Meine Seele gehört dir. Lisa Lamp. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lisa Lamp
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783967130232
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sie Sandra? Vielleicht doch Sierra? Nein, ihr Name war Sindy, oder? Ist ja auch egal.

      Blondie stand mit ihrem Tablett unschuldig schauend in einer Menschentraube und hustete, um ihr Lachen zu kaschieren. Ihr gegenüber entdeckte ich Isabella, die mit dem gleichen entsetzten Gesichtsausdruck ihren Körper hinabblickte wie ich. Ihre Pupillen waren geweitet und mein Mund klappte auf. Ihre seidigen Haarspitzen und die viel zu teuer aussehenden Klamotten waren mit Ketchup, Salz und Pommes beschmiert.

      Eine langbeinige Blondine wie Sindy, ja das war der Name, würde nie in ihrem Leben Junkfood anfassen, geschweige denn essen, weshalb niemand ihr die Entschuldigung, dass es ein Versehen war, abkaufte. Auch das Grinsen ihrer Freundin, die hinter ihr stand und ihr den Rücken stärkte, ließ sie nicht glaubwürdiger erscheinen, obwohl sie sich bedauernd bei Ella entschuldigte.

      Auf die zwei Blondinen achtete ich jedoch gar nicht. Automatisch schwenkten meine Augen auf Schneeweißchen und meine Wange fing wieder an, leicht zu kribbeln. Ella hatte elegante lange Finger, aber hinter ihrem Schlag lag eine Wucht, die mich umgehauen hatte. So viel Feuer hätte ich ihr bei dem zierlichen Körper und den geröteten Wangen, die sie jedes Mal bekam, wenn ich vor ihr stand, gar nicht zugetraut. Auch wenn das mit Sicherheit der falsche Zeitpunkt war, schoss mir bei ihrem Anblick das Blut in die Lendengegend. Mein Schwanz begann unangenehm zu pochen, während ich mich fragte, was sie mit ihren anmutigen Händen sonst noch machen konnte.

      Sie sah einfach fantastisch aus, selbst mit der fassungslosen Miene, den Tränen in den Augen und dem Gezupfe an ihrer Kleidung, um die Essensreste loszuwerden. Am liebsten wäre ich aufgesprungen, um ihr zu helfen oder ihr zu sagen, dass sie nicht auf die beleidigenden Sprüche der umstehenden Typen hören sollte, die sich über die Situation köstlich amüsierten.

      Doch ich konnte nicht. Einerseits wegen der riesigen Beule in meinem Schritt, die ich nur ignorieren konnte, weil ich meine Fingerspitzen im Holz des Tisches vergrub. Andererseits, weil ich der Schule so nur mehr Gesprächsstoff geboten hätte, um über Ella lästern zu können.

      Ellas Freundin, deren Namen ich mir nicht merken konnte, kicherte kurz, bevor sie gespielt bestürzt zu Ella lief und sie am Arm in Richtung Mädchentoiletten zog. Ob Ella wusste, dass ihre Begleiterin die Busenfreundin von Sindy war und sich über sie lustig machte, wenn sie nicht dabei war?

      Ich blickte den beiden nach, bis sie hinter der Tür zur Schulkantine verschwanden. Ein seltsamer Stich breitete sich in meiner Brust aus. Eifersucht. Auf Ellas Freundin. Sie konnte ihr helfen, konnte Zeit mit ihr verbringen und sie in der Öffentlichkeit anfassen. Alles, was ich nicht konnte, ohne dass die anderen Latinos es mitbekamen und weitertratschten.

      Sindy verbeugte sich vor ihren Freunden und grinste dümmlich, sobald Ella außer Sichtweite war. Als der Blick der Schulzicke meinen traf, leckte sie sich lasziv über die Lippen und zwinkerte mir zu. Widerlich! Gab es irgendjemanden an dieser Schule, der noch nicht über sie drüber gerutscht war?

      Die Blondine ließ sich feiern wie eine Heldin und mir wurde schlecht. Ich biss die Zähne zusammen und verstärkte den Druck auf meine Nägel, die sich in den Tisch krallten. Keuchend vor Anstrengung riss ich mich zusammen, um nicht aufzuspringen und meine Schale versalzener Pommes über Sindys Kopf zu leeren. Ob sie dann spontan an den Kohlehydraten verenden würde, weil sie sonst nie mit ihnen in Berührung kam?

      »Alles klar, Mann?«

      Manuel sah mich fragend an, aber ich schüttelte nur nichtssagend den Kopf. Auf ihn konnte ich immer zählen, doch ich wollte nicht reden. Ella spukte mir schon den ganzen Tag im Kopf herum. Da musste ich nicht auch noch meine Mittagspause damit verbringen, über sie zu sprechen oder mir ihre zarten Lippen vorzustellen, wie sie die meinen streiften.

      Als schlussendlich die Schulglocke das unangenehme Mittagessen auflöste, hatte ich noch immer Hunger, weil ich den Burger, der vor mir lag, nicht mehr herunterbekam. In meinem Magen rumorte es und ich hatte das Gefühl, mich augenblicklich übergeben zu müssen. Deshalb war ich unheimlich froh, aus der stickigen Cafeteria hinauszukommen, die mit ihren senffarbenen Wänden die Übelkeit verstärkte.

      Schnell lief ich den Gang entlang und herrschte eine Gruppe Schüler an, die mir im Weg standen, dass sie Platz machen sollten. Der Tag dauerte schon viel zu lange, aber ich hatte mir bereits einen Plan zurechtgelegt, um den Hass, der sich in den letzten Minuten in mir angestaut hatte loszuwerden. Ich rannte hinter Sindy her und erwischte sie glücklicherweise noch, bevor sie das Klassenzimmer betrat. Während des Unterrichts wären zu viele Zuschauer anwesend gewesen und auf keinen Fall wollte ich, dass Ella von meiner Aktion Wind bekam.

      »Sindy!«, sprach ich das Miststück an und versuchte mich an einem Lächeln, von dem ich wusste, dass es Frauenherzen zum Schmelzen brachte.

      »Ja«, antwortete sie, kicherte und drehte sich zu mir um.

      Eine Duftwolke aus Parfüm kam mir entgegen und ich rümpfte leicht die Nase, als der Gestank sich einen Weg durch meine Schleimhäute bahnte. Ihre Freundin war ebenfalls stehen geblieben und betrachtete mich mit einem abschätzigen Blick, als hätte sie noch nie einen Latino gesehen. Die hatte bestimmt bereits einem den Schwanz gelutscht, so wie alle Tussis aus dem reichen Viertel, auch wenn sie sich für etwas Besseres hielten. Alle, außer Ella.

      »Hast du heute Abend schon was vor?«, fragte ich Sindy.

      Hinter mir drängte sich Manuel vorbei und rammte mich unabsichtlich mit seinem Rucksack. Es klirrte leise, doch er ignorierte es und ging ins Klassenzimmer, ohne nachzusehen, ob etwas in seinem Rucksack zerstört wurde. Ich wusste nicht, seit wann Manuel den Alk mit zur Schule brachte, aber an manchen Tagen war das unsere Lebensrettung und bis jetzt war er erst einmal mit den Flaschen erwischt worden. Vielleicht hätte ich ihn vor meinem Gespräch mit Sindy um eine bitten sollen.

      »Nein, wieso?«

      Wieder ein Kichern. Mussten diese verfickten Schlampen immer schrill lachen, damit man sie wahrnahm, oder warum taten sie das? Ich hatte noch nie eine Latina so kichern hören. Lernte man das auf der Schule für reiche Mädchen? Oder war das ein Gen, das man zusammen mit dem Geld und dem Vaterkomplex erbte?

      Sindys Hand streichelte besänftigend über meinen Oberschenkel und griff in meinen Schritt, der von meinem Penis ausgebeult wurde. Schlagartig hob sich meine Laune. Jackpot. Sie hatte angebissen. Mein Grinsen wurde breiter und ich versuchte, das unangenehme Klingen in meinen Ohren zu ignorieren, das ihre Stimme auslöste.

      »Ich hole dich gegen acht ab«, meinte ich nur und drehte mich ohne ein weiteres Wort um, nachdem sie mir ihre Nummer zugesteckt und ihre Adresse genannt hatte.

      Silverton Street. Die einzige Straße im Viertel, bei der man in Geld schwimmen musste, um sich ein Haus leisten zu können. Aber was hatte ich auch anderes erwartet?

      Bevor ich es verhindern konnte, beherrschte ein Gedanke meinen Verstand: Das war Ellas Straße.

      Waren sie und Sindy Nachbarinnen? Ob sie mir begegnen würde, wenn ich vor Sindys Haustür wartete?

      »Mi amigo, kommst du jetzt? Der Unterricht hat schon angefangen.«

      Geistesabwesend nickte ich und sah in Manuels Richtung, der mit einem Kopfnicken ins Klassenzimmer zeigte.

      Welches Fach wir nun hatten? Keine Ahnung. Und ich wusste es auch nicht, als die Doppelstunde beendet wurde. Der Unterricht rauschte an mir vorbei wie ein schlechter Film, den man sich im Kino mit seinen Eltern ansehen musste, weil man mitgeschleift wurde.

      Mühsam richtete ich mich von meinem Platz in der letzten Reihe auf und folgte meinem besten Freund, der noch im Gebäude seine Zigaretten auspackte und sich einen Stängel zwischen die Lippen schob. Ich zündete mir selbst eine an und genoss den bekannten Geschmack auf meiner Zunge, als ich den Rauch in meine Lungen zog und die Schule im gleichen Atemzug verließ. Sofort blendete mich die untergehende Sonne, als wäre ich den gesamten Tag in einem Gefängnis ohne Licht eingesperrt gewesen.

      »Na, Schneeweißchen sieht ja wieder ganz manierlich aus«, meinte Manuel grinsend und klopfte mir freundschaftlich gegen die Schulter.

      Ich folgte seinem Blick zu der langen Kette aus überteuerten Autos, die bereits von Weitem schrien,