Ich wollte nicht mehr Teil in diesem Teufelskreislauf sein, in dem man um jeden Preis mit Vollgas fährt. Gleichzeitig wollte ich mich auch nicht in das andere Extrem stürzen und gar nichts mehr tun. Mein Business war mir nach wie vor wichtig, meine Gesundheit und mein Leben allerdings auch wieder. Es musste doch auch ausgeglichen gehen. Ich wollte daher meine Muster erkennen, aufarbeiten und mich entwickeln, um eine langfristige Veränderung bewirken zu können. Doch wie sollte ich vorgehen, um diese Phase der Erschöpfung hinter mir zu lassen und wieder ein Leben in Balance zu führen?
Ich entschied mich im nächsten Schritt für den Klassiker: Doktor Google. Der Allwissende, der immer Rat weiß.
Prompt erschien ein Selbsthilfe-Spruch, der mir zwar nicht neu war, mich allerdings wieder wachrüttelte:
„Ob du denkst, du kannst es, oder du kannst es nicht: Du wirst auf jeden Fall recht behalten.” (Henry Ford)
NICHT NUR DU DURCHLEBST DIESE PHASE
Was für mich ein sehr beruhigender Gedanke war, ist die Tatsache, dass es vielen Menschen so ging wie mir. Vielleicht ergeht es dir genauso. Und wenn sie es wieder zurück ins „normale Leben” geschafft haben, dann gelingt dir und mir das auch. Doch zwischenzeitlich war ich mir wirklich nicht sicher, ob es jemals wieder ein „altes Leben” voller Belastbarkeit geben würde. In mir staute sich Ungeduld an, es gibt doch so viel zu erledigen und von irgendetwas muss ich als Selbstständige ja auch leben. In meinem Kopf tanzten die wildesten Gedanken umher, und ich wusste selbst nicht mehr, welchen ich davon ernst nehmen sollte und welchen nicht. Aus diesem Grund begann ich ausführlich Tagebuch zu schreiben. Das ist auch einer der Gründe, wieso ich dieses Buch geschrieben habe.
Wer hatte denn ein Burnout und ist danach wieder auf die Beine gekommen, befragte ich Google. Angezeigt wurde eine Menge an Personen, die du wahrscheinlich auch kennst. Unter anderem wurden mir folgende Interviews und Artikel vorgeschlagen:
FRANK SCHÄTZING, BESTSELLER-AUTOR
In einem Interview des Focus mit Frank Schätzing über dessen frisch veröffentlichtes Buch, erläutert der Bestseller-Autor sein Erlebnis mit dem Burnout:
Focus: „[…] Haben Sie nur gut recherchiert, oder sprechen Sie aus Erfahrung?”
Schätzing: „[…] Die ganze Klaviatur des Selbstzweifels, inklusive Burnout. Es gab Zeiten, da war mir alles zu viel, die ganze Klotzerei hatte nur dazu geführt, dass ich nicht mehr weiter wusste.”
Focus: „Und wie kamen Sie da raus?”
Schätzing: „Wieder durch einen radikalen Schnitt. Seitdem ist mir das Gefühl, dass es in dir einen Abgrund gibt, in dem jemand haust, den du eigentlich nicht unbedingt kennen lernen willst, sehr vertraut. Doch irgendwann im Leben muss man da runter und sich diesem Kerl stellen. Um festzustellen: Der ist ganz harmlos. Das bist nur du.”4
SARAH CONNOR, SÄNGERIN
Auch Sängerin Sarah Connor kennt das Gefühl der unendlichen Erschöpfung. In einem Interview mit dem TV-Sender Vox verrät sie, wie es ihr nach ihrer Reality-Show mit Marc Terenzi wirklich ging: „Im Jahr nach dem Dreh der Serie ging es mir richtig schlecht - mit Burnout. Mir wurde der Himmel zu schwer, wo es mir nach außen hin hätte gut gehen sollen. Aber ich saß damals da und dachte: ‚Jetzt denkt die ganze Welt, ich bin der glücklichste Mensch auf der Welt, aber warum bin ich dann so traurig? Warum geht es mir so beschissen? Warum bin ich so leer? Warum bin ich so ausgebrannt?”
Weiter erklärte sie, wie sie damit umging: „Als Summer [Sarahs 2. Kind] geboren wurde, ging es mir besser. Meine Angstattacken gingen weg, meine Einsamkeit. Ich hatte das Gefühl, es geht nicht mehr um mich. Ich muss jetzt funktionieren und für sie da sein. […] Ich bin Mutter von drei Kindern und mag es, seit ein paar Jahren ein ganz normales Leben zu haben und nicht immer so anders zu sein.“5
TIM MÄLZER, STARKOCH
Ähnlich erging es auch dem TV-Koch Tim Mälzer. In nur 2 Jahren hat er 500 TV-Sendungen gemacht und ein Restaurant gegründet, in dem er außerdem selbst präsent war. Er fasst es selbst in die Worte: „Und dann gibt es noch diesen Part, der mir sehr peinlich ist. Ich habe unfassbar viel gesoffen.” Daraufhin folgte der Zusammenbruch. Der Druck sei ihm zu viel geworden. Er konnte nur noch weinen.
„Burnout heißt, du hast einen an der Klatsche. Geistig, körperlich.“ Daraufhin hat er sich selbst sechs Wochen in eine Klinik begeben, und hat dort mit dem Trinken aufgehört. Zudem hat er gelernt, nicht mehr alles tun zu wollen. Sich selbst bewusst seine Grenzen setzen.6
Diese Liste war weitaus länger als ich erwartet hatte. Sogar Anne Hathaway, Beyoncé, Justin Bieber, Ricky Martin, Rihanna und Wladimir Klitschko waren darauf zu finden, nebst vielen weiteren. Die Welt der seelischen Erkrankungen macht offensichtlich auch keinen Halt vor Prominenten. Sie alle hatten Phasen, in denen sie nichts als weinen konnten. Alles empfanden sie zu anstrengend und sahen sich selbst nicht mehr im Stande ihren Aufgaben nachzukommen. Daraufhin begab sich jeder von ihnen in eine Auszeit von mindestens ein paar Wochen oder gar Monaten, viele nahmen zudem die Arbeit eines Therapeuten in Anspruch. Bei manchen von ihnen gab es sogar eine doppelte Diagnose wie z.B. Burnout und Depression. Dass diese beiden psychischen Störungen zusammen einhergehen ist nicht selten.
BURNOUT VS. DEPRESSION - WAS IST WAS?
Im Falle des Burnouts kann nicht konkret von Krankheitsbild gesprochen werden, da Burnout viel mehr eine chronische Erschöpfung darstellt mit Anzeichen wie Schlafstörungen, innerer Unruhe und Überforderung. Ein Burnout tritt in der Regel aufgrund einer Überlastung im Beruf auf, während eine Depression auch durch einen gestörten Botenstoffwechsel im Gehirn ausgelöst werden kann. Um den Unterschied zu verstehen, kannst du dich an folgendem Überblick orientieren:
SYMPTOME | BURNOUT | DEPRESSION |
Traurigkeit | x | x |
Lustlosigkeit | x | x |
Innere Unruhe | x | x |
Antriebslosigkeit | x | x |
Müdigkeit | x | x |
Ständige Gereiztheit | x | |
Körperliche Erschöpfung | x | |
Hoffungslosigkeit | vermindert, aber vorhanden mit Tendenz steigend | x |
Mangelndes Selbstwertgefühl | vermindert, aber vorhanden mit Tendenz steigend | x |
Suizidgedanken | x |
Während