Ein kleines Stückchen Seligkeit. Pam Rhodes. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Pam Rhodes
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783865067722
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in Kent, glaube ich, aber ganz genau weiß ich das auch nicht. Ich erinnere mich nur, dass ich das mal irgendwo gelesen habe. Wenn ich irgendwo einen Artikel über Bier entdecke, lese ich ihn mir immer durch.«

      »Sie mögen Bier, was?«

      Der Mann hob seinen halb vollen Humpen mit einem geradezu verliebten Blick an und sagte: »Wenn es richtiges Bier ist, dann auf jeden Fall.« Dann tätschelte er liebevoll seinen Bauch und fügte hinzu: »Es hat aus mir den Mann gemacht, der ich bin – Graham Paterson übrigens – tagsüber Leiter des Fachbereichs Mathematik an der Oberschule Dunbridge und abends geselliger Biertrinker.«

      Lachend reichte Neil Graham die Hand.

      »Ich bin Neil Fisher, Vikar.«

      »Das ist ein Scherz, oder?«

      »Nein, ich bin der neue Vikar von St. Stephen's.«

      »Na ja, wahrscheinlich weiß ich als alter Heide davon nichts.«

      »Kein echter Bier-Liebhaber kann jemals ein absoluter Heide sein«, sagte Neil grinsend. »Sie mögen nicht zufällig auch Bratwürstchen und Kartoffelbrei, oder?«

      »Ich liebe es!«, antwortete Graham. »Und die Würstchen sind richtig gut hier.«

      »Da bin ich aber froh. Ich habe nämlich gerade bestellt.«

      »Eine gute Wahl. Ich hätte allerdings nicht erwartet, dass ein Vikar auswärts essen muss. Habt ihr nicht immer irgendwelche Damen in der Gemeinde, die euch unbedingt bekochen wollen?«

      »Das Glück habe ich leider nicht – jedenfalls noch nicht. Heute ist erst mein erster Arbeitstag als Vikar hier.«

      »Anscheinend ein ziemlich schwerer, was?«

      »Das kann man wohl sagen.«

      »Fangen Sie schon an zu glauben, dass Sie sich den falschen Job ausgesucht haben?«

      »Nein, der Job ist absolut in Ordnung – jedenfalls wird er das sein. Es ist heute nur alles ein bisschen viel gewesen, so viele neue Menschen und so viele Informationen, was hier in Dunbridge so los ist.«

      »Das ist gar nicht so viel, glauben Sie mir. Damit werden Sie auf jeden Fall fertig.«

      »Wie lange leben Sie denn schon hier?«

      »Schon immer. Ich bin zur Lehrerausbildung nach Brighton gegangen – was toll war wegen des guten Bieres dort –, aber danach bin ich wieder zurückgekommen und habe da weitergemacht, wo ich aufgehört hatte. Ich esse meinen Sonntagsbraten immer noch zu Hause bei Muttern, und inzwischen unterrichte ich sogar an der Schule, auf die ich früher selbst gegangen bin. Auch da hat sich so gut wie nichts verändert, außer dass es jetzt keine reine Jungenschule mehr ist, und die kleinen Quälgeister jetzt wenigstens Mädchen haben, die Ihre Phantasie so anheizen, dass sie förmlich sabbern im Unterricht.«

      »Ich glaube, dass ich irgendwann in den kommenden Wochen bei Ihnen in der Schule eine Versammlung abhalte.«

      Graham zog eine Augenbraue hoch.

      »Sie haben aber eine Panzerweste, oder?«

      »Ach, sagen Sie doch nicht so was! Mir macht ja schon der Gedanke Angst, überhaupt öffentlich zu sprechen, aber vor einer ganzen Schule voller Teenager, das ist wirklich ein Alptraum für mich.«

      »Aber Sie sind doch Vikar. Sie müssen doch andauernd Predigten halten und Beerdigungen und solche Sachen. Gehört das Reden vor Menschen nicht zu Ihrem Job?«

      »Doch, leider.«

      Graham stellte seinen Bierhumpen vorsichtig auf den Tresen und schaute Neil eine ganze Weile einfach nur an.

      »Aber warum wird man denn dann Pfarrer?«

      »Es ist eine Berufung. Ich fühle mich ganz einfach dazu berufen.«

      Wieder zog Graham fragend die Augenbrauen hoch.

      »Von Gott«, fuhr Neil fort. »Ich fühlte mich von Gott berufen, in der Kirche zu arbeiten.«

      »Und wie hat er Sie berufen? Was genau hat er gesagt?«

      »Das war kein direktes Gespräch, und ich hatte auch keine Vision oder so etwas. Es war einfach ein Gefühl, das in mir hochkam – eigentlich sogar eher eine Gewissheit, dass ich dazu gedacht bin, dass es das ist, was ich tun soll.«

      Graham starrte Neil noch ein, zwei Sekunden länger neugierig an, bevor er sich wieder seinem Bier zuwandte.

      »Wird es denn wenigstens gut bezahlt?«

      »Nein, eher nicht. Aber ich habe ein eigenes Haus solange ich hier bin.«

      Graham grinste. »Na, das ist ja schon mal was. Und es heißt ja auch, dass die Frauen Männer in Uniform lieben. Wo ist denn übrigens Ihre Uniform? Müssen Sie den Kragen nicht immer tragen, damit wir anderen wissen, dass wir aufpassen müssen, was wir sagen?«

      Neil gluckste. »Mein Kragen hat heute ein bisschen gescheuert. Ich war froh, als ich wieder in Zivil war.«

      »Ist es denn wirklich so, dass die Leute mit Ihnen über ihre Probleme reden wollen, wenn Sie den Kragen tragen? So wie manche Leute auch ständig über ihre Krankheiten reden wollen, wenn sie wissen, dass jemand Arzt ist …«

      »Wenn das passiert, dann finde ich es wirklich gut, weil nämlich einer der Hauptgründe, weshalb ich überhaupt Pfarrer werden wollte, der ist, anderen in ihren Sorgen und Problemen beizustehen.«

      Graham schnaubte, als er den Bierhumpen hob, um einen tiefen Schluck daraus zu trinken.

      »Ich habe bisher noch nie ein Problem gehabt, das mir nicht nach ein zwei großen Bieren schon viel kleiner vorgekommen wäre«, sagte er und setzte den Humpen mit einem Knall wieder auf der Bar ab. »Auch eine Runde Darts hilft meistens. Lust auf ein Spielchen, bevor Ihr Essen kommt?«

      »Aber ich warne Sie«, sagte Neil lachend und schob die Ärmel seines Sweatshirts hoch, »ich war im Theologiestudium unangefochtener Darts-Champion.«

      »Und ich muss Sie warnen, dass ich mir nicht zu schade bin, auch ein wenig zu schummeln, wenn ich Angst bekomme zu verlieren!«, entgegnete Graham. »Möge der Kampf beginnen.«

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