Wer sich nach der Wahrheit sehnt, der empfängt, je nach seiner geistigen Reife, Funken aus dem Licht der Wahrheit. Je mehr Funken er zu empfangen vermag, desto intensiver und weitreichender wird sein Seelenlicht. Es leuchtet ihm auf dem Weg einwärts zu Gott, auf dass er dem Ewigen immer näher komme. Das Licht der Wahrheit füllt die Empfindungen, Gedanken, Worte und Werke des gottzustrebenden Menschen mit Licht, so dass sein Denken, Reden und Tun wahrheitsgetreu ist.
Menschen im Geiste der Wahrheit benötigen nicht mehr das Streichholz des Nächsten, die kleine Flamme der Aufwertung und Anerkennung, mit der sich so viele Menschen immer noch verführen lassen. Wer dieses Flämmchens bedarf, der begnügt sich mit diesem kurzen Aufleuchten. Damit wird er entzündet – und damit entzündet er wieder Gleichgesinnte.
Was bringt dem Menschen dieses kurz aufleuchtende Flämmchen? Wie lange brennt ein Streichholz? Es flackert auf und ist sogleich wieder abgebrannt.
Ähnlich ist es mit dem menschlichen Ich. Es flackert auf und leuchtet kurze Zeit; dann bricht es in sich zusammen. Es ist wieder dunkel in dem, der sich mit der Aufwertung und Anerkennung begnügt – bis ein anderer kommt und ihm für kurze Zeit wieder das Flämmchen der Aufwertung und Anerkennung entzündet.
Dieses Heischen nach dem Flämmchen der Aufwertung und Anerkennung erfolgt so lange, bis sich die Seele in Mir, dem Christus, entfaltet hat und Licht aus Meinem Lichte geworden ist. Dann hat sich die Seele an Mir entzündet und leuchtet in Gott ewiglich. Wer sich an Meinem Licht entzündet, der wird wieder selbsttätig leuchtend – so, wie er als reines Wesen war und als reines Wesen wieder sein wird: selbsttätig leuchtend ewiglich.
Wie arm ist doch der »Streichholzüberbringer« und wie arm derjenige, der sich am Streichholz entzünden muss, um kurz aufzuleuchten, um sich kurz darstellen zu können, um sich also kurz ins Licht zu rücken! Beide, der Überbringer und der, der sich entzünden lässt, sind lichtlose, noch arme Seelen, geistig Tote, die sich selbst bedauern und betrauern und sich kurzzeitig am Flämmchen der Aufwertung und Anerkennung erfreuen.
Wer so denkt und handelt und vom Nächsten das Flämmchen erwartet, der lebt nicht. Wer nicht lebt, der kennt sich selbst nicht und kennt seinen Nächsten nicht und hat auch kein Auge für das Wahre und Schöne. Er spricht vom Sein und meint sein Ich. Er spricht vom Selbst und meint sich selbst. Er handelt einzig für sich selbst und gibt sein Letztes her, um gesehen zu werden.
Der verdunkelte, der blinde Mensch, sieht nur sein niederes Selbst und schaut nicht sein wahres Selbst. Er bleibt so lange ein Blinder, bis er weiß, wer er ist, und bis er lebt, was er ist – göttlich.
Solange der Mensch nicht aus der Wahrheit schöpft, will er sich selbst beweisen. Ist er zur Wahrheit geworden, dann ist er die Wahrheit und das wahre Sein, das Leben in Mir, das unpersönlich ist.
Wer zum wahren Sein, zum wahren Selbst, geworden ist, der braucht sich nicht zu beweisen und braucht sich nicht seinem Nächsten zu beweisen, weil er das wahre Selbst, das wahre Sein, ist.
Die Wahrheit muss sich nicht beweisen – sie ist.
Wer aus der Wahrheit ist, der ist die Wahrheit; er braucht auch nicht nach der Wahrheit zu fragen.
Der Wahre vollbringt an seinem Nächsten nur Gutes, und nur dann, wenn dieser es erbittet. Der Wahrhaftige bleibt dem Nächsten immer treu und gut – auch dann, wenn dieser ihn und seine Hilfe verneint.
Ist die Seele im Menschen zum Ich Bin, der Wahrheit, dem Gesetz des Alls, geworden, dann begegnet sie auch immer wieder dem Ich Bin, weil sie im Strom des Ich Bin lebt und das Auge des Ich Bin ist.
Das Ich Bin ist das wahre Selbst; es begegnet sich immer wieder selbst, da es göttlich ist und alles Göttliche in allem enthalten ist. Du bist der Träger des wahren Selbst, des Göttlichen, des All-Lebens.
Das Ich Bin ist das wahre Selbst, ist das Sein, ist die Wahrheit, ist das Gesetz des Alls. Das Ich Bin ist alles in allem; deshalb ist es das Selbst. So du wieder göttlich bist, bist du das Selbst, das Sein, die Wahrheit, das Gesetz der Liebe, weil du der Erbe der Unendlichkeit bist und das Ebenbild deines ewigen Vaters.
So, wie im Himmel, so auch auf Erden: Das Göttliche begegnet immer wieder dem Göttlichen – sich selbst. Das menschliche Selbst, das niedere Ich, begegnet immer wieder sich selbst, dem niederen Ich.
M eine Apostel und Jünger fragten Mich, wie sie von Bindungen und Anerkennungsstreben frei werden können:
Ihr werdet von Bindungen und Anerkennungsstreben dann frei werden, wenn ihr euren Mitmenschen die Freiheit lasst und euch auf euch selbst besinnt, um durch Verwirklichung und Erfüllung der Gesetze Gottes die bewusste Sohn- oder Tochterschaft Gottes zu erlangen, denn in Gott leben alle Wesen frei. Sie sind an nichts und an niemanden gebunden. Sie sind reich, da sie das Gesetz Gottes erfüllen.
Erfüllen Seele und Mensch das Gesetz Gottes nicht, dann verarmen sie und binden sich an Menschen und Dinge, die sie umgeben und die auf sie zukommen.
Wer sich vom Alltagsgeschehen und von Menschen steuern lässt, der hat sein Lebensruder aus der Hand gegeben und hat keine Unterscheidungsgabe. Solche Menschen trennen sich von dem einen und binden sich an den anderen.
Beachtet folgenden einfachen Grundsatz:
Baue auf Gott, den Ewigen. Erwarte nichts von deinem Nächsten, dann bist du nicht enttäuscht.
I hr sollt mit nichts und mit niemandem Vergleiche anstellen. Gleiches setzt Gleiches voraus.
Erkennet, das Innere Licht, der Christus in euch, der Ich Bin, ist unvergleichbar.
Wer im Lichte der Wahrheit erwacht ist, der vergleicht nicht mehr – er ist.
V iele Menschen sind in das Dunkel gehüllt, weil sie ganz im Äußeren aufgehen. Sie gehen an ihren Nächsten gedankenlos vorbei und wissen nicht, dass sie an Gott vorbeigehen.
Dunkel und somit blind, wie sie sind, vergehen sie sich an den höchsten Lebenskräften, an dem Gesetz des Heils. Sie wissen nicht um ihr Innerstes, um den kostbaren Schatz, den Edelstein, der gleich Gott ist, aus dem heraus sie geistig geboren sind und dadurch göttlich wurden.
Darum lernt, im Licht, im ewigen Sein, zu wandeln. Bewahrt euer Leben, indem ihr aus dem Leben schöpft. Gehet in die Stille, werdet stille und wirkt aus der Stille. Das ist die wahre Tat; das ist Gotterfülltsein.
W as der Mensch ausstrahlt, das zieht er an, und nur das sieht er. Jeder sieht sich im Nächsten selbst, der Göttliche und der Ungöttliche.
Was der Mensch denkt, dem begegnet er, denn Gleiches zieht immer wieder Gleiches an und sieht auch Gleiches.
Du siehst dich selbst in deinem Nächsten.
Das, was du siehst und worüber du dich erregst, das bist du, der Mensch. Deine physischen Augen reflektieren nur dich selbst und das, was um dich ist und was dich erregt – und das bist wiederum du.
Der wahre Schauende, das wahre Selbst, schaut und sieht gleichzeitig, weil das geistige Auge alles durchschaut und überschaut.
Der wahre Schauende hat den Blick für das wahre Sein. Er schaut in die Tiefen des Lebens und schaut sich darin selbst und seinen Nächsten und alles Sein, weil das geistige Auge alles wahrnimmt, da es gleichzeitig das Auge des ewigen Gesetzes ist: das wahre Sein, das wahre Selbst.