Der Weg der Verwandlung – Der Weg zu dieser Verwandlung ist nicht zuerst ein verstandesmäßiger Vorgang. Es geht nicht zuerst darum, ein Buch zu lesen, eine Weltanschauung zu verstehen, Lebensregeln zu befolgen, sondern es geht darum, einen Menschen kennen zu lernen, Jesus Christus. Er selbst ist »der Weg« (Joh 14,6), der »neue Weg«, wie der christliche Glaube zunächst genannt wurde. Jesus Christus kennen lernen kann nur, wer mit ihm unterwegs ist. Seine ersten Jünger gingen einfach mit, sahen, was er tat, hörten, was er sprach, und erlebten ihn in seiner ganzen menschlichen Persönlichkeit. Und sie erahnten unterwegs, dass sie in seiner Person dem Wesen Gottes selbst begegneten. So bekam der unsichtbare, unbegreifliche Gott für sie ein Gesicht, eine Stimme, eine Gestalt. Sie spürten die schöpferische und verwandelnde Kraft seiner Worte und Taten und lernten, dass der geheimnisvolle Geist Gottes, der alles Lebendige erschafft und durchwirkt, in ihm lebt und wirkt. Im Mitgehen wurde ihnen der dreifaltige Gott offenbar, der sich in Jesus auf ganz menschliche Weise zu sehen, zu hören und zu spüren gab.
Jesus kennen lernen kann aber schließlich nur, wer nicht nur mitgeht, sondern sich auf Jesus Christus einlässt und sich an ihn bindet. Der Ruf Jesu »Folge mir« ruft in die Entscheidung, ihn als Maßstab und normatives Urbild des eigenen Lebens zu wählen und damit anzuerkennen: Jesus Christus ist mein Herr. Mein Leben gehört ihm. Niemand kann und darf andere Menschen derart an sich binden, außer Gott, der Ursprung, Mitte und Ziel menschlichen Lebens ist. Im Nachfolgeruf offenbart Jesus sich als Gottes lebendiges Wort.
Dies zu erkennen und anzuerkennen übersteigt menschliches Fassungsvermögen. Entsprechend schreibt der Apostel Paulus: »Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet« (1 Kor 12,3). Der Geist Gottes selbst schenkt dem suchenden Menschen die Erkenntnis des Herrn und die Kraft, Jesus Christus als Herrn des eigenen Lebens anzunehmen. Der Weg dazu ist ein geistlicher, vom Geist geführter Weg. Er findet seinen höchsten und zugleich intimsten Ausdruck in der Feier der Eucharistie, in welcher Jesus Christus durch den Dienst der Kirche Brot und Wein in seinen Leib und in sein Blut verwandelt, damit, wer in dieser Speise ihn empfängt, selbst verwandelt wird in seinen Leib und erfüllt wird mit seinem Geist, »damit wir ein Leib und ein Geist werden in Christus« (3. Hochgebet der Eucharistiefeier).
Die geistlichen Übungswege ihrerseits dienen dazu, diese Verwandlung in Christus, die im Sakrament schon zeichenhaft wirklich geschieht, in den bewussten Mitvollzug des empfangenden Menschen zu übersetzen.
Wegbereiter und Weggefährten – Den Weg der Verwandlung geht man nicht aus eigener Kraft und nicht allein. Wer Jesus Christus kennenlernen will, braucht Menschen, die von ihm sprechen, und insbesondere solche, die bereit sind, ihre eigene Erfahrung mit dem Herrn mit anderen zu teilen. Unsere Mütter und Väter im Glauben haben uns die Botschaft von Gott und ihren eigenen Glauben an Gott von Generation zu Generation weitergegeben und bezeugt. Die Glaubensgemeinschaft ist der Raum, in welchem diese Botschaft glaubwürdig und überzeugend erfahren werden kann. Gott, der als Mensch zu uns gekommen ist, damit wir Menschen ihn sehen, hören und verstehen können, nimmt weiterhin Menschen in Anspruch, die ihn sichtbar, hörbar und begreiflich machen. Da sind solche, die mir von Kind auf Wege in den Glauben geöffnet haben, solche, die mich durch ihr gelebtes Beispiel überzeugt haben, auf meine Fragen aus ihrer eigenen Erfahrung Antwort geben konnten und mich so ermutigten, mich auf den Weg des Glaubens einzulassen.
Solche Wegbereiter und Weggefährten sind auf dem geistlichen Übungsweg von besonderer Bedeutung, wie man ja auch sonst auf unbekannten Wegen gut daran tut, einen erfahrenen Begleiter zu suchen.
In der Liturgie und speziell in der Feier der Eucharistie wird das objektiv von Gott gewirkte und wirksame Geschehen der liebevollen Selbsthingabe des Herrn dargestellt und so sichtbar, hörbar und greifbar gemacht durch den Menschen, der in Rolle und Person Jesu Christi spricht und wirkt. Dem objektiven Geschehen kann er nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen; es ist das Werk Gottes. Aber die Verständlichkeit und so auch Annehmbarkeit dieses göttlichen Wirkens wird vermittelt durch den Menschen und ist insofern gebunden an den Menschen. Ist er ein gutes Bild für den gegenwärtig sprechenden und handelnden Herrn, so öffnet er den Mitfeiernden Wege zum Verstehen und Annehmen. Stellt er dagegen nur sich selber dar und wird nicht transparent für Christus, so verstellt und verbaut er den Mitfeiernden den Blick und das Ohr und das Herz, so dass sie den Herrn nur schwer erkennen und annehmen können.
Ähnlich ist es bei den Begleiterinnen und Begleitern von geistlichen Übungswegen. Auch sie sollen Wege öffnen, Hindernisse beseitigen helfen und den suchenden Menschen ermutigen für seinen Weg der Erkenntnis des Herrn und der Entscheidung für ihn. Bei diesem Dienst der Begleitung geht es nicht um den »Meister«, der alles kann und weiß; »nur einer ist euer Meister« (Mt 23,8). Es geht vielmehr um ein aufmerksames Mitgehen, wobei man Hinweise gibt, nicht Anweisungen; gelegentlich Warnungen ausspricht, nicht Verbote; wo man nicht jemanden an die eigene Person bindet oder auf die eigene Wegerfahrung verpflichtet, sondern allein darauf aus ist, dass der suchende Mensch mit Jesus Christus in Verbindung kommt und sich an ihn bindet (vgl. EB 15).
»Ich bin der Weg.« – Nur Jesus Christus kann in diesem vollen Sinn göttlicher Selbstoffenbarung sagen: »Ich bin es.« Ich bin der Weg, der in Wahrheit zum Leben führt. Ich bin Weg, Wahrheit und Leben (vgl. Joh 14,6).
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