Was Christen mögen .... Jonathan Acuff. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jonathan Acuff
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783865065506
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aber müsste nicht wenigstens das Begrüßungsteam schon da sein, um die Pylone aufzustellen? Wer schaltet die ganzen Flachbildschirme ein oder steuert den Kamerakran, den sie benutzen, um den Gottesdienst an die anderen Standorte zu übertragen, in die richtige Position? Dann fällt es mir wieder ein: Stimmt ja, die haben gar keinen Kran und auch keine anderen Standorte.

      Und dann tun sie mir richtig leid.

      Wenn nämlich Gott wirklich gut fände, was die da machen, hätten sie dann nicht auch ein so großes Gebäude wie die Gemeinde, in die ich gehe? Hätten sie nicht auch an einem durchschnittlichen Sonntag fünfzehntausend Gottesdienstbesucher? Hätten sie nicht vierhundert Mitarbeiter statt nur vier? Würde Gott diese Gemeinde nicht segnen und mega machen, wenn er gut fände, was die da machen?

      Das würde er, und das steht ja auch so in der Bibel. In Lukas 15,10 heißt es: »So, sage ich euch, wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.« Ich weiß, was Sie jetzt denken: »Aha, eine Person ist für Gott schon mega!« Aber vielleicht ist ja »eine Person« im Sinne der göttlichen Mathematik zu verstehen, so wie manche Leute auch argumentieren, die sechs Schöpfungstage könnten auch dem menschlichen Äquivalent von sechstausend Tagen entsprechen. Vielleicht sollten wir »eine Person« als »ein großstädtisches Ballungsgebiet« verstehen?

      Das alles kann einen schon manchmal sehr verwirren. Ich würde mir ja gerne in der kleinen Gemeinde in meiner Nachbarschaft einen weisen Rat dazu holen, aber ich glaube, die beschäftigen dort nicht einmal einen Experten fürs Neue Testament. Ich bin sogar ziemlich sicher, dass der Pastor derselbe Typ ist, der da immer den Rasen mäht. Der übrigens so klein ist, dass man darauf nicht einmal ein Open-Air-Kino-Event veranstalten könnte. Wie traurig.

      Auf Megakirchen herumhacken

      Ich gehe in eine Megakirche, und das bringt es mit sich, dass gelegentlich Christen, die große Gemeinden für eine Fehlentwicklung halten, mich in Debatten darüber verwickeln, warum Megakirchen doof sind. Wobei die Leute es nie einfach offen aussprechen und sagen: »Megakirchen sind doof.« Manchmal wäre es mir lieber, sie täten das. Das ginge nämlich viel schneller als folgender Monolog:

      Die Sache ist die: Wenn eines Sonntags eine Karawane von Schulbussen vor unserer Gemeinde vorfahren würde und aus heiterem Himmel auf einmal Tausende von Besuchern auftauchen würden, dann würde ich sie wieder wegschicken. Ich würde ohne Umschweife sagen: »Nein danke, wir wollen keine Megakirche sein. Steigen Sie wieder ein und fahren Sie woanders hin.« Wahrscheinlich müsste ich die hartnäckigeren Fälle mit dem Gartenschlauch verscheuchen, aber das Allerletzte, was ich wollte, wäre, zu einer Megakirche zu gehören.

      Ich bin ziemlich sicher, dass Gott nicht viel von diesen Gemeinden hält. Die Musik ist viel zu laut, und man kommt sich im Gottesdienst vor wie bei einem Konzert. Ohne alte Choräle weiß ich gar nicht, ob das überhaupt als Gottesdienst gilt. Außerdem kann man keine echten Beziehungen zu Leuten aufbauen, wenn man am Sonntagmorgen von viertausend anderen Gemeindegliedern umgeben ist.

      Und sie benutzen Laserscheinwerfer. Gott hasst Laserscheinwerfer. Und im Missionsauftrag in Matthäus 28,19, wo es heißt: »Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker«, da meinte Jesus »alle« nicht im Sinne von »jeden«. Er meinte alle im Sinne von »alle Leute, die in ein Gebäude von angemessener Größe passen«. Was das ist, ein Gebäude von angemessener Größe? Zum Beispiel das, in dem sich meine Gemeinde zurzeit versammelt. Komm bloß nicht auf den Gedanken, zu uns in den Gottesdienst zu kommen. Ich habe einen Gartenschlauch, und ich scheue mich nicht, ihn zu benutzen.

      Gelegentlich fluchen

      Christen fluchen gelegentlich. Sie tun das nicht dauernd. Ich rede hier nicht von dreißígsekündigen Tiraden aus lauter Schimpfwörtern. Ich meine nur, dass sie alle paar Tage mal mitten im Gespräch einen Kraftausdruck fallen lassen. Warum machen wir das? Ich glaube, wir möchten gern andere wissen lassen, dass wir diese Wörter durchaus kennen. Wir wollen, dass andere merken, dass wir wissen, dass es sie gibt und was sie bedeuten. Außerdem weiß doch jeder, dass ein Fluch neunzehn Mal wirkungsvoller ist, wenn er aus dem Mund eines Christen kommt. Das ist eine wissenschaftliche Tatsache. Wenn man ungläubig ist und flucht wie ein Landsknecht, dann ist das nichts Besonderes. Wenn man aber als Christ flucht, dann fallen die Vögel vom Himmel herab. Die Bäume erzittern bis in die Wurzeln. Das Magma unter der Erdkruste kühlt sich um vierzehn Grad ab. Über solche Macht zu verfügen, ist einfach zu verlockend, als dass man es ignorieren könnte.

      Sagen, ein anderer werde im Himmel ein größeres Haus haben als man selbst

      Jeder Christ hat so seine eigenen Vorstellungen davon, wie es im Himmel sein wird. Doch über eins sind sich alle einig: Höchstwahrscheinlich wird irgendjemand, den man kennt und der superfromm ist, dort ein schöneres Haus haben als man selbst. Man selbst ist gut, aber man kennt bestimmt Leute, um die sich Gott ganz besonders kümmern wird, wenn alles vorbei ist.

      Deshalb hoffe ich, dass ich im Himmel mal meine Nachbarin Lynn besuchen darf. Die wird nämlich ganz sicher in einer exklusiven geschlossenen Wohnanlage wohnen. Das Tor wird zwar sicher offen sein, weil ja im Himmel keiner irgendwo einbricht, aber sie wird wahrscheinlich trotzdem auf den Summer drücken oder vielleicht auch die Posaune blasen müssen, um mich hereinzulassen. Ich schätze, im Himmel wird es eine Menge Posaunen und Harfen geben.

      Versteh mich nicht falsch – ich werde im Himmel bestimmt auch eine nette Bleibe haben. Aber ich habe noch nie jemandem nach einem Sturm das Dach neu gedeckt. Ich habe nie meine Schwiegermutter bei uns einziehen lassen und sie ein Jahr lang gepflegt, als sie krank war. Ich habe mich noch nie zwei Jahre lang für zwei Tage in der Woche als Babysitter für meine Enkeltochter zur Verfügung gestellt, bloß weil das gerade der richtige Schritt war.

      Wenn es so weiterläuft wie bisher, kriege ich wahrscheinlich ein Loft. Es wird klein sein, aber eine hübsche Aussicht haben. Größtenteils auf Lynns Haus, weil das so riesig sein wird, dass man im Himmel kaum einen Platz finden wird, von dem aus man es nicht sehen kann. Ich sage ja nur – sie bekommt das VIP-Programm.

      Ein bisschen weniger nett sein als die Mormonen

      Hast du je einen Mormonen getroffen, der ein Blödmann war? Ich nicht. Jeder Mormone, dem ich je begegnet bin, war nett, freundlich und gut gekleidet. Aber ich weiß, bei denen gibt es auch welche. Irgendjemand in Utah muss ja wohl ein Blödmann sein. Aber ich finde, Mormonen sind ein bisschen netter als Christen. Und der Grund ist folgender: Wenn Blödmänner Christen werden, ist das manchmal so, wie wenn ein Schlägertyp Karate lernt. Statt uns von Christus in unserem Herzen und unserer Einstellung verändern zu lassen, haben wir jetzt eine neue Methode, um andere in Grund und Boden zu hauen. Unsere bisher schon vorhandene Neigung, andere zu verurteilen, wird durch die neu gefundene Spiritualität nur noch verstärkt. Was früher »allen anderen meine Meinung aufzwingen« war, ist jetzt »allen anderen im Namen Gottes meine Meinung aufzwingen«.

      Eine geistliche Ausrede dafür haben, dass man keine geistliche Disziplin hat

      Die beste Möglichkeit, sich vor einer frommen Pflicht zu drücken, wie zum Beispiel jeden Tag Stille Zeit zu machen, ist, zu sagen: »Ich fühle mich nicht geführt.« Nicht, dass die Stille Zeit sich wie eine Pflicht anfühlen sollte. Sie sollte sich anfühlen wie ein unbändiges Verlangen danach, Zeit mit dem Herrn zu verbringen. Man sollte morgens aus dem Bett springen und die Bibel aufschlagen wie ein Verhungernder, der sich über ein Büfett hermacht. Oder jedenfalls glaubst du, dass jeder andere außer dir die Stille Zeit so empfindet. Alle sind ganz begeistert davon, bloß du nicht – du bist ja eher so etwas wie ein mürrischer, heidnischer Sündermiesepeter.

      Um also deine Schuldgefühle darüber, dass du nicht regelmäßig Stille Zeit machst, zu beschwichtigen, sagst du: »Ich will meine Stille Zeit nicht nur absolvieren wie ein Ritual. Sie soll von Herzen kommen und nicht nur ein Punkt sein, den ich auf meiner To-do-Liste abhake.«

      Das ist eine tolle Ausrede, und zwar aus mehreren Gründen. Erstens hört es sich wunderbar fromm an. »Wow, dieser Typ hat so eine Leidenschaft dafür, Zeit mit Gott zu verbringen, dass er seine Stille Zeit nicht einfach nur per E-Mail schickt. Er wartet lieber, bis seine