»Derjenige, der das Prinzip der Schwingung versteht, hat das Zepter der Macht ergriffen«, schrieb einer der alten Meister.
5. Alles unterliegt einem Kommen und Gehen, alles hat Gezeiten. Alles fließt aus und ein, alle Dinge steigen und fallen, das Schwingen des Pendels zeigt sich in allem; der Ausschlag des Pendels nach rechts ist das Maß für dessen Ausschlag nach links.
Dieses Prinzip enthält die Wahrheit, dass sich in allem eine abgemessene Bewegung zeigt, hin und her; ein Hin- und Zurückfließen, eine pendelgleiche Bewegung, eine gezeitengleiche Ebbe und Flut, ein hoher und ein niedriger Stand, und zwar immer zwischen den beiden Polen, die gemäß dem Prinzip der Polarität bestehen, das soeben beschrieben wurde. Es gibt immer eine Aktion und eine Reaktion, ein Vorwärtsschreiten und ein Zurückgehen, ein Steigen und ein Fallen. Dies gilt für die Geschehnisse des Universums, die der Sonnen, der Welten, der Menschen, Tiere, des Geistes, der Energie und der Materie.
Dieses Gesetz offenbart sich im Entstehen und Vergehen von Welten, im Aufstieg und Untergang von Nationen, im Leben aller Dinge und auch in den geistigen Zuständen der Menschen. Im Hinblick auf letztere finden die Hermetiker das Verständnis dieses Prinzips ganz besonders wichtig. Wenn Sie dieses Prinzip erkannt haben, können Sie lernen, es auszunutzen, statt von ihm ausgenutzt zu werden. Auf dieser und ähnlichen Methoden beruht die Kunst der Hermetiker. Der hermetische Meister polarisiert sich selbst an dem Punkt, wo er zu ruhen wünscht, und dann neutralisiert er den rhythmischen Schwung des Pendels, der ihn sonst zum anderen Pol hintragen würde. Alle Menschen, die ein gewisses Maß an Selbstbeherrschung erreicht haben, tun dies bis zu einem gewissen Grade mehr oder weniger unbewußt, der Meister aber tut das bewusst und unter Anwendung seines Willens und erreicht damit eine Gewichtigkeit und geistige Festigkeit, die nahezu unmöglich erscheint.
6. Alles besitzt jeweils ein Paar von Gegensätzen oder Polen; Gleich und Ungleich ist dasselbe; Gegensätze tragen nur entgegengesetzte Vorzeichen.
Alles ist zwiefach, alles hat zwei Pole; Gleich und Ungleich ist dasselbe; Gegensätze sind identisch in der Natur, nur verschieden im Grad; Extreme berühren sich; alle Wahrheiten sind nur halbe Wahrheiten; alle Widersprüche können miteinander in Einklang gebracht werden.
Dieses Prinzip enthält folgende Wahrheit: ›Alles ist zweifach; alles hat zwei Pole; alles hat sein Paar von Gegensätzlichkeiten.‹ Es erklärt die alten Paradoxe, die so viele in Erstaunen versetzt haben und die folgendermaßen aufgestellt wurden: These und Antithese sind identisch in der Natur; Gegensätze können in Einklang gebracht werden; Extreme berühren sich; alles ist und ist nicht zu gleicher Zeit; alle Wahrheiten sind bloß halbe Wahrheiten; jede Wahrheit ist zur Hälfte falsch; jedes Ding hat zwei Seiten.
Dieses Prinzip besagt, dass in allem zwei Pole sind oder gegensätzliche Aspekte und dass die Gegensätze in Wirklichkeit nur die Extreme ein und desselben Dinges sind mit verschiedenen Graden dazwischen. Beispielsweise Hitze und Kälte, obgleich ›Gegensätze‹, sind in Wirklichkeit dasselbe, der Unterschied besteht lediglich in den verschiedenen Graden desselben Dinges.
Betrachten Sie ein Thermometer und schauen Sie, ob Sie entdecken können, wo die ›Hitze‹ aufhört und die ›Kälte‹ beginnt. Es gibt nicht so etwas wie ›absolute Hitze‹ oder ›absolute Kälte‹, die beiden Ausdrücke ›Hitze‹ und ›Kälte‹ bezeichnen lediglich verschiedene Grade desselben Dinges und dieses ›eine Ding‹, das als ›Hitze‹ bzw. ›Kälte‹ in Erscheinung tritt, ist nur eine Form, ein Grad der Schwingung. So stellen ›Hitze‹ und ›Kälte‹ nur die beiden Pole dessen dar, was wir ›Wärme‹ nennen – und die Erscheinungen, die sich daraus ergeben, sind nur Manifestationen des Prinzips der Polarität.
Wo hört die Dunkelheit auf und beginnt das Licht? Was ist der Unterschied zwischen ›groß‹ und ›klein‹, zwischen ›hart‹ und ›weich‹, zwischen ›schwarz‹ und ›weiß‹, zwischen ›scharf‹ und ›stumpf‹, zwischen ›laut‹ und ›leise‹, zwischen ›hoch‹ und ›niedrig‹, zwischen ›positiv‹ und ›negativ‹? Das Prinzip der Polarität erklärt diese Widersprüche – und kein Prinzip kann es ersetzen.
Dasselbe Prinzip wirkt auf der geistigen Ebene. Lassen Sie mich das Gesagte anhand des Beispiels von Liebe und Hass verdeutlichen: Liebe und Hass sind für uns extreme Begriffe für zwei augenscheinlich völlig unterschiedliche geistige Zustände. Und doch stellen auch sie nur Grade eines einzigen Zustandes dar, denn zwischen den beiden Extremen kennen wir auch einen ›mittleren Punkt‹, von dem ausgehend wir Ausdrücke wie ›Zuneigung‹ und ›Abneigung‹ gebrauchen. Zwischen diesen ›Graden‹ besteht ein solch allmählicher und fließender Übergang, dass wir manchmal unsicher werden und nicht wissen, ob wir ›gern mögen‹ oder ›nicht mögen‹ oder ob vielleicht keine von beiden Aussagen zutrifft. Bei alldem handelt es sich demnach lediglich um Grade derselben Sache, was bei näherem Hinsehen erkennbar wird. Und was von den Hermetikern für noch wichtiger gehalten wird: Es ist sogar möglich, die Schwingungen von Hass in Schwingungen von Liebe zu verwandeln, bei sich wie bei anderen.
Sicher haben auch Sie schon persönliche Erfahrungen mit dem unfreiwillig schnellen Übergang von Liebe in Hass und umgekehrt gemacht. Und Sie werden daher die Möglichkeit erkennen, dass dies durch Einsatz des Willens bewirkt werden kann, durch Anwendung der hermetischen Formeln. ›Gutes‹ und ›Böses‹ sind nur die Pole ein und desselben Dinges, und der Hermetiker versteht die Kunst, Böses in Gutes zu verwandeln durch Anwendung des Prinzips der Polarität. Kurz, die ›Kunst der Polarisation‹ ist ein Teil der ›geistigen Alchemie‹, gekannt und angewandt von den alten und neuen Meistern. Das Verständnis dieses Prinzips befähigt einen Menschen, seine eigene Polarität zu ändern sowie die von anderen.
Und zeigt uns nicht auch unsere Erde dieses Prinzip durch ihre zwei Pole, zwischen denen alles liegt?
7. Alles hat männliche und weibliche Prinzipien. Sie offenbaren sich auf allen Ebenen.
Diesen Prinzipien begegnen wir nicht nur auf der physischen, sondern auch auf der geistigen Ebene. Auf der physischen Ebene offenbart sich das Prinzip als Geschlechtlichkeit und auf den höheren Ebenen nimmt es höhere Formen an, aber das Prinzip bleibt immer dasselbe. Keine Schöpfung physischer, geistiger oder rein geistiger Art ist möglich ohne dieses Prinzip. Das Verständnis dieses Gesetzes wirft Licht auf manche Frage, die die Menschen in Erstaunen versetzt hat. Dieses Prinzip arbeitet stets nach den Gesetzen der Schöpfung im Wechselspiel zwischen Entstehen und Vergehen, Leben und Tod. Wir finden es in unserem Ein- und Ausatmen, in Ebbe und Flut, in den Jahreszeiten mit dem Blühen und Vergehen der Pflanzen. Wir finden es im Rhythmus der Tage im Wechsel zwischen Sonne und Mond.
Harmonie und Ausgleich zwischen diesen beiden Kräften sind in der chinesischen Philosophie ein zentraler Punkt und als die Elemente Yin (weiblich-passiv) und Yang (männlich-aktiv) bekannt.
Auch in der traditionellen chinesischen Medizin finden wir diese Prinzipien wieder. Yang steht dort für die Fülle und Hitze, Ying für Leere und Kälte. Wenn man die Philosophie der geistigen und rein geistigen Schöpfung, Zeugung und Wiedererzeugung verstehen will, muss man dieses hermetische Prinzip kennen. Es enthält die Lösung vieler Mysterien des Lebens. Die größte Kraft, die diese Welt so sein lässt, wie sie uns erscheint, ist Bewusstsein.
Zu Beginn der meisten Bibelübersetzungen steht: ›Am Anfang war das Wort, und aus dem Wort wurde Fleisch‹, was nichts anderes meint, als dass jeder Gedanke die Tendenz hat, sich zu materialisieren.
Vor jedem Wort muss aber ein Gedanke stehen, denn das Wort ist ja bereits der materialisierte