Harmonische Fassade: die prunkvolle Kirche des Ágios Títos
Venezianische Loggia: Der geschmackvolle Renaissancepalazzo mit holzgedeckter Vorhalle, halbrundem Innenhof und Arkadengängen steht etwas unterhalb der Platia Venizelou. Die Loggia wurde ebenfalls unter Morosini errichtet (1626-29), wahrscheinlich nach Plänen des Architekten Francesco Basilicata, der in der Tradition des berühmten Andrea Palladio (1508-80) aus Padua stand. Sie diente als Empfangshalle und Repräsentationsbau der Stadtregierung, war außerdem als „Clubhaus“ und Ballsaal der venezianischen Adeligen ein Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens der städtischen Oberschicht. Die Osmanen brachten hier zunächst ihre Verwaltung unter, doch verfiel das Gebäude in diesen Zeiten immer mehr. Ihre einstige Bedeutung wird daran deutlich, dass die Italiener 1911 zur Weltausstellung in Rom einen maßstabsgetreuen Nachbau der Loggia errichteten. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Loggia fast völlig zerstört, jedoch wieder vollständig aufgebaut. Heute ist hier ein Teil der Verwaltung von Iráklion untergebracht. Wer durch die Gänge schlendert, kann die kretische Bürokratie bei der Arbeit beobachten und den großen Rathaussaal im ersten Stock betrachten, in der warmen Jahreszeit stehen die Türen meistens offen.
Kirche Ágios Títos: Der prächtige Sakralbau steht an einem freien Platz etwas unterhalb der Loggia. Die Kuppel und die orientalisch anmutenden Feinarbeiten an den Außenfassaden erhielt der als Moschee konzipierte Bau im 19. Jh. von den Türken. Doch Ágios Títos ist viel älter.
Angeblich war es der Apostel Paulus, der seinen Wegbegleiter Titus (= Títos) als Missionar und sog. ersten „Bischof“ auf Kreta zurückließ, und zwar in Górtis, der damaligen römischen Hauptstadt Kretas (→ Link). Doch 824 landeten die Sarazenen in Südkreta und der Bischofssitz musste an die Nordküste verlegt werden. Um die Jahrtausendwende wurde dann in Iráklion die erste Títos-Kirche errichtet. Im Lauf ihrer Geschichte wurde sie immer wieder zerstört, aber auch stets neu aufgebaut, das letzte Mal 1869 von den Türken, die sie zur sog. Wesir-Moschee umbauten. Erst 1925 konnte sie wieder zur griechisch-orthodoxen Kirche geweiht werden.
Vom Platz vor der Front hat man einen hervorragenden Blick auf die Fassade. Vor allem der reich geschmückte Abschlussfries fällt auf, beim Rundgang um den fast quadratischen Bau außerdem die elegant geschwungenen Formen der Mittelfenster. Vom Minarett an der Südostecke ist nichts mehr erhalten. Im aufwändig ausgestatteten Innenraum zaubern bunte Glasfenster leuchtende Lichtspiele in den Raum. Markante Blickpunkte sind der riesige Lüster und die reich verzierte Altarwand mit fein geschnitzten Holzarbeiten. Die Gemälde an den Seitenwänden stellen die wichtigsten Szenen aus dem Leben des heiligen Títos dar: die Landung auf Kreta, die Einsetzung als Bischof, der Empfang des berühmten Paulus-Briefes u. a. Damit auch die nötige Anschaulichkeit gewährleistet ist, kann man den Schädel des Bischofs Títos betrachten. Links neben dem Vorraum beherbergt eine kleine Kapelle die wertvolle Reliquie unter einem Glassturz. Eingefasst von einem filigran verzierten Goldbehälter ist durch eine kleine Öffnung die dunkelbraune Schädeldecke zu sehen. Noch bis 1966 ruhte der heilige Kopf in Venedig - die Venezianer hatten ihn bei der türkischen Eroberung 1669 vorsichtshalber mitgenommen.
♦ Tägl. 7-12.30, 16.30-19.30 Uhr, außer zur Zeit der Messen.
El-Greco-Park: schattige Oase im Asphaltdschungel, wenige Meter unterhalb vom Morosini-Brunnen. In der Mitte steht eine Büste des Malers El Greco (→ Fódele).
Chandakos Str.: Die von der Platia Venizelou nach Westen abzweigende Gasse ist als Fußgängerzone ausgebaut. Sie führt abschüssig zum Meer hinunter und mündet in der Nähe des Historischen Museums (→ Museen). Hier findet man einige Cafés, aber auch die bekannteste Ikonenmalerin der Stadt (→ Link). Rechter Hand kommt man in die engen Gassen der Altstadt, wo einst türkische Häuser mit den typischen Holzerkern („Kioskia“) standen, heute sind sie alle verschwunden.
Dedalou Str.: Die geschäftige Präsentierzeile der Stadt beginnt gegenüber vom Morosini-Brunnen und führt als Fußgängerzone zum großen Eleftherias-Platz hinüber. Hier liegen die modernsten Läden der Stadt, die Iráklion durchaus das Flair einer modernen westlichen Großstadt geben. Zu dem Fußgängerbereich gehören auch die nördlich abzweigende Perdikari Str. und die parallel laufenden Straßen Adam Korai, Milatou und Androgeo, die mit populären Bars und Cafés ein Zentrum des abendlichen Lebens bilden.
Eleftherias-Platz und Umgebung
Die weitläufige Anlage des „Freiheitsplatzes“ mit hohen Palmen und Eukalyptusbäumen präsentiert sich mit den eigentümlich abgeschrägten Metalllampen eher großzügig als schön. In der Platzmitte erhebt sich das Denkmal des unbekannten Soldaten. Am hinteren (östlichen) Ende fällt die hohe venezianische Stadtmauer steil zum ehemaligen Graben vor der Mauer ab. An der Nordseite steht das äußerlich schlichte Archäologische Nationalmuseum mit seiner weltberühmten minoischen Sammlung (→ Museen).
Píli Agiou Georgiou (Saint George Gate): Im großen Durchgang des restaurierten Stadttors an der Ikarou Str. (Leoforos Ikarou) unterhalb vom Eleftherias-Platz finden gelegentlich Ausstellungen statt, auch ein schöner türkischer Brunnen ist dort erhalten. Derzeit ist die Anlage leider geschlossen (Stand 2020).
Leoforos Dimokratias, Stadtpark und Vitouri-Bastion: Ein Bummel auf der Ausfallstraße nach Osten, auf der man nach Knossós und zur New Road kommt, führt nach wenigen Metern an einer Bastei vorbei, auf der sich das überlebensgroße Bronzedenkmal von Eleftherios Venizelos (→ Geschichte) erhebt. Auf der anderen Straßenseite liegt der Stadtpark Párko Georgiádi mit dem Monument des Nationalen Widerstands, das an die große Freiheitsgeschichte der Kreter erinnert, besonders an den Zweiten Weltkrieg mit der Schlacht um Kreta (→ Link).
Nach Süden flankiert die Stadtmauer den Park entlang des Parodos Pediados bis zur Vitouri-Bastion. Am Südende des Parks liegt auf der Platia Proskopon ein Kinderspielplatz. Benachbart kann man auf einer steilen Treppe in den ehemaligen Graben nördlich vor der Stadtmauer hinuntersteigen, der heute als kostenloser Parkplatz genutzt wird. Durch die Porta Kenoúria, auch bekannt als Jesus Gate (Píli tou Iisóu) (→ Link) gelangt man wieder in die Innenstadt.
Marktgasse und Umgebung
Der Markt ist ein zentraler Punkt des heutigen Iráklion. Die lebhafte Basarstraße beginnt nur ein