Wie gesagt, das sagte der Papst.
Die Eckpunkte unserer Moral und unserer Kultur und Werte sind christlich. Das Christentum hat der Aufklärung in Europa die Vernünftigkeit und den inneren Zusammenhang gegeben. Selbst wenn jemand die Amtskirche ablehnt oder Atheist ist, kann er sich der von 2.000 Jahren Christentum geprägten Kultur nicht entziehen, die letztlich seine Idee von „gut“ und „böse“ geprägt hat. Der einzige Unterschied ist, dass an die Stelle der Religion die gute Absicht tritt.
Lassen Sie zwei oder drei Generationen ohne Christentum oder wie man heute sagt, befreit vom Christentum aufwachsen, und Sie werden sehen, dass es plötzlich nicht mehr so ganz klar ist, was als „gut“ oder „böse“ zu bewerten ist. Und wenn die Intuition dafür abhandenkommt, dann hat das für eine Demokratie fatale Auswirkungen. Warum?
Weil Demokratie nichts anderes als die Entscheidung der Mehrheit ist. Sie kann keine Werte schaffen, sie hängt von den Werten ab, die die Menschen haben. Denken Sie etwa an die Ablehnung der Sklaverei. Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende hat die Menschheit diese Intuition nicht eingeschlossen – im Gegenteil sie war weit eher die historische Normalität als die heutige Ablehnung derselben. Nun stellen Sie sich vor, man würde über die Wiedereinführung der Sklaverei abstimmen und 80 % stimmten dafür. Haben Sie irgendeinen Zweifel, dass die Sklaverei nicht eingeführt wird? In einer Demokratie wäre mit dieser überwältigenden Mehrheit die Sklaverei wieder eingeführt – keine Frage.
Warum aber stimmen wir über Derartiges nicht ab?
Weil wir aus unserer Wertüberzeugung zu der Auffassung gelangt sind, dass der Mensch eine Würde besitzt, die nicht antastbar ist und auch nicht dem demokratischen Spiel von Mehrheit und Minderheit unterliegt. Wie sehr der Begriff Würde kulturell variiert, zeigt sich beispielsweise in Teilen Indiens, wo die Witwenverbrennung trotz staatlichem Verbots nur aufgrund des kulturellen Erbes weiterhin gang und gäbe und für viele nichts Unmoralisches ist. Die Frage, was fundamentale Freiheitsrechte sind, ist eben variabel und es besteht gegenwärtig die Gefahr, dass im Namen der Freiheit die Freiheit abgeschafft wird.
Meine sehr verehrten Damen und Herren: Die Gesetzesflut und Überregulierung hemmt nicht nur die Wirtschaft, sondern ist das Symptom einer sich verändernden und zum Teil zerfallenden Gesellschaft. Wir sollten daher nicht nur die Überregulierung selbst und damit ein Symptom, sondern jene Ursachen bekämpfen, die ich genannt habe.
Erschienen am 31. 8. 2014
DAS SCHUL-FIASKO
Österreichs Schulsystem versagt im internationalen Vergleich und gefährdet unsere Zukunft. Die Hauptverantwortung dafür tragen jene mit dem Schulwesen beauftragten Politiker, die lieber „alle gleich schlecht als unterschiedlich gut“ haben wollen.
Rund 30 % der Schüler können nach 9 Jahren Unterricht nicht ausreichend lesen, schreiben oder rechnen. In Finnland sind es nur etwa 5 %. In Wiener Mittelschulen wissen Kinder nicht wie viel 10 % von 130 Euro sind, erhalten aber ein „Sehr gut“ in Mathematik.
In Österreich wächst eine Generation von Analphabeten heran, die zu den rettungslosen Verlierern einer immer wissenschaftlicheren und hochtechnisierten Welt gehören. Sie werden zum künftigen Spielball der Politik und leicht zu manipulieren sein, denn sie sind nicht in der Lage, Zeitungen zu lesen, geschweige denn so etwas wie den Hypo-Skandal zu verstehen.
Das Bildungsdesaster zieht aber noch viel weitere Kreise: Aufgrund der schlechten Schulausbildung ist jeder dritte Bewerber für den Beruf des Volks-, Haupt- oder Berufschullehrers ungeeignet und muss abgewiesen werden. Eine erdrückende Mehrheit der Schulabgänger ist den Anforderungen eines Mathematikstudiums nicht gewachsen. Jeder zweite Maturant bricht sein Gratis-Hochschulstudium ab, das er auf Kosten der Allgemeinheit beginnt und wie ein benutztes Handtuch
fallen lässt. Österreich musste 2011 die Rot-Weiß-Rot-Karte einführen, um hochqualifizierte Ausländer ins Land zu holen, da wir international bereits jeden Anschluss verloren haben. Derzeit zehrt Österreich noch von Angelernten, Facharbeitern, Ingenieuren und Wissenschaftlern, die das Glück hatten, nicht unter Ministern wie Gehrer, Schmied oder Heinisch-Hosek in die Schule gegangen zu sein. Aber es kommt nichts mehr nach.
Diese katastrophale Entwicklung bringt unsere gesamte Lebensweise und unser Sozialsystem in ernste Gefahr. Wir werden nicht mehr den wissenschaftlich-technischen Fortschritt und die hohe Produktivität pro Arbeitsplatz erreichen, um die sozialen Standards und den Wohlstand zu sichern. Der Vorsprung Europas, der sich einst auf bessere Kapitalausstattung, bessere Ausbildung und hohe Technisierung gründete, ist nicht mehr gegeben. In wenigen Jahren wird keine einzige westliche Nation unter den Top-10-Ländern der größten Volkswirtschaften der Welt sein:
China bildet jedes Jahr fast eine Million Ingenieure aus. In den übrigen asiatischen Schwellenländern ist die Situation ähnlich. In Indiens Schulen ist die Weltelite der Computerprogrammierer zu Hause. Warum nicht bei uns? Ja, Frau Minister Heinisch-Hosek, warum nicht bei uns? Ich glaube nicht, dass wir einen größeren Anteil an Hausdeppen haben als China, Indien oder Finnland.
Die Hauptursache für diesen Abgesang liegt darin, dass es den politisch Verantwortlichen lieber ist, dass „alle gleich schlecht als unterschiedlich gut sind“. Es kam in allen Bereichen so lange zur systematischen Absenkung der Anforderungen, bis es kaum jemanden gab, der sie nicht erfüllen konnte.
Dem alten, nicht totzukriegenden Märchen von der Gleichheit, die es noch nirgends auf der Welt je gegeben hat, hat man eines der besten Schulsysteme der Welt geopfert. Hinzu kamen neue pädagogische Ansätze wie „man brauche nichts mehr auswendig zu lernen, man müsse nur wissen, wo etwas steht“. Das ist überhaupt eine der besten Ausreden für Nichtwissen. Stellen Sie sich vor, Sie würden von einem Chirurgen notoperiert, der erst im Internet nachschauen muss, um zu wissen, wo Ihre Milz ist.
Wir brauchen wieder ein leistungsorientiertes, nach vielen Schultypen gegliedertes, hochmodernes Bildungswesen, das dem Einzelnen erlaubt, sich nach seinen Fähigkeiten zu entwickeln. Aber dazu bedarf es anscheinend einer anderen Politikergeneration.
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