Übungen zur emotionalen Abgrenzung finden Sie in der Survivalregel Nr. 3.
Denkstrukturen
Logisch und rational oder visuell und assoziativ?
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Arten, zu denken und Aufgaben zu erledigen. Die Ausprägung ist wahrscheinlich genetisch bedingt, denn sie zeigt sich schon im Kindergarten. Beide sind grundsätzlich so verschieden wie Hund und Katze. Deshalb gibt es immer wieder enorme Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Menschen, die logisch und rational strukturiert sind, und jenen, die kreativ und assoziativ denken. Genauso, wie Sie Rechts- oder Linkshänder sein können, was schon etwas über die Präferenzen Ihres Gehirns verrät, so ist auch die Denkveranlagung neutral zu betrachten. Jede Denkstruktur ist genauso viel wert wie die andere. Da sie aufgrund völlig unterschiedlicher Prämissen arbeiten, ist eine Verständigung von Vertretern beider Denkstile oft mit Störungen und Missverständnissen verbunden. In der folgenden Tabelle möchte ich diese Art von Denkstilen einander gegenüberstellen. Sie können sich gleich den Spaß machen und überprüfen, zu welcher Seite Sie tendieren, und wie es mit Menschen aus Ihrer Umgebung aussieht.
Die folgende Tabelle stellt eine Vereinfachung der Wirklichkeit dar. Tatsächlich gibt es kaum Menschen, die nur logisch oder nur kreativ denken. Dennoch gibt es auf jeden Fall Präferenzen, also Strukturen, die jemand leicht findet. Eine ausgewogene Persönlichkeit hat Zugang zu beiden Denkformen.
logisch/rationaler Denker | assoziativer/kreativer Denker |
•bevorzugt Fakten und Zahlen, um sich einen Überblick über eine Sache zu verschaffen•arbeitet systematisch eine Aufgabe ab, von A à B à C•hat ein gutes Zeitverständnis•arbeitet strukturiert und zeitgenau•leistungsstark in den Fächern Mathemathik, Physik, Chemie usw.•braucht klare Informationen, entscheidet nach heuristischen Kriterien funktional | •braucht visuelle (bildliche) Darstellung eines Sachverhalts (Diagramme, Farben, Bilder)•arbeitet scheinbar chaotisch, besser assoziativ die Aufgabe ab (ist dabei von seiner Stimmungslage beeinflussbar)•hat Schwierigkeiten beim Schätzen von Zeit, verzettelt sich eher•gutes Empfinden für Farben, Formen, Harmonie, Kunst, Musik•entscheidet gern spontan aus dem Bauch heraus |
logisch/rationaler Denker | assoziativer/kreativer Denker |
•fühlt sich irritiert mit emotionalen Botschaften•kann sich gut Zahlen merken und Kopfrechnen•hat Geldsummen und Preise von Waren gut im Gedächtnis•merkt sich leicht Telefonnummern und Geheimzahlen•kalkuliert realistische Risiken•plant gern, mag es, wenn es so läuft, wie geplant | •braucht emotionale Botschaften aus der Umwelt/von sich selbst•hat Schwierigkeiten im Umgang mit Zahlen, kann nur mit Tricks im Kopf rechnen, vergisst Zahlen sehr schnell•kann sich Farben merken, starkes visuelles Gedächtnis (Bilder, Wege, Stoffe, Materialen, Schrift)•lässt sich durch Begeisterung von Risiken eher ablenken•ist offen für Veränderungen |
Namen | Namen |
Tragen Sie bitte unterhalb der Tabelle neben Ihrem eigenen Namen andere Personen ein, und lassen Sie sich überraschen, in welche Lager sich die Gruppen spalten. Mit wem sind Sie besonders gut befreundet? Mit wem gab es immer wieder Missverständnisse in der Vergangenheit oder Konflikte? Analysieren Sie diese Konflikte anhand der unterschiedlichen Denkstrukturen – welche Erkenntnisse und vielleicht sogar Überraschungen ergeben sich?
Da in unserer Gesellschaft Menschen mit dem logisch-rationalen Denkstil oft Vorteile haben oder gar bevorzugt werden, wird leider nicht selten der Umkehrschluss gezogen, dass mit den anderen etwas nicht stimme. Besonders Kinder, die eher kreativ veranlagt sind, geraten immer wieder in Situationen, in denen sie wegen ihrer Wesenszüge verurteilt werden. Achten Sie daher besonders in Kommunikationssituationen darauf, wie Ihr Gegenüber tickt. Wenn Sie mit einem Rationalisten sprechen und sagen: „Ich habe ein gutes Gefühl“, wird er Sie nicht ernst nehmen, wenn es sich um eine geschäftliche Verhandlung oder um einen Mietvertragsabschluss handelt – da müssen Sie schon mit Zahlen und Fakten aufwarten. Das umgekehrte Anpassen eines Logikers an einen Visuellen ist nur mit viel Übung möglich. Innerhalb einer NLP-Ausbildung (Neuro-Linguistisches Programmieren) können Sie viel darüber lernen. Doch für Sie ist es im Moment erst einmal nur wichtig, herauszufinden, zu welcher Gruppe Sie selbst gehören. Erkennen Sie Ihre Präferenzen und beginnen Sie sich so anzunehmen, wie Sie sind.
Sollten Sie zu jener Gruppe von Menschen gehören, die von der Veranlagung eher Linkshänder sind und als Kinder auf die rechte Hand umtrainiert worden sind, können Sie davon ausgehen, dass in Ihrem Inneren eine Menge Verwirrung herrscht. Wenn Sie sich nicht sicher sind, können Sie jemanden aus Ihrem persönlichen Umfeld bitten, mal darauf zu achten, mit welchem Fuß Sie loslaufen, wenn Sie an einer Fußgängerampel stehen. Mit welcher Hand gestikulieren Sie häufiger? Können Sie Konserven besser mit links oder rechts öffnen? Das Umtrainieren von Links- auf Rechtshändigkeit ist eine Vergewaltigung des Gehirns und der Persönlichkeit eines Menschen. Den meisten Umtrainierten hilft das bewusste Schreiben mit links, um sich wieder mit dem natürlichen Teil ihres Selbst zu verbinden. Wenn Sie dieses Thema vertiefen möchten, empfehle ich Ihnen das Buch „Organisieren Sie noch oder leben Sie schon? Selbstmanagement für kreative Chaoten“ von Cordula Nussbaum.
Außersinnliche, nicht alltägliche Wahrnehmung
Zur außersinnlichen Wahrnehmung gehören Phänomene wie eine starke Intuition, Hellfühligkeit, Hellsichtigkeit oder telepathische Gedankenübertragung. Diese Phänomene wurden bisher wissenschaftlich überwiegend durch die Militärs erforscht, waren jedoch schon von jeher Teil der menschlichen Kultur. Viele Hochsensible scheinen eine ausgeprägte Intuition zu haben und reagieren oft aus dem Bauch heraus, was sich häufig als „richtig“ herausstellt. Es gibt offenbar neben den äußeren, alltäglichen Sinnen eine noch subtilere Form der Wahrnehmung, die über andere Kommunikationsebenen funktioniert. Ein Teil der Hochsensiblen berichtet über Erfahrungen mit dem sogenannten „sechsten Sinn“. In den alten Kulturen sprach man auch vom „zweiten Gesicht“. Von jeher trainierten die Schamanen, die keltischen Priester, die Orakel und Eingeweihten der antiken Kulturen diese erweiterte Wahrnehmung. Heute nennt man das z. B. „Remote Viewing“. Im Alltag haben schon viele Menschen Telepathie erlebt, vergessen dies jedoch schnell wieder. Insbesondere mit nahestehenden Menschen oder Tieren verbindet uns eine Kraft, die uns befähigt, z. B. erspüren zu können, wie es jemandem geht. Vielleicht haben Sie auch schon erlebt, dass Sie nach oder vor dem Tod eines Familienangehörigen von diesem intensiv geträumt haben oder andere mystische Begebenheiten geschehen sind.
Hildegard von Bingen als historisches Beispiel
Seit dem Wahn der Hexenverfolgung in Europa sind diese Themen für uns „aufgeklärte“ Menschen noch immer mit einem Tabu oder dem Beigeschmack von Unseriosität verbunden. Auch Hildegard von Bingen, die bereits zu Lebzeiten als Heilige verehrt wurde, erlebte Zustände von außersinnlicher Wahrnehmung, in denen sie Informationen empfing. Mit ihren Schriften zur Natur, dem menschlichen Körper, zu Gesundheitsfragen und sogar in der Musik und Kunst hinterließ sie der Nachwelt einen großen Schatz. Noch heute arbeiten Ärzte und Heilpraktiker mit ihrem Wissen. Im Jahr 2012 wurde Hildegard von Bingen für die gesamte Kirche als Heilige anerkannt. In der Niederschrift ihrer Visionen „Liber Scivias“ (Wisse die Wege) schrieb Hildegard:
„Ich aber, obgleich ich diese Dinge hörte, weigerte mich lange Zeit, sie niederzuschreiben – aus Zweifel und Missglauben und wegen der Vielfalt menschlicher Worte, nicht aus Eigensinn, sondern weil ich der Demut folgte und das so lange, bis die Geißel Gottes mich fällte und ich ins Krankenbett fiel; dann, endlich bewegt durch vielerlei Krankheit […] gab ich meine Hand dem Schreiben anheim. Während ich's tat, spürte ich […] den tiefen Sinn der Heiligen Schrift; und ich erhob mich so selbst von der Krankheit durch die Stärke, die ich empfing, und brachte dies Werk zu seinem Ende – ebenso – in zehn Jahren. […] Und ich sprach und schrieb diese Dinge nicht aus Erfindung meines Herzens oder irgendeiner anderen Person, sondern durch die geheimen Mysterien Gottes, wie ich sie vernahm und empfing von den himmlischen Orten. Und wieder vernahm ich eine Stimme vom Himmel, und sie sprach zu mir: Erhebe deine Stimme und schreibe also!“