»G« (Governance) beschreibt eine transparente, nachhaltige Unternehmensführung. Es geht um Unternehmenswerte, aber auch um Steuerungs- und Kontrollprozesse oder die sogenannte Corporate Governance, Kurzform CG.
CSR
Apropos gesellschaftliches Engagement und transparente Unternehmensführung. Wenn ein Unternehmen sich anständig verhält und sich zu Themen der Zivilgesellschaft besonders einbringt, spricht man auch von Corporate Social Responsibility beziehungsweise CSR. CSR bezeichnet und umfasst im weitesten Sinn alle Fragen der Unternehmensethik.
ESG ist mittlerweile geradezu zu einem »Muss« in der Veranlagungswelt geworden. Die drei Buchstaben haben sich als Standard etabliert und sollen Anleger auf der ganzen Welt motivieren, in bestimmte Finanzprodukte zu investieren. Am stärksten mobilisiert aktuell »Environment« – und zwar eine ganze Generation! Kein Wunder, erstens schwitzen wir jeden Sommer ein wenig mehr und länger und zweitens lesen wir tagtäglich von weltweiten Klimakapriolen. Begleitet wird das ungemütliche Szenario von Kassandrarufen unzähliger Experten, die uns eindringlich darauf hinweisen, dass wir so nicht mehr weitermachen können, wenn dieser Planet auch noch in hundert Jahren ein gemütlicher Ort sein soll – na, wenn das keine Motivation ist!
Abbildung 1.1: ESG-Kriterien
Das Thema Nachhaltigkeit ist seit einigen wenigen Jahren in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Nicht einmal mehr die ärgsten Ignoranten – wobei, um der Wahrheit Genüge zu tun, solche wird es leider immer geben – können leugnen, dass es in unseren Breiten Jahr für Jahr wärmer wird. Weiße Weihnachten – das war einmal! »Gegen den Klimawandel« zu sein, ist längst kein Randthema mehr, sondern (überlebensnotwendiger) Mainstream, der eine ganze Generation auf die Straße gehen lässt. Fridays for Future (FFF) ist ein weltbekanntes Phänomen dieses Megatrends.
Fridays for Future (FFF) ist eine internationale, überparteiliche, unabhängige und dezentral organisierte Jugendmassenbewegung, die die Politik auffordert, Antworten auf die durch die Klimaerwärmung verursachte reale Bedrohung unseres Planeten zu finden und Lösungen umzusetzen.
FFF hat 2018 mit dem Schulstreik einer Sechzehnjährigen begonnen, knapp ein Jahr später war die Bewegung weltweit aktiv. Mit ihrer Gallionsfigur Greta Thunberg hat Fridays for Future eine charismatische, wenn auch polarisierende Anführerin. Die Forderungen sind klar: Es muss sich etwas ändern, damit unser Leben so bleiben kann, wie es ist. Die Klimakrise wird als reale Bedrohung für die menschliche Zivilisation in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt und ihre Bewältigung als die Hauptaufgabe für das 21. Jahrhundert identifiziert. FFF fordert primär die Politik auf, umgehend zu handeln, nimmt aber auch jeden einzelnen in die Pflicht, seinen Beitrag zur Rettung unseres schönen blauen Planeten zu leisten.
Greta Thunberg ist zu einer Symbolfigur geworden und ihr Name wird wohl in die Geschichte eingehen. Schließlich hat Greta mehr bewirkt als die unzähligen internationalen Konferenzen in den Jahren davor. Erst mit ihr hat das Thema »ein Gesicht bekommen«, während in der Vergangenheit zwar viele schöne Worte verfasst wurden – Papier ist bekanntlich geduldig –, aber bis vor Kurzem nicht allzu viel passiert ist. Es ist unglaublich, welch großes Schwungrad der Schulstreik eines einzelnen schwedischen Mädchens in Bewegung gesetzt hat. Im Sommer 2020 haben sich zum Beispiel 16 große deutsche Finanzakteure in einer Selbsterklärung verpflichtet, sowohl auf der Passiv- als auch auf der Aktivseite (also bei Kreditvergaben und Veranlagungen) nur mehr Unternehmen als Geschäftspartner zu akzeptieren, die dazu beitragen, die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen. Die Banken, darunter die Deutsche Bank, die Commerzbank, die Direktbank ING Deutschland, die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die GLS Bank sowie die Evangelische Bank, unterzeichneten das von der Alternativ-Bank Triodos und dem WWF, dem »World Wide Fund For Nature« initiierte Projekt. Bis spätestens Ende 2022 wollen die Institute wechselseitig akzeptierte Methoden zur Messung der Klimaauswirkungen ihrer jeweiligen Kredit- und Investmentbestände entwickeln und jährlich über den Fortschritt berichten. (Näheres siehe unter https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/banken/umweltschutz-banken-verpflichten-sich-zu-mehr-klimaschutz-bei-krediten-und-anlagen/25962948.html
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Insgesamt verwalten die 16 Häuser mehr als 5,5 Billionen Euro Vermögen und haben zusammen mehr als 46 Millionen Kundenverbindungen in Deutschland. Aber nicht nur die Summen, die hier im Spiel sind, sind beeindruckend. Auch dass die Deutsche Bank und die »Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken« (GLS) gemeinsam an einem Strang ziehen und gemeinsam eine Initiative unterstützen, hat Gewicht. Diese Signalwirkung wird ohne Zweifel Nachahmer motivieren! Denn wenn nun nicht mehr nur »Alternativbanken«, sondern auch die großen Finanz-Flaggschiffhäuser das Thema Nachhaltigkeit aus der Nische in das Zentrum ihrer Investmentideen und Businessmodelle stellen, kann man sich leicht vorstellen, wohin in Zukunft – via Fonds, ETFs, Zertifikaten und Direktinvestments – verdammt viel Geld fließen wird. Der Kurs von nachhaltigen Unternehmen muss daher fast zwangsläufig steigen und steigende Kurse ziehen weitere Anleger an. »The Trend« ist schließlich »Your Friend«, wie erfahrene Börsianer schon immer gewusst haben. Eine doppelt gute Motivation also, sich diesem Trend nicht zu versagen!
»The Trend is Your Friend«
Sie als Anleger können – umweltengagiert oder nicht – also fast nichts falsch machen, wenn Sie auf diesen Trend setzen.
Ein Trend liegt vor, wenn sich der Kurs eines Wertpapiers tendenziell in eine bestimmte Richtung entwickelt. Das heißt aber nicht, dass es zwischendurch nicht auch zu massiven Schwankungen kommen kann.
Es gibt kurz-, mittel- und langfristige Trends. Nachhaltigkeit zählt zweifelllos zu letztgenannten. Eine Trendumkehr, also dass sich Investoren vom Thema Nachhaltigkeit wieder abwenden, scheint aus momentaner Sicht nicht wahrscheinlich. Dennoch kann es in Folge zu rasch steigender Kurse zu Bubbles und zu zwischenzeitlichen Kursschwankungen und Verlusten kommen.
Wenn Märkte überhitzt sind, also zu viele Investoren gleichzeitig auf ein Thema setzen, entstehen sogenannte Bubbles – der Albtraum aller Investoren.
Eine Bubble, zu Deutsch Spekulationsblase, beschreibt eine Lage am Finanzmarkt, bei der die Kurse von Aktien über eine längere Zeitspanne durch irrationale Käufe weit über ihren eigentlichen inneren Wert hinaufgetrieben werden.
Der innere Wert einer Aktie basiert auf dem wahren Unternehmenswert. Errechnet wird er, indem dem Nettovermögen die stillen Reserven zugerechnet werden und das dann durch die Anzahl der Aktien dividiert wird. In Gegensatz dazu reflektiert der Börsen- beziehungsweise Marktwert eine Erwartungshaltung der Investoren, die ja auch auf die kurzfristige Entwicklung des Wertpapieres spekulieren und nicht immer die langfristige Unternehmensentwicklung – also den inneren Wert – im Fokus haben.
Eine Kursexplosion ist also eine Folge davon, dass Marktteilnehmer nicht mehr auf die fundamentalen Daten von Unternehmen achten, sondern nach dem Motto »wenn alle mitmachen, will ich auch« blind steigenden Kursen »nachlaufen« und darauf vertrauen, dass der Trend ungebrochen anhält. Genau dann steigen echte Finanzprofis aber oft wieder aus – und sei es nur kurzfristig, um Gewinne mitzunehmen. Alte Finanzhasen nutzen diese Kursrückschläge dann, um wenig später billig nachzukaufen. Solche Gewinnmitnahmen sind