► Gott sei Dank gilt: „Auch ein großer Geist nicht alles weiß“ (E.H. Bellermann). Aber es heißt auch in der Bibel: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“ (Matthäus 26, 41). Und: „Geist wächst nicht auf trockenem Boden“ (Augustinus). Papier ist geduldig: „Was der Geist nicht hergibt, kann auch das Papier nicht leisten“ (M. Richter). Geist kann sich auch in Spott äußern: „Spottsucht ist oft Armut an Geist“ (J. de la Bruyère). „Ein vorgeprägter Geist ist niemals ein freier Geist“ (aus China). Es gibt unterschiedliche Arten von Ausprägungen des menschlichen Geistes: „Ein Schöngeist ist meist weder Geist noch schön“ (B. Fuchs). Außerdem: „Ein Kleingeist kann nicht großzügig sein“ (A. Rahn). „Widerspruchsgeist ist das einzige, was manche Leute an Geist besitzen“ (P. Sirius). „Ein ungezähmter Geist ist Quelle zahlloser Leiden“ (Dalai Lama). Und zum Schluss: „Ein erhabener Geist verachtet niedrige Dinge“ (Erasmus von Rotterdam).
► Fazit: „Der Geist ist zwar unerschöpflich, unterliegt aber auch gewissen Grenzen.“* Denn: „Mit Geistesblitzen kann man die Welt erleuchten, aber keinen Ofen heizen“ (C.F. Hebbel). Wir können geistreiche Menschen (z. B. klug denkend, wissend und einfühlsam, mit gutem Willen) und geistlose Menschen unterscheiden, die diese Kriterien nicht erfüllen. „Gegen die Geistlosigkeit ist selbst der Kampfgeist machtlos“ (B. Fuchs). Und es gilt: „Das größte Gut des Menschen ist sein unsteter Geist“ (J. Asimov). Zum Verhältnis von Alter und Geist können wir feststellen:
„Wenn der Geist jung ist, spielt das Alter keine Rolle“
(Ralf S. Kassemeier)
In der Praxis unterscheiden wir große und kleine Geister: „Ein kleiner Geist will nur glauben, was er sieht“ (F. de La Rochefoucauld). Auch gilt: „Je kleiner der Geist, umso größer die Einbildung“ (Aesop). Ohne Frage ist großer Geist mit schöpferischer Intelligenz verbunden. „Genialität beginnt dort, wo man den normalen Geist aufgibt“ (M.M. Jung). Aber wir müssen einschränken: „Ein geistreicher Mann ist nur etwas wert, wenn er Charakter hat“ (N. Chamfort). Zum Schluss: „Unser Geist muss offen, kritisch und kreativ sein, wenn wir unsere Chancen nutzen wollen“ (Jürgen Witt).81
2.2.1 Denken
Das Denken ist jedes aktive kognitive Verhalten des Menschen. Damit ist es ein wesentliches Elemente des psychischen Systems Geist. Denken prägt den Verstand als Fähigkeit bzw. Tätigkeit, sich mit einer Menge von Informationen über Wirklichkeiten auseinanderzusetzen, sie zu bestimmten Zwecken zu unterscheiden und mit Informationen zu vergleichen, zu werten, zu ordnen und zu speichern. Das Denken ist auch mit Problemlösen verbunden.82 Aber einschränkend: „Das Bedenklichste in unserer bedenklichen Zeit ist, dass wir noch nicht denken.“83 In das, was Denken heißt, gelangen wir, wenn wir selbst denken lernen. Denken ist also mit Lernen verbunden.84 „Wer selber denkt, hat Heimvorteil“ (M. Rumpf). Aber bedauerlich ist: „Leider lernt der Mensch Denken immer als Letztes“ (W. Fürst). Übertreiben sollte man es aber auch nicht: „Wer ständig denkt, wird zum Thinkoholic“ (H.J. Quadbeck-Seeger). Wie ist das Denken als Teil des menschlichen Geistes dialektisch zu beurteilen?
► These: „Das Denken macht die Größe des Menschen aus“ (B. Pascal). Außerdem gilt: „Denken ist des Menschen bestes Teil“ (H. Ibsen). „Gedanken leben vom Denken“ (M. Hinrich). „Das Denken ist die Arbeit des Geistes, die Träumerei seine Lust“ (V.M. Hugo). Weltberühmt ist der folgende Ausspruch:
„Ich denke, also bin ich“
(René Descartes)
Descartes war zunächst Soldat und entwickelte sich zu einem exzellenten Mathematiker. Er hasste es, wenn er zu früh geweckt wurde, weil er morgens gern lange ausschlief.85 Aufgrund seiner Intelligenz erfreute er sich großen Ruhmes, doch sein tiefes Misstrauen und seine Arroganz machten ihn empfindlich gegenüber jeder Kritik.86 Hier bewahrheitet sich wieder meine Erkenntnis: „Sehr kritische Menschen vertragen selbst überhaupt keine Kritik.“* Bescheiden meint demgegenüber L.A. Seneca: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Der mallorquinische Philosoph und Theologe Raimundus Lullus fand: „Denken macht durstig … und wer Durst hat, kann nicht denken.“87 Zum Denken sollte man sich die Zeit nehmen: „Man kann nicht denken, wenn man es eilig hat“ (Platon). „Nur wer viel allein ist, lernt gut zu denken“ (W. Ronsels). Deshalb sage ich: „Denken blüht in der Stille.“* S. Graff meint dazu: „Es gibt nichts Wichtigeres auf der Welt, als den Menschen zum Nachdenken zu bringen.“ Kommt die Bildung vom Lesen? „Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene“ (C. Hilty). Ein bekannter Politiker bekennt: „Man muss einfach reden, aber kompliziert denken, und nicht umgekehrt“ (F.J. Strauß). Typisch ist der folgende Ausspruch von Thomas Gottschalk: „Ich habe eine große Klappe und kann schnell denken.“ Zum Schluss: „Wer mundfaul ist, kann trotzdem denkfleißig sein!“*
► Antithese: „Manchmal bezweifle ich, dass das Denken wirklich ein Vorteil ist“ (D. Wieser). Denn: „Denken heißt zerstören“ (F. Pessoa). Und: „Manchmal ist das Denken eine Plage“ (A. Merbach). Dann wundert es uns nicht: „Denken macht einsam“ (P. Rudi). „Auch das Denken schadet bisweilen der Gesundheit“ (Aristoteles). Zum Verhältnis Sein und Denken: „Denken und Sein werden vom Widerspruch bestimmt“ (Aristoteles). Denken ist mit Logik verbunden, aber: „Scharfkantiges Denken eckt an“ (H.J. Quadbeck-Seeger). Auch Gefühl ist nötig: „Unsere Gedanken beginnen zu welken, sobald ihnen die Sonnenstrahlen des Herzens fehlen“ (D. Mühlemann). Und es gilt: „Denken, ohne zu zweifeln ist Schwärmerei“ (H.J Quadbeck-Seeger). Leider: „Jeder akzeptiert nur die Zusammenhänge, die er überschaut“ (M. Richter). „Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt“ (E.R. Hauschka). Verblüffend ist: „Bei manchen Köpfen steigt beim Denken so viel Rauch auf, dass die Umgebung total vernebelt wird“ (T. Zölffel). Ein Top Manager muss es wissen: „Die meiste Zeit geht dadurch verloren, dass man nicht zu Ende denkt“ (A. Herrhausen).
► Synthese: Das logische Denken prägt insbesondere den Verstandesmenschen.88 „Zu einem vollkommenen Menschen gehört die Kraft des Denkens, die Kraft des Willens und die Kraft des Herzens“ (L. Feuerbach). Aber: „Wir lieben die Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken, vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir“ (M. Twain). Ein berühmter französischer Staatsmann plädiert für das Handeln, vor allem, wenn die Zeit gekommen ist:
„Nimm dir Zeit zum Nachdenken, aber wenn die Zeit zum Handeln gekommen ist, dann höre auf nachzudenken und handle“
(Napoleon Bonaparte)
„Das Denken ist als Arbeit des Geistes etwas Wunderbares, vor allem, wenn es zum Erfolg führt.“* „Zum Denken sind wenige Menschen geneigt, obwohl alle zum Rechthaben“ (A. Schopenhauer). „Denken ist schwer, darum urteilen die meisten“ (C.G. Jung). Vieles wiederholt sich: „Alles ist schon gedacht worden, man muss nur versuchen, es noch einmal zu denken“ (J.W. von Goethe). Wir wissen: „Das Denken ist keine Massenveranstaltung“ (R. Walden). Denken ist manchmal Wahnsinn: „Je näher man dem Wahnsinn kommt, desto besser versteht man die Wirklichkeit“ (D. Mühlemann). Und zum Schluss sollten wir auch im Rahmen der Betrachtungen des Denkens nie vergessen: „Der Mensch denkt, Gott lenkt!“ (unbekannt).
2.2.2 Vernunft
Die Vernunft ist die geistige Fähigkeit des Denkens eines Menschen, nämlich in konkreten Fällen zu erkennen, aus welchen