Sie kamen auf diese Welt, um sich zu entwickeln, um zu entdecken, dass Sie erleuchtet sind. Um dieses Ziel zu erlangen, erhielten Sie einen Körper, oder besser gesagt, Sie suchten sich einen aus. Vorher waren Sie reines Bewusstsein, unkörperlich, eine Seele. Diese Seele trägt die Erfahrungen aller vorherigen Inkarnationen in sich. Sie ›weiß‹, was sie gelernt hat und was sie noch lernen muss, um ihr Ziel zu erreichen. Die Menschheit ist in ihrer Entwicklung an einem entscheidenden Punkt angekommen. Der Weg, auf dem wir gehen, gabelt sich in zwei Richtungen, und wir haben die Wahl. Entweder gehen wir den Weg in den globalen Selbstmord oder wählen den Weg zu einer Veränderung des Bewusstseins.
Die Welt steckt in einer Energie-Blockade, die sich in der Verknappung der Rohstoffe auch im Außen zeigt. Alle schauen auf das Symptom und die Folgen, aber kaum jemand sucht die Ursache dort, wo sie ist: Im menschlichen, schöpferischen Bewusstsein selbst.
Wir können den Weg der Symptombehandlungen und vermehrten Ausbeutung, den Weg immer zahlreicherer und härterer Konflikte weitergehen. Wir können beschließen, noch mehr Leid in dieser Welt zu verbreiten und die wenigen Reichen noch reicher werden zu lassen. Wir können noch mehr Armut produzieren, weiterhin Menschen verhungern lassen – und das bei einem täglichen Militärbudget von mehreren hundert Millionen Dollar! Wir können diese Erde weiterhin als unser Eigentum betrachten, mit dem wir machen können, was wir wollen, oder wir können sie als eine wunderschöne Leihgabe für unsere gewählte Daseinsform ansehen.
Zwar führen viele Wege nach Rom, aber wir haben leider nicht so viele Wahlmöglichkeiten.
Der Weg, den wir gehen können – und wir haben das Potenzial dazu –, ist der des Friedens und der Liebe, der Erleuchtung und des Wissens. Erleuchtung ist das eigentliche Ziel unseres Seins. Wir sind auf dieser Welt, um unser gesamtes Potenzial kennen zu lernen und daraus zu schöpfen. Die Schritte dahin sind so simpel und so klar. Es sind nur wenige. Sie sind wirkungsvoll, weil sie so einfach sind. Die Lösungen für die schwierigsten Probleme sind meist einfach.
Zufällig waren meine Frau und ich zum Zeitpunkt der Papstwahl in Rom. Als Kardinal Ratzinger als Papst auf den Balkon trat, konnte man sehen, dass er angekommen war. Ich bezweifle allerdings, ob die katholische Kirche weiß, dass sie einen Erleuchteten zum Papst hat, und ich hoffe, dass er sich gegen die konservativen Politiker, von denen er ja auch einer war, durchsetzen kann, um der Kirche die Reformen zu bescheren, die notwendig geworden sind. Ein schönes Wort: notwendig. Es heißt nichts anderes, als dass man aus einer Not heraus eine Wende nehmen sollte. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob seine Erleuchtung ausreicht, Jahrtausende alte Machtstrukturen derart aufzuweichen, wie dies nötig wäre. Derjenige, auf den sich die Kirche aufbaut und beruft, Jesus Christus, hat es ja auch nicht geschafft. Auch er fiel diesen Strukturen letztlich zum Opfer.
Kennen Sie den?
Der Papst stirbt und kommt an das Himmelstor, um Einlass ins Paradies zu erlangen. Petrus kommt an die Tür und fragt nach seinem Begehr. »Ich möchte ins Paradies, denn ich bin der Papst.«
»Papst?«, überlegt Petrus. »Das sagt mir jetzt im Moment nichts. Wer oder was soll das sein?«
»Ich bin das Oberhaupt der katholischen Kirche«, antwortet der Papst.
»Katholische Kirche? Sagt mir auch nichts, tut mir wirklich Leid. Aber warten Sie bitte einen Moment hier, ich muss den Chef fragen.«
»Draußen steht jemand, der behauptet, Papst und Oberhaupt der katholischen Kirche zu sein. Sagt dir das etwas?«, fragt Petrus den Lieben Gott. Gott überlegt und sagt: »Tut mir Leid, habe ich noch nie gehört. Aber lass uns Jesus fragen, immerhin war der schon einmal auf der Erde, vielleicht weiß er etwas.« Jesus wird gerufen und mit dem Auftrag zum Himmelstor geschickt, doch nachzusehen, ob er etwas herausbekomme.
Nach zehn Minuten kommt Jesus laut lachend zurück, sich die Tränen aus den Augen wischend. »Was ist los?«, fragen Petrus und der Liebe Gott wie aus einem Munde. Nachdem er nach Luft geschnappt hat, kann Jesus endlich sagen: »Erinnert ihr euch an den Fischerverein, den ich vor ungefähr 2000 Jahren gegründet habe? Den gibt es immer noch.« Wie viel wurde und wird in Jesus hineininterpretiert! Es wird noch lange Zeit dauern, bis die Menschen die Wahrheiten um und über diesen Mann erfahren dürfen. Was in seinem Namen geschaffen wurde – dieses heute so mächtige und reiche Kirchengebilde – resultiert nicht aus seinem Wirken und lag sicher nicht in seiner Absicht. Jesus, der gekommen war, den Menschen Licht zu bringen, wurde missbraucht, um ein Trugbild aufzubauen, das Trugbild einer Märtyrerschaft und des Leids. Jesus wird in der Regel in seiner wohl leidvollsten Stunde angebetet, am Kreuze hängend, und es wird erzählt, dass er für uns dort auch gestorben sei. Kann man jemandem ein schlechteres Gewissen machen als mit solch einer Aussage?
Wer ein schlechtes Gewissen hat, wird sich immer schuldig fühlen und wird gerne alles tun, was angeblich nötig ist, um von seiner Schuld befreit zu werden.
Es gibt genügend Hinweise darauf, dass Jesus nicht dort auf Golgatha am Kreuz gestorben ist. Den Menschen aber wurde gesagt: »Leiden sind Lehren«, und man predigte ihnen Entsagung. Damit konnte man sie ausbeuten und unterjochen – zu allen Zeiten. Die Prachtbauten der Kirche wurden nur dadurch möglich, und niemanden kümmerte es, wenn bei diesen Bauten Hunderte von Arbeitern ums Leben kamen und viele ihr letztes Hemd gaben, damit die Kuppeln auch noch mit Gold verkleidet werden konnten. Das hätte dem Mann, der die Händler aus dem Tempel vertrieb, sicher nicht gefallen, das hätte er nicht gewollt. Kein Religionsgründer hätte so etwas gewollt. Und wer Jesus so versteht, hat ihn nicht verstanden.
Er kam, um die Liebe zu bringen und uns erkennen zu lassen, dass Gott auch in jedem von uns ist, dass der Schöpfer und sein Geschöpf Eins sind – er kam, uns zu erleuchten. Er wollte sicher nicht, dass wir ihn anbeten. Er hätte gewollt, dass wir ihn in uns selbst finden.
Wie weit der Weg zur Erleuchtung ist, bestimmt jeder ganz allein für sich. Es ist ein Weg mit vielen großen und kleinen Stationen.
Manchmal halten wir uns länger auf, wie in einer erfüllenden Beziehung, die manchmal sogar ein Leben lang dauern darf. Oder wir verweilen kürzer, zum Beispiel in einem Job, den wir nur machen, weil wir eine Fähigkeit lernen müssen, die wir gerade dort lernen können. Jede dieser Stationen ist wichtig auf dem Weg zu Ihrer Erleuchtung – auch die Stationen, die sie nicht so mögen. Aber auch diese haben Sie sich – meist unbewusst – ausgesucht, um aus ihnen zu lernen. Dass diese Behauptung wahr ist, können Sie daran erkennen, dass so genannte ›negative‹ Umstände sich oft im Nachhinein als durchaus ›positiv‹ herausstellen. Wenn wir zurückblicken, sagen wir oft: »Damals war es schlimm, aber heute kann ich das Gute darin sehen und bin im Nachhinein froh, dass es genau so passiert ist.« Der bekannte deutsche Fußballtrainer, der wegen seiner Kokainaffaire hierzulande keinen Job mehr bekam, ist nach eigener Aussage in dem Land, in dem er heute zu den erfolgreichsten Trainern gehört, sehr zufrieden. Sicherlich muss man aber kein Kokain nehmen, um sein Glück zu finden – wenn auch viele das zu glauben scheinen.
Das, was Sie am meisten daran hindert, erleuchtet zu sein, ist einesteils Ihre Vorstellung davon, was Erleuchtung ist, und auf einer anderen Ebene Ihre Angst davor. Wie bei vielen Ihrer Vorstellungen handelt es sich auch hierbei um übernommene Darstellungen eines anderen Menschen, dem Sie glauben. Eine Vorstellung oder Erwartung ist immer auch ein Hindernis, was in dem Wort ›Vorstellung‹ schon zum Ausdruck gebracht wird. Die Vorstellung ist Ihre Idee von etwas, das Sie vor Ihr Erleben stellen. Vorstellungen können aber immer nur begrenzt sein. Jetzt frage ich Sie: Kann man das Grenzenlose eingrenzen?
Sie gehen beispielsweise zu einer Party, machen sich vorher eine Vorstellung von der Party, haben vielleicht Erwartungen an jemanden, den Sie dort treffen werden, usw. und können dadurch die Party nicht mehr so erleben, wie sie ist. Ihre Vorstellungen verhindern ein direktes Erleben von dem, was ist.
Es gibt drei Worte, die den Zustand der Erleuchtung am besten charakterisieren: Liebe, Akzeptanz und Einssein.
Je unnatürlicher Ihr Bild von Erleuchtung ist – sofern Sie überhaupt eines haben –, desto weiter schieben Sie diesen Zustand von sich weg. Selbstverständlich haben Sie