Als Doula habe ich die Erfahrung gemacht, dass schwangere Frauen sehr oft glauben, dass ihre Umwelt mehr über ihre Schwangerschaft, ihr Wohlbefinden und über die Gesundheit des Babys im Bauch weiß, als sie selbst. Damit nicht genug: Über Jahrzehnte wurde den wehenden Frauen gesagt, sie dürften nicht trinken und nicht essen – sollten aber Treppen laufen und körperliche Höchstleistung vollbringen!
Ich bin der Meinung, dass die schwangere bzw. wehende Frau einzig und allein weiß, was ihr gut tut, wen sie um sich haben will, ob sie trinken oder essen will, in welcher Position sie jetzt gerade mit den Wehen am besten umgehen kann und wie stark ihr Bedürfnis danach ist, kontrolliert und überwacht zu werden. Oder ob sie dies nur weiter weg von ihren Urinstinkten und ihrer eigenen Sicherheit bringt, dass alles in Ordnung ist und sie und ihr Baby gerade einen guten Weg beschreiten. Erfahrene Geburtshelferinnen wissen: Weniger ist mehr. Weniger Kontrolle und weniger Stören bzw. Eingreifen in den natürlichen Geburtsvorgang führen zu einem positiven Geburtsverlauf. Wahrscheinlich hört sich das für Sie jetzt etwas befremdlich an und vielleicht denken Sie: „Keiner soll mir helfen, mich unterstützen, mich überwachen?“ Keine Sorge – Sie sind nicht allein, jederzeit haben Sie eine Hebamme in Ihrer Nähe, Ihr Partner wird ebenfalls an Ihrer Seite sein oder eine gute Freundin, vielleicht auch Ihre Mutter. Jedoch besitzen nur Sie alleine die Kompetenz zu gebären, Sie werden neues Leben schenken.
In den folgenden Unterkapiteln möchte ich einen kleinen Ausflug machen, warum ich als Doula allen schwangeren Frauen rate, sich darüber zu informieren und eine Entscheidung darüber zu treffen, durch wen Sie die anstehenden Vorsorgeuntersuchungen vornehmen lassen möchten. Des Weiteren gebe ich einen kleinen und bewusst kurz gehaltenen Überblick über die Vorsorgeuntersuchungen und weitere Pränataldiagnostik. Um sich über das Thema Pränataldiagnostik ausreichend zu informieren, empfehle ich z. B. das Buch von Vivian Weigert, Bekommen wir ein gesundes Baby?
2.1Vorsorge – beim Gynäkologen oder bei der Hebamme?
Oft wissen Frauen schon vor dem Ausbleiben der Regel, dass sie schwanger sind, und machen dann vielleicht zu Hause einen Schwangerschaftstest. Dieser fällt positiv aus!
Freude – aber auch Ungewissheit und viele Fragen sind häufig die ersten Reaktionen, wenn Sie erfahren, dass Sie ein Kind erwarten.
Nachdem Sie diese Neuigkeit Ihrem Partner und engen Vertrauten mitgeteilt haben, ist nun die Frage: Wie geht es weiter?
Auch wenn Sie es kaum abwarten können, Ihre Schwangerschaft offiziell bestätigt zu bekommen, ist es ausreichend, ab der 9. SSW (etwa 4 Wochen nach Ausbleiben der Regel) einen Termin entweder beim Gynäkologen oder bei einer Hebamme zu vereinbaren.
Wenn Sie einen Termin bei Ihrem Gynäkologen machen, wird dieser Sie untersuchen und wahrscheinlich den ersten Ultraschall machen. Für viele Frauen ist dieser erste Ultraschall sehr wichtig, weil sie ihr Kind „sehen“. Zu erkennen ist ein klitzekleines Wesen und häufig kann man das kleine Herzchen schlagen sehen.
Der Gynäkologe wird Ihnen dann einen Mutterpass ausstellen und die vorgesehenen Untersuchungen veranlassen. Der Geburtstermin wird anhand der Daten berechnet, die Sie über Ihre Menstruation zur Verfügung stellen. Oder Sie kennen den Tag der Empfängnis genau. Glauben Sie jedoch nicht, Ihr Kind würde sich an diesen Termin halten! Etwa 4 % aller Kinder kommen mehr oder weniger „zufällig“ an diesem errechneten Termin auf die Welt.
Im Laufe der letzten Jahre hörte ich immer häufiger, dass Frauen meist am Ende ihrer Schwangerschaft erzählt wurde, das Kind wäre überdurchschnittlich gewachsen und käme wohl früher. Dies hat leider zur Folge, dass sich diese Frauen bereits 2–3 Wochen vor dem errechneten Termin unter Druck fühlen, unruhig werden und ungeduldig auf das Baby warten. Sobald der Termin einen Tag überschritten wird, lässt man die Geburt lieber einleiten, weil bereits das Gefühl entstanden ist, dass etwas nicht stimmt und das Kind „überfällig bzw. übertragen“ ist. Von Übertragen spricht man eigentlich erst 14 Tage nach dem errechneten Geburtstermin. Anzeichen für Übertragung sind u. a. grünliches Fruchtwasser, eine Unterversorgung des Kindes durch verkalkte Plazenta (beim Ultraschall sichtbar), das Baby hat bei der Geburt keine Käseschmiere am Körper und hat häufig sehr lange Fingernägel. Die Haut eines übertragenen Babys pellt sich einige Tage nach der Geburt meist an den Händen und Füßen wie nach einem Sonnenbrand.
Seien Sie sich sicher: Jedes Kind braucht unterschiedlich lange, um zu reifen. Denn auch später, wenn Ihr Kind auf der Welt ist, wird es vielleicht früher oder später krabbeln, laufen, sprechen oder durchschlafen als Gleichaltrige. Die Entwicklung des Kindes ist nicht anhand einer Normkurve berechenbar – vielleicht ist dies ein großer Irrglaube der heutigen Medizin.
Zurück zu den Vorsorgeuntersuchungen: Sie können auch eine Hebamme kontaktieren und bei Bedarf kommt diese dann zu Ihnen nach Hause oder Sie besuchen sie in ihrer Praxis. Alle Untersuchungen, die der Gynäkologe vornimmt, kann auch die Hebamme übernehmen – den Ultraschall ausgenommen. Sie haben daher auch die Möglichkeit, die Vorsorge durch eine Hebamme vornehmen zu lassen und nur für die Ultraschalluntersuchungen zu Ihrem Gynäkologen zu gehen. Allerdings sollten Sie dies vorher mit beiden abklären.
Leider wissen nur wenige schwangere Frauen, dass die Vorsorge bei einer Hebamme von den Krankenkassen übernommen wird.
Der Besuch beim Gynäkologen ist Ihnen bekannt und bringt meist die eine oder andere Wartezeit mit sich. Das Verhältnis zu dem Arzt/der Ärztin sollte persönlich und vertrauensvoll sein, er/sie sollte sich für die schwangere Frau Zeit nehmen und alle Fragen beantworten.
Im Vergleich dazu arbeiten die Hebammen mit weniger Technik und mehr Zuwendung. Sie sind fachlich ebenso qualifiziert wie Ärzte und bieten ein breites Angebot für schwangere Frauen und Wöchnerinnen. Diese Betreuung „von Frau zu Frau“ empfinden viele Schwangere mehr als Fürsorge denn als Vorsorge. Zudem haben Sie die Möglichkeit, bei Ihrer vertrauten Hebamme einen Geburtsvorbereitungskurs oder auch einen Babypflegekurs zu absolvieren. Sie lernen dort andere Schwangere kennen und können so schon erste Kontakte mit Gleichgesinnten knüpfen und sich mit anderen Frauen austauschen.
Im Hinblick auf eine Hausgeburt sollten Sie sich frühzeitig mit einer Hebamme in Verbindung setzen.
In vielen Städten Deutschlands gibt es sogenannte „Beleghebammen“. Das bedeutet, dass Sie durch eine Hebamme während der Schwangerschaft betreut werden und diese dann mit Ihnen in die Klinik (dies ist dann die Klinik, mit der die Hebamme einen Vertrag hat) zur Entbindung geht und bei Ihnen bleibt, bis das Baby geboren ist.
Was macht eigentlich eine Hebamme?
Als mein Frauenarzt mir bestätigte, dass ich schwanger war, freute ich mich total. Danach bin ich erst einmal ziemlich sorglos durch die nächsten Wochen gegangen. Bis ich von einer guten Freundin einen Ratgeber über Schwangerschaft und Geburt und einen über die verschiedenen Wehenphasen geschenkt bekam. Ich blätterte darin herum, las quer und saß am Abend ziemlich deprimiert im Sessel, weil mir das alles viel zu viel war. Und nun? Wer konnte mir jetzt weiterhelfen? Zu meinem viel beschäftigten Arzt konnte ich wohl kaum gehen, um alle Fragen loszuwerden, die sich mir aufwarfen. Und eine Hebamme – die war doch meines Wissens erst gefragt, wenn es „zur Sache geht“, sprich: kurz vor der Geburt. Ich grübelte ein paar Tage darüber nach, recherchierte im Internet und rief irgendwann ziemlich aufgelöst bei einer Hebamme aus dem Nachbarort an: „Ich habe keine Ahnung, was Sie eigentlich machen“, sagte ich. „Aber ich bin schwanger und habe jede Menge Fragen, die mich bedrücken. Können Sie mir da vielleicht weiterhelfen?“ Sie konnte! Ich bekam kurzfristig einen Termin und wurde von einer fürsorglichen Person empfangen, die mich wieder auf einen normalen Gefühlslevel brachte. Und ich erfuhr, dass eine Hebamme mehr ist als eine reine Geburtshelferin … (Katharina)
In jedem Ratgeber über Schwangerschaft und Geburt finden Sie ein ausführliches Kapitel über die Vorsorgeuntersuchungen sowie das erste, zweite und dritte Schwangerschaftsdrittel. Ich möchte diese Informationen nur der Vollständigkeit halber erwähnen, ohne in die Tiefe und Details zu gehen.
Denn in diesem Buch möchte ich