Was die Maya mir sagen, werde ich in die Sprache der modernen Welt übersetzen. Noch sind wir alle verschieden und haben ein unterschiedliches Verständnis. Die menschliche Sprache ist nicht vollkommen, doch ich möchte Ihr Herz erreichen, denn mit dem Herzen werden Sie mich, das spüre ich, intuitiv verstehen.
Guatemala 2007
Der Maya-Kalender ist der genaueste Kalender, der jemals auf der Erde entdeckt worden ist. Für die Menschen ist es erstaunlich, wie ein Volk unserer Urahnen genauer sein konnte als die moderne Welt mit all ihrer Technik. Selbst heute noch wissen die Maya mehr über die Zeitzyklen als die NASA und die Naturwissenschaftler aus aller Welt.
Nun blickt die Menschheit auf die Maya, um zu verstehen, was der 21. Dezember 2012 – jenes Datum, das im Maya-Kalender eine so große Rolle spielt – bedeutet, und die Maya haben uns eine Antwort gegeben.
Im Juli 2007 kamen das Oberhaupt des Volkes der Maya, Don Alejandro Cerilo Perez, und seine Frau Elizabeth nach Sedona in Arizona, wo ich lebe, und sprachen öffentlich über die Prophezeiungen der Maya. Am nächsten Tag traf ich mich mit ihnen; wir redeten über einige der Prophezeiungen der Maya. Sie baten mich, ihnen zu helfen, diese Prophezeiungen zu erfüllen.
Altar vor einer alten Maya-Pyramide, Tikal, Guatemala
Don Alejandro gab der Öffentlichkeit als Erstes zu verstehen, dass nichts, was wir über die Kultur und den Kalender der Maya gelesen, gehört oder gesehen haben, von einem Rat der Maya genehmigt oder geschrieben worden ist und deshalb auch nicht die Worte des Volkes der Maya darstellt. Alles, was wir über die Maya erfahren haben, stammt von Universitäten, Regierungen, Religionen, Archäologen und Laien wie Jose Arguëlles, von denen einige zwar Maya sind, aber auf eigene Faust arbeiten.
Wie Don Alejandro vor dreihundert Menschen sagte, hat weder der Nationale Ältestenrat der Maya von Guatemala noch irgendein anderer Rat der Maya seit 527 Jahren (bis 2007) ein einziges Wort verlauten lassen – eine sehr lange Geheimhaltung.
Im Jahr 2007 brachen die Maya ihr Schweigen – was für die Welt sehr wichtig ist. Denn die Wahrheit kann nur von den Maya selbst verkündet werden. Eine von Außenseitern konstruierte »Wahrheit«, die lediglich auf Vermutungen basiert oder von einer Bewusstseinsebene herrührt, die so gut wie nichts mit den Maya zu tun hat, kann keine Gültigkeit haben.
Die Maya lassen uns wissen: Die Welt, in der wir leben und die wir kennen, ist anders, als wir meinen. Wir modernen Menschen glauben, die Welt sei fest und real und könne nur durch äußere Geschehnisse verändert werden; wir meinen, die Welt sei etwas Festgelegtes und gehe ewig weiter, mit oder ohne uns. Doch die Maya sagen uns: Das stimmt nicht. Die Welt besteht aus Bildern, die von Bewusstsein erzeugt werden und mit Hilfe von Zeremonien auch durch Bewusstsein verändert werden können – insbesondere Bewusstsein, das direkt mit dem menschlichen Herzen verbunden ist.
Wir stehen kurz davor, eine Seinsweise zu erlangen, die nur von der Alten Welt verstanden wird; die moderne Welt hat von dem, wovon in diesem Buch die Rede sein wird, so gut wie keine Ahnung – die meisten Leute wissen rein gar nichts von ihrer Existenz. Und doch ist diese Art des Seins genau das, was wir, die moderne Welt, zu diesem Zeitpunkt der Geschichte brauchen, aber wahrscheinlich wissen Sie nichts davon. Die Situation der Menschheit ähnelt der eines Schmetterlings, der demnächst seinen Kokon verlässt. Alles bislang Bekannte wird sich verändern, und eine komplett neue Welt ist im Entstehen begriffen.
Drunvalo
Warum also rede ich als Weißer über die Maya? Um diese Frage zu beantworten, muss ich ein bisschen über mich und mein Leben erzählen. Ich werde mich dabei möglichst kurz fassen.
Wie viele Menschen auf der Erde fragte ich mich zwischen zwanzig und dreißig, warum ich eigentlich hier auf der Erde bin und worin der Sinn des Lebens besteht. Was ist dieser Planet und seine strahlende Sonne? Was dringt wirklich in unser tägliches Leben? Ich hatte viele faszinierende Fragen, und so ging ich aufs College und studierte Physik und Mathematik – allerdings nicht, um Physiker zu werden oder einen guten Job zu bekommen. Ich dachte, Physiker und Mathematiker müssten wissen, worum es sich bei diesen Sternen und Planeten handelt, und so studierte ich jahrelang, bis ich schließlich zu der Überzeugung gelangte, dass die Wissenschaftler auch nicht mehr über das Universum wussten als ich. Sie haben sich verloren und sind ebenfalls auf der Suche.
Also wandte ich mich von der linken zur rechten Gehirnhälfte und studierte Kunst, Kunstgeschichte und Malerei. Zwei Jahre lang beschäftigte ich mich mit 20.000 Jahren Kunstgeschichte, von den Höhlenmenschen bis zur Moderne, und allmählich begann ich dank der weiblichen Seite des Gehirns zu ahnen, worum es im Leben geht. Doch nach wie vor war die Wahrheit äußerst schwer zu fassen.
Nach meinem College-Abschluss wandte ich mich der Meditation zu. Schon oft hatte ich gehört, dass die Antworten in uns lägen – was mir sinnvoll erschien. In meinen ersten Meditationsversuchen widmete ich mich den Hindus und lernte Mantras kennen, die Auswirkungen von Klang auf das Bewusstsein. Ihre Kraft überzeugte mich, und so beschäftigte ich mich ernsthaft mit diesem Ansatz zum Verständnis des Lebens.
Eines Tages befand ich mich in tiefer Meditation und wurde von einem unerwarteten Phänomen überrascht. Ich hatte nicht darum gebeten – es passierte einfach. Zwei strahlend helle Lichtkugeln von etwa 40 Zentimeter Durchmesser schwebten ins Zimmer zu mir, ungefähr einen Meter auf beiden Seiten von meinem Körper entfernt. Eine war wunderschön ultraviolett, die andere erstrahlte in einem ganz hellen Grün. Ich hatte keine Ahnung, was das war, aber aus irgendeinem Grund hatte ich keine Angst, so als wäre das ganz normal.
Dann hörte ich in meinem Kopf telepathisch folgende Worte: »Wir sind nicht getrennt von dir. Wir sind du auf einer anderen Existenzebene.« Ich wusste nicht, was das bedeuten sollte, aber es machte mich neugierig darauf, was es mit der Existenz einer viel fokussierteren und intensiveren Ebene auf sich hatte. Diese beiden Lichtkugeln wurden zu meinen Lehrern und Begleitern, und auch heute, vierzig Jahre später, sind sie immer noch in meinem Herzen und in meinem Leben.
Meine Kommunikation mit diesen beiden Lichtkugeln führte mich zu über siebzig spirituellen Lehrern in aller Welt. Ich studierte viele Formen der Meditation. Gleichzeitig führten die beiden Lichtkugeln mich auch in die Welt der Urvölker und zu einem Verständnis ihrer alten Lebensweisen. Beides spielt im vorliegenden Buch eine Rolle.
Schon bald offenbarten mir die beiden Lichtkugeln, sie seien »Engel«, Wesen ohne Form. Sie nehmen Form an, um den Menschen etwas zu geben, mit dem sie Verbindung aufnehmen können. Vor langer Zeit, so erzählten sie, gaben sie sich das Aussehen eines Menschen mit Flügeln, was aber in Wahrheit nicht ihre natürliche Form sei. Ich hatte nie zuvor mit einem Engel Kontakt gehabt, aber da sich ihre Essenz so warm und angenehm anfühlte, vertraute ich ihnen. Ein Vertrauen, das ich in all den Jahren nie verloren habe.
Schon zu Beginn meiner Beziehung zu den »Engeln« führten sie mich zum Stamm der Taos-Indianer in New Mexico. Vierzehn Jahre lang verbrachte ich im bzw. in der Nähe vom Taos Pueblo. Einer meiner Mentoren bei den Taos war Tellus Goodmorning. Als wir uns kennenlernten, war er schon über neunzig Jahre alt; inzwischen ist er in die nächste Welt übergegangen. Er war das Oberhaupt der Peyote-Kirche der Vereinigten Staaten und fragte mich, ob ich sein Schüler sein wolle (seltsamerweise erlaubte er mir nie, Peyote-Kaktus zu essen; er sagte, ich bräuchte das nicht).
Nach und nach enthüllten mir auch andere Mitglieder vom Taos Pueblo ihre alten Lebensweisen, darunter Juan Concha, der letzte Häuptling des Taos Pueblo, dem vom Stamm der Titel des »Kasiki« bzw. spirituellen Führers verliehen wurde.
Ich beobachtete, wie die innere Arbeit dieser amerikanischen Ureinwohner in meinem Leben zur Entfaltung kam. Vierzehn Jahre der Schulung bei den Taos veränderten mein Leben. Ich war nun bereit, in die Welt hinauszugehen und mit anderen Stämmen zu arbeiten. Laut den Taos-Indianern war das der Sinn und Zweck meines gegenwärtigen