Das erinnert mich immer an eine Aussage von Pep Guardiola: „Wenn wir den Ball haben, kann der Gegner kein Tor schießen“. Also: So lange Du den Ball beim Golf im Spiel hältst, passiert viel weniger. Denn die Striche auf Deiner Score-Karte kommen von Bällen im Wasser, im Aus oder in unspielbaren Lagen.
Golf ist ein tolles Spiel, ein toller Sport fürs Leben, denn Du wirst bis ins hohe Alter golfen können. Vorab macht es jedoch Sinn, Dich zu fragen,
•was Du im Golf erreichen willst,
•wie Deine körperlichen Voraussetzungen dafür sind und
•wie viel Zeit Du für die Erreichung Deines Ziels bereit bist einzusetzen.
Denn sind wir doch mal ehrlich: Zeit hat doch keiner wirklich, und den Einsatz zu bringen, über Monate hinweg zwei mal die Woche auf die Range zu gehen, ist nicht unbedingt das, was man sich vorstellt, nur um sein Handicap um fünf Schläge zu verbessern.
Ich liebe es, vom Pro zu hören, dass es Sinn macht, meinen Schwung umzustellen, nur damit ich von Handicap 28 auf 18 komme. Na dann mal viel Spaß. Das dauert zwei Jahre (wenn man fleißig übt) und man wird keinen großen Spaß dabei haben. Ich selbst habe bei einem Bekannten mit Handicap 1 erlebt, wie er den Pro gewechselt hat, da dieser ihn auf ein neues Niveau bringen könne. Der Schwung wurde umgestellt und der Frust war da. Er hat dann die Saison bereits im Juli beendet, denn der Spaß auf dem Golfplatz war ebenfalls umgestellt – auf „kein Spaß mehr“. Das kann es doch nicht wert sein.
Handicap
Ohne dieses Wort wäre Golf für uns alle vermutlich viel entspannter, denn wir wären nicht ständig auf der Jagd nach der Verbesserung dieser so seltsamen Zahl. Fast alle Golfer definieren ihr Ziel im Golf nahezu exakt über ihr Handicap, ohne sich über die oben genannten Fragen vorab Gedanken gemacht zu haben. Erst ist es die Platzreife, damit man überhaupt auf die Runde darf. Dann soll es bitte schnell Handicap 36 werden, denn viele tolle Plätze versuchen den Strom an Greenfee-Spielern zu regulieren, in dem sie sagen „bei uns bitte erst ab Handicap X“. Dann werden die Ziele immer höher, denn schlussendlich will man ja einstellig sein. Einstellig beginnt für viele Golfer seit ein paar Jahren übrigens bereits bei 9,9 („Juhuu – endlich einstellig“), auch wenn dies mathematisch eindeutig Handicap 10 entspricht.
Sein Ziel definiert der Golfer schnell, klar und einfach über das Wort „Handicap“. Doch eine Idee, einen Plan, wie er sein Ziel erreichen kann, hat er nicht wirklich. Oft verfällt der Golfer dann in einen sinnlosen Aktionismus, indem er den mehrfach wöchentlichen Gang zum Pro des Clubs sucht, und er den monatlichen Kauf des neuesten Drivers für sinnvoll erachtet. Denn auch mit Handicap 48 wird man doch das Par 5 mit zwei Schlägen gefälligst erreichen können.
Beim Golf ist die Verbesserung Deines Handicaps aber an verschiedene Bedingungen geknüpft, vor allem an die, dass Du das Spiel verstehen sollst. Leg Dir eine sinnvolle Strategie für Deine Golfrunde zurecht und halte Dich an diese. Denn nur dann wird sich auch der dauerhafte Erfolg einstellen. Auch im Golf wird es Glückstage geben, die Dir ein außergewöhnlich gutes Turnier bescheren, doch was bringt Dir Handicap 17,3, wenn Du bei jedem Turnier nur 27 Stableford-Punkte spielst, oder nach jeder Runde mit Deinen Jungs am Ende das Bier zahlen musst? Durch die aktuell so beliebten Neun-Loch-Turniere, bei dem Dir für die nicht gespielten neun Löcher 18 Stableford-Punkte geschenkt werden, oder die Gesamtergebnis-Korrektur durch den CBA, haben sich die Handicaps in den letzten Jahren in eine unrealistische Richtung bewegt. Sei ehrlich zu Dir selbst und stelle anhand Deiner Privat- oder Turnierrunden fest, welches Handicap Du wirklich in der Lage zu spielen bist. Wenn nicht regelmäßig mindestens 31 Stableford-Punkte auf der Score-Karte stehen, dann wird Dein Handicap nicht ganz realistisch sein.
Was haben denn die Profis für ein Handicap? Grundsätzlich haben die Profis natürlich kein Handicap mehr, da es auf der Tour ja keine Netto-Wertung gibt. Doch die PGA Tour macht sich den Spaß und führt bei manchen Spielern ein Handicap (inoffiziell) weiter. So stehen ein Martin Kaymer oder ein Phil Mickelson derzeit bei +5,9. Hierzu sollte man bedenken, dass die beiden derzeit sicherlich nicht in der besten Phase ihrer Karriere sind. Phil Mickelson befindet sich aktuell auf Rang 17 und Martin Kaymer auf Rang 64 in der Weltrangliste (Stand Juni 2016). Zudem sind die Plätze der Tour für den Normalgolfer sicherlich absolut unspielbar (hohes Rough, schnelle Grüns, krasse Pin-Positions) und sehr hoch geratet (Slopes zwischen 140 und 145). Die Handicaps der Tour Professionals, bei den uns bekannten Bedingungen und Plätzen, würden sicherlich bei +10 liegen.
Den Unterschied zwischen Profi und Amateur sieht man auch im deutschen Amateur-Golfsport. Bei Bundesliga-Teams haben die schlechtesten Spieler Handicap +2 oder +3, sprich mit Handicap +1 ist man da höchstens Caddy. Nur zur Info: Das „+“-Zeichen bedeutet unter Par. Wir alle haben Handicaps, die mit einem „–“ beginnen. Und diese Amateure, die absolut unfassbares Golf spielen, haben auf der Tour nicht den Hauch einer Chance.
Apropos keine „Netto-Wertung“ bei Profis: Ich stand 1999 bei den Deutsche Bank/SAP-Open in St. Leon-Rot vor der großen Scoring-Tafel, bei dem von jedem Spieler jedes Ergebnis pro Loch aufgelistet ist. Neben mir unterhielt sich ein älteres Ehepaar. Er sagt: „Schau mal, da hat einer an der 1 (ein Par 5) eine 8 gespielt“. Sie merkt an: „Da bekommt er ja noch einen Punkt“. Herrlich! Golf ist einfach herrlich!
Ausrüstung
Zum Thema Driver oder zum Ausrüstungswahn allgemein, kann man sagen, dass dieser nur dem hilft, der das ganze Zeug verkauft. Es ist bemerkenswert, dass Firmen in regelmäßigen Abständen neueste Entwicklungen auf den Markt bringen, die Dein Spiel allein durch eine monetäre Investition besser werden lassen sollen. Verrückt ist nur, dass genau diese Golfer, die mit ihrer Ausrüstung immer auf dem neuesten Stand sind („Ich habe einen Driver, da kann ich einstellen, ob ich 8,5 oder 9,0 Grad Winkel im Treffmoment habe“), sofort eine außerordentliche Mitgliederversammlung wollen, wenn die Gastronomie den Preis für ein Pils um 30 Cent angehoben hat. Was an Ausrüstung in Deinem Golfbag wirklich Sinn macht, kannst Du nach „Taiger & Wutz“ selbst entscheiden oder zumindest den Inhalt Deines Golfbags hinterfragen. Ein Ebay-Konto, um den bisher gekauften Mist loszuwerden, werden Deine Kinder bestimmt haben.
Der Golfball Beim Thema Golfball muss ich ein bisschen weiter ausholen, denn hier macht eine Investition wirklich Sinn. Und dabei geht es um kleinere Beträge, als die meisten Golfer denken.
Ich stell mir das Thema Golfball immer so vor: Der Ball wird in Fernost produziert, geht auf dem Schiff in die USA zum „Hersteller XY“, wird dort kommissioniert und weiter zu „XY Europe“ geschippert. Neu kommissioniert geht es dann nach Deutschland und letztendlich in das Sportgeschäft oder den Pro-Shop. Herr Schnuffelpuffel kauft ihn und haut ihn an der 1 nach 24 Metern rechts in den Teich. 28.000 Kilometer Anreise und 24 Meter „Leben“. Geil !
Doch ein Golfball ist eine wirklich sinnvolle Investition, da Du diesen bei jedem Schlag nutzt und er Dir, wenn er gut ist, ein sinnvolles Feedback liefert. Wir werden in „Taiger & Wutz“ noch feststellen, dass Wiederholbarkeit beim Golf eine entscheidende Rolle spielt. Daher musst Du Dir einen ordentlichen Ball zulegen und diesen auch immer spielen, denn nur so hast Du ein gleichbleibendes Feedback. Als kleines Beispiel gilt die Tatsache, dass auch Profis auf der Tour in ihrem Heimatclub beim Training ihre eigenen Bälle auf der Range haben. Ja, die sammeln sie auch wieder selbst ein! Du musst jetzt natürlich nicht mit eigenen Bällen auf die Range, aber wenn Du Pitches oder Chips übst, dann macht es durchaus Sinn, dieses nur mit wenigen, aber eigenen Bällen zu tun.
Ich stelle immer wieder fest, dass sehr viele Golfer auf Loch 1 einen Ball der Marke XY spielen, auf der 3 einen anderen und so weiter. Das ist Wahnsinn. Ganz grausam wird es, wenn sie mir erzählen, sie haben Lake-Balls gekauft. Ich vergleiche