Unaussagbares Geheimnis
16. Kapitel: Zen – der Weg der persönlichen Erfahrung
Den Augenblick erfassen
17. Kapitel: Das Schwert der nicht-unterscheidenden Weisheit
Die Unmittelbarkeit des Zen
18. Kapitel: Das augenblickliche Erfassen der Wahrheit
Die Gans in der Flasche
19. Kapitel: Die strahlende Wirklichkeit des Geistes
Jenseits von Reden und Schweigen
Glossar
Weitere Titel des Meisters Zensho W. Kopp im EchnAton Verlag:
Wenn man seinen Geist jählings in die unergründliche Tiefe entsinken lässt,
die Verstand und Denken niemals zu erreichen vermögen,
wird man den absoluten, strahlenden Einen Geist erschauen.
So erlangt man Befreiung vom Kreislauf von Geburt und Tod.
Zen-Meister Ta-hui (12. Jh.)
Vorwort
Die in diesem Buch in ihrer Direktheit außergewöhnlich klaren Aussagen sind erfüllt von der tiefen Weisheit des Zen. Sie bergen in sich solch eine geistige Strahlkraft, dass sie uns in unserem Allerinnersten berühren.
Hierbei wird oft die Logik unseres festgefügten Verstandesdenkens erschüttert und es eröffnet sich uns die Möglichkeit, die für unseren Verstand unfassbare Wahrheit intuitiv zu erfassen.
Auf zeitgemäße und erfrischend unkonventionelle Weise lehrt Zen-Meister Zensho ein vollkommen freies Zen, das an keine bestimmte Form gebunden ist. So finden sich in diesem Buch neben den vielen Zen-Zitaten auch mehrere Zitate aus dem indischen Vedanta und der christlichen Mystik.
Das Besondere an Zenshos Lehrmethode ist, dass er ohne beschönigende Umschweife direkt auf den Punkt kommt und auf das Wesentliche verweist. So sind auch seine aufrüttelnden Worte in diesem Buch eine totale Rebellion gegen unseren konditionierten Verstand. Denn sie zertrümmern unsere ganzen festgefügten Konzepte und alle unsere liebgewonnenen Illusionen. Mit zenistischer Konsequenz wird alles hinweggefegt, damit wir fähig werden, zur Befreiung des Geistes jenseits unserer begrenzten Verstandeslogik zu gelangen und den Zustand reiner Bewusstheit zu erfahren.
Von der ersten bis zur letzten Seite des Buches geht es Zensho insbesondere um unsere Erweckung aus dem alltäglichen Schlummer der Gewohnheiten, der uns am unmittelbaren Erleben der Wirklichkeit hindert. So sagt Zensho:
Grundlegend im Zen ist deshalb die Verwirklichung von absoluter Bewusstheit jetzt-hier, von Augenblick zu Augenblick, wo wir auch sind und bei allem, was wir tun. Die Wahrheit des Zen ist einfach und unmittelbar. Sie zeigt sich gerade in den allergewöhnlichsten Dingen des Alltags.
Die Wirklichkeit, die wir suchen, ist stets gegenwärtig – gerade in diesem Augenblick! Im Trinken eines Glases Wasser oder beim Binden der Schnürsenkel – offenbart sich das Geheimnis und Wunder des Zen. Dies ist aber nur für denjenigen nachvollziehbar und erfahrbar, der vollkommen gegenwärtig aus dem unmittelbaren Augenblick heraus die Dinge erlebt.
Ein wunderbares Beispiel hierfür findet sich in Zenshos mit großer Spontaneität und absoluter Bewusstheit gezeichneten Bildern in diesem Buch, die auf unmittelbare Weise den Geist des Zen zum Ausdruck bringen. Zen ist eine reine Sache der Erfahrung. Deshalb warnen uns alle großen Meister des Zen immer wieder davor, Zen zum Gegenstand logischer, verstandesmäßiger Spekulation zu machen. Denn wir können die Wahrheit des Zen nicht als ein Konzept, nicht als eine Lehre oder Philosophie erlernen.
Aus diesem Grund werden theoretische Darlegungen der buddhistischen Lehre im Zen mit einem Finger verglichen, der auf den Mond zeigt. Wenn wir den Mond sehen wollen, dann dürfen wir jedoch nicht bei der Betrachtung des Fingers, der auf den Mond zeigt, hängen bleiben in der irrtümlichen Annahme, er sei der Mond. Vielmehr müssen wir uns von dem Finger lösen und den Mond selbst anschauen.
Mit brillanter Klarheit weist uns Zensho den Weg zur Befreiung von unserem blockierenden Denkzwang und unseren konditionierten Gefühls- und Verhaltensmustern, die uns die wahre Sicht verdunkeln und unser Leben leidvoll und unfrei machen.
Hierbei lässt er auch anhand vieler Zitate die alten chinesischen Zen-Meister, die mit ihren paradoxen Worten und Handlungen unseren Verstand aus den Angeln heben, selbst zu Wort kommen.
So wird zum Beispiel ein Ausspruch von einem alten Meister oder oft auch ein Mondo – ein Dialog zwischen Meister und Schüler – aus der klassischen Zen-Literatur aufgegriffen und von Zensho erhellend durchleuchtet.
Diese klärenden Erläuterungen bieten den wesentlichen Schlüssel zum Verständnis der Aussagen.
Ohne diese Erläuterungen von einem Meister, der sich in der gleichen erleuchteten Bewusstseinsdimension befindet wie diese alten chinesischen Meister, bliebe uns der tiefe Sinngehalt dieser Aussagen verschlossen – insbesondere der jener »schlagfertigen« Dialoge zwischen Meister und Schüler, in denen oftmals handgreiflich das festgefahrene Denken des Zen-Schülers zerschlagen wird.
Eine äußerst wertvolle Bereicherung für dieses Buch ist Zen-Meiser Zenshos ausführliche Einführung in »Das Wesen und die Praxis des Zen«, die dem Leser eine komprimierte Zusammenfassung der Zen-Praxis vermittelt.
Wir spüren in diesem sehr lebendigen Zen-Buch mit Zenshos ausdrucksstarken Zeichnungen, die den Geist des Zen atmen, die Verwirklichung und Freiheit eines der bedeutendsten Weisheitslehrer unserer Zeit. Er besitzt die besondere Gabe, die tiefe Wahrheit des Zen auf zeitgemäße Weise zu vermitteln.
Zenshos Sprache ist erfrischend lebensnah und von einer erstaunlichen Klarheit, die uns verwandelt und befreit.
Er weist uns auf einfache Weise den Weg zur Verwirklichung unseres wahren Seins, der sich mitten im Alltag unserer modernen Welt praktizieren lässt.
All diejenigen, die jedoch glauben, sich auf dem spirituellen Weg vom alltäglichen Leben abgrenzen zu müssen, werden in diesem Buch schnell eines Besseren belehrt. Denn Zenshos direkter Zen-Weg zur Befreiung ist »radikal empirisch«. Er ist kein Weg weltflüchtiger, elitärer Abgeschiedenheit, sondern führt mitten durch die Welt hindurch.
Mai, 2015
Zen-Zentrum Tao Chan, Wiesbaden
Kommentar zu den Zeichnungen
Das Einmalige und besonders Wertvolle der in diesem Buch gesammelten Zeichnungen ist, dass sie bildgewordene Offenbarungen eines erleuchteten Bewusstseins sind. Fernab von aller traditionellen Gebundenheit geht der Zen-Meister und