Ruhrpottliebe. Lena Schätte. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lena Schätte
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783865067586
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      Lena Schätte

       RUHRPOTTLIEBE

      Roman

      Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

       detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.d-nb.de abrufbar.

      ISBN 978-3-865067-58-6

      Originalausgabe 2014

      © 2014 MARLON

      Ein Imprint der Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH,

      Gutenbergstr. 1, 47443 Moers

       www.marlon-verlag.de

      Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt.

      Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.

      Umschlaggestaltung: Brendow Verlag, Moers

      Titelfoto: fotolia© Fernando Cortés, fotolia© Ji Sign

      Satz: Brendow Web & Print, Moers

      1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014

       „Wenn so viele einsam sind, wie einsam zu sein scheinen,

       wäre es unentschuldbar egoistisch, allein einsam zu sein.“

      Tennessee Williams

       Inhaltsverzeichnis

       Cover

       Titel

       Impressum

       Zitat

       Kapitel I

       Kapitel II

       Kapitel III

       Kapitel IV

       Kapitel V

       Kapitel VI

       Kapitel VII

       Kapitel VIII

       Kapitel IX

       Kapitel X

       Kapitel XI

       Kapitel XII

       Kapitel XIII

       Kapitel XIV

       Kapitel XV

       Kapitel XVI

       Die Liebe in der Postmoderne

       „Ich höre auf diesen Bauch seit meinem 14. Lebensjahr,

       und so langsam glaube ich,

       dass mein Bauch nur Scheiße im Kopf hat.“

      Nick Hornby

      Mein Kleiderschrank ist zum Bersten gefüllt, doch kann ich nichts Brauchbares finden. Auf der Suche verteile ich alles auf dem Fußboden, Slatko scheint verlockt, sich in das riesige Nest aus frischer Kleidung zu kuscheln, aber ich scheuche ihn immer wieder weg. Seine weißen Hundehaare kleben so auf den schwarzen Sachen. In der schicken blauen Jacke vom letzten Sommer fühle ich mich wie eine Darstellerin aus einem dieser BBW-(Big-Beautiful-Women-)Pornos. Ein kurzer Blick in den Spiegel, und ich weiß: Ich fühle mich nicht bloß so.

      „Wie kommst du darauf?“, habe ich gefragt, als mir meine Cousine Marie beteuerte, Johannes und ich müssten uns unbedingt treffen. Wir hätten so viel gemeinsam. Als sie ihn in einer Vorlesung an der Uni sah, habe sie direkt an mich denken müssen, wir seien beide so herrlich szenig, wie sie meinte.

      Die heiße Jeans mit der gestickten Krone auf der Arschbacke geht nur zu, wenn ich mich auf den Rücken lege und ganz tief einatme. Deprimierend. Letztendlich entscheide ich mich für einen weiten braunen Zipper mit ausladendem Kragen und riesigen Taschen. Dazu eine schwarze Leggings und meine Lieblingschucks. Hundertprozentig glücklich bin ich nicht, doch ist das zumindest das kleinste Übel. Das Schminken im Bad kommt mir vor wie eine aufwendige Vorbereitungsprozedur, während der ich versuche, mich in Laune zu bringen.

      Johannes und ich haben telefoniert. Nächtelang. Er ist geistreich, witzig, doch stellte sich heraus, dass sein Szenigsein darin besteht, ein antifaschistischer Skinhead in Markenklamotten zu sein, und meines darin, Buttons mit frechen Sprüchen auf meine alte Lederjacke zu pinnen.

      Mit jedem Schritt in Richtung Bahnhof werde ich ein wenig nervöser. Als ich an Matheos Kneipe entlanglaufe und er mir durch die dreckige Fensterfront grinsend zuwinkt, überlege ich kurz, einfach reinzugehen und mir einen schönen Abend mit ihm in der Kneipenküche zu machen, ein paar Kakao mit Schuss einzuverleiben und Johannes einfach abzusagen. Aber ich würde es bereuen, so viel ist klar. Vielleicht ist Johannes die Liebe meines Lebens, und ich versäume seine Bekanntschaft wegen Billig-Rums in Kakao in der engen Durchgangsküche meines metrosexuellen besten Freundes. Das könnte ich mir nie verzeihen. Also schmeiße ich Matheo ein Luftküsschen zu und laufe weiter.

      Der Zug wartet schon am Gleis, als ich durch die Unterführung renne. Das Abteil ist leer – bis auf ein paar Männer, die aussehen wie ehrgeizige Informatikstudenten und über einem Laptop mit Riesendisplay große Augen machen. Wie lange habe ich mich auf diesen Tag gefreut? Wann immer ich mit Prickeln im Bauch in meinem heizungswarmen Schlafzimmer hockte und gebannt das Telefon an mein Ohr presste, habe ich mich gefragt, wie es sein würde. Aber jetzt gerade vergeht mir all die Vorfreude und lässt nur Platz für Nervosität und Schiss. Was, wenn er ganz anders ist, als ich ihn mir vorstelle? Und noch viel wichtiger: Was, wenn ich ganz anders bin, als er sich mich vorstellt? Gelogen habe ich nicht, höchstens hier und da die Wahrheit ein bisschen strapaziert. Na gut, hin und wieder, wenn er von einer hippen