Unbrauchbar?. Steven Furtick. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Steven Furtick
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783961400508
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Buch soll eine Antwort auf diese Frage sein. Ich schreibe es nicht als Reaktion auf dieses beliebige Interview auf YouTube, sondern ich stelle mir diese Frage selbst schon mein Leben lang, und vielleicht geht es Ihnen ja auch so.

      Als ich mich auf den Weg begab, der zu diesem Buch führte, wollte ich endlich herausfinden, wie ich ganz tief in meinem Inneren selbst diese Frage beantworte. Ich wollte wissen, ob der besagte Theologe recht hatte. Ich wollte Klarheit darüber, ob diese leisen Zweifel, die immer wieder regelmäßig an mir nagen, innere Dämonen sind, die einfach ignoriert werden müssen, oder aber Warnsignale, die ich lieber beachten sollte. Ich wollte klären, ob ich meine Verantwortung mit Vertrauen in meine Berufung annehmen oder Panik bekommen und mich lieber verkriechen sollte, bevor ich alles in den Sand setze.

      Sie haben sich wahrscheinlich auch schon das eine oder andere Mal unqualifiziert gefühlt. Vielleicht hatten Sie nicht das zweifelhafte Vergnügen, darüber via YouTube informiert zu werden, wussten aber auch so Bescheid.

      Ich glaube, dass wir alle hin und wieder insgeheim mit Inkompetenzgefühlen zu kämpfen haben. Wir fragen uns, ob wir die Erwartungen erfüllen können, die an uns gestellt werden, und haben Angst, nicht zu genügen – was auch immer das für unsere konkrete Situation bedeuten mag.

      Es kann ein Wesens- oder Charakterzug sein, irgendein Makel oder eine Schwäche, die Sie unbedingt verbergen möchten, wie beispielsweise ungezügelte Lust oder Jähzorn oder auch eine Sucht. Selbst wenn es etwas ist, das schon lange zurückliegt, leben Sie vielleicht ständig in geheimer Angst, dass es eines Tages mit Macht ans Licht kommen und alles zerstören könnte, was Sie sich aufgebaut haben.

      Vielleicht hat es auch mit Ihrer unserer Rolle als Vater oder Mutter zu tun. Im Job haben Sie alles im Griff, nehmen es dort mit den Besten auf, aber privat sieht es ganz anders aus. Sie haben keine Ahnung, wie Sie mit Ihrem Teenager umgehen und ihn erziehen sollen und fühlen sich der Aufgabe absolut nicht gewachsen. Dabei ist Ihnen völlig klar, wie gefährlich dieser Zustand ist. Oder ganz tief in Ihrem Inneren wissen Sie, dass Sie in den geistlichen Dienst gehen sollen. Vielleicht gar nicht in den vollzeitlichen Dienst, aber auf jeden Fall in einen wichtigen geistlichen Dienst, sollen vielleicht ein Leiter/eine Leiterin, sein, jemand, der/die Entscheidungen trifft und Risiken eingeht. Doch Ihre Erfolgsbilanz ist bisher alles andere als beeindruckend, so dass Sie der Gedanke, sich da hinaus zu begeben, in panische Angst versetzt. Was, wenn Sie versagen? Und was ist, wenn durch Ihr Versagen andere mit in den Abgrund gerissen werden?

      Viele Menschen kämpfen ihr Leben lang mit solchen inneren Zwiespälten. Ständig diskutieren und verhandeln sie mit den Stimmen in ihrem Kopf, die ihnen sagen, dass sie nicht genügen, dass sie absolut und gigantisch unqualifiziert sind.

      In einem anderen meiner Bücher, Crash the Chatterbox (zu deutsch etwa: Zerschlag den negativen Gedankenkreis), geht es darum, wie wir eigene negative Gedanken sortieren. Im vorliegenden Buch soll es nun nicht darum gehen, einfach das zu ändern, was uns im Kopf herumschwirrt oder was wir sagen, sondern zu verstehen, wer wir zurzeit sind, damit wir werden können, wer wir sein sollten und wie wir gedacht sind. Es geht in dem Buch darum, die Vorurteile und Annahmen, die wir über uns selbst haben, schonungslos aufzudecken und zu überprüfen. Es geht darum zu erkennen, dass Gott die Quelle und der Ursprung unserer Zulänglichkeit ist.

      Und ich habe in diesem Zusammenhang eine gute Nachricht für Sie. Wenn Sie sich einmal die großen Männer und Frauen der Bibel anschauen, dann finden Sie bei ihnen allen eine Gemeinsamkeit: Sie sind alle unqualifiziert. Gott hat nämlich die Angewohnheit, genau solche Leute auszusuchen, die leicht übersehen werden.

      Bestehen oder Durchfallen

      Haben Sie schon jemals überlegt, wer – oder was – eigentlich wirklich qualifiziert und befugt ist, Sie zu beurteilen? Wer hat letztlich das Recht, zu bestimmen, ob Sie ein Erfolg sind oder ein Flop?

      Diese Frage zu beantworten ist gar nicht so einfach, wie es scheint.

      Denken Sie beispielsweise einmal an das Bewertungssystem, mit dem die meisten Menschen als erstes Erfahrungen machen: die Schulnoten. Schulen investieren jede Menge Geld und Arbeit in die Entwicklung von Tests und Leistungsstandards. Sie versuchen, die Bildungsfortschritte der Schüler mit einem allgemeingültigen System von Zahlen und/oder Buchstaben zusammenzufassen. Vielleicht liegt Ihre Schulzeit schon etwas länger zurück, aber erinnern Sie sich noch, wie sich damals Ihr gesamtes Universum um Noten drehte? Vielleicht war es auch nicht so, aber Ihre Eltern fanden, es müsste eigentlich so sein – in dem Fall war Ihr Zeugnis vermutlich unterirdisch. Im Grunde war es wahrscheinlich eine Art Vorgeschmack auf das Jüngste Gericht, nur ohne Cherubime und den weißen Thron.

      Wie haben Sie sich gefühlt, wenn Sie eine Note hatten, mit der Sie aus dem Schneider waren? Wahrscheinlich waren Sie erleichtert, ihre Eltern waren glücklich, und das Leben war schön.

      Aber bedeutete diese Note wirklich, dass Sie den Stoff kapiert und nachhaltig gespeichert hatten? Oder hieß es lediglich, dass Sie gut waren im Klausuren-Schreiben – oder vielleicht auch nur im Schummeln? Und was noch wichtiger ist, sagte Ihre Note auch etwas darüber aus, ob Sie das Gelernte auch anwenden konnten?

      Vielleicht waren Ihre Noten ja so schlecht, dass Sie nicht versetzt wurden. Bedeutete das nun automatisch, dass Sie auch im Leben scheitern würden? Bedeutet die Tatsache, dass Sie die Amerikanische Revolution vor Kolumbus datiert hatten oder die Formel für die Quadratische Gleichung nicht wussten oder das Periodensystem mit dem weiblichen Zyklus in Zusammenhang gebracht und dem Bereich der Biologie zugeordnet hatten, dass Sie ein für alle Mal zum Scheitern verurteilt waren, zumindest aber zu einem geringwertigeren Leben?

      Die meisten Loser sind wahrscheinlich alt genug, um zu wissen, dass eine Zahl mit einem Komma zwar bedeutsam sein kann, aber in der Regel nicht schicksalsentscheidend ist. Es gab und gibt seit jeher zahllose Menschen, die in den herkömmlichen Bildungseinrichtungen nicht zurechtkamen und diese entweder freiwillig verließen oder daraus entfernt wurden – von Abraham Lincoln über Walt Disney bis hin zu Bill Gates.

      Dieses ganze Beurteilen und Bewerten und Für-qualifiziert-Erklären (oder eben nicht) hört ja mit der Schule bzw. dem Studium nicht auf, weil es so tief verwurzelt ist in unserer Kultur und unserer Psyche. Schauen Sie sich doch nur die Klischees an.

       Die Klausur bestehen.

       Den Schnitt schaffen.

       Es nicht schaffen.

       Die Note erreichen.

       Den Anforderungen gewachsen sein.

       Sich seine Sporen verdienen.

       Seinen Beitrag leisten.

      Wir analysieren und beurteilen einander permanent. Wir beurteilen Menschen nach unserem Maßstab – direkt oder unausgesprochen –, um sie einzuschätzen und festzustellen, ob sie unseren Ansprüchen genügen können. Dann akzeptieren wir sie entweder oder weisen sie zurück; wir loben oder kritisieren sie; wir huldigen ihnen oder machen sie lächerlich. In der Schule unserer eigenen Ansichten und Meinungen führen wir doch alle insgeheim Prüfungen durch.

      Aber genau wie bei den Schulnoten ist es auch hier so, dass diese Noten nie die ganze Geschichte erzählen. Es sind konstruierte, künstliche Instrumente, um etwas zu messen, das sich eigentlich nicht auf eine Zahl, einen Buchstaben oder ein Wort reduzieren lässt.

      Trotzdem versuchen wir es weiter, weil wir Menschen sind und weil Menschen das nun mal tun.

      Normalerweise beurteilen wir Menschen nach Charakter und Kompetenz.

      Beim Charakter geht es darum, wer wir sind. Dazu gehören nicht nur unser Name und unsere Nationalität, sondern unsere Persönlichkeit, unsere moralischen Maßstäbe, unsere Werte, wie wir emotional aufgestellt sind, unsere Vorlieben und Abneigungen, unser Geschmack, unser Benehmen – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

      Bei Kompetenz geht es um das, was wir tun. Es ist die komplexe Gesamtheit