer auch zurück auf das, was Kirche als „Volk Gottes“ und auf ihrem Weg zum Reich Gottes zu sein hat.
Frauen erfahren sich dabei als von Gott „ermächtigt“. In der Taufe ist ihnen – das ist die zentrale ekklesiologische Leitperspektive des Konzils – ein empowerment geschenkt, das sie, aller erfahrenen Ohnmacht zum Trotz und angesichts bestehender kirchlicher Strukturen und – teils unbewusster – machistischer Reaktionen und Mentalitäten, immer wieder neu drängt, Kirche als Volk Gottes mit den vielen anderen zu gestalten und gerade der jüngeren Generation einen Zukunftshorizont von Kirche zu erschließen. Die US-amerikanische Konzilsauditorin Schwester Mary Luke Tobin, zu Konzilszeiten Vorsitzende der Ordensoberinnenkonferenz in den Vereinigten Staaten, sprach davon, dass das Konzil die Tür so weit geöffnet habe, dass sie nicht wieder verschlossen werden könne. Die Konzilstexte bergen den Schlüssel, um im Blick auf die Frage nach Frauen in der Kirche neue Wege zu ermöglichen und die notwendigen Strukturreformen mit Mut und Vertrauen anzugehen. Das ist dabei – zum Glück – kein neuer Weg, sondern Frauen und Männer stellen sich in die von Gottes Geist bewegte Tradition von Menschen, die in der Begegnung mit dem lebendigen Christus, ohne den sie nicht zu leben vermögen, eine „Macht“ erfahren, die sie begnadet und erlöst leben lässt, „ermächtigt“ zum Leben mit anderen und „entmächtigt“ von Unterdrückung, von Gewalt und Unfreiheit. Wenn Frauen sich heute wieder auf den Weg machen, um für eine stärkere Partizipation in der Kirche zu streiten, um Beteiligung an Leitung und Diensten und Ämtern, so hat dies seinen tiefsten Grund in einem Glauben, der auf das befreiende Evangelium Jesu Christi setzt. All dies gründet in einer Liebe, die wie Maria von Magdala am leeren Grab „umkehren“ lässt, um in der „Sendung“ durch Jesus Christus die Neuheit und Faszination des Evangeliums zu erschließen. All dies ergibt sich aus der Hoffnung auf den Gott, der alles neu macht und auch seine Kirche in die Zukunft tragen wird.
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